AW: Ist die Trennlinie zwischen Oldschool und Storytelling der Munchkinismus?
Vielleicht ist es auch weniger Munchkinismus, sondern eine gewisse... wie drücke ich es aus... Leistungsscheue in der Freizeit? Der Unwille, Risiken einzugehen und seine Spielerfähigkeiten aufzubieten, um den Sieg zu erringen, sondern mehr die Lust am "So tun als ob" mit der Taktik und dem persönlichen Einsatz als störendes Rauschen im jeu d'ambiance?
Mein Old-School war recht einfach. Wir haben gespielt, was in den Büchern stand. Den Magier besiegt, die Kelche eingesammelt usw..
Weder haben wir in Lake Geneva oder anderswo im Keller gesessen und Rollenspiele pioniert, noch leistungorientiert ein Monster nach dem anderen bekämpft, um die XPs für die nächste Stufe zusammenzumetzeln.
Vielleicht waren wir auch einfach nie so Old-School, wie sich heute gern der eine oder andere gibt.
Damals waren Strategie und Taktik weit weniger im Spielvordergrund, als bei vielen aktuellen Spielen. Ob mein Erstufler bei D&D1 draufgeht entscheidet meist nicht meine Taktik, sondern ein oder zwei Würfelwürfe. Es sei denn, die Taktik basiert ganz auf Risikovermeidung oder darauf den SL zu bequatschen den SCs möglichst große Vorteile zuzusprechen. Im Gegensatz dazu, sind harte D&D4 Encounter eine echte Herausforderung. Denn die Kehrseite der Fähigkeit, (angeblich) zehnmal so viele Goblins umbringen zu können, ist, dass der SL einem auch zehnmal so viele Goblins entgegenschicken kann. Und die kommen nicht einzeln nacheinander, wie Dein Statistiker sich das wünscht.
Abgesehen davon, dass die D&D4 Goblins/Kobolde/Whatevers nicht die 1HD Monster sind, mit denen sich die D&D1
Weicheier SCs vergnügen dürfen.
Aber bevor das hier zur D&D4 Verteidigung wird - für gute "Storytelling"-Runden braucht man mindestens genausoviel Einsatzfreude und Fähigkeiten, wie für Old-School-Spiele. Klar, sich was erzählen kann jeder (genauso wie mit Stufe-2-Charakteren anfangen), aber wenn es um die Leidenschaften und Ambitionen der Charaktere geht, um das was sie persönlich betriftt oder ums Vorantreiben einer dramatischen Handlung - sprich das, worum es im Storytelling gehen sollte - hat schon mancher Old-Schooler die Distanziertheit des marodierenden Abenteurers vorgezogen. Ich auch desöfteren.
Was die Munchkin Population angeht, Deppen gibts überall. Man könnte ja die These vertreten, dass die Storyteller vor den Old-School-Munchkins in ein neues Biotop geflohen sind, und die Munchkins ihnen nachliefen.
Aber das wäre auch Quatsch.