Justin Achilli liess sich in seinem Plot etwas ueber die Struktur der Requiem
Clans und Covenants aus.
In seinem
Plot?
Grundsätzlich würde ich sagen, dass keins der beiden Spiele per se atmosphärischer ist als das andere, letzten Endes ist die Frage nach der Atmosphäre immer abhängig von der jeweiligen Spielgruppe und persönlichen Präferenzen. Requiem setzt eben einen anderen Fokus als Maskerade; statt eines unausweichlichen Jyhad, in dem du zwangsläufig partzipieren wirst, sei es nun als Puppe oder als Puppenspieler, gibt es in Requiem den Danse Macabre. Jede Domäne steht mehr oder weniger für sich und hat zwar by the book die selbe Grundstruktur, die in der Natur der Vampire begründet liegt, aber stets eigene Bräuche, eigene Fehden, eigene Gesetze. Gangrel werden nicht plötzlich aus dem Berliner Invictus ausgeschlossen, weil das irgendein Gangrel-Ahn in Skandinavien mal beschlossen hat; was zählt, ist (wenn überhaupt) das Wort des Ahnen, der auch vor Ort ist. Dafür sind die Bande unter verwandten Vampiren (im Sinne direkter Abstammung, nicht des Clans) wesentlich stärker als in Maskerade. Alles ist lokaler Natur, kleine Kabalen von Königsmachern statt weltumspanenden Verschwörungen. Alles ist geheimnisvoller, außerhalb der Domäne lauert das große unbekannte Grauen und fremde Vampire sind immer gefährlich.
Die Stadt als goldener Käfig hat viel mehr Bedeutung; urbane Mythen von Ungeheuern, kinderfressenden Teufelsanbetern etc haben in der neuen Welt der Dunkelheit fast immer einen wahren Kern und selbst Vampire treffen immer wieder auf Phänomene, die sie sich nicht erklären können.
Insgesamt ist damit auch das Powerlevel wesentlich niedriger. Vampire beherrschen nicht die Welt, sondern leben im Schatten der Menschheit. Ein Vampir "kontrolliert" nicht die Polizei oder die Stadtverwaltung, er beeinflusst bestenfalls. Vampire haben bei ungleichen Kämpfen geringere Chacen auf ihr Überleben und meiden daher sinnlose Konfrontationen - warum sich mit den Gangbangern schlagen, wenn man auch einfach im Schatten verschwinden kann?
In Requiem kämpfst du nicht als Soldat im Krieg deiner Ahnen, sondern deinen eigenen Kampf, gegen die innere Bestie und gegen Feinde, die du dir sehr oft auch völlig
unabhängig von deiner Herkunft (Clan) oder Ideologie (Bund) machst. Du bist ein Raubtier, das sich nur für eine Sache wirklich interessiert: Blut. Dein Jagdrevier abzusichern ist unendlich viel wichtiger als irgendwelche hirnrissigen Reformen durchzuboxen, von denen nur deine Bundkollegen profitieren, also muss das ganze politische Tamtam hinten anstehen - meist dient es ohnehin nur dazu, sich das Gefühl zu geben, sich noch einen Rest Menschlichkeit und Zivilisation bewahrt zu haben. Alle Bünde, alle Ideologien sind kein Selbstzweck, sondern dienen nur dazu, die innere Bestie zu unterdrücken. Der Danse Macabre ist Ablenkung von der grausamen Wirklichkeit.
Als Zusammenfassung: Requiem legt seinen Schwerpunkt auf den einzelnen Vampir als untotes Raubtier, der in einer Gesellschaft von Raubtieren überleben muss. Sein größter Feind ist er dabei selbst. Das Powerlevel ist deutlich niedriger als in Maskerade, aber alles ist ein wenig geheimnisvoller und unheimlicher.
Maskerade legt seinen Schwerpunkt auf den Jyhad, den großen Krieg der Alten, während die einzelnen Vampire eher schmückendes Beiwerk sind. Größter Feind des einzelnen Vampirs sind andere Vampire. Das Powerlevel ist deutlich höher und Vampire regieren quasi die Welt aus dem Dunkel heraus.
Für mich kommt in Requiem mehr Atmosphäre auf, aber ich kann mit beiden Spielen Spaß haben. In der Regel picke ich mir aus beiden die Rosinen heraus und spiele einen Requiem-Maskerade-Mix (Mischverhältnis ca. 3:1 für Requiem), wenn ich selbst leite.