AW: Seitenhiebe und Hommagen
Skyrock schrieb:
@Zornhau:
Die Deadlands-/Werewolf-Sache klingt dermaßen hirnschädigend, dass es fast schon wieder Spaß machen könnte.
Das täuscht. Wenn Du vollständig von NSCs dominierte Spielercharaktere spielen magst, die den NSC-"Verbündeten" und erst recht den NSC-Gegnern so total unterlegen sind, daß selbst ein Cthulhu-Investigator da den Spaß an der Sache verlieren würde, dann macht so etwas wirklich nur noch Masochisten oder Sich-Geschichten-Erzählen-Lassern Spaß. - Gerade letzteres ist ja wohl beim stimmungsgesteuerten OWoD-Werwolf das Wesentliche; und in diese "Erzählung" werden dann Deadlands-Spielercharaktere "reinerzählt", die eigentlich sonst stets gewohnt sind, ihre Geschichten selbst zu schreiben - und zwar in Blei.
Skyrock schrieb:
Hast du die Abenteuer eigentlich nur gelesen, oder musstest du als Spieler/SL darunter live und direkt leiden?
Ich hatte sie nur gelesen und versucht, was ging, für meine Nordstaaten-Kampagne auszuschlachten. Ich wollte das Thema Werwölfe bringen und mir hatte es eigentlich sehr gut gepaßt, daß hier Hellstromme Industries beteiligt war, weil ich in der Kampagne stark auf den Konflikt Denver-Pacific gegen Wasatch vor dem Great Railwars Hintergrund aufgesetzt hatte. So hätte es ganz gut gepaßt, daß die Hellstromme-Leute mal wieder ein unverantwortliches Experiment mit schlimmen Nebenwirkungen durchziehen wollten. Man kennt sie in meiner Kampagne (die im übrigen immer noch läuft) nicht anders.
Leider war aber nicht viel zum Ausschlachten da. Als ich die in der Deadlands-Conversion aufgelisteten Spielwerte der Garou gesehen hatte, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Damals hatte ich das Rascals, Varmints & Critters 2 Buch noch nicht, in welchem die detaillierteren Regeln für die Deadlands-Werwölfe standen. So konnte ich diese Werwölfe nur mit ihren Gegenparts im Marshal's Handbook vergleichen. - Oje. Dagegen waren wirklich hammerharte Fearmonger Terrorklasse A+ nur noch Aufwärmmonster. Die Kläffer sind sowas von zäh, stark, immun gegen dies, das und alles andere auch noch, schier nicht umzulegen, können sich schneller ein-/ausblenden als ein Displacer Beast bei D&D und so weiter und so fort...
Da der Versuch der Einarbeitung von Teilen dieser Trilogie gescheitert war, hatte ich dann doch schnell noch RV&C2 angeschafft, mir ein altes Cthulhu-Werwolf-Szenario geschnappt, die Übertragung aus den 1920ern in die 1870er war ja kein Problem, und konnte so drei Exemplare des Weirdwest-Werwolfs auf meine Posse loslassen (wie schon gesagt: ein echter Abgang mit Spätfolgen
, und ein Beinahe-Abgang (die letzten Chips auf Vigor-Würfe verbraten und glücklicherweise einen Mad Scientist Mediziner in der Posse gehabt) waren die Auswirkungen - und zwar bei den im Vergleich WESENTLICH zahmeren Deadlands-Werwölfen!).
Ich finde das Dime-Novel-Format eigentlich sehr schön, da man im Kurzgeschichtenteil einen möglichen Ablauf und eine mögliche Form der Darstellung der NSCs und Lokationen lesen kann, was einem einen ganz guten ersten Eindruck verschafft, wenn man das Szenario dann selbst fürs Leiten vorbereiten will.
Schon in den drei Kurzgeschichten verlieren die Helden (der untote Gunslinger Ronan Lynch, der findige New Orleans Huckster "Velvet" van Helter und die unglücklich in (Tote Hose)Ronan verguckte Scharfschützin "Bad Luck" Betty) erst gegen die bösen Wölfe, dann gegen die guten Wölfe, dann im Ringelreihn mal hier, mal da gegen gnadenlos überpowerte Mit- und Gegenspieler. Allein die Tatsache, daß ein blöder Werwolf es schafft gleich in der Einstiegsszene Ronan Lynch das Herz herauszureißen (und es, weil ja schon (un-)tot wieder auszuspucken) war ja dar Hammer. Ronan Lynch, der Mann der sich mit Stone einen Shootout geliefert hat, und es "überlebt" hat, läßt sich von solch einem Wadlbeißer seine Pumpe rausreißen, und muß sie dann - damit sein Manitou ihn heilen konnte - auch noch selbst wieder essen. - Nein, so unwürdig darf man den (HoE-)Heiligen der Gunslinger nicht behandeln.
Jedoch: Genau das ist das wahrscheinliche Ergebnis, wenn man die Posse OHNE die quasi-aufgedrängte NSC-Über-Werwolfs-Division gegen die Bösen antreten lassen würde.
Scheiß-Idee das.
Für mich ärgerlich kommt hierbei noch hinzu, daß diese NSC-Superwolfmen den DL-SCs auch noch die Story vom (OWoD)-Pferd bzw. Werwolf erzählen werden. Das sieht nach einer netten, gemütlichen Vorlesestunde aus, wo ein Spieler nicht einmal zu den ach so lästigen Buckets-full'o-Dice in Deadlands greifen muß, sondern sich voll und ganz der schönen Stimmung hingeben kann, die sich ausbreitet, wenn der Spielleiter das richtige Ambiente geschaffen hat und alle tief versunken nichts mehr TUN, sondern nur noch Erzählen-Lassen wollen.
Noch'ne Scheiß-Idee.
Man sorgt dafür, daß die Spieler mit ihren Alter-Egos nicht nur nichts drauf haben (im Vergleich nicht nur mit den Gegnern, sondern auch mit den "Verbündeten") und dann pißt man ihnen auch noch blöd-indianisch angehauchtes New-Age-Rassenreinheits-Unfug in die Ohren.
Ich weiß, was meine Spieler in solch einem Falle machen würden: gehen. Oder mir eine in die Fresse hauen (die meisten trainieren ja auch etwas, wo man lernt, daß Gewalt eben manchmal DOCH eine Lösung ist. Und ich akzeptiere das auch, denn sie hätten ja recht damit.).
Man soll - so die umgekehrte Conversion von DL-Werten nach OWoD-Werten auch das Szenario mit dem Werwolf-Wild-West-Ableger spielen können. Das dürfte so aussehen: die übermächtigen Werwolf-SCs folgen dem bösen Werwolf-NSC in den Weirdwest. Dort kloppen sie sich zwischen den unfähigen, schneckenlangsamen, klapperigen Menschlein des Westens der Abrechnung, folgen dem bösen Wolf wieder in ihren Superhelden-Westen, kloppen sich mehr, und kloppen sich noch mehr im dritten Teil. - Ich kenne ja Werwolf aus der OWoD nicht so recht, aber der Powerzuschnitt der SCs sieht so aus wie in einem typischen Superheldenrollenspiel, nur daß alle den gleichen langweiligen Fellanzug statt bunter Trikots und Capes (bzw. "No Capes!") tragen.
Vielleicht hat ja einer der hiesigen Werwolf-Supers-Spieler mal diese Trilogie aus der anderen, der Gewinner-Seite durchgespielt?
Da wäre ich schon (leicht) neugierig darauf, wie zimperlich er den Weirdwest im Vergleich zum OWoD-Wild West denn empfunden hat.