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Desaparecidos

Coheed&C. - Welcome Home
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28. Februar 2004
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Es sitzt auf einem Sessel zusammengekauert und vergräbt den Kopf zwischen seinen Armen.. nur damit es die Stimmen nicht mehr hören muss. Aber die Gedanken sind lauter...

„Ich mache für diese dumme Kuh nichts mehr, ich richte mein Leben nicht nach ihr“
„Aber Papa, was bringt es dir? Warum kannst du die Kinder nicht fahren?“
„Ganz einfach, weil ich keinen Bock drauf habe“

Meine Mutter sieht mich an, mit dem Blick, den sie immer benutzt wenn sie und mein Vater Streit haben. Ich soll sie bestärken. Sie verlangt es nicht mit Worten, doch der Blick reicht vollkommen.
„Das alles ist nur deine Eifersucht, ob du das nun hören willst oder nicht. Wenn mein Bruder eine Woche auf dem Bau ist machst du nie so einen Aufstand. Die Mama macht alles für uns“
„Um meine Eifersucht? Dass ich nicht lache.. Du hast ja überhaupt keine Ahnung!“

Ich kann sie nicht schon wieder ansehen, den Blick spüre ich auch weiterhin
„Und um WAS geht es dann?“
„Um ihre Scheiß Lügen. Diese Frau kotzt mich an, und ich hab keine Lust mehr.. irgendwann ist Schluss“

Ich kenne das schon, ich kann zu ihm sagen was ich will.. dabei will ich doch gar nicht
„Papa ich kann das nicht, ich will mich nicht für einen von euch entscheiden.. es ist egal was ich sage, entweder ich falle dir in den Rücken, oder der Mama“
„Du musst dich nicht entscheiden.. du bleibst immer meine Tochter, und ich hab dich immer lieb“
„Hmja“
„wir reden in Ruhe demnächst mal, nicht per Internet“
„ok“

Die Hände sinken von der Tastatur, ebenso der Blick.. ich konnte ihn nur lesen, aber er hätte genauso gut neben mir stehen können. Geschrieen hätte er die Worte.. das „blöde Kuh“ noch extra betont. Meistens ist sie eine „dumme Futt“.
„Dein Vater hat kein Recht mit dem was er sagt. ICH kümmere mich um euch, IHN dürft ihr nur besuchen“
„Ich weiß“
„Ihm ist es egal welche Noten deine Schwester in der Schule hat. Ihm geht es nur um seine drecks Eifersucht, und darum dass er mich auf den Boden kriegt. Und ihr wisst genau was ich alles für euch mache. Warum könnt ihr ihm nicht sagen dass ich mich um euch kümmere?“
„Das hab ich doch“
„Er muss mir alles kaputt machen, und es ist immer er der Streit macht. Ich lasse ihn doch auch sein Leben so leben wie er will. ER hat UNS verlassen“
In ihren Augen bilden sich wütende Tränen, neben ihr, ihr Freund, der gar nichts sagt.
„Er musste auch gehen“
„Warum?“

Dieses Geschreie macht mich fertig.. ich kann nur zurück schreien
„Weil er dich liebt. Wie lange bleibst du mit jemandem in einem Haus, der deine Gefühle nicht erwidert ohne daran kaputt zu gehen?“
„Dann soll er seinen weg aber auch vollenden, wenn er gehen musste, weshalb lässt er mich dann nicht in Ruhe, sondern macht immer so weiter?“

Weil er sie noch immer liebt, aber die Worte bleiben als Gedanke in meinem Kopf
„Mama, bitte.. warum muss ich mich zwischen euch entscheiden? Ich will den Stuhl zwischen euch nicht. Ich liebe euch beide, und egal was ich sage.. einer von euch ist damit nicht zufrieden. Ich will mich nicht entscheiden.“
„Das Leben ist eben so, man muss sich entscheiden für was man einsteht. Aber wenn du das nicht kannst, bist du einfach noch nicht alt genug um Recht von Unrecht zu unterscheiden.“

Der Freund meiner Mutter mischt sich jetzt doch mal ein.. ich würde ihr unrecht tun damit.. Warum kann er nicht sein Maul halten? Reichen nicht schon zwei die auf mich einreden?
Ich will auch gar nicht schreien, aber ihre Schreie zwingen mich dazu..

„ICH BIN 21! ICH WILL MICH ALS KIND NICHT ZWISCHEN MEINEN ELTERN ENTSCHEIDEN MÜSSEN“
„Das musst du aber.. er macht alles kaputt. Und ihr Kinder tanzt alle nach seiner Pfeife wenn er meint ich würde lügen. Ich lüge nicht, und ich kümmer mich um euch.“

Ich höre meinen Atem, wie er zu stocken beginnt, meine Unterlippe zittert und mein Hals ist zu.. heiße Tränen bahnen sich den Weg über meine Wangen nach unten, Tränen die ich nicht aufhalten kann, die ich aber nicht weinen will. Der Freund meiner Mutter sieht fern..
Ich gehe, weil ich es nicht mehr aushalte.. zu meinem Vater kann ich nicht, das würde sie mir übel nehmen.. also nehme ich den Teich.. da ist es kalt und ich bin alleine... Sie wird mir nicht nachlaufen, weil sie selbst weint und wütend ist.. und traurig..
Ich will erfrieren.. im Dreck oder so.. einfach morgens tot sein..


Es öffnet die Augen wieder und wischt die Tränen weg.. draußen war es zu kalt, aber selbst die Heizung will die nötige Wärme nicht schenken. Einen Stock drüber liegt die elfjährige Schwester im Bett, die ihm vorhin noch einen ‚Gute-Nacht-Kuss’ gegeben hat, weil es weinte. Sie bleibt fast stumm, aber sind das auch ihre Gedanken?
 
Gut. Besonders schön fand ich die Idee mit der Tastatur...
 
Deine Geschichte regt wie immer zum Nachdenken an.
Teilweise finde ich sie ein klein wenig verwirrend.
Ansonsten hoffe ich, bald wieder etwas von dir zu lesen.
 
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