Kind 44

Ich fänd das voll gut, wenn hier n Thread zu nem Film eröffnet wird, dass da n bisschen mehr passiert, als nur One-Liner. N Trailer, ne Inhaltsangabe, n Hinweis darauf, warum der Film so sehenswert ist, irgendwie sowas. So isses einfach inhaltsleer, find ich.
 
Jep. An der Stelle verschwimmt der Unterschied zwischen Hare und Kowalski.
:eek:

Moment, mußte noch drüber schlafen.

Done
(y)

Der Film handelt von Wahrheit in totalitären und ideologisch ausgerichteten Systemen und wie die Protagonisten damit umgehen.

Die Suche nach einem Massenmörder der Jungen mißbraucht und tötet bildet den Hintergrund der Geschichte.

Dabei gilt hier "Es kann nicht sein was nicht sein darf", was ein typisches Zeichen für ideologische Verblendung ist. Offizielle Stellen suchen nicht nach Wahrheit sondern verhindern mit drakonischen Maßnahmen das unliebsame Wahrheit ans Licht kommt. Es muß die offizielle lesart beibehalten werden.

Im Paradies für Arbeiter und Bauern haben Massenmörder keinen Platz in der offiziellen Geschichtsschreibung und das kann dieses Eden nicht produziert haben. Das sind dann Einflüße des kapitalistischen Westens die die Menschen korrumpiert haben müssen (--> merke, der Kommunismus hat als Grundlage seiner Ideologie das der Mensch von Natur aus Gut ist, folglich ist alles Böse unnatürlichen Ursprungs und konterrevolutionärer Natur/Quelle entstammend)

Positiv:
- Ein unverklärter Blick auf Sowjetbürger der späten Stalinzeit
- Eine Unmenge an alten Requisiten
- Eine gute Darstellung der Angst vor Verfolgung unter den Sowjetbürger in der Stalinzeit
- Gute bis sehr gute schauspielerische Leistung von Gary Oldman, Tom Hardy, Joel Kinnaman und Noomi Rapace
- die Spannung zwischen den Akteuren wird schon in den ersten Szenen deutlich, Chapeau
- die Zwickmühle in der man stecken kann wird sehr schön dargestellt und nicht einfach aufgelöst
- Spannend bis zum Schluß, auch wenn er nicht actionlastig ist.
- Mit realistischen Actionszenen
- überraschende Wendungen inbegriffen
- adäquate Bösewichte
- der Täter ist hier ein Vehikel die Geschichte drumherum zu erzählen
- realistischer Schluß, statt eines ideologischen/moralischen Endes
- Brutal, ohne die Gewalt zu verherrlichen
- schöne Naturaufnahmen (ja, tatsächlich)
- Auch in Nebenrollen gut besetzt
- die Folklore der russischen Seele wird NICHT erzählt
- die Russen hier saufen auch nicht ständig

Negativ:
- Russland ohne viel Winter? WTF?

Also 9,5 von 10 ideologiebefreiten Zonen vergebe ich. Wenn man in einem Jahr einen Film mit Anspruch sehen möchte, dann diesen.

Man hätte die Handlung jetzt auch in jede andere Ideologie und Diktatur packen können wo die Wahrheit unangenehme Fragen nach den Grundfesten der Ideologie aufwirft und, da die Diktatur drakonisch aufrecht erhalten wird muß auch die Wahrheit drakonisch unterdrückt werden.

Hätte man jetzt in einem 3-ten Reich spielen lassen können.
Oder in einer islamischen Republik.

Als Fazit für mich kann ich ziehen froh zu sein in einem Land zu leben wo in den Medien und in der Öffentlichkeit Wahrheiten und Realitäten nicht groß unterdrückt werden. Es gibt Gegenbeispiele, Snowden und Co. Aber recht wenige von uns landen in Gulags oder Schlimmeres....
 
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Danke fürs Nachreichen. :)

Die Kritik hat ihn ja nicht gemocht.
Und ohne ihn gesehen zu haben, muss ich auch zugeben, dass ich es... schwierig finde, wenn Amerikaner Amerikanern etwas über die bösen/dummen/ideologisch verblendeten Russen erzählen.
 
Danke fürs Nachreichen. :)

Die Kritik hat ihn ja nicht gemocht.
Und ohne ihn gesehen zu haben, muss ich auch zugeben, dass ich es... schwierig finde, wenn Amerikaner Amerikanern etwas über die bösen/dummen/ideologisch verblendeten Russen erzählen.

Es ging nicht wirklich um Ideologie. Es ging/geht um Individuuen in einem totalitären Regime.
Wenn man will kann der erhobene Zeigefinger gesehen werden. Der wird aber nicht der Ideologie erhoben sondern den Menschen die dieser folgen.

Wie gesagt, es hätten genauso gut Nazis sein können die sagen kein Arier oder Mitglied einer der Eliteorganisationen würde so was machen....

Und wenn es um Kritiker geht, nun, die haben eh einen seltsamen Geschmack.
Brauch mir nur die Tante bei mir im HR3 anhören und dann krieg ich manchmal das grausen. Wer ein Genre nicht versteht, sollte keine Kritiken drüber schreiben.
 
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Tut mir leid, das ist Blödsinn. Im Dritten Reich war derartiges nicht verbreitet. Im Gegenteil, da man davon ausging, dass Kriminelle erblich belastet sind, wollte man solche Leute möglichst schnell aus dem Volkskörper entfernen. Bei Verbrechen, die gedeckelt wurden, handelte es sich weniger um ein ideologisches Problem, als vielmehr um ein strukturelles. Ggf waren die Verbrecher einfach zu nützlich, um sie aus dem Verkehr zu ziehen. Die Ansicht, dass es Verbrechen in der Form in der Gesellschaft der Gesellschaft wegen nicht geben kann, findet man tatsächlich so nur in kommunistischen Staaten.
 
Tut mir leid, das ist Blödsinn. Im Dritten Reich war derartiges nicht verbreitet. Im Gegenteil, da man davon ausging, dass Kriminelle erblich belastet sind, wollte man solche Leute möglichst schnell aus dem Volkskörper entfernen. Bei Verbrechen, die gedeckelt wurden, handelte es sich weniger um ein ideologisches Problem, als vielmehr um ein strukturelles. Ggf waren die Verbrecher einfach zu nützlich, um sie aus dem Verkehr zu ziehen. Die Ansicht, dass es Verbrechen in der Form in der Gesellschaft der Gesellschaft wegen nicht geben kann, findet man tatsächlich so nur in kommunistischen Staaten.

Die Terrorwillkür der 20-er, 30-er und 50-er Jahre im Sowjetreich ist ja dem Führerkult, Innerparteilichen Machtkämpfen und Konterrevolutionsängsten geschuldet. Auch den glühendsten und reinsten Kommunisten war klar das sie nicht am Ende der gesellschaftlichen Entwicklung angekommen sind. Würde man sie fragen käme heraus das es natürlich ein kommunistisches System, nur besser und mit weniger Fehlern Einzelner. Selbstkritik (also am Individuum, am Ich, nicht am System, ist gewünscht). Kätzerisch gesagt könnte da so eine Gesellschaft wie in ST:TOS dabei rauskommen. War ja ohne Geld und ohne Konsumkult. Außer bei den Herren vom Orion ;)

In einem Nazistaat hätte man vielleicht eine ähnliche Konstellation wenn der Täter der Sohn eines rücksichtslosen und mächtigen Parteioberen ist. Kann auch im heutigen China so passieren. Oder wenn man ein paar sehr unappetitliche, verbrecherische, Details zu den sexuellen Präferenzen eines der oberen in Iran oder Saudi Arabien unter dem Tisch halten will.

Die Machtkämpfe, die Denuntiation, das ist was in Kind 44 thematisiert wird. Nicht die Ideologie. Leon ist halt in einer ähnlichen Situation wie Snowden, er will eine Wahrheit ans Licht bringen die den Mächtigen ein Dorn im Auge ist.
Und am Ende findet man eine Deutung der Ereignisse die wieder ins ideologische Umfeld paßt. Ein Sieg des Pragmatismus.
 
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