Ich würde argumentieren, dass Zombies für das Fremde im Bekannten stehen, für die lebendige Konfrontation mit dem Tod und damit dem biologischen Zerfall unseres Körpers / Fleisches und mit der Angst vor der Masse, ihrer instinktiv erscheindenden Herdenmentalität und vor dem Mensch als kannibalistischem Raubtier, aus dessen physischer Fassade von scheinbarer Zivilisation und Harmonie durch die Fäulnis des sich zersetzenden Körpers das zum Teil erschreckende, wahre Gesicht unseres Gerüsts zum Vorschein kommt.
Ich würde auch zustimmen, dass iZombie, ähnlich wie der jüngere Vampirhype, im Grunde schlichtweg ein gerade populäres Format nimmt, dieses einiger seiner wichtigsten Teile beraubt um es zu zähmen und gleichzeitig etwas für ein Genre zu verdrehen, das damit eigentlich gar nichts zu tun haben sollte. Das ist allerdings in meinen Augen okay, kann man ruhig machen. Bei iZombie wird offensichtlich zumindest keinem Teenie ein irgendverqueres Sexualitätsbild eingegeben. Und Gedankenexperimente dieser Art bereichern das Feld ja auch. Trotzdem kann man sicher festhalten, dass oft die drastischsten Abwandlungen Indizien für das Auslaufen eines populären Modells sind.
Bestimmte Hypes hat man ja kurzzeitig relaunchen können. Das Piraten-Genre hat durch Johnny Depp 'ne Zeitlang geboomt. Vampire/Zombies sind auch nicht neu, den Hype gab's im letzten Jahrhundert auch schon mal.
Sie versuchen ja hin und wieder, auch mal andere Themen wieder aufleben zu lassen. Antike läuft mit Filmen wie "Kampf der Titanen 2.0", Serien wie "Rom" oder "Spartacus" und Darstellern wie Dwayne Johnson so nebenher. Western wollten sie kürzlich ja auch wieder anfassen, sind dann aber - für mich unverständlich -, mit "Lone Ranger" auf's Maul gefallen.
Ich mochte die großen Hypes von damals. Sandalenfilme und Stop Motion Tricktechnik haben mich als Kind schon zu begeistern gewusst. Aber das waren andere Zeiten. Es gab weniger Gelegenheit sich daran zu ergötzen, weil Hollywood mehr Zeit aufwenden musste um die Filme zu erschaffen und der Hype länger brennen konnte. Heute ballern sie Dutzende Filme zu einem Thema raus innerhalb von wenigen Jahren, fackeln den Hype ab und ziehen dann weiter. Marvel macht das mit dem Superhelden-Genre gerade ziemlich gut. Die werfen jedes Jahr ein paar Knüller raus und binden die zusammen, damit es Anreiz gibt weiter dabei zu bleiben.
Der einzige Hype, der immer geht, sind Dinosaurier. Wer Dinosaurier nicht mag, hat irgendwie keine Seele. Und zumindest bei Kindern überlebt der Hype und nährt sich, bis er hin und wieder auch beim erwachsenen Publikum mal wieder auftaucht und begeistert. (Piraten machen das jetzt seit Jahren auch erfolgreich so, Disney sei Dank.)
Edit: Was ich bei Gotham ausgezeichnet finde ist, dass es das Superhelden-Thema etwas in den Hintergrund rückt, es mit dem typischen Crime-Thema verbindet - das im TV auch nie alt zu werden scheint -, und damit eher zu einer Crime-Serie für Nerds wird. Ich hoffe bei iZombie auf den gleichen Effekt. Eine Crime-Serie mit einer Untoten als Protagonistin halt, nicht einfach eine Zombie-Serie. (Das befriedigt Walking Dead bereits in allen Belangen.)
Toller Post, beinahe absolute Zustimmung!
Beinahe eigentlich nur, weil ich beim Boom der Vampire-, Piraten- und neuen Sandalenfilme tatsächlich nicht den Vergleich mit alten Sandalen- oder Westernfilmen ziehen würde. Die Genres waren in den letzten Jahren erfolgreich und haben zu vielen Ausschlachtungen angereizt, das stimmt schon. Aber das einzige Genre, das aufgrund seiner flächenmäßigen Vermarktung durch Produktionen, die sich sogar explizit darauf beschränken, dieses eine Genre zu bedienen und damit auch noch Geld scheffeln ohne Ende, mit der Ära von Sandalenfilmen und Western vergleichen lässt, sind wahrscheinlich die Superheldenfilme.
Fluch der Karibik war zwar Hype, aber daneben gabs jetzt keine große Epoche tausender Piratenfilme. Das Gleiche bei Sandalen-Nachfolgern wie Kampf der Titanten.. kurzzeitiges Aufflammen von ein paar Kinofilmen und der ein- oder anderen Serie. Bei Vampiren sicher ein wenig mehr Hype, aber auch da im Grunde neben der Twilight-Saga keine Kinokonkurrenz oder auch nur Versuche, neben ein paar Serien und kleineren Produktionen auf den Hypetrain aufzuspringen.
Dass man wirklich hingeht und jährlich immer neue Filme des selben Genres raushaut, passiert irgendwie nur bei Superheldenfilmen so extrem zur Zeit. Vielleicht so stark, dass man irgendwann auf uns mit diesem Filter zurückblicken wird, so wie wir heute einige Epochen in der Vergangenheit mit Western oder Monumentalfilmen assoziieren.