AW: out of the box?
Welche Rollenspiele kann man out of the box spielen?
Welches geht am ehesten in diese Richtung?
Oder geht das im p&p gar nicht?
Was ist "out of the box"?
Gehen wir doch mal dahin, wo "out of the box" bei Spielen der Normalfall ist - zum Brettspiel.
Wenn man sich eine Brettspiel-Box(!) kauft, so ist da alles drin, was man zum Spielen braucht - Figuren, Karten, Würfel, Spielpläne, Spielregeln, usw.
Wenn man sich ein Rollenspiel kauft, dann ist da meist NICHT alles drin bzw. dabei (da es sich ja seltener um im Karton verkaufte Spiele, sondern um Bücher handelt), was man zum Spielen braucht. - Es gibt da natürlich (meist Einsteiger-)Boxen, die auf ein Publikum abzielen, daß noch nicht viele Erfahrungen mit dem Rollenspiel hat, so daß man von Vorhandensein der für Rollenspiele im üblichen Falle notwendigen Infrastruktur (mindestens diese komischen Würfel in dubiosen Formen, oft mehr wie z.B. die Möglichkeit Charakterbögen auszudrucken oder zu kopieren, Figuren, Battlemats, etc.) nicht ausgehen kann.
Es gibt auch Rollenspiele, die so charakteristische, nicht der üblichen Rollenspiel-Infrastruktur zuzuordnende Spielelemente benötigen, daß diese auch gleich mitgeliefert werden müssen: Everway kommt in Box mit Regelbüchern, Setting, Szenario, Vision-Cards und Fate-Cards KOMPLETT, also wirklich "out of the box" spielbar daher.
Wenn ich also überlege, welche Rollenspiele "out of the box" spielbar sind, dann denke ich dabei an Rollenspiele, wo ALLE SPIELMATERIALIEN beim Kauf genau eines Produktes (Grundregelwerk, Grundbox, Einsteigerbox, Starter Set, wie auch immer benannt) verfügbar sind. Also Rollenspielprodukte, wo ich NICHT mein Mensch-ärgere-Dich-mal-wieder plündern, oder meiner Schwiegermutter die Patience-Karten mopsen muß.
Ich sehe in diesem Thread, daß für "out of the box"-Spielbarkeit durchaus eine gewisse Spieleinfrastruktur vorausgesetzt wird: W6 haben vermutlich viele im "Haushalt" verfügbar, und Spielkarten (Romme, Canasta, Poker - gerade im Beliebtheitsaufwind) wohl auch. - Aber das KANN man eben nicht bei ALLEN potentiellen Käufern dieser auf W6-Basis oder mit Spielkarten agierenden Rollenspiele voraussetzen!
Somit ist ein "nur" W6 und/oder "nur" Spielkarten voraussetzendes Rollenspiel (oder auch anderes Spiel, wie z.B. Munchkin) eben NICHT "out of the box" spielbar. Auch bei Munchkin muß man nach einem W6 suchen gehen, wenn man nicht sein Kniffel berauben will, und man braucht etwas zum Schreiben oder anderweitige Mittel sich die Stufe zu notieren. Das ist NICHT "out of the box". Nichtmal bei Kartenspielen kann man sich also sicher sein, daß man ALLE Spielmaterialien zusammen mit der Faltschachtel erworben hat!
Ein echtes "out of the box"-Spielen ist tatsächlich nur möglich, wenn man KEINE Voraussetzungen der Spielinfrastruktur hat, und das Spiel ALLES mitliefert, was nötig ist.
Das ist auch der Grund, warum manche Spiele tatsächlich mit Notizblock und Stiften daherkommen, weil man eben NICHT seine Käufer, Kunden, Spieler mit der Suche nach 4 Schreibgeräten und Papier belasten will, wenn sie eigentlich GLEICH losspielen wollen.
Andererseits ist das Vorhandensein von Schreibgerät KEINE ROLLENSPIELSPEZIFISCHE Infrastrukturanforderung. Schreiben können, möchte man auch außerhalb spielerischen Aktivitäten.
Viele Spiele haben ja auch auf der Box oder auf der Rückseite des Covers solche Angaben wie "Zum Spielen benötigen sie mindestens zwei Personen, zwei 6-seitige Würfel, Papier und Stifte". Damit macht das (Rollen-)Spiel klar, daß zum Spielen eben doch nicht ALLES - vor allem keine Mitspieler! - mitgeliefert wird.
Echte "out of the box"-spielbaren Rollenspiele wurden hier unter anderem schon genannt.
Somit ist die klare Antwort: Ja, man kann auch Rollenspiele "out of the box" spielen. Auch sogenannte Pen&Paper-Rollenspiele, deren Kategorisierung schon auf die notwendige Mindestinfrastruktur - Schreibzeug und Papier - hinweist.
Berichtigt mich gerne, aber meiner Meinung beinhaltet der Begriff "out of the box" auch das sofortige Losspielen und damit, dass die Regeln so angelegt sind, dass sie mit dem Spielgeschehen kommen und man nicht groß das Manual lesen muss.
Dahin wollte ich zumindest mit dieser Diskussion kommen.
Dann hast Du die Frage FALSCH gestellt.
Was in den mitgelieferten Regeln steht, wie sie abgefaßt sind, wie leicht sie erlernbar sind, das sind zwar auch qualitative Aspekte von Spielen (nicht nur Rollenspielen!), aber das hat mit "out of the box"-Spielbarkeit überhaupt nichts zu tun.
Was nützt es, wenn ich ein schön beschriebene Rollenspielprodukt, mit tollen, leicht erlernbaren Regeln habe, aber das Zufallssystem darin geht davon aus, daß ich
Hanafuda-Karten verwende, von denen man wirklich nicht als üblich in der Spieleinfrastruktur eines deutschen Rollenspielers enthalten ausgehen kann?
Nochmal das Beispiel Munchkin: ohne W6 kann niemand weglaufen. In jeder Box, die ein Grundspiel darstellt (Munchkin, Star-Munchkin, etc.) MUSS also eigentlich ein W6 enthalten sein. Ist er aber nicht, also nicht "out of the box"-spielbar trotz übersichtlicher Regeln.
Bei Star Frontiers war ALLES dabei: Würfel, Battlemaps, Figuren (die bekannten "die cut counters" von den alten CoSims), Solo-Abenteuer, Basisregeln für einen leichten Einstieg, vollständiges Regelsystem für mehr Details, Einstiegs-Gruppen-Abenteuer - alles in einer Box. Und man hat sich trotzdem Zeit nehmen müssen sich die Regeln durchzulesen, sich mittels Solo-Abenteuer mit dem Würfel- und Kampf-System vertraut zu machen, sich mittels der Battlemaps mit den Fahrzeugregeln vertraut zu machen, und dann mit den vollständigen Regeln mal ein paar Charaktere zu erschaffen, um mit Charaktererschaffung und allen sonstigen Details praktische Erfahrungen zu sammeln, bevor man man seine Kumpels dazu überredet hat das Einstiegs-Gruppen-Abenteuer zu spielen.
Bei Star Frontiers war das für die damalige Zeit absolut lobenswert.
Wenn man die notwendige Zeit zum Erlernen des Regelsystems zumindest durch den Spielleiter hineingesteckt hatte, dann konnte man lange Zeit "out of the box", nämlich der Star Frontiers Regelbox, spielen.
Das ist ein echtes "out of the box"-Rollenspiel UND eines mit gut erlernbaren Regeln und leichtem Einstieg.
Aber, wie schon oben gesagt, sind "out of the box"-Spielbarkeit und leichte Erlernbarkeit zwei voneinander völlig unabhängige Eigenschaften eines Rollenspiels.
@Skar: Du hast uns mit Deiner Frage in die Irre geleitet. Du wolltest garnicht wissen, wie es um die "out of the box"-Spielbarkeit von Pen&Paper-Rollenspielen bestellt ist, sondern Du wolltest über eine "Erlernbarkeit", eine "Einsteigertauglichkeit", den Präsentationsstil der Regeln eines Rollenspiels diskutieren. - Dazu wäre ein klarerer Erstbeitrag sinnvoll gewesen, oder ein Spalten dieses Threads.
Ich wollte tatsächlich über "out of the box"-Rollenspiele diskutieren.
Schau mal, was Du mit Deiner Frage nach leichter Erlernbarkeit, nach Einsteigertauglichkeit für Beiträge ausgelöst hast:
diverse Quickstart-Regeln. Ultrakurze Regeln, vorgefertigte Charaktere und ein Abenteuer. Bei einigen Quickstart-Regeln wird der SL an die Hand genommen und durch das Abenteuer geführt.
Soloabenteuer mit vorgefertigten Charakteren könnten auch in die Richtung gehen. Eher noch die Abenteuerspielbücher.
Wichtig ist auf jeden Fall dass die Regeln schnell auffindbar sind.
Was IMHO für ein Out-of-the-box-Spiel auch wichtig ist ist das Vorhandensein einer Core Story
Das sind alles Punkte, die auf Inhaltliches des Regelwerks abzielen, aber nicht auf die Vollständigkeit der Spielmaterialien. Und nur letzteres ist "out of the box". Ersteres ist eine ganz andere Diskussion.
Und wenn ich mit diese Punkte anschaue, dann bieten auch Brett-, Karten-, Computer-, und sonstige Spiele (auch wenn sie alle Spielmaterialien in einer Box mitliefern) diese leichte Einstiegsmöglichkeit nicht. - So ist bei Tipp-Kick ALLES Notwendige zum Spielen "out of the box" dabei. Aber man braucht schon eine gehörige Portion Training, um mit den Spielern und dem Torwart so souverän umgehen zu können, wie die versierten Tipp-Kicker aus den Ligen.
Bei ALLEN Spielen ist eine leichte Zugänglichkeit wünschenswert, aber immer auch entgegengesetzt der möglichen Komplexität und damit aber auch der möglichen Freiheitsgrade und Entscheidungsmöglichkeiten für die Spielenden. Z.B. ist im Poker das derzeit so in Mode gekommene Texas Hold'em mit so wenig Entscheidungsmöglichkeiten für den Spieler ausgestattet, wie kaum eine andere Pokervariante. Das ist Poker für Einsteiger. Das sind die "ultrakurzen Regeln", die oben für ein leichterlernbares Rollenspiel vorgeschlagen wurden.
Doch wie lange befriedigen einen solche Regelsysteme wie TWERPS, Risus, und co. denn wirklich?
Das sind Rollenspielregelwerke im Lego Duplo Format für die Krabbelkinder. Klar kann das auch mal Erwachsenen Spaß machen zu so etwas zu greifen, aber meist unter Drogen. Risus ist als Beer&Pretzel-Rollenspiel positioniert. Ein Rollenspiel, daß man auf einem Con morgens um 4 Uhr mit einem Kasten Bier, der durch den Körper geschleust wurde, immer noch spielen kann. Yeah!
Aber das will man ja nicht immer haben.
Auch bei Brettspielen gibt es alles andere als einfach und schnell zugängliche "out of the box"-spielbare Brettspiele. Z.B. hatte ich mir damals mit "Third Reich" von Avalon Hill einen abgebrochen bis ich die für ein CoSim ziemlich umfangreichen und komplizierten Regeln gespannt hatte - und das, obschon ich CoSim-Erfahrungen zuhauf vorher hatte.
Da man nicht immer nur die Bild-Zeitungsversion an Rollenspielen spielen will, aber trotzdem gerne beim Kauf ein VOLLSTÄNDIGES Rollenspiel erwerben möchte, ist die Frage nach "out of the box"-Spielbarkeit für mich schon interessant. - Ich sehe sie nur völlig unabhängig von der Frage nach leichter Zugänglichkeit, leichter Erlernbarkeit, oder ähnlichem.