AW: Maskerade
[Diese Antwort behandelt Themen, die in Deutschland tabuisiert werden. Bitte entweder gründlich oder gar nicht lesen. Ich möchte ausdrücklich nichts banalisieren oder relativieren wenn ich über Parallelen und Wiederholungen der Geschichte schreibe.]
Es wird immer wieder darauf hin gewiesen, dass es vor der Camarilla keine Maskerade gab. Vor allem von den Mitgliedern der Camarilla.
Tatsächlich gab es vor der Camarilla keine Maskerade, weil man den Begriff "Maskerade" nicht dafür benutzte. Wie die Anarchen so richtig anmerkten: "Klar verstecken wir uns vor den Menschen, jeder der mehr Grips hat als ein Schaufelkopf (die Übersetzung zu entschuldigen) tut das! Aber wir brauchen keinen Ahnen der uns in den Ar*** tritt sobald wir versuchen es uns in unserem Versteck gemütlich zu machen!"
Im Mittelalter gab es eine ganze Reihe andere Bezeichnungen für das, was die Moderne Welt "Maskerade" nennt. "Stille des Blutes", "Friede der Domäne" um nur zwei Namen zu nennen. Die Prinzipien der Promethäer hatten auch viele Gemeinsamkeiten mit den heutigen Traditionen.
Was diese unterschiedlichen Formen der Maskerade zerstört hat ist im Prinzip einfach: Die mangelnde Organisation. So sehr die Anarchen dies auch bestreiten mögen: Wenn ein Kainit versucht mit den Menschen gleichberechtigt zu leben, wozu diese natürlich wissen müssen was er ist, der nächste als Graf seine Länderreien beherrscht, ein weiterer jede Nacht Leichen vom Friedhof entwendet und ein paar mysteriöse orientale Blutkulte in irgendwelchen Grotten abhalten erhält man das, was wir heute als "Aberglauben des finsteren Mittelalters" umschreiben.
Will sagen: Alle wussten, dass es Vampire gab, aber niemand wollte sich dessen annehmen. Dann kamen die Kreuzzüge. Unabhängig davon, was man Euch darüber erzählt hat: Die Kreuzzüge waren ein Disaster! Eine schlecht organisierte Grupep völlig unterzivilisierter Wilder deren Taktiken gegen die weitaus höher entwickelten Araber völlig hilflos waren vielen mit Gepolter und ohne Provokation in ein Land ein, dass sie heilig nannten. Das sie überhaupt etwas erreichten war mehr die Leistung einzelner, als der Gruppe. Die meisten dieser Einzelnen waren Araber, die die Kreuzzüge benutzten um ihre persönlichen Widersacher zu beseitigen.
Als die Kreuzzüge endgültig scheiterten, Jerusalem wieder an die Araber fiel, die größten Krieger, Könige und Kleriker nicht mehr in ihre Heimat zurückkehrten und damit letzten Endes die Besiegbarkeit der heiligen Kirche demonstriert war (was man aus damaliger Perspektive betrachten muss!) war es für die Kirche unumgänglich ein Opfer zu suchen, aber auch das "normale" Volk suchte Sündenböcke.
Die ersten Opfer der Inquisition waren, wie man überall nachlesen kann keine Kainiten, es waren Krüppel, geistig behinderte, Ungläubige und Personen die alternative Methoden einen Schnupfen zu behandeln kannten als "heraussaugen".
Das hätte die kainitische Gesellschaft nicht weiter stören müssen, aber das, was sie besonders machte machte sie verwundbar: Die Inquisition suchte, wie jede derartige Organisation oder Gruppe nicht das Böse, sondern das "Andersartige", dass Menschen seit jeher fürchten und verdammen.
Kainiten schliefen bei Tage, waren fahl, aßen nicht, redeten merkwürdig, hatten keine Familien, beherrschten Kräfte und verfügten über Wissen, dass der normale Mensch ihrer Zeit nicht hatte.
Mit anderen Worten: Sie waren das perfekte Ziel.
Der erste Kainit der als solcher von der Inquisition erkannt wurde war vermutlich eine arme Seele, die von den Inquisitoren aus ganz anderen Gründen ausgesucht worden war und dann von ihren Häschern an´s Licht des Tages gezerrt wurde. Die Reaktion auf die Ereignisse dieses Morgens/Tages dürften ausgereicht haben um den Inquisitoren das zu geben, was sie noch gebraucht hatten um aus der Inquisition eine Massenbewegung zu machen: Einen Beweis für die Kräfte des Bösen.
Die Tzimisce sind sicher nicht ganz unschuldig, aber es hätte letzten Endes jeden Clan erwischen können. Bewegungen wie die Inquisition gab es immer wieder und gibt es auch heute wieder. Hexen, Juden, Kommunisten, Araber...das Andersartige zu verachten und zu fürchten ist eine der schlimmsten Eigenschaften des Menschen die wie keine andere Leid und Elend über ihn bringt. Desshalb die Maskerade. Eine organisierte Form des Versteckens kann viel geeinter auf Veränderungen in der Menschlichen Gesellschaft reagieren.
Was viele übersehen ist: Die Kainiten der Maskerade leben nicht wirklich zurückgezogener von der Menschlichen Kultur als die Kainiten des Mittelalters, im Gegenteil: Nie zuvor haben so viele Kainiten so dicht mit den Menschen zusammengelebt. Die Kainiten der Camarilla und auch die der Anarchen halten sich ihre "Feinde" noch näher und sind dadurch im Stande einen neuen "Trend" der Xenophobie zu erkennen wenn er aufkommt und -so sie ihn nicht aufhalten können oder wollen- dem Sturm auszuweichen.