[Sci-Fi, kurzgeschichte] Project: Time - Hoffnung

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[Sci-Fi, kurzgeschichte] Project: Time - Vergangenheit & Zukunft

Hi !

Ich arbeite derzeit an meinem eigenen, kleinen Sci-Fi TT System. Und da habe ich in der Hintergrundwelt dieses Systems folgende kleine Geschichte geschrieben.
Solltet ihr mehr über das Projekt oder den Hintergrund erfahren wollen, schaut euch doch einfach in meinem Mini-FAQ um:
Planet-Confrontation - Testspieler für Project:Time gesucht ! & Mini-FAQ um.
Aber genug der schnöden Worte, hier kommt die Story:

Hoffnung​

Niron, die erste der beiden Sonnen von Tulkawa versank langsam am Horizont. Jandor schlenderte noch ein letztes Mal über die zerrissene und verbrannte Erde. Die Asche, die unter seinen bloßen Füßen nachgab, wirbelte in kleinen Stückchen in die verrußte, stickige Luft und stach in Jandors empfindlicher Nase. Noch vor wenigen Monaten war Tulkawa ein grüner, blühender Planet voller Leben gewesen. Aber dann kamen SIE. Wie ein schwarzer Schleier des Todes und Verderbens hatten sie sich ausgebreitet und ein Landstrich nach dem Anderen wurde überrannt. Alles Leben, das sich ihnen in den Weg stellte, wurde einfach hinweggefegt.

Jandor seufzte, als er die Bucht von Noranor betrat. Hier hatte er mit Lantara viele schöne Stunden verbracht. Doch der ehemals feine, weiße Sand war zu einer rot-schwarzen, matschigen Masse verkommen, das Meer rauschte nicht mehr und keine Welle umspielte jetzt seine Beine. Das Wasser war zäh und dickflüssig geworden und blubberte und gurgelte leise vor sich her. Jandor erinnerte sich daran, wie er hier einst Lantara zeigte, wie man Fische fing…
Heute gab es in diesem Meer kein einziges Leben mehr. So viele Leben wurden im Kampf in dieser Bucht gelassen, dass vermutlich nie wieder neues hier entstehen konnte.
Tulkawa selbst litt unter den Spuren des Krieges, den die elenden Darosh-Dhey über ihn gebracht hatten. Tulkawa war blutete, dass spürte Jandor. Langsam ließ er seine Hand über die Reste eines alten Baumes gleiten. Die raue Rinde kitzelte seine empfindlichen Sinne und er konnte sich daran erinnern, wie er als Kind von hier aus die ersten Raumschiffe der Menschen landen sah. Sie waren Freunde der Tanarier und man nahm sie mit Freuden in der neuen Kolonie auf Tulkawa auf, die über die nächsten Jahre stark vom Bündnis der beiden Völker profitierte. Die Technik der Menschen zusammen mit dem empfindlichen Gespür für das Leben machte aus Tulkawa eine wundervolle Oase inmitten eines Planetengürtels, der sonst fast nur tote Planeten enthielt. Jandor wuchs, wie viele andere seiner Art, unter den Menschen auf und wurde gemeinsam mit ihren Kindern groß.
Für die Tanarier war dieses eine der ersten gemischten Kolonien, und auch wenn die manche Menschen Raufbolde waren, so war das Leben auf Tulkawa friedlich. Der Planet war im Einklang mit seinen Bewohnern. Jandor lernte von ihnen ein wenig den Umgang mit Kriegsgerät, Forschungstechniken und viele interessante Dinge, während er vor allem die tanarische Weltanschauung weiter vermittelte.
Als auf Tulkawa die Nachricht über den Krieg mit den Teredar eintraf, mussten viele von Jandors neuen Freunden gehen und ihr Volk im Kampf unterstützen. Für Jandor unverständlich. Er kannte weder Krieg noch Kampf und hatte in seinem Leben immer alle Probleme friedlich lösen können.

Jandor lief gemächlich über die steinernen Ebenen auf die Klippen von Juliontus zu. Der Wind nahm schon zu und auch die Luft war hier schon wieder etwas sauberer. Der kalte Nordwind umspielte Jandors tentakelähnliche Haare. Früher war dieser Wind kalt und frisch gewesen, weil er über das weite Meer an die Klippen getragen wurde. Jetzt war der Wind warm und trug den Gestank von totem Fleisch mit sich. Auch der salzige Geschmack der Meersluft war verschwunden, zusammen mit der wunderschönen Aussicht…
Das fatale und abrupte Ende des Krieges der tausend Tränen wurde auf Tulkawa nicht gefeiert. Einige der Menschen, die den Planeten kurz zuvor verlassen hatten, kamen wieder, aber bei weitem nicht alle. Viele Freunde von Jandor sollten nie mehr zurückkehren. Jandor konnte nur für sie beten und hoffen, dass ihre Seelen in den Leskart eingegangen waren.
Die Menschen, die zurückkamen, waren verändert. Ihre Seelen waren in Unruhe und ihre Herzen verbittert. Sie sprachen kaum ein Wort und viele von ihnen verließen kaum noch ihre Behausungen, um die wunderbare Natur Tulkawas zu genießen.
Jandor besuchte jeden einzelnen der Rückkehrer und sprach ihnen Mut zu. Einigen konnte er helfen, aber viele blieben verzweifelt. Jandor kümmerte sich um sie, so gut es ging, aber zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, welche Schrecken noch auf ihn und seinen geliebten Planeten warteten.

Jandor konnte das Summen der Raumfähre hören, die die letzten Überlebenden von Tulkawa zu einem fernen Planeten bringen sollte. Eine riesige Maschine der Menschen, die Platz für mehrere tausend Lebewesen hatte. Sie war so monströs und gewaltig, dass sie Jandor gleichzeitig Respekt und Angst einflößte. Es war beeindruckend was die Menschen alles schaffen konnten. Riesige Maschinen, die Leben transportierten und retten konnten… und ein ganzes Volk, das nichts als den Tod allen Lebens im Sinn hat.

Es dauerte nicht lange, nachdem die Menschen zurückgekehrt waren, bis sich einer der kolonialen Außenposten mit einem Notruf meldete. Irgendetwas von einem Angriff unbekannter Wesen…
Die Menschen, die auf Teredar gekämpft hatten, waren entsetzt, als sie diese Nachricht hörten. Einige brachen nahezu in Panik aus, während wieder andere schneller ihre Waffen gezückt hatten, als Jandor in der Lage war, die Situation zu erfassen. Die Tanarier von Tulkawa versuchten die Menschen davon zu überzeugen, dass es sicherlich eine Verhandlungsmöglichkeit gäbe, aber die Menschen hörten nicht auf sie. Erst später merkte Jandor, dass es gut so war.
Die Monster, die die Menschen Darosh-Dhey nannten, überrannten ganz Tulkawa in kürzester Zeit. Die Stadt, in der Jandor lebte, war der letzte Teil des Planeten, der noch nicht von ihnen dem Erdboden gleichgemacht worden war. Immer wieder kämpften die Menschen mit ihren gefährlichen Waffen gegen die Bestien, und immer wieder fielen auch Freunde von Jandor ihnen zum Opfer. Es war eine Zeit in der sich der Himmel rot färbte und Blut durch die Strassen floss.

Jandor lief noch einmal durch das, was einmal seine Stadt gewesen war. Etwas zog ihn zum ehemaligen Stadtpark. Unter der Asche, den Kieselsteinen und Knochenresten spürte er, dass die gepflasterte Straße noch immer da war. In den Ruinen fühlte Jandor sich unwohl. Der Krieg hatte ihn zermürbt, hinter jeder Ecke erwartete er Waffenfeuer oder ein schreckliches Biest, aber er unterdrückte seine Angst und ging weiter.

Jandor erinnerte sich noch genau, wie er zur Zeit des Krieges durch diese Straße ging, um Verwundete zu versorgen. Er eilte, denn jede Sekunde zählte. Viele der Darosh-Dhey hatten giftige Klauen und Zähne, und wenn durch sie verursachte Wunden nicht schnell behandelt wurden, war der Tod des Opfers meist gewiss. Doch an jenem Tag war etwas anders. Jandor lief immer schneller, als sich vor ihm auf einmal eine der Bestien aufbaute. Ein Darosh-Dhey ! Die Gestalt war deutlich größer als er und aus ihrem blutbefleckten Maul lief Blut. Lange Klauen zierten seine vier Hände und seine eiskalten, schwarzen Augen stachen wie ein Messer in Jandors Herz. Doch das war es nicht, was Jandor Angst einjagte. Wirklich furcht einflößend war die Tatsache, dass dieses Wesen keine Seele zu haben schien. Jandor konnte nichts, aber auch gar nichts in ihm spüren. Kein Leben, keine Seele, kein Gewissen, gar nichts. Es schien nur eine Hülle zu sein, die sich bewegte und aus Spaß tötete. Das Monstrum kam auf ihn zu, mit großen, siegessicheren Schritten. Scheinbar spürte es, dass Jandor sich nicht wehren würde…

Jandor hatte den Rand des alten Parks erreicht. Schwarze, verkohlte Baumstümpfe, niedergetrampelte Beete und überall lag wieder die schwarze Asche in der Luft. Doch jetzt spürte Jandor es eindeutig. Irgendwo in diesem Park befand sich eine lebendige Seele !

Der Darosh-Dhey schritt entschlossen auf Jandor zu und beschleunigte dabei seine Schritte immer mehr. Mit einem immensen Tempo schoss er auf den Tanarier zu und gab dabei ein lautes Kreischen von sich, dass in Jandors Ohren schmerzte. Die Bestie setzte zum Sprung an und flog die letzten Meter auf den hilflosen Tanarier zu. Er hatte damals schon mit dem Leben abgeschlossen und hoffte, dass seine Seele zufrieden in den Leskart gehen dürfte. Doch scheinbar war seine Zeit noch nicht gekommen. Ein lauter Knall durchzog die stickige Luft der Straße, gefolgt von einem Aufschrei der Bestie, als sie einige Meter zur Seite geschleudert wurde.
Links von sich sah Jandor einen Marine der Menschen, der unentwegt mit seinem Maschinengewehr auf den Darosh-Dhey feuerte. Die Bestie kreischte, als die Kugeln in ihr Fleisch eindrangen und immer wieder grünes Blut aus den Wunden quoll. Doch der Marine gab keine Ruhe, immer und immer wieder feuerte auf das Wesen. Obwohl Jandor Gewalt verabscheute, konnte er nicht anders, als Zufriedenheit zu verspüren, als der Darosh-Dhey aufhörte, sich zu bewegen.
Der Marine drehte sich nur kurz zu Jandor um:
„Na, Pfarrer, immer noch lieber verhandeln ?“
Jandor schluckte kurz und schüttelte dann wie selbstverständlich den Kopf. Der Marine grinste kurz, bevor er seine Zigarre auf dem Boden austrat. Er zog eine kleine Handwaffe aus dem Gürtel und reichte sie Jandor.
„Alles klar. Weißt ja, wie man mit dem Ding ballert, huh ? Dann bleiben se’ dicht hinter mir, wir gehen zum Camp.“

Jandor stand nun inmitten des Parks. Da, wo früher der jahrhunderte alte Mammutbaum in den Himmel ragte, der einst das Wahrzeichen von Tulkawas Hauptstadt gewesen war, spürte er es ganz deutlich.
Der Tanarier kniete sich vorsichtig nieder. In dem Baumstumpf des alten Baumes sah er es. Ein kleiner Spross entsprang ihm. Tulkawa hatte also noch nicht aufgegeben und würde kämpfen. Der Planet würde überleben, weil es sein Wille war.
Jandor atmete erleichtert auf. Er hatte fast befürchtet, dass es für Tulkawa keine Hoffnung mehr gab. Aber wenn der Planet beschlossen hatte, zu kämpfen, dann wusste er, dass Tulkawa das auch von ihm verlangte.
Der Tanarier hielt einen Moment inne und ließ seine Hände langsam hinab gleiten. An seinem Gürtel hing noch immer die Handfeuerwaffe des Marines.
Er besann sich darauf, was er einst gelernt hatte und lud die Waffe durch. Dann sah er auf und ging entschlossenen Schrittes aus der Stadt heraus. Als er sich dem Lärm der Turbinen so weit genähert hatte, dass man kaum sein eigenes Wort noch verstehen konnte, drehte er sich noch einmal kurz um und wandte seine Abschiedsworte an seine alte Heimat:

„Tulkawa, ich werde zurückkehren. Wie auch ich in einem halben Jahrzehnt nicht sterben werde, das verspreche ich, so darfst auch du nicht sterben. Wie auch ich versuchen werde, Leben zu retten, so musst auch du dein eigenes neu aufbauen.
Habe Vertrauen in dich und in deine Bewohner, die immer an dich denken werden. Habe Mut und Stärke, um deinen Weg zu gehen.
Habe Hoffnung.“


Mit diesen Worten wandte sich der Tanarier zum Raumschiff und verschwand in der Schleuse.
 
AW: [Sci-Fi, kurzgeschichte] Project: Time Gefährlicher Handel

Hi !

Die Geschichte rund um Jandor wird weitergehen. Hier erstmal Kapitel II.
Ich bin wirklich sehr begierig auf jede Art von Kommentar und wenn es auch nur ein kurzes "gut gelungen" oder "Mist" nach dem Lesen ist. Besonders interessieren würde mich, was ihr von Jandor bzw. Nakasui haltet und was euch besonders an denen gefällt (oder auch eben nicht.

Kapitel II: Gefährlicher Handel


Endlich hielt Nakasui es in den Händen. Die Älteste fuhr mit ihren langen, dünnen Fingern über den runzligen, alten Ledereinband des Buches. Der feine, rote Sand kitzelte an ihren empfindlichen Fingerkuppen als er zu Boden rieselte. Die Sandkörner waren warm und scharfkantig, genau wie die Erde auf Teredar. Alle Fakten, sogar dieser winzige, die Nakasui überprüft hatte, sprachen für die Echtheit des Buches. Sie sah zu ihrem Gegenüber. Der Mensch war in einem fürchterlichen Zustand: Er trug eine alte, verdreckte Rüstung eines Marines, die über und über mit Rissen versehen war. Sein kurzes, graues Haar war fettig und schmutzig, seine linke Gesichtshälfte war verbrannt und verätzt und eine lange, tiefe Narbe verlief von der Stirn über die leere, rechte Augenhöhle bis hin zu seiner gespaltenen Oberlippe. Nakasui lief jedes mal ein kleiner Schauer über den Rücken, wenn sie diesen Menschen ansah. Sie atmete einmal tief durch, damit der Mensch ihre Neugier und ihren Wissensdurst nicht bemerkte.
„Es ist also DAS Logbuch. Und es ist auch wirklich echt ?“
Eigentlich wusste Nakasui, dass der Mensch die Antwort nicht wusste. Sie wollte ihn prüfen. Der Mensch tippte entnervt mit den Fingern auf den Metalltisch. Nakasui konnte erkennen, dass sich seine Muskeln leicht anspannten und sie konnte hören, wie in seiner Stimme Ärger, nicht aber die für Lügen übliche Nervosität mit schwang:
„Pass mal auf, Süße. Ich bin kein Historiker oder Archäologe, der 100 Jahre alte Bücher auf Echtheit überprüft. Allet, was ich dir zusagen kann, ist, dass ich es unter Einsatz meines eigenen Lebens im Krieg der tausend Tränen auf Teredar in meinen Besitz gebracht hab. Und dass unter Umständen, von denen ihre Älteste gar nichts wissen wollt.“
Nakasui lächelte den alten Mann an. Er redete die Wahrheit, auch wenn sie ihn für seine arrogante Behauptung über ihr edles Volk, die Shen Salor, am liebsten hier und jetzt erledigt hätte. Er wusste ja nicht, was die Shen Salor so alles wussten und wissen wollten...
Sie zog einen kleinen Stoffbeutel aus ihrer Gürteltasche hervor. Vorsichtig wedelte sie mit ihm vor dem Gesicht des ihres Gesprächspartners, bis sie ihn auf den Tisch legte und langsam zu ihm hinüber schob. Wieder setzte sie ihr verführerisches Lächeln auf, als der Mensch die im Beutel befindliche Plastikkarte durch ein tragbares Holo-Lesegerät zog. Vor den beiden leuchtete nur kurz eine Zahl auf, aber Nakasui konnte sehen, wie das verbleibende, verletzte Auge des Menschen versuchte, die Zahl zu erfassen.
„275.000.000. Keinerlei Belastungen auf dem Konto. Keine Fragen, keine Probleme.“

Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht des alten Marines. Er ließ die Karte wieder im Beutel verschwinden. Nakasui legte noch einmal ihr schönstes Lächeln auf, als sie das Buch unter ihrem langen, weißen Jerdukledermantel sicher verstaute. Mit einem Nicken zu ihrem Geschäftspartner erhob sie sich vom Tisch, um zu gehen. Während sie durch die heruntergekommene Spelunke lief, beobachtete sie die ganze Zeit aus den Augenwinkeln die fünf Männer, mit denen der Marine im Verlauf des Gesprächs immer wieder per Handzeichen kommuniziert hatte. Menschen konnte man einfach nicht trauen.
Zu ihrer eigenen Überraschung machte aber keiner der fünf Anstalten, sie aufhalten zu wollen und so seine eigene Lebensspanne deutlich zu verkürzen. Jetzt, wo sie das Logbuch in ihren Händen hielt, würde es ihr niemand mehr abnehmen. Mit einem langen Schritt ging sie durch die automatische Schiebetür. Der kühle Wind von Sanary-11 wehte durch ihre langen, schwarzen Haare, als sie auf die Straße trat und eines der schwebenden Taxis anhielt. Mit einer schnellen Bewegung stieg sie in das Gefährt. „Einmal auf schnellstem Wege zum interstellarischen Hafen.“ Der Mensch im Taxi nickte kurz und mit einem Ruck setzte sich das Fahrzeug summend in Bewegung.

Nakasui war erleichtert. Dass der Handel um so etwas Wertvolles und Gefährliches so einfach sein würde, hatte sie nicht erwartet. Es war an der Zeit Celeb, ihren guten, alten Freund, darüber zu informieren, dass der Handel stattgefunden hatte. Celeb schuldete ihr noch einen Gefallen, den er bald einlösen können würde...
Sie holte ihren Communicator aus der Tasche. Hastig eilten ihre Finger über das Touch-Up Display und formten eine Nachricht in der alten Sprache der Shen Salor. Bevor sie diese abschickte, überflog sie noch einmal ihre Worte:


„Shalush Anan, Celeb !

Ich weiß, dass wir uns knapp ein Jahrhundert nicht mehr gesehen haben, dennoch ist es Bestimmung, dass wir wieder in Kontakt treten. Shentaras Wille hat mich quer durch das Universum gelenkt, und nun halte ich etwas in den Händen, was die Zukunft des Weltalls verändern wird und einen ganz entscheidenden Störfaktor in Shentaras großem Plan offenbaren wird. Ich kann noch nicht ganz sicher sagen, ob die Dokumente echt sind, aber alle bisher überprüften Indikatoren weisen darauf hin. Ich muss noch ein paar letzte Tests durchführen, aber wenn -und davon gehe ich stark aus- diese ebenfalls die Echtheit des Buches bestätigen, so muss ich dringend zum Hohen Rat der Erstgeborenen sprechen. Ich weiß, es ist nicht üblich, dass ein Lekon, der den Weg des Kämpfers gewählt hat, zum Rat spricht, aber es ist unabdinglich für den Erfolg von Shentaras Willen !
Du schuldest mir noch etwas für meine Hilfe auf der Shelanora, Celeb. Bedenke, wenn ich dich damals nicht vor den Ionaren gerettet hätte, würdest du heute nicht mehr Shentara dienen. Bereite alles vor, damit ich bei meinem Eintreffen in kürzester Zeit mit den Erstgeborenen sprechen kann. Es ist entscheidend für uns alle.
Ich melde mich wieder, sobald ich weitere Erkenntnisse habe und vor allem die Echtheit der Unterlagen bestätigen kann.

Un' Sharush Nehan !“



Sie bestätigte die Nachricht und versandte sie. Celeb würde seine Schuld begleichen, da war sie sicher. Ein Ältester stand immer zu seinem Wort, und gerade wenn sein Tun essentiell für Shentaras großen Plan war, so gab es kein Zögern. Shentara, die Göttin der Sterne, die zum Beginn aller Zeitalter die Ältesten geschaffen hatte, um für sie über das Universum zu wachen, stand über allen Dingen und könnte jederzeit auch die Shen Salor wieder verschwinden lassen, wenn sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen würden. Dass die Menschen ihre große Gottheit, Shentara, mit den anderen „Lichtwesen“, wie sie sie nennen, gleichsetzen grenzt schon an Ketzerei.
Dennoch hatten die Ältesten ihnen damals Vertrauen geschenkt und ihnen geholfen. Ohne die Ältesten würden die Menschen noch heute auf ihrer Erde versauern und verzweifelt versuchen, andere Planeten im Weltall zu erreichen. Pah, die Menschen hatten nichts als Unheil gebracht ! Wenn sie nicht gewesen wären, stünde der Weltraum jetzt nicht am Rande seiner Auslöschung durch die Darosh-Dhey ! Es würde nicht an allen Enden des Universums Krieg geben und nur die Ionaren wären eine ernst zunehmende Bedrohung.
Aber sie hielt den Beweis in den Händen, dass die Menschen nicht nur die Darosh-Dhey erschaffen hatten. Sie hielt den Beweis in den Händen, dass die Menschen noch für viel mehr verantwortlich waren, dass den Weltraum bedrohte. Sie würde dem Rat der Erstgeborenen schon zeigen, dass die Menschen viel mehr Unheil über sie alle gebracht hatten, als es sich die Meisten ihres Volkes vorstellen konnten. Dieser arme Marine wusste ja gar nicht, was er ihr da verkauft hatte. Er hatte ihr nicht nur irgendein seltenes Buch verkauft. Wenn dieses Logbuch wirklich echt war, dann hatte er ihr nicht nur den endgültigen Beweis für die Boshaftigkeit der Menschen verkauft. Er hatte ihr den Freifahrtsschein verkauft, der den Rat der Erstgeborenen davon überzeugen würde, dass die Menschen vom Antlitz des Universums verschwinden müssen. Und sie würde persönlich dafür sorgen, dass dieses Buch den hohen Rat auch erreichen würde.

Nakasui wurde durch ein Ruckeln aus ihren Gedanken gerissen. Das Taxi, in dem sie sich befand, wurde langsamer. Der Wagen stotterte, verlor immer mehr an Geschwindigkeit, nur um dann endgültig stehen zu bleiben. Wutentbrannt rief der Fahrer durch die Kabine. „Wer zapft da schon wieder meinen Motor an ? Ich hab keine der Regeln überschritten, verdammt nochmal !“ Kaum dass das Taxi angehalten hatte, kamen einige Gestalten aus den Seitengassen und umstellten das Fahrzeug. Nakasui wusste sofort, dass es sich um keine gesetzliche Kontrolle handeln konnte. Mit eiligen Blicken versuchte sie, die Lage zu analysieren. Sie hatten in der Nähe einer kleinen Seitengasse gehalten, die Straße selbst schien wenig befahren. Insgesamt waren es sieben Mann, die auf das Fahrzeug zu kamen, alle bewaffnet. Keiner von ihnen war als Aufseher erkennbar. Der Fahrer wollte gerade aussteigen, als Nakasui ihn zurückhielt. „Die sind nicht hinter euch her. Dass sind auch keine Aufseher, die euch wegen Regelverstoßes angehalten haben. Warten sie bitte hier.“ Sie drückte ihm ein paar Münzen in die Hand und öffnete die Seitentür. Ihr entfuhr ein kurzer Seufzer. Es wäre ja auch wirklich zu einfach gewesen.
Unter ihrem langen Mantel legte sie ihre Hand bereits an den Griff ihres fein geschliffenen Klingenschwerts, als sich darauf vorbereitete, was jetzt kommen würde. Sieben Mann, allesamt Menschen. Gut, zumindest keine Tanarier oder andere Shen Salor. So würde es wenigstens schnell gehen. Der größte der Männer trat aus der Gruppe heraus und kam auf sie zu.
„Lady, wir müssen sie leider bitten, mit uns mitzukommen. Unser Auftraggeber möchte etwas, dass sich in ihrem Besitz befindet.“ Nakasui lächelte. Sie wusste, was passieren würde, aber dieses Spiel mit Menschen machte immer wieder Spaß, auch wenn sieben gegen einen wirklich unfair für die armen Menschen war. Dass einer der Männer in ihrem Rücken bereits eine Pistole gezogen hatte und sie damit bedrohen wollte, hatte sie doch längst gemerkt. Diese Menschen waren einfach nur angeheuerte, billige Schläger. Um sie aufzuhalten, hätte es aber mehr bedurft. „Nun, verehrter Herr“, sagte sie kühl, „ich muss euch enttäuschen, aber ich habe eine dringende Verabredung, die ich unter keinen Umständen warten lassen kann.“ Der Mann nickte seinen Kollegen zu, die den Kreis um Nakasui enger schlossen. „Nun, das tut mir aber leid. In diesem Falle hat uns unser Auftraggeber befugt, uns mit Gewalt dessen zu bemächtigen, was sie bei sich haben.“
Noch in der Sekunde, in der der Anführer dem Mann hinter ihr ein Zeichen geben wollte, stand Nakasui bereits bei diesem und hatte ihn mit einem gezielten Tritt in seine empfindlichste Stelle aus dem Kampf genommen. Die Pistole, die nun zu Boden fiel, hatte Nakasui noch in der Luft mit einem schnellen Tritt einem weiteren Mann an den Kopf getreten. Nun war die Meute nicht mehr zu halten und stürmte auf sie zu. Nakasuis getreue Klinge schnitt sich durch das Fleisch des ersten, als wenn es nur Luft wäre. Noch vier. Was bildete sich derjenige eigentlich ein, der diese Laien auf sie gehetzt hatte ? Sie hatte länger den Weg des Schwertkampfes studiert, als diese Menschen -selbst unter weniger tödlichen Bedingungen wie eine Begegnung mit ihr- leben würden. Das war wirklich keine Herausforderung. Der Zweite kam mit einer hoch erhobenen Klinge auf sie zu. Instinktiv machte sie einen Satz nach hinten, um seinem Schlag auszuweichen und nutzte den Schwung ihres Sprunges, um direkt aus ihm wieder hervorzuschnellen und den Angreifer seiner Waffe und seiner Hand zu entmächtigen. Im Hintergrund konnte sie hören, wie der Taxifahrer sein Gefährt dazu veranlasste, zu verschwinden. Unverschämtheit ! Sie hatte ihm nicht nur mehr als die Fahrt bezahlt, er hatte sich auch noch ausdrücklich ihrem Befehl widersetzt. Man konnte den Menschen einfach nicht trauen. Die verbleibenden drei Kämpfer näherten sich nun von allen Seiten. Hachja, eine kreativere Taktik zu erwarten war nun auch wirklich viel verlangt. Nakasui passte genau den Moment ab, in dem die drei zum Angriff übergingen und katapultierte sich selbst mit einem unglaublichen Sprung mehrere Meter in die Höhe. Mit ihrer angeborenen Präzision landete sie auf einer dünnen Eisenstange, an deren Ende eine Flagge von Sanary-11 hing. Es war immer wieder amüsant mitanzusehen, dass die Menschen bei dieser „in die Zange nehmen“ Taktik jedes mal wieder gegeneinander liefen. Nakasui konnte ein kurzes Kichern nicht unterdrücken, als sie wieder von der Stange absprang und ein paar Meter neben den Menschen landete. Mittlerweile hatten sich ihre ersten beiden Kontrahenten auch wieder aufgerappelt. Vielleicht hätte sie doch stärker zutreten müssen.
Da die Männer keine Anstalten machten, diesen Kampf vorzeitig zu beenden, blieb Nakasui wohl keine andere Wahl, als noch ein paar bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Mit einer blitzschnellen Bewegung lief sie auf den ersten der Fünf zu, und mit einem einzigen, mächtigen Hieb durchtrennte ihre Klinge Sehnen und Knochen. Und noch bevor der erste Schrei ihres Opfers in den Ohren seiner Gefährten ankam, hatte Nakasui bereits einen Weiteren zu Boden geschickt. Als die verbleibenden Männer sich zu ihr umdrehten, führte sie ihre Klinge direkt vor ihrem Gesicht entlang, und mit einem lauten Platschen landete eine Menschennase auf der Straße. Schmerzerfüllt schrie sein Besitzer auf, bevor sie ihn mit zwei gezielten Schlägen bewusstlos zu Boden schickte. Die letzten beiden schienen nur endlich zu kapieren, dass dieser Kampf vielleicht nicht die beste Idee war, die sie an diesem Tag hatten. Nakasui schüttelte nur kurz den Kopf, als ihre Gegner ihr Heil in der Flucht suchten. Menschen waren eben nicht für ihren herausragenden Intellekt bekannt. Mit einem schnellen, kräftigen Sprung schnitt sie dem Anführer der Gruppe den Weg ab. Sie hielt ihm ihr Schwert an die Kehle, und sagte, nur um sicherzustellen, dass diese Warnung auch wirklich eindeutig genug gewesen war: „So, verehrter Herr. Ich hätte da noch eine Bitte, zu deren Ausführung ich euch dringlichst auffordern muss. Richtet doch bitte eurem „Auftraggeber“ aus, dass egal, was er aus meinem Besitz gerne hätte, ich nicht abzugeben bereit bin. Ach, und falls er das nächste Mal Leute anheuern sollte, die mich aufhalten sollen, so richtet ihm aus, dass ein höherer Sold für fähigere Angestellte sicherlich angemessen wäre.“
 
AW: [Sci-Fi, kurzgeschichte] Project: Time - Hoffnung

Hi !

und es geht weiter. Wer mehr über Jandor und seinen Weg erfahren mag, hier wieder ein Kapitel mit ihm :)

Gibt es hier überhaupt Leute, die was lesen ?
Ich poste mal diesen Teil noch hier, aber wenn es wieder nichtmal einen Kommentar gibt, dann brauche ich die weiteren Kapitel hier wohl nicht posten :)

Kapitel III – Schicksalshafte Begegnung​

Die Maschinen der Menschen waren wirkliche eine beeindruckende Sache. Die riesige Raumfähre, in der Jandor sich befand, konnte gut und gerne Hunderte seines Volkes aufnehmen. Sie war zwar bei weitem nicht so bequem und elegant ausgestattet wie die meisten modernen Raumfahrzeuge, die er sonst von den Menschen kannte, aber ihre Funktionalität war unangefochten. Diese Maschine war wirklich unglaublich, aber ihre Seele ächzte und knarrte ob der Belastung, die auf ihr lag genauso wie die metallischen Bänke, auf denen die Insassen sich befanden. Jandor und die Anderen von Tulkawa würden zusammen mit Flüchtlingen von zwei anderen Planeten mit dieser großen Maschine zunächst an einen sicheren Ort gebracht, wo sie dann ihren weiteren Weg gehen können würden. Er ließ seinen Blick durch den schmalen Gang schweifen, in dem er sich befand. Viele Menschen hatten auf diesen Bänken Platz gefunden, nur vereinzelt waren einige Tanarier unter ihnen. Auch Jandor hatte zwischen zwei ihm unbekannten Menschen einen Platz gefunden, und obwohl er selbst für Tanarier relativ gut gebaut und groß war, fehlte ihm noch eine gute Kopflänge, um direkt auf Augenhöhe mit diesen Menschen zu sein.
„Hey, Tanarier! Was glotzt du so ?“
Gegenüber von Jandor erhob sich ein sehr großer und kräftig gebauter Mensch, und noch bevor Jandor sich ihm richtig zugedreht hatte, hatte dieser ihn gepackt und hielt ihn am Kragen fest.
„Ich kann das nicht haben, wenn ihr arroganten und feigen Tanarier mich so blöde anglotzt!“
schrie ihm sein Gegenüber ins Gesicht. Jandor spürte, dass die Seele seines Gegenübers in großer Unruhe war und viel Leid erlebt hatte. Sie war rastlos und verwundet, irrte ziellos umher. Der Mensch wusste ja gar nicht, was er tat. Er suchte nur ein Mittel, seine Wut und seine Angst zu vertreiben. Er war jemand, der sein Ziel wohl aus den Augen verloren hatte, aber was hatte Jandor ihm getan ?
„Was ist ? Hast du genausowenig Mumm in den Knochen wie deine Artgenossen, häh ? Hast du nichtmal was zu deiner Verteidigung zu sagen ?“
Der Mensch drückte Jandor an die metallene Außenwand des Ganges und erhob drohend seine zweite, zur Faust geballte Hand. Jandor konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie ein zweiter Mann hinter ihm aufsprang.
„Jim, nicht !“ rief er. Der muskulöse Mann, der Jandor festhielt, ließ sich aber scheinbar nicht beirren und drehte Jandor herum zum Gang. Es war fast, als würde er den anderen Menschen gar nicht bemerken, blind von der Wut, die ihn übermannt hatte.
„Ihr Scheiß Tanarier. Wenn ihr nur einen Funken Mut besitzen würdet ! Immer nur feige abwarten, immer nur sehen was passiert. Ihr habt doch gottverdammte Waffen und könnt damit umgehen ! Ihr kotzt mich echt so an !“
Jandor sah, wie der Mensch zum Schlag ausholte. Er ließ ihn gewähren. Mit voller Wucht erwischte die Faust des Menschen ihn ins Gesicht und schleuderte ihn zu Boden. Er rutschte ein paar Meter über den metallenen Boden. Sein Arm brannte vor Schmerz und sein Gesicht pulsierte an der getroffenen Backe, weil Blut in seine Adern schoss. Der große Mensch spuckte einmal auf Jandor, bevor er sich umdrehte und ging. Der kleinere, zweite Mann sah ihn verwirrt an. „Jim ? Wo willst du hin ?“ fragte er. Der Mann, der offensichtlich auf den Namen Jim hörte, ging aber einfach weiter und erst kurz bevor er den Flur durch die automatische Tür verließ, sagte er zu dem anderen Menschen: „Ich muss hier weg. In irgendeinen Flur, wo keine von diesen Mistkröten herumläuft.“

Erst als Jandor wieder aufstehen wollte, stellte er fest, wie schwer ihn dieser Schlag wohl verletzt hatte. Sein Arm blutete und sein linker Fuß schmerzte, wenn er mit ihm auftrat. Er musste ihn sich bei dem Sturz irgendwie verrenkt haben. Er wollte gerade zu seinem Sitz zurückhumpeln, als der zweite Mensch auf ihn zukam und ihm die Hand reichte. Jandor blickte ihn verwirrt an. Er war etwas kleiner als Jim und auch seine Seele war zufriedener und bei weitem nicht so sehr von Zorn erfüllt. Ohne groß auf Jandors Antwort zu warten, griff ihm der Mensch unter die Arme und half ihm zu seinem Platz zurück. Die Menschen waren ein wirklich merkwürdiges Volk. Zum einen gab es herzensgute und hilfsbereite Menschen wie den, auf dessen Körper er sich gerade stützte, aber auch böse Raufbolde wie den, der ihn zu Boden geschickt hatte. Aber in ihrem tiefsten Inneren waren die Menschen eigentlich alle herzensgute und emotionale Lebewesen, sie ließen sich nur viel zu einfach durch Umstände aus der Bahn werfen und verfielen viel zu leicht den falschen Idealen.

Nachdem Jandor sich dort wieder gesetzt hatte, nahm der kleine Mensch neben ihm Platz. „Hallo. Mein Name ist Rainold. Tut mir leid wegen vorhin, aber Jim hat einiges erlebt, bevor wir hier aufs Schiff kamen.“ Jandor nickte seinem unerwarteten Gesprächspartner zu. „Schon gut, er hat es ja nicht so gemeint. Aber was ist passiert, dass dein Freund so wütend auf uns Tanarier ist ?“ Jandor versuchte zu lächeln, auch wenn sein Gesicht dabei schmerzte. Rainold seufzte. „Du bist doch sicher auch hier auf dem Schiff, weil du vor dem Krieg fliehst, weil die Darosh-Dhey alles zerstört haben, was du einst besessen hast ?“ Jandor nickte nur kurz. „Jim und ich kommen ebenfalls von so einem Planeten. Auf Nukinia haben wir früher gewohnt und sind als ehrliche Menschen unserer Arbeit nachgegangen. Nukinia war ein schöner Planet und auch wenn unser Alltag hart war, haben wir ihn geschätzt und gerne dort gelebt. Aber dann kamen die Darosh-Dhey und brachten den Tod. Wir Menschen haben eine Armee ausgehoben, um unseren Planeten zu verteidigen, aber deine Artgenossen, andere Tanarier, waren gegen den Krieg und wollten nicht an unserer Seite kämpfen.“ Rainold stockte. Jandor spürte, dass dem Menschen diese Erinnerungen schwer fielen. Aber er hatte es ja selbst am eigenen Leib erlebt. Warum hatten sie auch kämpfen sollen ? Sie konnten doch sonst immer alle Probleme untereinander friedseelig lösen. Sie kannten keinen „Streit“ und keinen „Krieg“. Ihre Waffen hatten sie nur als Hilfsmittel für die Jagd und nicht, um damit irgendwen zu töten. Morden und töten war böse und die Seele leidet für jeden Tod, den man zu verschulden hat. Und je mehr eine Seele leidet, um so mehr gerät sie aus dem Gleichgewicht, und je mehr eine Seele aus dem Gleichgewicht wird, um so eher wird sie zu einer Taih, die niemals in den Leskart eingehen können wird. Jandor sah Rainold betrübt an. Aber wie schwer musste eine Seele darunter leiden, nicht für das Leben an sich einzutreten...
„Nun ja... Es kam, wie es kommen musste. Die Darosh-Dhey überrannten Nukinia und stürmten eine Stadt nach der anderen. Viele unserer Freunde fielen ihnen zum Opfer. Und wir mussten nicht nur unsere eigene Haut und die unserer Frauen, Kinder und Schwachen verteidigen, sondern auch die deiner Artgenossen. Sie waren im Alltagsleben immer gute Freunde und herzensgute Leute gewesen, verstehst du, und es ging nicht darum, dass wir nicht alles für sie gegeben hätten, aber wir hatten doch schon genug damit zu tun, unser eigenes Leben zu verteidigen.“ Jandor erschrak ein wenig, als er sich selbst in dieser Geschichte wiederfand. Er selbst hatte nicht kämpfen wollen und er selbst war es, der heute wohl nicht mehr leben würde, wenn ihn der Marine damals auf Tulkawa nicht gerettet hätte. Dass dies eine Belastung für die Menschen, die so mutig den Planeten und seine Bewohner verteidigt hatten, gewesen war, daran hatte Jandor nie wirklich gedacht. Rainold krempelte den Ärmel seines langen Pullovers nach oben und zeigte Jandor eine tiefe, lange Narbe, die sich über den ganzen Arm erstreckte. „Die Klauen dieser Viecher sind verdammt scharf, sage ich dir ! Und wo sie dich treffen, brennt es wie Hölle. Sie haben da irgendeine ätzende Substanz dran. Gift, Säure oder was weiß ich. Ich kann froh sein, dass mein Arm noch dran ist.“ Jandor betrachtete die Narbe des Menschen. Sie war tief und würde noch viele Jahre zu sehen sein, selbst mit den hohen medizinischen Fähigkeiten, die Rainolds Volk besaß. Aber dafür regenerierten die Menschen ihre Wunden ja auch leider nicht so schnell und natürlich wie die Tanarier. Jandors Wunde am Arm hatte während des Gesprächs bereits aufgehört zu bluten und bis zum frühen Abend würde sie sicher schon ganz verheilt sein. In diesem Moment wünschte er, er könnte etwas der regenerativen Kräfte seines Körpers auf seinen Gegenüber übertragen, um dessen Schmerz zu lindern. „Auf jeden Fall haben Jim und ich bis zum umfallen gekämpft, dass kann ich dir sagen. Für unsere Freunde, Familien, für unsere Heimat. Nimm es ihm nicht übel, er ist ein guter Kerl. Aber im Krieg passieren oft die schlimmsten Dinge. Tja, so war das eben auch bei uns. Die Mistviecher haben seine Frau und seinen kleinen Sohn erwischt, als er ein paar von euch zu einer Rettungskapsel gebracht hat, weißt du ? Hätte er damals nicht für ein paar Tanarier den Aufpasser machen müssen, könnte seine Frau heute noch leben. Deswegen kriegt Jim immer einen Rappel, wenn er nen Tanarier sieht. Er wollte dich sicher nicht wirklich verletzen, aber er ist verzweifelt und alleine und weiß nicht, wohin mit seiner Trauer, verstehst ?“ Das war es also, was Jandor gespürt hatte. Die Trauer und die Wut, die Verzweiflung. Das war es gewesen. Jandor seufzte und atmete sehr tief ein, bevor er sich zu Rainold wandte:
„Jetzt verstehe ich es. Geh zu deinem Freund und hilf ihm durch diese schwere Zeit. Mach dir keine Sorgen, ich komme schon zurecht. Richte ihm bitte aus, dass ich mich im Namen meines ganzen Volkes bei ihm entschuldigen möchte für all den Schmerz und all das Leid, dass er -und natürlich auch du- ertragen musste.
Aber wir Tanarier verabscheuen Gewalt und fürchten nichts mehr als eine Seele voller Hass und Todeslust. Aber euer Schicksal hat mir die Augen geöffnet. Mein Volk, die Tanarier, müssen klar Stellung beziehen und kann sich nicht darauf ausruhen, dass ihr uns auf ewig beschützt. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass etwas geschieht. Hab Dank, Rainold.“
Jandor nickte Rainold zu und deutete ihm, zu gehen. Rainold stand nur langsam auf, und Jandor spürte, dass er dies nur schweren Herzens tat. „Puh. Na gut, Man. Ich drück dir die Daumen für deinen Weg. Lass dich nicht von den Dhey erwischen.“ Rainold drehte sich um und ging durch die Tür, die vor einer knappen halben Stunde schon Jim durchschritten hatte. Jandor schaute nachdenklich auf den Boden. War die Einstellung der Tanarier wirklich falsch ? Konnte nur Krieg und Gewalt in dieser harten Zeit helfen ? Er war verwirrt. Er selbst hatte sich entschlossen, zu kämpfen und seinen Weg zu gehen, für Lantara, für Tulkawa, für das Leben. Eine Entscheidung, die er gegen alles, was er gelernt hatte, gegen seine Prinzipien und gegen seinen Glauben treffen musste.
Aber Rainolds Schicksal hatte ihn neue Sichtweisen gelehrt, genau wie das Schicksal von Tulkawa es bereits getan hatte. Der Kampf als solcher war eh unausweichlich. Die Darosh-Dhey hatten keine Seele und waren von Grund auf Böse. Aus ihnen konnte nichts Gutes entstehen, denn sie waren gar nicht in der Lage, Leben zu schaffen und zu erhalten. Und das Leben war das wertvollste Gut, dass das Universum zu bieten hatte. Die Darosh-Dhey schienen nur zu existieren, um es zu vernichten. Er hatte in Kauf genommen, dass seine Seele beschmutzt würde und dass er vielleicht nicht ins Leskart eingehen könnte, aber konnte er das für alle Tanarier entscheiden ? War es richtig abzuwarten und nicht zu kämpfen und so kein Risiko einzugehen ? War es richtig, auf die alten Tugenden zu schwören ? Jandor hatte für sich entschieden, dass das Leben als solches so wertvoll war, dass es beschützt werden musste. Und wenn es Wesen gab, die nur Interesse an der Zerstörung von Leben hatten, so würde er alles daransetzen, diese aufzuhalten. Es konnte einfach nicht falsch sein, Wesen wie die Darosh-Dhey zu stoppen, und wenn nötig sogar zu töten und auszurotten !

Jandor sah auf seine Hände. Dünne Rillen durchzogen die Handinnenfläche und die normalerweise hellblaue Haut war bis zu einem intensiven, dunklen Blau angelaufen. Er war so verzweifelt und verwirrt. Hatte er gerade wirklich daran gedacht, ein Lebewesen zu töten, ohne dass es unbedingt nötig war ? Oder war es in diesem Fall vielleicht schon unbedingt nötig ? War er eigentlich noch derselbe Tanarier, der vor wenigen Jahren von Frieden und Gemeinsamkeit auf Tulkawa gepredigt hatte ? War er noch immer der ruhige und ausgeglichene Tanarier, der über seinen wunderschönen Heimatplaneten wanderte ?

Nein. Er war ein Tanarier, der keinen Heimatplaneten mehr hatte. Er war ein Tanarier, der alles verloren hatte, weil die Darosh-Dhey ihm alles genommen hatten. Er war ein Tanarier, der nicht mehr von Frieden predigen wollte, er war ein Tanarier, der für Frieden einstehen wollte, der dafür sorgen wollte, dass der Frieden wieder zurückkehrt ins Universum. Er war ein Tanarier, der bereit war, zu kämpfen, weil es nötig war. Er war ein Tanarier, der entschlossen hatte, zu töten, um das zu schützen, was für alle Tanarier das Wertvollste war: Das Leben.
 
AW: [Sci-Fi, kurzgeschichte] Project: Time - Hoffnung

Hi !

Was lange währt, wird endlich gut, oder wie heißt es so schön. Ich hoffe, dass kapitel V etwas schneller geht, aber da schwirren auch schon ein paar mehr Ideen in meinem Kopf herum ;)

Kapitel IV – Flug in die Vergangenheit​

Nakasui lehnte sich in den weichen Ledersitz des Raumgleiters zurück. Nur um Haaresbreite hatte sie ihren Flug noch erwischen können, und das auch nur, weil sie diesen verdammten Taxifahrer ordentlich angetrieben hatte. Aber nun war sie endlich auf dem Flug nach Natuvo. Damit hätte sie eigentlich auch nie gerechnet, dass sie, als eine der Ältesten, Hilfe von einem Tanarier brauchen würde. Außer den Ionaren und den Shen Salor selbst waren alle anderen Rassen des Weltalls doch nicht ernstzunehmende Würmer, die eigentlich unter der Herrschaft der Shen Salor stehen müssten. Und nun sollte ausgerechnet ein Tanarier als die absolute Koryphäe auf dem Gebiet alter Geschichte und Echtheitsüberprüfungen bekannt sein ? Aber nun, Nakasui würde ja schon bald erfahren, wie gut dieser Tanarier wirklich wahr.

Sie ließ ihren kontrollierenden, scharfen Blick durch den Raum schweifen. Nur wenige Fluggäste, und keiner würde eine Bedrohung für sie darstellen. Gut, der Flug schien also also zunächst mal sicher zu sein. Leise atmete sie aus und entspannte sich. Das war das erste Mal seit mehreren Wochen, dass Nakasui nicht davon ausgehen musste, nur von Leuten umgeben zu sein, die ihren Tod wollten. Aber mit dem Logbuch -sollte es echt sein- hielt sie nun eines der wertvollsten Kleinode des Universums in den Händen. Mit diesem Buch konnte sie den hohen Rat, der solange schon in zwei Fraktionen gespalten war, wieder vereinen. Es könnte... -nein, es würde ! - das entscheidende Zünglein an der Waage sein, wenn es um die weitere Existenz der vermaledeiten Menschen ging !

Nakasui seufzte. Als die Shen Salor damals die Menschen auf ihrem kümmerlichen Planeten „Erde“ fanden, war sie an Bord des Vermessungsschiffes Nahalura gewesen. Das war auch das Schiff gewesen, dass als erstes direkten Kontakt zu ihnen aufnahm. Nakasui hatte von Anfang an kein Vertrauen zu den Menschen gehabt. Ängstlich hatten sie zu den Ältesten hinaufgesehen, doch gleichzeitig empfingen sie sie mit offenen Armen. Die Shen Salor hätten sie auf ihrem eigenen Planeten ihrem Schicksal überlassen sollen, genauso, wie man es kurz zuvor mit den Teredar gemacht hatte.
Aber nein ! Der hohe Rat entschied sogar, ihnen zu helfen und ihnen einen -wenn auch eher primitiven- Raumantrieb zur Verfügung zu stellen. Hätten sie den Menschen damals nicht geholfen, gäbe es heute keine Bedrohung durch die marodierenden Teredar und auch keine Darosh-Dhey, die an allen Ecken des Universums auftauchen und für alles und jeden, der in ihrem Weg steht, eine Gefahr darstellen.
Aber der hohe Rat war ja der Meinung gewesen, dass die Menschheit noch eine „wichtige Rolle“ in der Zukunft des Weltalls zu spielen hätte. Fürwahr, eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Vernichtung allen Lebens im Universum hatten sie ja auch gespielt.

Nakasui fuhr sich durch ihre langen, feinen Haare. Die Ironie in den Worten des hohen Rates zauberte ein kleines, sadistisches Lächeln auf ihre zartblauen Lippen. Der hohe Rat bestand aus den Erstgeborenen der Ältesten, sie waren diejenigen, die Shentara leibhaftig getroffen hatten. Und doch waren auch sie offensichtlich zu Fehlentscheidungen fähig. Gerade sie hätten doch erkennen müssen, dass die Menschen schon aufgrund ihrer unzivilisierten, barbarischen Herkunft niemals in der Lage sein würden, einen positiven Beitrag zu Shentaras großem Plan zu leisten.
Obwohl sie ja durchaus einen kleinen, aber nahezu uninteressanten Beitrag geleistet hatten. Sie hatten diverse Handelsverträge mit den Tanariern, die ein relativ hohes Ansehen bei den Ältesten genossen, und sie haben immerhin ein paar Technologien entwickelt, die die Shen Salor ihnen gar nicht zugetraut hatten. Die Zivilisierung von Delta-9 kam wirklich überraschend. Eigentlich war Delta-9 ein Planet ohne eigene Atmosphäre gewesen und auf seiner Steinwüste, die nur von wenigen Flüssen umgeben war, gab es kaum Lebewesen. Der Planet hatte nur sehr kurze Zeit ein Tageslicht, da mehrere Monde immer wieder seine Sonne verdeckten und die konstante Temparatur war irgendwo im Bereich der 0° C-Grenze. Auf dem Planeten gab es fast nichts, und keine der Rassen des Alls hätte dort überleben können. Aber die Menschen hatten auf ihm aber -neben einigen unbekannten Tierarten- ein wertvolles Mineral entdeckt, dass sie sich auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Also forschten sie, bauten sie, entwickelten sie und siehe da, es gelang ihnen doch tatsächlich, dank eines wirklich herausragenden Geistes, James McCullahan, eine Maschine zu entwickeln, die Planeten besiedeln konnte und die Atmosphäre auf künstliche Art und Weise verändern sollte. Eine Technologie, die nicht einmal die Ältesten bis dahin entwickelt hatten und die sie sogar bis heute noch nicht vollständig erforscht hatten. Die Shen Salor staunten nicht schlecht und zeigten sich beeindruckt. Und der hohe Rat war überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Oh, wie falsch er damit gelegen hatte ! Nur sehr wenige Jahre nach der Erfindung dieser Maschine hatte McCullahan zwar insgesamt 4 Prototypen der Maschine gebaut, die an allen Ecken des Universums unterwegs waren, um auf verschiedensten Planeten ausprobiert zu werden, als einige religiöse Fanatiker in sein Labor einbrachen, ihn töteten und all seine Unterlagen vernichteten. Die Menschen hatten es geschafft, sich an die Spitze der Technologie der Zukunft zu katapultieren und sie hatten es gleich darauf auch geschafft, all das selbst wieder zu vernichten. Diese einfältigen Tölpel ! Wie konnte man nur innerhalb seines eigenen Volkes so sehr gegen einander arbeiten ! Wie konnte man nur einen Vorteil, wie diesen so einfältig vernichten ? Die Menschen waren schon ein großer Haufen von Narren.
Aber damit nicht genug. Die Menschen fanden den Planeten der Teredar und wollten unbedingt mit ihnen Kontakt aufnehmen. Die Shen Salor warnten sie eindringlich vor den bösartigen Teredar, aber die Menschen wollten nicht auf sie hören.
Die Menschen hielten die Teredar für Wesen, die ihnen sehr ähnlich waren und mit denen man gut handeln können würde. Nun, zumindest mit der Ähnlichkeit hatten sie schon damals mehr Recht, als ihnen selbst heute lieb gewesen wäre...

Und so nahmen die Menschen Handelsbeziehungen zu den Teredar auf. Eine kurze Zeit florierte der Handel auch und die Imperien der Menschen blühten auf, aber dann geschah es. Auf einem politischen Treffen klauten die Teredar den Menschen die Technologie für den Raumantrieb, den ihnen die Ältesten geschenkt hatten, indem sie mehrere Raumgleiter der Menschen entwendeten. Und dann dauerte es keinen Tag, da hatten die Teredar den Menschen den Krieg erklärt, und eine der größten Tragödien der aktuellen Geschichte nahm ihren Lauf. Der Krieg zwischen den Menschen und den Teredar, den die Menschen heute den „Krieg der tausend Tränen“ nennen, begann. Unzählige Menschen und Teredar ließen ihre Leben, und wenn es nach Nakasui gegangen wäre, hätten sich die beiden Völker am Besten gegenseitig ausgerottet. Aber die Menschen taten sogar noch etwas viel Schrecklicheres als das. Sie entwickelten im Geheimen in ihren Labors an einer grausamen, brutalen und unverzeihbaren „Waffe“. Mit ihrer fortgeschrittenen Gentechnologie verschmolzen sie Wesen von den verschiedensten Planeten, züchteten Kreaturen unglaublicher Bosheit und erschufen so die Darosh-Dhey. Sie setzten sie auf Teredar aus, und als die Ältesten davon erfuhren, war es bereits zu spät. Die Darosh-Dhey überrannten Teredar und binnen kürzester Zeit existierte niemand mehr auf dem Planeten. Er war komplett leergefegt worden. Teredar war in weniger als einem Monat zu einem Geisterplaneten geworden. Nun, nicht ganz ein Geisterplanet, aber bevölkert von einem bösartigen Volk, das nichts sucht als den Tod allen Lebens. Aber viel schlimmer war noch, dass sich die Darosh-Dhey auch auf der Erde ausbreiteten. Daraufhin vernichteten die Menschen ihren eigenen, kümmerlichen Planeten mit einer ganzen Sternenflotte, weil sie eine Art „Brutmutter“ auf der Erde vermuteten.
Wie konnte ein Volk nur so ohne Stolz, ohne Verantwortung sein ? Seinen eigenen Heimatplaneten vernichten, seine Herkunft, seinen eigenen Ursprung ? Die Menschen waren einfach unzivilisierte Barbaren. Und sie würden es bis zu ihrer endgültigen Vernichtung bleiben, dessen war sich Nakasui sicher.

Die Menschen waren so arrogant und dachten immer nur viel zu kurzfristig. Lebende Wesen als Waffe erschaffen ? Niemals konnte man ein ganzes Volk kontrollieren, niemals würde man so etwas wirklich beherrschen. Und genau so war es ja auch – die Darosh-Dhey überfielen seitdem unzählige Kolonien und Planeten, vernichten alles Leben, was ihnen im Weg steht und breiten sich immer mehr aus. Und was tun die Menschen ? Sie werfen kleine, unnütze Armeen gegen die Flut der Darosh-Dhey, sind vollkommen unvorbereitet und retten sich an einen Notnagel, an einen Plan, der so wahnwitzig ist, dass er eigentlich gar nicht funktionieren kann. Eine Zeitmaschine. Lächerlich, niemand konnte den Raum zwischen Zeit und Materie nach seinem Willen beeinflussen. Niemand. Würde McCullahan noch leben, würde sogar er sich von den Menschen abwenden und sie verdammen, da war sich Nakasui sicher.

Und als wenn die Darosh-Dhey nicht schon schlimm genug gewesen wären, hatten die Menschen auch noch den Teredar den Raumantrieb überlassen, so dass auch diese jetzt durch das Weltall zogen und Angst und Schrecken verbreiteten, wo sie nur auftauchten. Mit Gewalt und Waffenfeuer übernahmen sie ganze Planeten, überfielen Sternenflotten und bekriegen seither all jene, die sie als schwächer ansehen – und das waren bekanntlich alle anderen Völker des Weltalls. Aber was der hohe Rat nicht wusste, und was auch viele Menschen sicher nicht wissen, ist, dass die Teredar ohne die Menschen niemals existieren würden. Als eine der drei großen Geißeln von Shentaras Plan, gleich neben den Darosh-Dhey und den Ionaren, haben die Teredar schon für so manche Unruhe gesorgt und so manches Leben unnötig beendet. Aber auch an ihnen war die Menschheit schuld, den sie hatten sie erschaffen ! Die Menschen allein waren an allen Bedrohungen, die das Universums derzeit zu bekämpfen hat, schuld. Die Ionaren schlummerten nach dem großen Krieg mit den Shen Salor noch auf ihrem Planeten, und anstelle sich auf ihre Wiederkehr vorbereiten zu können, mussten sich Nakasui und die anderen Ältesten um so vermeidbare Dinge wie die Teredar und die Darosh-Dhey kümmern. Und das alles wegen der elenden Menschen. Sie machten alles zunichte und waren geradewegs dabei, Shentaras großen Plan vollkommen zu ruinieren...

Dieses Logbuch, dass Nakasui in den Händen hielt, war der große Beweis. Es würde dem hohen Rat beweisen, dass die Menschen eigentlich die wahre, größte Gefahr für den Weltraum waren, dass die Menschen allein dafür verantwortlich sind, dass im Moment das Universum nahe am Rande seiner Vernichtung stand. Es würde die wahre, dunkle Seite der Menschen aufdecken.

Nakasui lächelte erneut. Sie würde es genießen, vor dem hohen Rat mit dem Logbuch vorzusprechen und für die Vernichtung der Menschheit zu plädieren. Sie würde es genießen, wenn der hohe Rat ihr zustimmt und all die Kampfflotten der Shen Salor mobilisiert werden, um dieses ehrlose, schmutzige Volk vom Angesicht des Weltraums zu fegen. Die Menschen würden bezahlen, für das, was sie getan hatten ! Sie würden für all die Leben bezahlen, die auf ihren befleckten Seelen lagen, sie würden für all das Leid und all die Angst bezahlen, die sie verursacht hatten !

Sie würden bezahlen. Auch für Shinto.

Und Nakasui und das Logbuch der TS-79 würden dafür sorgen.
 
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