AW: Logische Schwächen von Shadowrun
Hoi!
Wollte als alter SR-Veteran mit Vorliebe für "realistische" bzw. "im Entferntesten rudimentär auf Wirtschaftlichkeit aufbauende" SR-Runden gerne mal applaudieren, was die Kritikpunkte an den "Logikhaken" bei SR angeht.
Zumindest in der Mehrzahl der Fälle
zu 1) Warum Runner?
Hier möchte ich widersprechen, und zwar aus den im Thread bereits benannten Gründen. Runner bringen ihre eigene Ausrüstung, verursachen bei Inaktivität keine laufenden Kosten, wenn etwas schiefläuft hat man nie von ihnen gehört oder legt sie um.
zu 2) 1 Mio Nuyen Startkapital
Die Erklärung für das Phänomen "warum runnen Runner, wenn sie 1 Mio Start-Nuyen haben" lautet die Antwort IMO: Wegen dem Kick. Das Bedürfnis, immer die krasseste Ware zu haben, sich mit teurem Cyberkram aufzumotzen etc. ist klassische "Cyberpunk-Denke" (ich meine jetzt das Genre, nicht CP2020 speziell). Insofern: Ja, 99% aller Leute, die je 1 Mio Nuyen hatten, arbeiten als brave Manager. Aber: Ja, die 1% die übrig bleiben sind kranke, Cyberware- und Waffengeile Spinner, denen TriVid nicht spannend genug ist. Und die deshalb runnen, weil sie zeigen wollen wie hart sie sind. Solange sie noch SOTA sind. Im übrigen spiele ich nicht gerne mit 1-Mio-Nuyen-Chars zusammen (auch inplay): Einfach weil solche Leute einem die Creeps gehen. Ich als armer Ork-Merc tue meine Jobs, um leben zu können. Wenn da wer rumläuft mit 1 Mio Cyberware, hey, der schreit einfach nach "unprofessionell agierender Adrenalin-Junky, der's eigentlich nicht nötig hat". Zum Kotzen.
zu 3) Autodiebstahl
ABSOLUT KORREKT! Das Gegenargument mit den organisierten Autoklauer-Banden, die den Runnern aufs Dach steigen würden, ist hahnebüchen. Selbst WENN es diese Banden gäbe, dürften Autoklauen und die Autoklauer-Gang grillen noch immer leichter sein als für den gleichen Lohn (oder weniger) bei Yamatetsu einzubrechen, hm? Auch das Argument "wenn es jeder täte, wäre ja der Markt überschwemmt" ist Stuss, denn diese Überlegung ist zwar richtig, aber wohl kaum der Grund aus dem ein konkreter Runner sich sagt: "Ui, dann klau ich das Auto jetzt mal lieber nicht, aus Verantwortung für die Preisstabilität der Gebrauchtwagenhändler". Das gleiche Problem existiert auch bei Cyberpunk (diesmal ist CP2020 gemeint). Meine Lösung als SL meiner Runde: Autoklau IST ein Problem der Gesellschaft von 2020, und die Leute reagieren auf das Problem exakt so wie die Leute HEUTE in Südafrika, wo Autoklau nämlich EBENSO ein Massenproblem wurde:
Within the last decade, violent crime has become a fact of life in South Africa, with vicious carjackings suddenly almost an everyday occurrence even in the best neighborhoods. Many South Africans -- black and white -- will not now venture out of their homes without a gun. For good reason too: In 1997 the boys with the calculators worked out that every week in South Africa there were 434 murders, 7,210 thefts, 1,218 armed robberies and 952 rapes. That's nothing to sneeze at, considering there are only 40.5 million people in the whole country. To put these numbers in better perspective, South Africa's 1997 murder rate was 52 people per 100,000, compared with a U.S. rate of 6.8 the same year.
Armed carjacking occurs on an all too frequent basis, taking place mainly in relatively populated areas: at traffic lights and stop signs, in parking lots, and in the driveways of homes. In the first eleven months of 1998, there were 13,000 carjackings. Fewer than one in ten carjacking cases ends up in court, and only one in fifty ends in a conviction. Moreover, people end up dead over this.
Being carjacked has become a major fear of every South African vehicle owner. In 1994, 17,560 vehicles were hijacked (another 91,786 were simply stolen). In the process, 36 people were killed and another 851 injured.
South Africans are fighting back. As the problems worsened and more temperate responses failed to have appreciable effect (educating drivers about how to spot trouble and avoid confrontations, installing conventional anti-theft devices on vehicles), more drastic measures have taken their place. In 1999, it's possible to get your car equipped with the latest in personal security weapons -- a driver-operated flamethrower called The Blaster.
The $650 device is built into the car doors, and is operated by pushing a button beside the foot pedals. It sends a man-high fireball from the car, engulfing the hijacker without endangering passengers or damaging the car's paint job.
That might sound like overkill, but consider this -- conventional solutions have failed badly, often only working to escalate the danger to drivers. South Africa used to be a nation plagued by run-of-the-mill auto thefts in which the car was made off with while its owner was elsewhere. As auto theft statistics began to soar, owners invested in more and more sophisticated security devices. The most popular of these was the high-tech "immobilizer" which ensures the starter motor will accept only the original key.
Being crafty, the thieves, upon realizing that they too needed the original keys to start the car, shifted from theft to carjacking.
Ignition switches in many of the more expensive cars sold in South Africa were then fitted with combination locks. To start the car, the correct combination had to be punched into the device.
This was no problem to the carjackers; it just gave them more cause to be violent. They forced the code information from the carjacked drivers at gun or knife-point.
The security people got smarter. They patented a device which could neutralize the engine by remote control from a distance of several kilometers. The idea was that a driver could allow the thief to drive off with the vehicle and then "immobolize" it from a safe distance.
So the villains took drivers and passengers as hostages, and this inevitably resulted in killings.
At this point, owning a car that shoots a fireball starts to sound like a reasonable idea. In South Africa, what in other countries would be a loss-of-property situation becomes a life-and-death struggle.
Fazit: JA, vom Grund-Setup bei SR her ist Autoklauen DEF. leichter als für Hungerlohn in Konzerngebäude einbrechen. ALSO: Entweder Autoklau als SL verbieten (doof) oder Autoklau auf realistischer Basis unattraktiv (= gefährlich) machen: Säuresprenkler, Autobomben, ferngesteuerte Motorstopper, GPS-basierte Peilsender mit "Rückbeschaffungskontrakt" bei einer Sicherheitsfirma, selbstgebastelte Sprengsätze, Flammenwerfer, Betäubungs- und Giftgaswerfer, Hinterlegung von Autoteilen als Aufspür-Fokus beim Rückbeschaffungsmagier Ihrer Wahl, zur Voodoo-Hexe gehen und den Autodieb VERFLUCHEN lassen (ja, die Leute HÄNGEN an ihren Autos!!!) ...
zu 4) den 1 Mio Nuyen Streetsam killen
Stimme dem zu. Wer so viel teure Cyberwarre hat, sollte sie besser nicht zeigen. Wer es dennoch tut, sollte mehrfach auf jeder Session im Sprawl von Leutenn grundlos umgeballert werden, weil die Plünderer seine Ersatzteile haben wollen. Gilt dito bei CP2020.
zu 5) Konzernsicherheit
Stimme bedingt zu. Das SL-seits oft ignorierte Hauptproblem jedes Sicherheitssystems ist die Zahl der legitim im Objekt befindlichen Personen. Monodraht etwa kann ebenso den Manager oder den Chefresearcher verletzen. Eine Drohne, die auf alles ballert, was nicht den passenden Pin trägt, erschießt auch den angetrunkenen CEO, der sein Jakett auf der Toilette vergessenn hat. Sicherheit basiert vor allem auf dem GEFÜHL von Sicherheit. Die wenigsten Konzerner arbeiten gerne (und damit produktiv) während über ihren Köpfen ne Minigun an einer Schiene entlangsurrt. Ich bin SEHR für realistische Sicherheits-Setups: Wirtschaftlich am Wert des zu schützenden Zeugs orientiert, aber eben auch auf die Dummheit der eigenen Mitarbeiter und sich im Gebäude verlaufender Besucher (Sohnemann des Chefs, Hund der Sekretärin, falsch abgebogene Delegation eines wichtigen Kunden) abgestimmt.
zu 6) Gewebespuren
Vollkommen richtig und meist von der SL vergessen. Bei SR besonders übel: Gewebe kann per Magie direkt zum tracen verwendet werden. Think about it.
AAS