Sprich: Innermenschliche Konflikte.
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Bei solchen Aussagen habe ich die Vermutung, daß Du NOCH NIE Necropolis wirklich mal ausprobiert hast.
Denn gerade in einem solchen mit "von oben diktierten" moralischen Werten geladenen Setting kommt es STÄNDIG zu "innermenschlichen Konflikten"!
Soll der Ordensritter seinen Befehl die Brücke zu sprengen stur ausführen, auch wenn gerade noch jede Menge flüchtende Zivilisten auf der Brücke sind?
Soll der Kaplan das "Verheizen" der Servienten durch den Ersten Ritter zu unterbinden versuchen? Oder mischt er sich dabei zu sehr in dessen Kommandogewalt ein und schwächt dessen Führungsposition, was eventuell im Gefecht noch mehr Menschenleben kosten könnte?
Wird der Erste Ritter die Serviententruppe, in der sein Bruder dient, tatsächlich als "Kugelfang" zum "Herauslocken der feindlichen MG-Nester" nach vorne schicken?
Wie geht der Brenner damit um, daß er als Schneise mehrere Gebäude in Brand setzen soll, in einem aber ein ältere Dame ist, die dort geboren wurde und sich weigert das Haus zu verlassen? Zudem erinnert die Frau ihn an seine unter tragischen Umständen verstorbene Mutter?
Soll der Kundschaftertrupp eingreifen, als er beim Erkunden einer Grenzregion zu den Konzernlanden mitbekommt, daß Konzernsöldneroffiziere bei der "Befragung" der Dörfler gerade jeden dritten einfach per Genickschuß ermorden, um die anderen zum Reden zu bringen, auch wenn die Kundschafter eigentlich keinen Feindkontakt eingehen sollen?
Wie geht der Erste Ritter damit um, daß seine Ordensritter wegen der ständige hochriskanten Einsätze, der miesen Ausrüstung und der kargen Verpflegung langsam nur noch murren, wo er doch weiß, daß es an IHM lag, da ER seinem Bannerherrn quer gekommen ist und dieser ihn nicht mag und daher die gesamte Lanze auf ein Himmelfahrtskommando nach dem anderen schickt?
Innermenschlich genug?
Für mich wäre militärisches Rollenspiel OHNE moralische Konflikte, OHNE zwischenmenschliche Beziehungen und deren Spannungen, OHNE das DRAMA der Charaktere darin einfach uninteressant. Dann könnte man gleich ein Tabletop-Wargame spielen! - Necropolis wie andere Weird Wars Settings auch, ist aber CHARAKTERROLLENSPIEL. - Nur halt vor einem Kriegshintergrund.
Und man muß das Setting nicht "verbiegen", um die zwischenmenschlichen Konflikte zu thematisieren, denn die kommen von selbst auf, wenn man NSCs auch als CHARAKTERE, als MENSCHEN spielt und nicht nur als "Spielwerteträger". - Aber das ist ja wie in jedem anderen Rollenspielsetting auch!
Klar könnte man auch die Konzernseite spielen. Das ist sicher möglich, aber dabei schmeißt man dann einen MEGAGROSSEN Moralkonflikt weg, der alles in den Kirchenlanden durchdringt und JEDEN Spieler via dessen Charakter auffordert sich SEINE Antwort auf die großen Fragen nach dem "Was ist das Richtige? Tue ich das Richtige? Wie komme ich mit meinem Gewissen klar?" zu suchen. - Amoralische menschenverachtende Konzernlohnmörder sind sicher auch als SCs möglich, aber dann kann man doch gleich Shadowrun oder noch besser SLA Industries spielen (wo diese Mörder auch noch cool sind!).