AW: Möglichkeiten Skills schwerer zu gewichten als Attribute?
Und welchen Sinn machen dann Attribute?
Für ihre eigenen ebenfalls klar abgezirkelten Aufgaben eingesetzt zu werden.
Das ist das Wesentliche bei der Überlegung, WOZU man ÜBERHAUPT Attribute haben will.
HeroQuest/HeroWars oder das Gumshoe-System haben KEINERLEI Attribute, sondern nur "Eigenschaften" - fertigkeitsartige ("Kampf mit Schwert und Schild", "Kalligraphie anfertigen") und attributsartige ("Stark", "Heilt schnell") sind GLEICHBERECHTIGT.
Wenn die Funktion von Attributen im Gegensatz zu Fertigkeiten erst einmal klar herausgearbeitet ist, DANN lohnt es sich erst über eine "Gewichtung" zwischen beiden nachzudenken.
So ergeben sich z.B. im alten Conan-Rollenspiel von TSR die Attribute aus den Stufen, in denen man Skills, die nach Attributen gruppiert sind, beherrscht. Das heißt, wenn einer mehr physisch beanspruchende Skills besser beherrscht, dann ist er erst "Stark" oder "Geschickt", nicht umgekehrt!
Woher kommt überhaupt die Idee, daß ein Attribut, wenn es denn eine Art "Talent", "allgemeine Begabung", "unspezifische Befähigung" für irgendwelche KONKRETEN Tätigkeiten darstellen soll, ÜBERHAUPT einen Einfluß auf die Ausübung von konkreten Tätigkeiten wie Nahkampf, Feilschen, Kräutersammeln hat?
Mal ein "R"-Beispiel: In der Kampfkunst ist es so, daß jemand mit guter Beweglichkeit, schneller Reaktionszeit und guter Kondition und Kraft sicher die ANLAGEN hat, schneller die technischen Aspekte der jeweiligen Kampfkunst zu erlernen. Aber um sie WIRKLICH zu integrieren, für sich nutzbar zu machen, braucht er eigentlich nur eines: ausdauerndes Üben. - Die "Anlagen" (=Attribute) verlieren ihren Nutzeffekt zum Erlernen verdammt schnell. - Ich bilde jetzt seit bald 20 Jahren in unterschiedlichen Kampfkünsten aus. Mir kommen da Schwächlinge und Muskelprotze, Couch-Potatos und Athleten ins Training. Der einzige und wirklich KRITISCHE Faktor, ob einer davon "gut" wird oder nicht, ist sein WILLE regelmäßig zu Trainieren. Alle körperlichen Eigenschaften VERBESSERN SICH BEIM TRAINING!
Daher finde ich ja die TSR-Conan-Lösung wirklich nicht nur elegant, sondern auch nach "R"-Maßstäben vollkommen nachvollziehbar.
In Rollenspielen der Art "Attribut + Fertigkeit" ist das Attribut sowas von völlig überbewertet, daß es letztlich EGAL ist, ob jemand lange Zeit eine Fertigkeit zur Meisterschaft erlernt hat, weil jemand mit "guten Anlagen", aber ohne Kenntnisse und Erfahrungen ihm gleichwertig oder gar überlegen ist. - So etwas halte ich für sehr unstimmig.
Ich komme gut damit klar, wenn Attribute das Erlernen erleichtern. Das ist ein nachvollziehbarer und nach "R"-Sicht mit meiner Erfahrung deckender Einfluß.
Ich halte es auch für ihn Ordnung, wenn Attribute einen anteilig KLEINEN Bonus auf Fertigkeitsanwendungen geben (Einflußbereich unter 10%, so daß ein noch so begabter Dilettant NIEMALS einem Meister den Rang in der Fertigkeit ablaufen kann).
Ich halte Attribute für völlig überflüssig, wenn sich der Rollenspielautor KEINE GEDANKEN gemacht hat, WARUM er überhaupt Attribute von Fertigkeiten UNTERSCHEIDEN möchte. - Ein "weil das alle anderen auch so machen" ist inakzeptabel für das Erfüllen der Anforderung nach "sich Gedanken machen".