Nun ist es aber erfahrungsgemäß so, dass für die lieben Kinderlein ein Smartphone wichtiger ist als eine möglicherweise zu kaufende DSA-Basisbox oder ein Shadowrunregelwerk.
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Somit es es wahr, dass Rollenspiele heute bei besserer Druckqualität etc. pp. unflationsbereinigt ungefähr das gleich Preisniveau haben, aber sie konkurrieren nun auch mit weiteren teuren, den Lebensinhalt der Blagen bestimmenden Gegenständen.
Das war aber schon vor der Smartphone-Allgegenwart bei solchen alternativen Spielprodukten wie Computerspielen oder Konsolenspielen so. Eine Spielekonsole stellt ja eine weit kostenintensivere Anschaffung dar, als so ziemlich jedes Pen&Paper-Rollenspielprodukt (selbst WHFRP 3rd braucht nicht so viel Vorabinvestition). Und dann sind die Spiele für eine Konsole deutlich kurzlebiger als das unbegrenzte Spiel, das mit einem Pen&Paper-Grundregelwerk möglich ist, sowie preislich oft in Bereichen, in denen man Pen&Paper-Abenteuer, -Kampagnen und sogar -Grundregelwerke angeboten bekommt.
Offenbar sind diese Ausgaben aber auch für die jüngere Generation machbar. Konsole plus einen Haufen Spiele - kein Problem. - Am GELD kann es also NICHT liegen, daß die - für den mit der Herstellung verbundenen Aufwand immer noch viel zu lächerlich billigen - Pen&Paper-Produkte nicht an die Spieler kommen. (Das liegt eher daran, daß diese Spieleprodukte nicht in den gängigen Spieleläden, nicht in den Kaufhäusern, nicht überall dort, wo man eben auch andere "normale" Spiele findet, im Sortiment geführt werden. - Aber das ist eine andere, traurige Geschichte.)
Ergo: Preisniedrige Einsteigerprodukte sind nach wie vor notwendig.
KEIN STÜCK!
Rollenspielen, das Pen&Paper-Rollenspiel-Hobby, war noch nie so KOSTENLOS wie heute!
Es gibt von vielen kleinen und auch großen Verlagen die Grundregelwerke elektronisch KOSTENLOS! Ich spiele selbst in einer Pathfinder-Runde und verwende nur die Pathfinder-SRD-Webseite zum Spielen plus PCGen zur Charaktererschaffung. Und Pathfinder ist ja schon ein richtig dicker Brocken an Vollrollenspiel, kein "artsy-fartsy"-Indie-One-Trick-Pony, das der jeweilige Entwickler als Ein-Mann-Unternehmen auf seiner privaten Homepage publiziert hat.
Die Zahl kostenloser Rollenspiele ist LEGION! Das sind alles legale kostenlose Regelsystemprodukte plus jede Menge kostenloser Abenteuer usw. mit denen sich auf JAHRZEHNTE hinaus spielen läßt. - Dazu kommen noch die Pay-what-you-want (also auch Null) Angebote wie Fate Core und dergleichen, die de facto kostenlos zu bekommen sind.
Heutzutage braucht es daher KEINE "Preisniedrigen Einsteigerprodukte", da es schon KOSTENLOSE einstiegsfreundliche, bestens mit Communities, Verlagssupport usw. unterstützte Rollenspiele (siehe auch DungeonSlayers) gibt!
Ich kann das Gejammere nach mehr "günstigen Einsteigerrollenspielen" nicht mehr hören! - Die gibt es wie Sand am Meer!
Bei kostenlosen Produkten kann der Preis also nicht die Hürde sein.
Bei einfach gestalteten Produkten, die eingängig geschrieben und gut strukturiert sind, kann der Komplexitätsgrad also nicht die Hürde sein.
Lesen.
DAS ist die Hürde!
Rollenspiele, klassische Pen&Paper-Rollenspiele, sind immer noch im Kern erst einma BÜCHER mit TEXT, den es zu LESEN, zu VERSTEHEN und zu VERARBEITEN gilt, bevor der Spaß im Spielen anfangen kann.
Da sind die anderen Spielformen nur eine Online-Anmeldung und eine Handvoll Mausklicks als "Einstiegshürde" entfernt. Mit solch einem glatten, einfachst aufbereiteten Einstieg wie in Online- oder Computer-/Konsolen-Spielen kann auch ein noch so simples, noch so knappes, noch so einsteigerfreundlich Usability-optimiertes Pen&Paper-Rollenspiel nie und nimmer konkurrieren!
Und gelesen wird heute nur sehr ungern. - Trotz Allgegenwart von ebook-Angeboten, greift beim Lesen nämlich die Leseunlust der jungen Generationen stärker als Faktor für die mangelnde Bereitschaft sich auch nur ein 50-Seiten Regelwerk zu ERARBEITEN. als es der Preis oder die Aufmachung beinflussen könnte.
Wie gesagt: Wer heutzutage neugierig auf Pen&Paper-Rollenspiele ist, kann sie in UNMENGEN KOSTENLOS bekommen. Nur die Zeit und die Mühe sie zu lesen und dann auch so zu lesen und zu verstehen, daß er sie SPIELEN kann, muß ein Interessent schon noch selbst aufwenden.
Doch halt!
Nicht einmal das!
In Rollenspielvereinen schon seit Jahrzehnten, in Internet-Communities wie den Youtube-Channels oder Google+-Communities können auch komplette Einsteiger, die nie auch nur mal einen Charakterbogen angeschaut haben, einfach mal mitspielen. Sie werden bei der Hand genommen, freundlich und hilfreich in das Hobby eingeführt und können ihre ersten Schritte auch ohne irgendwie mehr Zeit zu investieren, als die eigentliche Spielzeit, machen.
Das führt aber immer noch nicht zu mehr Nachwuchs für das Pen&Paper-Hobby!
Man muß es auch mal ein wenig weniger blauäugig betrachten: Diese Spielform ist alt, nicht wirklich zeitgemäß, erfordert Engagement auch von den Spielern, erfordert im üblichen Kampagnenspiel auch regelmäßiges zeitliches Erscheinen, ist überhaupt nicht "Spaß aus der Steckdose" wie es die wirklich allgegenwärtigen und allzeit bereiten Konsolen- und Computerspiele sein können.
Das ist halt ein weniger attraktives, grundsätzlich aufwandsreicheres Hobby.
Und diesen Aufwand scheuen die jungen Leute oft in stärkerem Maße als früher, wo es eben weniger Konkurrenz-Spielformen mit leichterer Zugänglichkeit und mehr "Gelegenheitsspieler"-Attraktivität gab.
Das Rollenspielhobby braucht jedenfalls eines NICHT: "kostengünstige Einsteigerrollenspiele".
Die gehen komplett an den (vermeintlichen) Zielgruppen vorbei und adressieren überhaupt nicht das grundsätzliche Nachwuchsproblem.
Was das Rollenspielhobby braucht sind AKTIVE und ENGAGIERTE ROLLENSPIELER, die direkt neue Leute ins Hobby bringen. Das klappt auch mit Regelschwergewichten, verschrobenen Settings und wüst desorganisierten Regeln, die auch noch sauteuer sind. Denn das ist ALLES EGAL, wenn man in einer Gruppe netter Leute in das Hobby eingeführt wird und Lust hat die gleichen Leute wieder und wieder zu treffen, um mit ihnen in phantastische Welten einzutauchen.