Kampfszene

Arki

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17. Februar 2004
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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Das Tutorium stammte ursprünglich aus der Feder-Galerie, darum nicht wundern, wenn die Rede hin und wieder von Engeln ist.

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[font=Arial, Helvetica, sans-serif] ->> Achtet bitte auf die unten angehängten Bilder, die zum Tutorium gehören. Die einzelnen Bildervweise sind im Text immer kursiv und rot markiert. <<-


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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Kampfszene

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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Die Idee[/font]

[font=Arial, Helvetica, sans-serif] Geplant ist ein etwas komplexeres Bild: Kampf eines fliegenden Engels mit der Traumsaat. Huh, ja, ich höre schon die Begeisterungsschreie ;-)
Aber mal abgesehen vom "actionlastigen" Motiv und Thema an sich, zählt hier eigentlich nur der zeichnerische Aufwand.
Als Trost: ich mag Schlachtenszenen auch nicht so gerne, aber ich will auch nicht immer ruhig herumhockende und -stehende Engel zeichnen. Irgendwann versucht man sich eben mit etwas Atypischem.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Das Schwierige an diesem Motiv ist, daß man es im Bild mit reichlich Bewegung zu tun bekommt. Da wäre die Flugbewegung des Engels an sich mitsamt der Traumsaat.
Dann greift der Engel ja noch an - oder die Traumsaat? Auf jeden Fall geht es auch hier um Bewegungen. Keiner der beiden Gegner steht wie festgeschraubt in der Luft. Es soll ja darum gehen, daß zumindest eine der beiden Parteien sich ihrer Haut erwehrt.

Vorüberlegungen

[/font][font=Arial, Helvetica, sans-serif]U[/font][font=Arial, Helvetica, sans-serif]nd so kommt man dann auch schon zu den [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Vorüberlegungen für eine Szene, bevor man überhaupt zu Stift und Papier (oder Wacom-Tablett bzw. Maus und Powerschalter?) greift.
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  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Wie groß soll das Werk werden?[/font]
  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Welches Format? Hoch oder quer? Im Fall einer Szene mit einem einzigen Engel würde sich wohl eher das Hochformat anbieten, obwohl die Geschmäcker da bekanntlich verschieden sind. Hochformate sind gut geeignet für schlankere, aufrechte Formen. Querformat dagegen steht großen Szenarien mit mehreren Figuren oder auch Panoramen gut.[/font]
  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Wie möchte ich meine Zeichenfläche - Papier oder Bildokument - ausnutzen? Gibt es so etwas wie einen Mittelpunkt des Motivs, der sich mit dem Bildmittelpunkt vereinbaren läßt?[/font]
  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Wieviel möchte ich eigentlich zeigen? [/font][font=Arial, Helvetica, sans-serif]Nur einen Ausschnitt der Szene, einen Ausschnitt des Engels mit seinem Kampfpartner oder eine Totalansicht, die keine Fragen offen läßt?[/font]
[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Es gibt bestimmt noch einige Fragen mehr, aber belassen wir es einmal bei diesen wenigen.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Grundsätzlich geht es hier also um Bildkomposition und -aufteilung - ein Thema, das bestimmt noch Stoff für viel, viel mehr Text und Seiten bieten würde und das ich jetzt unfreundlicherweise etwas abkürzen muss.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Ich habe mich also für DIN A 3 (bzw. 2 mal DIN A 4 in meiner Zeichenkladde über einen Falz (!!!) hinweg) entschieden. Totalansicht der Szene im Hochformat mit optional genug Hintergrund, um später noch etwas Landschaft einzufügen, falls sich das Zentralmotiv als zu mager erweisen sollte.
(Bild 1)

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Das Grundgerüst

[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Die meisten etwas komplexeren Zeichnungen und Skizzen gehen besser von der Hand, wenn man vorher ein Grundgerüst aufbaut, um das man dann später seine Figur oder die Figuren herum entstehen läßt.[/font][font=Arial, Helvetica, sans-serif]
In diesem Fall gibt es sogar drei bzw. fünf verschiedene Grundgerüste und eine Hilfslinie: [/font]



  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Das Gerüst des Engels (rot) und das seiner Flügel (blau);[/font]
  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]das Gerüst der Traumsaat (grün) und das ihrer Flügel (gelb);[/font]
  • [font=Arial, Helvetica, sans-serif]die Hilfslinie der Engelslanze (schwarz).[/font]
Diese Hilslinien mit ihren Punkten und "Kringeln", die die Gelenke kenntlich machen sollten, bestand als allererstes. Einzelne Gelenkpunkte wie der auf Höhe der Hüfte beim Engel oder derjenige in der Körpermitte der Traumsaatkreatur sollen helfen, das Abknicken der Körperachse und die Veränderung der Bewegungsrichtung zu zeigen.
[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Sich ändernde Bewegungsrichtungen bei Figuren sind bei solchen Szenen die Regeln. Selten gibt es nur eine Bewegungsrichtung, es sei denn, wir haben es mit einer Figur zu tun, die sich gerade alleine von A nach B bewegt. Sei das im Sturzflug, freien Flug, oder wie auch immer.
Interaktion aber - wie sie auf diesem Bild das Ziel ist - bedeutet, daß sich Bewegungsrichtungen aneinander anpassen müssen.
Das heißt, der Engel wendet sich der Traumsaat zu, und die Traumsaat ändert - zwangsläufig - ihre Bewegungsrichtung aufrgrund das Lanzentreffers in ihrer Körpermitte.

[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Kampfszenen ohne Änderungen gibt es natürlich auch, aber diese sind sehr einseitig. Als krasses Beispiel könnte ich mir eine sehr große Traumsaat vorstellen, die einfach den Engel durch ihr Bewegungsmoment beiseite drückt oder noch viel unerquicklichere Sachen mit ihm anstellt. (Tip: Maul auf, Engel weg...). Solche Szenen behandeln aber keinen Dialog, wie er hier gezeigt werden soll - eher einen Monolog, der für eine der beiden Parteien recht final endet.[/font]



(Bild 2)




Bewegungsrichtungen

[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Rein physikalisch gesehen haben wir es also mit [/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Vektoren zu tun - zumindest, was die einzelnen Richtungen angeht, in die sich unsere Figuren gerade bewegen. Aber lassen wir das ;-)
Wir wollen ja zeichnen, und nicht rechnen, obwohl mathematische Simulationen für solche Bilder sicher hilfreich wären.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Hier zu sehen sind die verschiedenen Vektoren für unsere beiden Figuren. Die Stoßrichtung der Lanze fällt da besonders ins Auge, denn sie ist wie eine zentrale Achse, an der entlang sich das Bildgeschehen entwickelt.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Nun noch eine kurze Beschreibung der Szene aus der Perspektive unserer verschiedenen "Pfeilrichtungen":[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Die Lanze stösst nach unten, trifft die Tramsaat, die durch den Aufprall schräg nach links unten weggdedrückt wird. Ihre Flügel, vorher wohl noch gestreckt, falten sich aufrgrund der Bewegung zusammen und klappen nach oben - genauso wie ihre Hinterbeine, die sie dem Engel entgegenreckt. Die Vorderbeine waren im Moment des Lanzenstoßes nach hinten angewinkelt, so daß sich an ihrer Position nun nicht viel verändert. Kopf und Schwanz dagegen kringeln sich regelrecht nach oben, ihrem Ziel entgegen, das die Traumsaat ursprünglich im Sinn hatte...[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Der Engel befindet sich mitten in einem kompliziert wirkenden Manöver. Sein Körper ist sehr aufrecht gehalten, die Füße eng beieinander wie bei jemandem, der gerade in der Luft um sein Gleichgewicht kämpft. Um die Lanze von oben herabstossen zu können, wendet er sich aus der Hüfte heraus dem Gegner zu und knickt leicht ab, was ein Ergebnis des Kraftaufwandes ist, mit dem er mit der Waffe zustößt.
Seine Flügel führen gerade einen etwas verdrehten Aufwärtsschlag durch, um ihn an Höhe gewinnen zu lassen. Unser Engel ist also gerade im Begriff, seinen erledigten Gegner zu den Akten zu legen und sich den nächsten zu suchen. In den nächsten Sekunden wird er wohl seine Lanze herausziehen und die verwundete und flugunfähige Tramsaatkreatur ihrem Schicksal überlassen.
Sein Kopf ist der dahinscheidenden Kreatur zugewandt - dem Fokus seiner Aufmerksamkeit.
(Bild 3)

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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Ausfüllen des Gerüstes

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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Das Gerüst aus Linien und Gelenken wurde bereits zu Anfang von den Konturen des späteren Körpers und Führungslinien für Federn etc. versehen.
Jetzt kann damit begonnen werden, diese Hilfslinien etwas weiter "aufzuspecken". Kritischere Themen wie Gesichter, Kleidung und Flügel kommen erst jetzt zum Zug.
Die eigentlich optische Ausgestaltung beginnt also jetzt, und das ist der Punkt, wo wir die Physik ein bisschen ins Regal zurückstellen können und uns mit unserer Phantasie befassen.
Was jetzt Formen annimmt, sind Alter, Geschlecht, Ausrüstung und Aussehen des Engels und "seiner" Traumsaat.
Bei letzterer habe ich mich ein bisschen bei Giger bedient - hm, ja, okay, ich mag Alien *g*[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Ersterer hatte von mir einige Vorgaben bekommen. Engel, männlich, Ramielit, mit Zopf. Da ich bei Gesichtern eh nicht so der Held bin, hab ich bei diesem Bild lieber nicht auf die Hilfslinien der Kopfproportionen verzichtet.
Aber die Proportionen und Masse eines menschlichen Gesichtes sind ein Thema, das auch viel Zeit und Seiten verschlingen könnte. Vielleicht möchte sich da aber auch jemand anders zum Thema auslassen?[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Was die seltsamen, gekrümmten Führungslinien an den Flügeln betrifft, so sind diese Grundlage für die sich nach innen biegenden Schwungfedern der Flügel gewesen.
Im Aufwärtsschlag der Flügel, der hier noch seitlich nach außen geführt ist, wölben sich Schwungfedern durch den Luftwiderstand nach innen. Nicht ganz so extrem wie hier gezeigt, aber ich habe die Aussenlinien der Federn als visuelle Begrenzung des Engels zu den Seiten des Blattes hin benutzt.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Gewand, flatternde Bänder und Zopf folgen unsichtbaren Windverhältnissen der Szene. In diesem Fall habe ich den Wind von rechts oben nach schräg links unten wehen lassen. Mit einigen Variationen zu Bögen und Schleifen bei den Votivbändern benimmt sich hier alles an losen Anhängseln getreu dem Luftzug der Szene.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Im Grunde genommen kommt jetzt der Löwenanteil der zeichnerischen Arbeit. (Viel Radieren, viel Brummen, viel Zeichnen, viel... KAFFEE!! ;-) (Anmerkung des Lektors)
(Bild 4)
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Re: Kampfszene - Tutorium

Nachbearbeitung

[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Dieses Thema ist jetzt eher etwas für unserer digital schaffenden Mitmenschen.
Aber ich habe mich entschieden, ein bisschen etwas davon auch hier reinzubringen, da heutzutage immer mehr Künstler auch mit dem Computer arbeiten.[/font] [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Kurz und gut: Ich habe die soweit gediehene Skizze eingescannt und von dort aus noch etwas weiter gearbeitet.
Die unschöne Arbeitsvoraussetzung Mittelfalz einer Zeichenkladde hat einige der Linien etwas verzerrt, daß ich da wohl noch etwas nachhelfen muß.
Vorerst aber habe ich mich darauf konzentriert, das Bild "aufzuräumen".
Das heißt, alte Radierspuren beseitigen, den Mittelfalz wegretuschieren, etc.
(Bild 1)

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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Auch beim Computer kann man radieren. Allerdings geht das sehr viel sauberer und zeitsparender - vor allem ungefährlicher für's Papier vonstatten als bei den traditionellen Methoden.
(Bild 2 und 3)

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[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Schließlich noch eine kleine Spielerei - die führenden Konturlinien von Engel und Traumsaat etwas dunkler und stärker hervorgehoben. Das gibt der Szene einen leicht comic-artigen Look, erleichtert aber auch dem Auge die Arbeit des Entzifferns der bereits vorhandenen Details.
(Bild 4)

[/font]
[font=Arial, Helvetica, sans-serif]->> Hier könnt ihr schließlich noch das Tutorium als gezipptes PDF herunterladen. <<-[/font]
 

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