Allgemein Makrotransactions

In den Niederlanden ist EA wegen illegalem Glücksspiel verurteilt worden, nachdem sie sich geweigert haben, Lootboxen aus FIFA zu entfernen. Berufung ist noch möglich.
 
Mh, ein Thread, schon etwas abgelagert. Aber ich will hier dennoch meine Lieblingswalfangschiffe kurz namentlich erwähnen.

Magst du pappsüsse Anime-Mädels und Jungs in Zelda - Breath of the Wild Optik? Auf allen Plattformen erhältlich? Für umsonst? Mit großartigen Bewertungen (Metacritic: 84%-81% je nach Plattform), mit solider Fanbasis die reichlich Artwork und Memes produziert? Ja?

Genshin Impact. Sicherlich *kann* man das für lau spielen, aber sollte man tatsächlich angefixt werden (und das ist beim "Walfang" der Branche leider absolut wörtlich zu nehmen) dann bekommt man ein Lootbox, oh, Sorry "Gacha"-Spiel mit einer Monetisierung die bei EA und Konsorten Blutstau in den unteren Körperregionen verursachen dürfte. Etwa 3€ pro Lootbox, mit einer 2% Chance einen zufälligen 5-Sterne Charakter oder eine solche Waffe zu bekommen. Als kleinen Spass am Rande braucht man für die maximale Ausbaustufe 5 bzw 6 identische Kopien. Dazu kommen die üblichen Seasonpässe, Bundleangebote und die Umgehung des eingebauten Spielzeitlimits.
Man bekommt (sehr wenige) dieser Wishes/Lootboxen im Spielverlauf, und es gibt keine Progressionsmöglichkeit ausserhalb davon.


Oder vielleicht doch eher harte SciFi für harte Kerle mit harter Währung?
Star Citizen (seit 2012 in der Entwicklung) verkauft immer noch Schiffe zu Preisen die einem das Wasser in die Augen schiessen lassen. Allerfeinstes Pay2Win in einem Spiel, das mit viel Wohlwollen als drittklassige Techdemo durchgehen würde und gerne Features zum Kauf anbietet, die nicht mal ansatzweise implementiert sind.

Die Idee, das da draussen irgenwelche Wale der wilden Wahnfantasie verfallen sind, sie könnten ein Bergbauimperium mit lohnversklavten Free-2-Play-Spielern aufziehen, oder auch nur die Idee, das irgendwer als Kellner auf einem Touristenbomber anheuern und seine Freizeit damit verbringen möchte, in Echtzeit virtuelle Drinks für virtuelle Bezahlung zu mischen, um sie virtuellen Passagieren zu servieren erfüllt mich mit einer gewissen Heiterkeit. Hier wird kein Spiel verkauft, mehr die Idee eines alternativen Lebens im Weltraum als 1%er, für nur geringe vierstellige Beträge.
Ich weiss nicht, ob CIG das Geld ausgeht, Chris Roberts und seine Nepotistenbande mit dem Geld abhaut, oder das Spiel bei einem eventuellen Release die zornigen Gesänge von unzähligen verprellten Walen heraufbeschwört. Ich weiss nur das ich genug Popcorn habe, um die Show zu geniessen.


Sportlich betrachtet haben EA mit FIFA und 2K Games mit NBA die Lizenz zum Walfang. Lootboxen, eine Quasi-Monopolstellung in der jeweiligen Sportart, da die Lizenzen inzwischen so schwachsinnig teuer geworden sind das man für das Geld einen mittleren Kleinstaat kaufen könnte, ein jährliches Reboot bei dem die teuer erkauften Spieler aus der letztjährigen Version verfallen und, zuguterletzt, nicht ausblendbare Werbung in einem Vollpreisspiel zeigen eindrucksvoll, wie gut sich die Industrie selbst regulieren kann.


Es gibt den Göttern sei's gedankt noch eine Indie- und AA-Entwicklerszene, die solchen Unfug nicht macht, aber die Anzahl der Firmen, die in den letzten Jahren durch obiges Verhalten auf meiner Shitliste gelandet sind ist eindrucksvoll.
 
ein jährliches Reboot bei dem die teuer erkauften Spieler aus der letztjährigen Version verfallen und, zuguterletzt, nicht ausblendbare Werbung in einem Vollpreisspiel zeigen eindrucksvoll, wie gut sich die Industrie selbst regulieren kann.
Sie könnte sich regulieren. Aber hier bräuchte es erstmal mehr Signale vom Kunden. So lange die nicht in ausreichender Zahl kommen, scheint ja für beide Seiten alles gut zu sein?

Ich hab zB mein Taschengeld in den 80ern und 90ern für Mortal Kombat, Street Fighter und 1942 am Daddelautomaten verzockt. Immer ne Mark für x Minuten spielen....
Ist ja nicht so, als wäre früher alles besser gewesen. :)
 
Mh, das Problem ist nicht das hier Leute Geld ausgeben können. Dagegen ist ja erstmal nichts einzuwenden.
Das Problem ist, das hier de facto Glücksspiel betrieben wird (die Sorte, die normalerweise gesetzlich geregelt wird), und die potentielle Kundschaft mit psychologischen Mittelchen aus der untersten Schublade genötigt wird. Wer anfällig für Spielsucht ist, gibt hier leicht mehr Geld aus als er finanziell verkraften kann, dazu kommt das der ganze Budenzauber auch gerne Minderjährigen angeboten wird, denen meist nicht ganz klar ist das sie da eventuell der Oma ihr klein Häusschen verdaddeln.
Ich bin jetzt nicht wirklich jemand, der mit dem Schlachtruf "DENKT DOCH MAL JEMAND AN DIE ARMEN KÜÜÜÜÜNDER" ins Feld zieht, aber Activision, EA und Take 2 würden im Nonnenkostüm vor dem Kindergarten mit Koks dealen, wenn man sie liesse.

Es gibt da ein charmantes Video von einem Entwickler, der eine Präsentation zum Thema "Walfang für Fortgeschrittene" hält, nach dessen Konsum man Würgereiz in den Händen entwickelt. Für diese Leute bist du eine ambulante Piñata.




(Nur Englisch, und der Typ hat einen grauslichen Akzent)

Wenn du früher dein ganzes Taschengeld im Automaten versenkt hast, bestätigst du damit eigentlich nur, das der Mist funktioniert. Keine Sorge, ging mir ähnlich.

Ich kenne Leute, die jährlich 500-1000€ in FIFA Ultimate Team (aka der Lootboxmodus, auf den dich das Spiel wenig subtil schubst) versenken, und nein, die können sich das eigentlich nicht leisten. Bei FIFA kommt noch dazu das EA da quasi 'ne Monopolstellung hat: es gibt kein anderes "richtiges" Fussballspiel auf dem Markt. Die Lizenzen sind für 'nen normalen Enwickler oder Publisher einfach zu teuer. Und natürlich hat man daher auch keine Motivation, irgendwas zu verbessern - die verkaufen mehr oder weniger jedes Jahr das gleiche Spiel mit neuen Namen und minimalsten Verschlimmbesserungen.

Im Gegensatz zu Magic - the Gathering (was ich ein ähnlich abgefeimtes Geschäftsmodell finde, aber das ist 'ne persönliche Meinung) hast du nichts physisches was du weiterverkaufen könntest oder was eventuell einen Wertzuwachs entwickeln könnte. Und das Jahr drauf kommt die neue Version, bei der du wieder bei Null anfängst, während die Server für die Version vom letzten Jahr mittelfristig abgeschaltet werden. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Sicher war früher nicht alles besser, aber die meisten Computerspiele hatten dafür nicht die Option, mal rasch vierstellige Beträge für bunte Pixel zu versenken. Ich will das verbleite Benzin und die Dauerqualmerei auch nicht zurück, aber ich bin im Gegenzug auch nicht damit einverstanden das gewisse Firmen hier naßforsch den Gegenwert eines Gebrauchtwagens für etwas digitale Unterhaltung einkassieren wollen.
 
Ja das stimmt. Man kann bei diesen Geschäftsmodellen relativ schnell auf einer echten Verliererseite stehen.
 
World of Warcraft ist hier ein gutes negativ Beispiel:
  • 40 € alleine für die aktuelle Erweiterung (gibt natürlich Premium Deluxe für 70-80 €)
  • 13 € für das Abo

Und dann hat es einen Ingameshop für Mounts, Pets und "Services":
  • Mounts,... welche im Grunde nur Skins sind ohne Besonderheiten außer das die Shop Skins besonders gut aussehen = 25 € bis 30 €
  • Pets,... haben unterschiedliche Fähigkeiten wegen Pet-Battles (so wie Pokemon) = 10 €
  • Charaktertransfer = 25 €
  • Charakter umbenennen = 10 €
  • Rassenwechsel = 25 €
  • Fraktionswechsel = 30-40 €
Bei einigen der "Servicekosten" kann man natürlich sagen. Die sind so teuer als "Barrier to Entry" also damit nicht jeder alle 2 Minuten den Namen, Server und Rasse wechselt. Aber ein Fraktionswechsel ist schon relativ gravierend, besonders für Balance des Servers.

Und dann hat man den absoluten Schwachsinn im Spiel:
  • WoW-Marke. Für den Preis von 20 € erhälst du je nach aktuellen Marktwert zwischen 150.000 bis 300.000 Gold. Dies macht jede Errungenschaft die du mit Gold im Spiel erreichen kannst zu einem Pay2Win.
  • Charakteraufwertung. Für den Preis von 60 € kannst du einen Charakter auf Level 50 erstellen oder katapultieren. Nun muss man wissen das der Content von World of Warcraft NICHT aufeinander aufbaut. Der Content jeder Erweiterung steht für sich selbst. Sogar die Berufe. Und man muss sich 15-20 Stunden durch den alten Content grinden (1-50), der nichts mit dem neuen Content (50-60) zu tun hat und nicht einmal in irgendeiner weise gestreamlined ist das du die Hauptstory einer alten Erweiterung durchspielst. Das ganze fühlt sich nach einem Scam an, um pro Spieler noch einmal 60 € rauszukitzeln, damit er mit den Rest der Community zusammenspielen darf.
Und das hört bei World of Warcraft Retail nicht auf. Mittlerweile kann man in der Classic Variante Premium Mounts kaufen, es gibt einen Charakterboost bis Level 58 (70 ist Max) und es wurde schon gedata mined das es einen WoW-Classic-Token geben wird. In einem 15 Jahre alten Spiel das diese Features nie hatte.

Aber man braucht sich nicht wundern. Alle neueren Blizzard Spiele haben eine ähnliche Monetarisierung.
 
In Österreich könnten Lootboxen als illegales Glücksspiel eingestuft werden: In-Game-Käufe: FIFA-Packs als illegales Glücksspiel eingestuft
Interessant hierbei ist, dass schon die Existenz eines Schwarzmarkts für virtuelle Güter ausreicht, um den Inhalt der Boxen einen Geldwert zu geben und es damit als Glücksspiel zu klassifizieren.
Bisher war die (von der Spieleindustrie) vertretene Meinung immer, wenn es keinen offiziellen Weg gibt, digitale Güter wieder in Geld umzutauschen, dann ist es auch kein Glücksspiel.
 
Der Thread hier wurde vor gut 12 Jahren erstellt.

Finde hier hat sich mittlerweile in beide Richtungen viel getan:

Zum einen sind Ingame Macro-Transaktionen in manchen Bereichen schon zur guten Regelmäßigkeit geworden. Fast jedes Spiel das ingame Käufe anbeitet bietet mittlerweile auch große Pakete für sogenannte "whales" an, aber nicht nur die ganz großen Items/Pakete sind nahezu Standard. Manche Spiele wie Beispielsweise die Wargaming Spiele (World of Tanks, World of Warships) bieten sprichwörtlich zig/hunderte Items für je knapp 50€ an. Das summiert sich.

Andererseits nehme ich auch wahr, dass die Gesellschaft bzgl. dem Suchtpotential und der Ausnutzung desselben kritischer geworden ist und mittlerweile die Gesetzgeber beginnen, ein Auge auf die Gaming-Industrie und die mittlerweile etablierten Praxen werfen und Überlegungen anstehen das ganze gesetzlich zu regulieren.
 
Andererseits nehme ich auch wahr, dass die Gesellschaft bzgl. dem Suchtpotential und der Ausnutzung desselben kritischer geworden ist und mittlerweile die Gesetzgeber beginnen, ein Auge auf die Gaming-Industrie und die mittlerweile etablierten Praxen werfen und Überlegungen anstehen das ganze gesetzlich zu regulieren.
Wobei nach meiner Erfahrung die Kritik in erster Linie gegen sog. "Loot-Boxes" geht, also letztendlich ein gewisses Glücksspiel-Prinzip bei dem der Käufer keine Garantie hat, ein spezifisches Item auch wirklich ingame zu erhalten. (Gerade hier ist ja das Suchtpotential von Glücksspiel die entscheidende Kritik).

Die Akzeptanz hingegen spezifische ingame Items gezielt monetär erwerben zu können hat sich ganz massiv erhöht und ist teilweise mittlerweile auch von den Kunden gewollt.
Vielleicht ist das aber auch (bei aller berechtigten Kritik an CCP) ein Hinweis darauf, wie weit EVE Online in manchen Bereichen dem Markt voraus war. Das "Monocle-Gate" das im Anfangspost erwähnt wurde wäre heutzutage vermutlich überhaupt kein Aufregerpunkt mehr. (Mittlerweile gibt es sogar einen gewissen Trend in der Community von EVE Online ein vergleichbares ingame-Apparel-Item zu fordern, mit dem die Spieler ihren Charakteren Katzenohren verpassen können. ... )
 
Joa, ist schon recht unverschämt geworden.
Wenn ich an World of Warcraft denke... früher einfach kaufen und die Abogebühr zahlen und damals hatte man noch verständnis gehabt, weil Server richtig Asche gekostet haben. Heute gibts einmal Kauf MMORPGs für 40 € ohne Shop oder einem so Shop der gar nicht invasiv ist.
Dagegen ist World of Warcraft niemals von der Abogebühr abgerückt und hat sogar einen Ingame Shop und man Gold gegen Echtgeld kaufen, was wiederum dazu geführt hat das Gilden ihre Dienste Ingame für Gold anbieten, damit die Zahlschweine die beste Ausrüstung im Spiel bekommen können.

Komplett durchmonetarisiert bis in die Community rein.

Und dann muss man sich Projekte wie Star Citizen anschauen. Das Spiel ist nichtmal im entferntesten fertig und verkauft Konzepte von Raumschiffen die es irgendwann mal im Spiel gibt und einige kosten mehrere hundert Euro pro Schiff. Eines das noch nicht einmal veröffentlicht wurde kostet über 3000 €. Dann kannst du Währung, Versicherungen und weiß der Geier was kaufen, für ein Weltraum MMO das seit über 10 Jahren in Entwicklung ist und sich aktuell in der dritten Alphaphase befindet.
Und es hat keinen richtigen Gameplay Cycle, verkaufen aber Bomber-Raumschiffe zusammen mit dem Feature Reveal das du Basen auf Planeten haben kannst PLUS einer weiteren Versicherungen das du, wenn zu zerbombt bist, alles wieder bekommst. Für mehrere hundert Euro.

Und das Irre ist: Die Leute sind bereit für den Scheiß ihr Geld auszugeben. Für ein reines Luftschloss.
 
Um ehrlich zu sein, auf 10 Jahre rückblickend hätte ich erwartet, dass es viel schlimmer werden würde.

Allein die Widerstände der "content creator" werden wie erwartet allmählich abgebaut. Allways-On, Zahlen für Betas, season-passes, digitale Spiellizenzen anstatt Spiele kaufen, nfts - das muss man sich Mal anschauen - alles kein Problem mehr.
Aber auch da hätte ich erwartet, dass diese Leute sich schneller kaufen lassen bzw. kritiklos werden.

Dafür gibt's zarte Gegenbewegungen. Diablo4 Always on ist z.b. immer noch ein Streitpunkt und gibt Gegenwind. Klar, gesetzlich tut sich auch langsam was (das hat bei Zigaretten auch Jahrzehnte und zig Tote gebraucht).
Auch muss ich für kein Spiel heute mehr als 20€ ausgeben, egal wie verschwend.. äh teuer es produziert wurde (auch das war in den 90igern viel teurer).

Summasumarum. Es ist nicht schön, aber ich bin trotzdem positiv überrascht.

Für mich war die Grenze bei "Abo fürs zocken" ja schon überschritten. Ich habe und werde niemals ein Gamingabo bezahlen, da es nicht meiner Freizeitplanung entspricht.

(Wenig!) Geld für Skins finde ich maixmalst akzeptabel (habe auch schon insgesamt iirc 2 skins gekauft im gesamten Gamer-Leben).

ps.
Star Citizen finde ich speziell. Denn solche Täuschungsmaschen gab's ja schon immer. Ich glaube denen, dass die Mal ein Spiel machen wollten, aber irgendwann sind die auf Abzocke umgeschwenkt.
 
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Und dann muss man sich Projekte wie Star Citizen anschauen. Das Spiel ist nichtmal im entferntesten fertig und verkauft Konzepte von Raumschiffen die es irgendwann mal im Spiel gibt und einige kosten mehrere hundert Euro pro Schiff. Eines das noch nicht einmal veröffentlicht wurde kostet über 3000 €. Dann kannst du Währung, Versicherungen und weiß der Geier was kaufen, für ein Weltraum MMO das seit über 10 Jahren in Entwicklung ist und sich aktuell in der dritten Alphaphase befindet.
Und es hat keinen richtigen Gameplay Cycle, verkaufen aber Bomber-Raumschiffe zusammen mit dem Feature Reveal das du Basen auf Planeten haben kannst PLUS einer weiteren Versicherungen das du, wenn zu zerbombt bist, alles wieder bekommst. Für mehrere hundert Euro.

Und das Irre ist: Die Leute sind bereit für den Scheiß ihr Geld auszugeben. Für ein reines Luftschloss.
Das ist der Grund warum in meinem Freundeskreis Star Citizen (seit 10 Jahren) lediglich als "Scam Citizen" oder "Die Online Apotheke" bezeichnet wird.
Das Projekt ist so übermotiviert dass aus meiner Sicht keine zeitnahe Realisierung der Projektziele möglich erscheint. Und einen Online-Shooter bei dem man in ein Raumschiff hüpfen und auf einer Planetenoberfläche landen kann erhält man mittlerweile auch als 12€ Artikel auf Steam. (Starbourne 1+2 z.B.).
 
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