Requiem und Maskerade, wo sind die Unterschiede im Spielstil?

Vukodlak

Dr. Hannibal Adler
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Ich persönlich mag ja beides sehr gerne, habe Requiem aber noch nicht großartig gespielt, was ich aber mal demnächst ändern werde.
Das soll jetzt kein Platzhirschgetue werden, mit ich finde ..... besser als.....

Meine Frage richtet sich nach dem persönlichen Eindruck von euch.
Wo kommt bei euch mehr Atmosphäre auf?
Und wo sind die Unterschiede im Stil der beiden RPGs?

Das Powerlevel soll ja allgemein heruntergeschraubt worden sein in Requiem, bzw der NWOD.
Wie äußert sich das genau?

Freue mich auf Antworten.
 
Nach dem Grundregrelwerk existiert jede Stadt für sich. Es gibt keine weltumspannende Organisationen mehr.
Das bedeutet, dass auch die Organisation der Städte recht unterschiedlich sein kann, von einer Demokratie über Feudale Strukturen bis hin zu einer Diktatur ist alles möglich.

Von den Spielwerten unterschieden sich Vampire nur durch einen Attributspunkt, Blutpool und den Diziplinen von einem Menschen. Es gibt keine Mehrfachhandlungen und keinen Soak-Wurf mehr. Ein Vampir der also keine Ahnung von Kämpfen hat sollte sich nicht mit drei bis vie Gangmitgliedern anlegen, wenn er sie nicht durch seine Diziplin beeinflussen kann. Im Klartext bedeutet die wir haben keine Superhelden mit Fangzähnen mehr wie es noch bei Maskerade ist.

Anders als in Maskerade haben die Spieler eine legale Chance aufzusteigen. Es gibt keine Generation mehr und die Mächtigkeit des Blutes schwankt. Je älter desto mächtiger das Blut. Je mächtiger das Blut desto eingeschränkter die Nahrungsquellen, bis zum Schluss nur Vampire übrig bleiben. Dann geht man in Starre und das Blut wird dünner. Die Herrschenden einer Stadt verschwinden also für einen gewissen Zeitraum und machen Platz für eine nachfolgende Generation.

Wenn man Requiem wirklich nach dem Buch spielt ist es lokaler und in gewisser Weise Paranodieder. Ich habe auch schon Superhelden mt Fangzähnen Runden gesehen. Kommt halt darauf an, wo die Gruppe den Schwerpunkt setzt.

Mich persönlich reizt das ganze Vampirthema nur noch begrenzt. Zuviel Emo und zuwenig Spiel.
 
Bei Requiem ist das Powerlevel in allen Punkten deutlich niedrieger. Die Alten brocken treten einen Jungvampir zwar noch immer in Tonne aber es sind auch keine Halbgötter mehr. Dafür muss man als Startcharakter auch schon mal sehen was man so treibt. Schaut man sich die Beispiel Charaktere für Menschliche Elite Charaktere an so stellt man fest das auch Sterbliche durch viele Fähigkeitspunkte eine echte Gefahr sein können.
Kann ein OWoD Bruja eine Menschliche Straßengang noch im Alleingang aufmischen, ist das in der NWoD eher unwahrscheinlich.
Allgemein kann man sich weniger nur mit Superkräften durchschlagen, weil besonders am Anfang die Disziplinen immer ein ganzes Stück schwächer sind als die oWoD Gegenstücke.

Von den Charakteren hat man immer 2 große Fraktionen, den Clan der jetzt mehr die Herkunft des Charakters bestimmt und die Politische Fraktion (In etwa wie die Sekten in der oWoD). Da Clans auf alle andern Fraktionen recht gleichmäßig verteilt sind, hat jeder mehr oder minder die gleichen Changsen zu was zu kommen. Ich persönlich finde die Fraktion bzw. das Covanent wichtiger als den Clan, weil da die Leute drin sind die ein gemeinsames Ziehl haben werden der Clan sich nur durch gemeinsame Fähigkeiten auszeichnet. (Da es nur realtiv wenig Kontakt zu entfernten Städten gibt und meist auch maximal das Geschehen in der Nachtbarstadt von Interesse ist gibt es auch keine Weltweite Ventrue Liga oder sowas)

Was bei Spielern für mehr Paranoia sorgen sollte ist das es keinen Fixen Metaplot mehr gibt. In den meisten großen Bereichen bekommt der Spielleiter keine Konkrete Fraktionsbescheibung (Wie z.B: im Cammarilla oder Sabbat Handbuch der oWoD) Sondern eher ein -oder mehre- Konzepte zu einer Fraktion. Besonders zu den Potentiellen Gegenspielern gibt es keine "Sooooo diese Typen machen das und das und haben die und die Ziele" Ansagen mehr in Quällenbänden sondern VIELE GRUNDVERSCHIEDE Konzepte was Organisation "X" Sein könnte. So ist zum Bleistift die gefürchtete "The VII" in jeder Chronik etwas gang anders.....
 
Justin Achilli liess sich in seinem Plot etwas ueber die Struktur der Requiem Clans und Covenants aus.
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Respektive:
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Wobei er die Unterscheidung nicht dahingehend trifft das man bei Maskerade dumme Superhelden spielt und bei Requiem komplexe Charaktere, sondern mehr dahingehend das Requiem mehr Standard-Archetypen/Templates anbietet. Halt 25 anstelle von 13.
(Wobei die 13 sich ja eigentlich auch noch nach Camarilla, Sabbat, Anarch oder Unabhaengig vervielfaeltigen liessen. So rein theorethisch)
 
Justin Achilli liess sich in seinem Plot etwas ueber die Struktur der Requiem Clans und Covenants aus.
In seinem Plot? o_O

Grundsätzlich würde ich sagen, dass keins der beiden Spiele per se atmosphärischer ist als das andere, letzten Endes ist die Frage nach der Atmosphäre immer abhängig von der jeweiligen Spielgruppe und persönlichen Präferenzen. Requiem setzt eben einen anderen Fokus als Maskerade; statt eines unausweichlichen Jyhad, in dem du zwangsläufig partzipieren wirst, sei es nun als Puppe oder als Puppenspieler, gibt es in Requiem den Danse Macabre. Jede Domäne steht mehr oder weniger für sich und hat zwar by the book die selbe Grundstruktur, die in der Natur der Vampire begründet liegt, aber stets eigene Bräuche, eigene Fehden, eigene Gesetze. Gangrel werden nicht plötzlich aus dem Berliner Invictus ausgeschlossen, weil das irgendein Gangrel-Ahn in Skandinavien mal beschlossen hat; was zählt, ist (wenn überhaupt) das Wort des Ahnen, der auch vor Ort ist. Dafür sind die Bande unter verwandten Vampiren (im Sinne direkter Abstammung, nicht des Clans) wesentlich stärker als in Maskerade. Alles ist lokaler Natur, kleine Kabalen von Königsmachern statt weltumspanenden Verschwörungen. Alles ist geheimnisvoller, außerhalb der Domäne lauert das große unbekannte Grauen und fremde Vampire sind immer gefährlich.
Die Stadt als goldener Käfig hat viel mehr Bedeutung; urbane Mythen von Ungeheuern, kinderfressenden Teufelsanbetern etc haben in der neuen Welt der Dunkelheit fast immer einen wahren Kern und selbst Vampire treffen immer wieder auf Phänomene, die sie sich nicht erklären können.
Insgesamt ist damit auch das Powerlevel wesentlich niedriger. Vampire beherrschen nicht die Welt, sondern leben im Schatten der Menschheit. Ein Vampir "kontrolliert" nicht die Polizei oder die Stadtverwaltung, er beeinflusst bestenfalls. Vampire haben bei ungleichen Kämpfen geringere Chacen auf ihr Überleben und meiden daher sinnlose Konfrontationen - warum sich mit den Gangbangern schlagen, wenn man auch einfach im Schatten verschwinden kann?
In Requiem kämpfst du nicht als Soldat im Krieg deiner Ahnen, sondern deinen eigenen Kampf, gegen die innere Bestie und gegen Feinde, die du dir sehr oft auch völlig unabhängig von deiner Herkunft (Clan) oder Ideologie (Bund) machst. Du bist ein Raubtier, das sich nur für eine Sache wirklich interessiert: Blut. Dein Jagdrevier abzusichern ist unendlich viel wichtiger als irgendwelche hirnrissigen Reformen durchzuboxen, von denen nur deine Bundkollegen profitieren, also muss das ganze politische Tamtam hinten anstehen - meist dient es ohnehin nur dazu, sich das Gefühl zu geben, sich noch einen Rest Menschlichkeit und Zivilisation bewahrt zu haben. Alle Bünde, alle Ideologien sind kein Selbstzweck, sondern dienen nur dazu, die innere Bestie zu unterdrücken. Der Danse Macabre ist Ablenkung von der grausamen Wirklichkeit.

Als Zusammenfassung: Requiem legt seinen Schwerpunkt auf den einzelnen Vampir als untotes Raubtier, der in einer Gesellschaft von Raubtieren überleben muss. Sein größter Feind ist er dabei selbst. Das Powerlevel ist deutlich niedriger als in Maskerade, aber alles ist ein wenig geheimnisvoller und unheimlicher.
Maskerade legt seinen Schwerpunkt auf den Jyhad, den großen Krieg der Alten, während die einzelnen Vampire eher schmückendes Beiwerk sind. Größter Feind des einzelnen Vampirs sind andere Vampire. Das Powerlevel ist deutlich höher und Vampire regieren quasi die Welt aus dem Dunkel heraus.

Für mich kommt in Requiem mehr Atmosphäre auf, aber ich kann mit beiden Spielen Spaß haben. In der Regel picke ich mir aus beiden die Rosinen heraus und spiele einen Requiem-Maskerade-Mix (Mischverhältnis ca. 3:1 für Requiem), wenn ich selbst leite.
 
Geschichtlichen Kontext mal außen vor gelassen gibt es auch ganz klare Regelunterschiede, die für mich der Hauptgrund sind um sich mit der nWoD auseinanderzusetzen, vielleicht auch nur um sich dann dafür zu entscheiden Maskerade mit nWoD-Regeln zu spielen, wofür es ja dieses überaus praktische Umwandlungsdokument gibt.
 
Blog(-Post), irgendwie ist mir das Wort beim Tippen misraten.

Ansonsten habe ich Maskerade bisher fast immer mehr oder weniger auf Stadt bezogenen Level gespielt.
Weshalb selbst nach einem Metaplot-Event wie z.B. dem angesprochenen sich dann doch noch Gangrel in der Camarilla befanden.
Auch die voellige Kontrolle war in der von dir beschriebenen Kontrolle nicht gegeben. In wie weit sie vorgesehen war kann ich schlecht sagen.
 
Requiem ist gefühlsmäßig etwas düsterer weil es sich stärker auf den Charakter bezieht. Andererseits ist das nichts, was man nicht auch mit Maskerade machen könnte. Die Gewichtigkeit des Jyhad ist eigentlich eine Frage, die von SL zu SL und Spiel zu Spiel abweicht
 
Zuerst: Alles von Sethnacht 1000 mal unterstrichen ^^

und

Maskerade ist geprägt vom kalten Krieg, von dem Bild des alt bekannten und großen Feinds
Requiem von der Angst vor Terrorismus, davon das es jene gibt die im Schatten lauern und jedem Moment zuschlagen können ohne wirklich zu wissen wer sie sind

Maskerade hat im Focus die Gefahr von Außen, dass etwas geschieht was man nicht mehr selbst kontrollieren kann.
Requiem hat den Focus auf die Gefahr von Innen, darauf dass man selbst etwas tut was einem schaden wird.

In Requiem ist das Tier auch deutlich spürbarer... hier fehlt mir kein Gegenstück ein :(

Maskerade bietet einem eine epische Storyline in der alles und jeder seinen Platz hat
Requiem bietet einen Bausatz an Storyelementen die mehr oder weniger episch sein können. Das Fehlen einen Metaplotes macht aus jeder Runde etwas total Neues (was nicht immer nur positiv sein muss),

Requiem bietet einen politischen Nährboden primär beeinflusst durch Bünde, Maskerade durch seine Clans. Die Clans bieten hier meiner Meinung nach aber mehr Potential. Eventuell kenne ich mich zu wenig aus, aber in der Maskerade fehlen mir so etwas wie die PaganVampire des Zirkels sofern man sich in der Camarilla aufhält und nicht zu irgendwelchen total abgedrehten Spielelemente aus Buch Nummer 2000 greifen will

Natürlich kann man mit VTM auch VR spielen und umgekehrt. Bücher wie der Translation Guide bzw Mirrors laden ja dazu ein sein System so zu gestalten wie man will.


aja noch ein gewisser Unterschied... auch wenn der nicht soo ernst zu nehmen ist
Die Maskerade war ein tolles System, mit einem "schönen Feeling" welches meiner Meinung nach ab einem gewissen Punkt mit weiteren Büchern totgepatched wurde.
Bei Requiem war es umgekehrt, Anfangs jeher unspektakulär, man wusste nicht so ganz wohin man gehen sollte und ist erst mit jedem weiteren Quellwerk besser geworden.
 
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