Löwenclub Retrotrend

Dies Thema ist aus dem ehemalien Löwnclub veröffentlicht worden.
AW: Retrotrend

So unmöglich scheint eine Übersetzung von Mutant Future nicht...
So sehr ich eine Übersetzung von Mutant Future noch vor Weihnachten DIESEN JAHRES sehen möchte, so wenig erwarte ich hierbei auch nur den Schatten der "Retro-Welle", die man besser als "D&D-Retro-Welle" bezeichnen sollte.

Aktuell ist ja D&D 4E auf Deutsch - und damit effektiv in Deutschland - tot.

Aber schon mit Erscheinen der stärker als je zuvor eine D&D-Neuausgabe umstrittenen D&D 4E wurde ja geradezu der Nährboden für etwas weniger "Künstliches" geschaffen. Die diversen D&D-Retro-Klone haben einen gewissen Slow-Food-Charme, bei dem das Handgemachte, das Authentische zählt - und von den Lesern/Spielern/Käufern honoriert wird.

Ohne die McD&D-4E und das massive Gezerre drumrum wären meines Erachtens die unterschiedlichen D&D-Retro-Klone bald von der "D&D-Mainstream-Welle" weggespült worden und stellten heute nur noch Inselchen für exzentrische Nostalgiker dar.

Leider hatte die 4E nicht diese Gewalt, die frühere D&D-Ausgaben auszeichnete. Daher gibt es nicht nur kleine Nostalgiker-Inselchen, sondern es gibt jede Menge unterschiedlich aktiver, ja geradezu prosperierender "Kleinstaaten", die man nicht mehr wegdiskutieren kann.

Die aktuelle Zersplitterung dessen, was einst das D&D-FELSMASSIV war, was einst das Synonym für Rollenspiele überhaupt war, ist gut und schlecht. - Gut ist, daß so viele aktive und kreative Leute statt nur einen typischen Heartbreaker zu bauen, nach den alten, erfolgreichen D&D-Blaupausen solide Plattformen erstellen, auf denen man viel tatsächlich neues Material aufbauen kann. Neues Material, was auch Kunden findet! - Schlecht ist, daß durch die Zersplitterung eben kein "echtes" D&D als Anlaufpunkt für Freunde von "D&D-like Fantasy" mehr da ist. Auch Pathfinder ist nur ein Sargnagel, und keine "Reanimationsmaschine" für D&D.

D&D hatte schon von Anfang an eine mehr oder weniger "generische" Ausrichtung: Man konnte damit nicht nur genau eine Fantasy-Welt bespielen, sondern unendlich viele (und dabei besonders: viele EIGENE Welten). - Es gab auch früher schon Anhänger älterer D&D-Fassungen, die den Wechsel zu AD&D 1st Ed. nicht mitgemacht hatten, oder zur AD&D 2nd Ed. oder zur 3E oder eben wie jetzt zur 4E. Das waren Exzentriker, Nostalgiker, auf alle Fälle waren sie von geringer Anzahl und hatten sich in ihren Nischen wie Dragonsfoot bequem eingerichtet und nur sehr, sehr wenig neues Material jemals produziert, dafür aber die uralten Produkte wieder und wieder durchgekaut (und das ist nichts Negatives: viele der alten Produkte sind tatsächlich so gut, daß man sie mit Freuden wieder und wieder spielen kann!).

Die aktuelle Retrowelle ist aber anders.

Es sind jüngere und aktivere Leute, die diese Welle tragen.

Und es werden dazu ständig NEUE MATERIALIEN produziert.

Der frische Wind aus den vielen Richtungen, den vielen Geschmacksrichtungen, die Retro-D&D-Rollenspiele aktuell darstellen, ist noch lange nicht abgeflaut. - Im Gegenteil! - Die Labyrinth-Lord-Produkte auf Deutsch kommen an. Und in Fanzines oder per RPGnow und anderen Online-Läden gehen diese Produkte an Kunden, die viel zu jung sind, um noch die Originalboxen der "Ahnen" dieser Spiele gekauft, gespielt zu haben.

Woran mag das liegen?

Was treibt die Jungen hin zu den Retro-Rollenspielen?

Diese Frage hätte ich ja am Liebsten von jungen "Spätgeborenen" beantwortet bekommen.


Auf alle Fälle ist D&D und D&D-like Fantasy aktuell in einer ziemlichen Umbruchphase.

Diese Art des Umbruchs gibt es jedoch bei Gamma World nicht. Gamma World ging durch über ein halbes Dutzend Regelsysteme (ich zähle auch Darwins World dazu). Es war die IDEE von Gamma World, die stets zwar eine Nische darstellte, aber auch immer aktuell und unterhaltend geblieben ist.

Anders als bei D&D hängen die meisten Gamma World Freunde nicht an einer bestimmten Regelsystemausprägung. Gamma World fühlt sich mit unterschiedlichen Regelsystemen immer noch wie Gamma World an. - Das liegt an den Elementen, die Gamma World bestimmen. Nicht wirklich ein definiertes Setting, sondern eine Art Baukasten oder eine Aufforderung etwas zu bauen, das bestimmte Eigenschaften hat.

Daher gehen solche GW-Retro-Klone wie Mutant Future, Earth AD 2.0, Darwins World, aber auch hierzulande die beiden bestehenden Maddrax-Rollenspielumsetzungen, oder die gute Risus-Adaption für Gamma World ziemlich gut, wenn auch nicht sehr prominent, nicht so sichtbar wie die D&D-Retro-Klone.

Gamma World lebt von einer bestimmten ART von Setting. Daher gibt es auch bei GW nicht eine derartige, vergleichbare Umbruchsitutation wie bei D&D derzeit.

Gamma World war schon immer sehr viel stärker zersplittert über viele verschiedene Regelsysteme (von ausgesprochen unterschiedlicher Art wie GW 1st Ed. gegenüber GW Alternity-Engine gegenüber GW D20 deutlich zeigen). Das haben GW-Freunde so akzeptiert. "Kriege" fingen erst mit der unglücklichen D20-Fassung an, und das auch nur, weil sich diese - entgegen dem, was für GW typisch ist - selbst viel zu ernst genommen hatte. Darwins World kam deutlich besser bei den GW-Fans an.

Daher sehe ich bei GW nicht so sehr das Potential für eine derartige Retro-Welle, wie die, welche wir gerade bei D&D-Retro-Klonen erleben.
 
AW: Retrotrend

Super Beitrag, dem ich nur zustimmen kann!

Ich hoffe allerdings, dass die Kompatibilität zu LL eine Chance für Mutant Future sein könnte, dass auch mal etwas frisches Blut in diese Nische gespült wird - um mal bei deinem Bild zu bleiben! So habe ich es zumindest in amerikanischen Foren erlebt.


P.S.: Und der Boot Hill 2nd Edition Klon, den wir beiden bald schreiben werden, kann locker grinsend eine weitere Nische belegen! Vielleicht kann man den ja sogar zuerst auf Deutsch rausbringen und Englisch nachziehen...


... man wird doch wohl noch träumen dürfen.
 
AW: Retrotrend

Ja, erstaunlich, Zornhau quetscht auch das letzte aus meinem Einzeiler raus ;)

Ist sicher alles richtig, aber eben in der Verbindung mit LL liegt die eine Chance, die andere im Fanübersetzerteam, welches sich letztlich unentgeltlich, aber mit enormen Einsatz und Fleiß, engagiert.

@Alter: Ja, in der Tat bemerkenswert. Auch, dass wir mit Moritz Spielrunde die wohl jüngste Srandcrew hatten - ab 14 Jahren! Und calle voll Oldschool ;)
 
AW: Retrotrend

P.S.: Und der Boot Hill 2nd Edition Klon, den wir beiden bald schreiben werden, kann locker grinsend eine weitere Nische belegen! Vielleicht kann man den ja sogar zuerst auf Deutsch rausbringen und Englisch nachziehen...
Auf das Vorhaben bin ich auch schon sehr gespannt. (Muß mal bei mir ganz hinten in den Aktenschränken suchen, daß ich Boot Hill wieder rauskrame.)
 
AW: Retrotrend

Die aktuelle Retrowelle ist aber anders.

Es sind jüngere und aktivere Leute, die diese Welle tragen.

Und es werden dazu ständig NEUE MATERIALIEN produziert.

Der frische Wind aus den vielen Richtungen, den vielen Geschmacksrichtungen, die Retro-D&D-Rollenspiele aktuell darstellen, ist noch lange nicht abgeflaut. - Im Gegenteil! - Die Labyrinth-Lord-Produkte auf Deutsch kommen an. Und in Fanzines oder per RPGnow und anderen Online-Läden gehen diese Produkte an Kunden, die viel zu jung sind, um noch die Originalboxen der "Ahnen" dieser Spiele gekauft, gespielt zu haben.

Woran mag das liegen?

Was treibt die Jungen hin zu den Retro-Rollenspielen?

Diese Frage hätte ich ja am Liebsten von jungen "Spätgeborenen" beantwortet bekommen.
Spätgeboren bin ich wohl, die Frage ist nur: Würdest du Spiele wie "Forward... to Adventure!", "Encounter Critical" oder "Mazes & Minotaurs", die zwar ein ähnliches Spielerlebnis wie die alten Originale anstreben, sich dabei aber modernerer Ideen und Mittel bedienen, noch zur Retrowelle hinzuzählen, oder ist das wieder ein ganz anderes Phänomen das sich nur teilweise und zufällig mit den "echten" Retros deckt?


Auf Quasi-Retrospiele wie FtA! lasse ich mich nämlich gerne ein, und meine aktuell gebaute Kampagne wird auch von einem solchen System angetrieben.

An den Originalen und deren direkten Nachbauten sehe ich hingegen zu viele Frickeligkeiten und Altlasten, um sie ohne kräftige Verhausregelung leiten zu wollen, schon angefangen bei der Diebesklasse, die kräftig Sand in das Zahnwerk der "Jeder kann alles probieren"-Einstellung streut. (Spielen wäre was anderes, aber da es im provinziellen Breisgau-Hochschwarzwald kein Schwein anbietet...)
Der einzige Grund, um ein Spiel wie LL oder OSRIC statt FtA! zu leiten wäre, dass ich mich da auf die Popularität der alten Originale stützen könnte und es so leichter hätte, Spieler zu rekrutieren.
 
AW: Retrotrend

Gebe hiermit kund und zu wissen, dass ich für die Mitarbeit an einer Boot Hill-Umsetzung/ Übersetzung jederzeit gerne zur Verfügung stehe!

Nein, das ist kein Scherz, Hombre. Oder meinst du, der Baron ohne Namen macht Scherze ....?
(Wo ist bloß der Mundharmonikamann, wenn man ihn braucht?)

Begnüge mich behelfsweise auch mit Mutant Future. Oder dem Crossover "Cowboys & Mutanten".
 
AW: Retrotrend

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diesen Retro-Trend nicht so genau verfolge, mir ist bis dato nur aufgefallen, dass manche D&D-Classic Adbventures neu aufgelegt wurden.
Meine Meinung dazu: Nicht alles, was alt ist, ist auch schlecht.

Sicherlich haben sich manche Dinge im Laufe der Zeit überholt, als unpraktiabel erwiesen (elendig aufwendige Buchhaltung zu Traglasten & im Bereich Bewegung und Reise-Reichweiten) oder sind aus der Mode gekommen (Simulations-Spiel)

Früher war auch nicht alles Gold. Es gab es mindestens so viele nicht empfehlenswerte Rollenspielpublikationen wie heute (Beispiele auf Wunsch).

Auf der anderen Seite gab es auch früher schon Schmuckstücke unter den Publikationen. Einige alte Bücher enthalten tolles Material.
Da Auflagen und Verkaufszahlen im Rollenspielbereich begrenzt sind und sich Bücher nun mal nicht vermehren, sind diese Perlen nicht leicht zu finden und zumeist teuer, weil die stolzen Besitzer sich entweder gar nicht oder nur gegen saftige Zahlungen von ihren durchgespielten Materialien trennen.
Das hat zur Folge, dass die hochgelobten Bücher für Interessierte einfach nicht erhältlich sind. Diese Interessenten, egal ob jung oder alt, sind somit vom Erlebnis erprobter Qualitätsprodukte ausgeschlossen.

Aus diesem Grund finde ich es gut, dass einige gefragte Produkte neu aufgelegt werden, wenn eine ausreichend große Nachfrage gegeben ist um eine Auflage zu finanzieren. Das wird dann (hoffentlich) nur bei besonders gelobten Produkten der Fall sein, die dann auch entsprechende Verkaufszahlen erwarten lassen.
 
AW: Retrotrend

multor schrieb:
Auf der anderen Seite gab es auch früher schon Schmuckstücke unter den Publikationen. Einige alte Bücher enthalten tolles Material.
Da Auflagen und Verkaufszahlen im Rollenspielbereich begrenzt sind und sich Bücher nun mal nicht vermehren, sind diese Perlen nicht leicht zu finden und zumeist teuer, weil die stolzen Besitzer sich entweder gar nicht oder nur gegen saftige Zahlungen von ihren durchgespielten Materialien trennen.
Das stimmt. Macht aber den Sammlern das Leben schwer, deren Erstauflage mal eben schnell ihren Wert verloren hat. :)

Grundsätzlich wäre das aber natürlich zu begrüßen, wenn die guten Sachen dadurch ihr Revival erleben und den Markt bereichern.
 
AW: Retrotrend

Das stimmt. Macht aber den Sammlern das Leben schwer, deren Erstauflage mal eben schnell ihren Wert verloren hat. :)

Tut es das wirklich? Ist das nicht nur dann wichtig, wenn man seine Sammlerschätze als reines Spekulationsobjekt betrachtet?

Der ideelle Wert (Erstauflage, Nostalgie etc...) sollte doch eigentlich von einer unveränderten Neuauflage nicht sehr beeinträchtigt werden.
 
AW: Retrotrend

Der ideelle Wert (Erstauflage, Nostalgie etc...) sollte doch eigentlich von einer unveränderten Neuauflage nicht sehr beeinträchtigt werden.
Kommt drauf an. Seit der Neuauflage von DSA 1 wissen mehr Leute, wie die damals aus Jugendschutzgründen entfernte Illu aussah. Das kann man durchaus ja auch als Beschneidung des ideellen Wertes sehen. Vorher war man ein erlauchter Kreis von Wissenden. Dann platzte diese Blase.
 
AW: Retrotrend

Hmm, naja, ist es aber trotz allem nicht so, daß der Wert durch "Neuauflagen" mindestens unverändert bleibt, wenn nicht gar gesteigert wird - zumindest gerade und insbesondere ideell (und vielleicht sogar tatsächlich)?

Warum? Nun, ganz einfach. Die Sammler haben de facto "das Original (tm)" mit der entsprechenden Jahreszahl und allem Drum und Dran, daß es beweist und eben keine Neuauflage, die jeder Hinz und Kunz dann sein Eigen nennen kann.

"Nein Sir! ICH habe das Original! MEIN Exemplar ist tatsächlich 25 Jahre alt und ich habe eine Menge Blut, Schweiß und Tränen geopfert, sowie den Weg dreifach mit Leichen gepflastert, um es zu bekommen, anstatt einfach nur mal eben schnell bei *setze Internethandel der Wahl ein* zu klicken und eine "Kopie" zu erstehen!"

Das, denke ich, wird zumindest bei "wahren" Sammlern den Wert (respektive das Ansehen) steigern. Und das eventuell nicht unerheblich. Von daher sind Neuauflagen wahrscheinlich eher gut, als schlecht für Sammler, denn das unterstreicht die Besonderheit ihrer Ausgabe.

"Tjaha, jeder kann die Kopie haben, aber ich hab den original release und zwar "MINT"!!!!"

Und ganz ab davon, ist auch der reelle Wert unverändert, wenn nicht gar gesteigert durch Neuauflagen. Nur so als Denkanstoß: Was ist wohl mehr "wert" (ideell und auch finanziell): Eine 1959 gepreßte 45*er Vinyl von Elvis (quasi die Original./Erstausgabe), oder eine Nachpressung aus den 70ern?
 
Zurück
Oben Unten