AW: PoD für Rollenspiel-Verlage
Gelten für diese Kleinauflagen die gleichen Qualitätsstandard in Illustration, Layout, Lektorat und Schreibe?
Das ist vom Autor/Verlag abhängig, nicht vom POD-Dienstanbieter. Reign und Dread z.B. sind professionell aufgemachte Produkt mit einwandfreiem Lektorat und Layout. Die Illustrationen sind einwandfrei (und in beiden Fällen ausgesprochen stylish). Andere Produkte bei Lulu sind eine unformatierte Ansammlung von Schreibfehlern.
Aber mal ernsthaft, POD ist eine geniale Lösung, speziell für kleinere Verlage und Privatpersonen. Anstatt eine Unmenge Geld im Voraus auf den Tisch zu legen, und dann anschliessend Panik haben zu müssen, ob sich der Printrun überhaupt verkauft, wird der Druck hier wirklich erst auf Bedarf hin abgewickelt.
Natürlich dürfte der Gewinn relativ niedrig ausfallen, und selbstverständlich ist es KEINE Lösung, wenn man einen regulären Vertrieb über Buchläden und Rollenspielshops machen möchte. Aber bevor sich Leute übernehmen und eine Hypothek auf ihr Haus abschliessen müssen, ist POD auf jeden Fall eine gute Option.
Ich denke die wenigsten Autoren rechnen noch ernsthaft damit, über die Publikation ihres Rollenspieles reich zu werden. Es ist bestenfalls ein kleines Zubrot, und schlimmstenfalls ein geldsaugendes schwarzes Loch.
Für grössere Verlage lohnt sich das ganze weniger, da die Druckkosten verhältnismässig hoch sind; diese fahren dann über konventionelle Druckereien billiger, zumindest wenn die Auflage stimmt. Es ist kein großes Geheimnis das die Druckkosten pro Buch niedriger werden, wenn man größere Auflagen bestellt.
Wenn nun aber schon vorher bekannt ist, das es sich um ein Nischenprodukt handelt, dann kann man auch gleich den Weg des POD gehen: Keine Lagerkosten für den Publisher, keine Überbestände an Büchern die sich nicht verkaufen, und vor allem minimale Investitionskosten für Druck und Vertrieb.
POD kann auch bei "special Editions" mit geringer Abnehmerzahl Sinn machen; Spirit of the Century z.B. gibt es als Hard- und als Softcover, wobei das Hardcover (aufgrund höheren Preises und geringerer Nachfrage) nur als POD vertrieben wird. Aber zumindest wird die Option angeboten, und bei einem 450-Seiten-Buch (allerdings A5, auf A4 aufgezogen wären das weniger als die Hälfte) begrüsse ich z.B. die Option, das auch mit einer brauchbaren Bindung zu kriegen.
Zusammenfassend gesagt: Ja, es lohnt sich, wenn die Auflagenzahl niedrig ist. Die wenigen "grossen" Verlage können auf diese Weise OOP-Material und exotische Supplements in gedruckter Form an den Mann bringen, und kleinere Verlage können auf diese Weise ihre Produkte vertreiben ohne sich in den Ruin zu stürzen.
-Silver