[irgendwann] Ich besuche den Primogen

Heute war wieder so ein Tag. Er hatte ihn schon öfters erlebt. Leider immer ohne Erfolg. Der Typ namens Omarion hatte den Doktor immer wieder vertröstet, immer wieder neue Termine genannt und zum Schluß immer wieder weggeschickt. Karlsen glaubte gar nicht mehr daran, dass es einen Ahnen der Malkavianer gab. Eigentlich wäre es sogar besser, wenn es so weiter lief. Er hatte sich an seinen Schwebezustand gewöhnt und bemerkt, dass er so keine große Aufmerksamkeit erregte und Pflichten übernehmen musste.

Wie seltsam? Ein so junges Kainskind denkt schon über Pflichten nach. Noch ganz der Arzt und Gott in weiß!

Doktor Frederik Karlsen stieg in einem guten maßgeschneiderten Anzug aus seinen Mercedes. Seine Eltern hatten Geschmack bewiesen als sie ihn kauften. Vielleicht etwas konservativ aber dennoch schön zu fahren. Er hatte sich schon vor längerem vorgenommen einen Smart zu kaufen um der Umwelt zu helfen, doch der Mercedes SLK hatte es ihm angetan. Das schnurren des Motors, das Klappen der Tür und natürlich das markante Design.

Er ging im Gedankenverhangen den Gehweg entlang und achtete groß auf niemanden. Er ging seine Begrüßungsformeln durch, die fast schon an ein Musketierfilm erinnerten. Er kaute ohne zu merken seine Zahnstocher durch. Er war wirklich angespannt.

Etwas hatte sich verändert? Es war das selbe Haus mit der selben Klingel in der selben Straße. Irgendetwas scheint anders!

Er schaute sich noch einmal um, konnte aber nicht große etwas erkennen. Er schnippte den Zahnstocher weg und klopfte so laut es ging an der Tür.

Er atmete nocheinmal tief durch und wartete auf Omarions übliche Absage.

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Der Himmel zerriss sich in zwei Teile über der Bibliothek. Die dunkle Seite zuckte und wabberte unaufhörlich vor sich hin. Im ständigen Wettstreit mit dem Hochdruckgebiet schenkten sich die Seiten nichts. Es roch nach Regen, während der volle Mond das Licht der Sonne reflektierte und auf der untoten Haut des Malkavianers einen nicht zu übersehenden Juckreiz hervorrief.
Karlsen ging die Stufen zur altehrwürdigen Bibliothek hoch. Der rötliche Staub vor den Toren der Bibliothek sind ihm bereits bei seinem ersten Besuch aufgefallen und wieder schenkte er ihm nur bedingt Aufmerksamkeit. Diese Nacht war alles anders. Die Türe war offen und von drinnen drangen Stimmen nach draussen.

Von dem Ghul war keine Spur zu sehen. Diesmal.

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Er kniff sofort die Augen zusammen. Diese Szene hatte er heute nicht erwartet. Instinktiv griff er in sein Jacket und holte einen seiner geliebten Zahnstocher hervor und begann auf ihn leicht rumzukauen.
Erst dann setzte er Schritt für Schritt seinen Weg auf das Eingangstor fort. Er blieb davor stehen und überlegte sich, ob er den Eingangsgong betätigen sollte. Doch sein Gefühl sagte ihm "nein".

Mit der Ernsthaftigkeit eines Chirurgen bei der Operation machte er ein Schritt in das große, alte Haus. Es roch im Inneren nach alten Bücher und trockenen Papier. Ein Geruch, der sich nun mit der statischen Unwetterluft verschmischte. Kerzen flackerten und tänzelten.

Als den jungen Besucher der erste Donner erschreckte, ging er hinein. Er schloß die Tür und merkte wie das Wetter rauer wurde. Er ließ den kalten, feuchten Wind mit dem Zuknallen der Tür draußen.

Er drehte sich um und schaute sich die Architektur an: "Alt, wirklich Alt."

Noch sah er niemanden und er musste wegen der Dunkelheit im Inneren seine Augen erst daran gewöhnen lassen. Malkavianer konnten in dieser Trübe gut sehen, dass kommt ihn nun zum Vorteil.
Wieder blitzte und donnerte es und der Doktor kniff unweigerlich seine Augen zusammen als ein Fenster den kurzen Lichblitz hinein warf.

"Mhm, der muss über dem Gebäude gewesen sein."

Er bemerkte immer noch niemanden und kräftigte nun seine Stimme: "HALLO, hier ist Dr. Karlsen, ich habe mich angekündigt."

Sein Blick streifte hin und her und hoffte dabei jemanden zu sehen, der ihm helfen konnte.

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Die trockene klimatisierte Luft im inneren raubte ihm für einen Moment das Gleichgewicht. Die langen Fluchtlinien im Inneren und die ungewöhnlich hoch erscheinende Decke erinnerte an ein Kathedrale.

Bald bemerkte Karlsen, dass das Licht welches er gesehen hatte keinesfalls von Kerzen kam, sondern von einer gedämpft leuchtenden Leselampe. Kerzen in einer Bibliothek - die Idee erschien in diesem Licht plötzlich selbst lächerlich.
Bald waren Bewegungen auszumachen, welche sich über Schatten auf den langen segmentierten Arbeitstisch im Zentrum der Regalreihen projektierte.

Beinahe flüsternd schnappte er Gesprächsfetzen auf. "Vielen Dank, dass sie sich dafür entschieden haben uns zu helfen. - Sie werden keine Probleme haben." "Nein, ich denke es wird kein Problem sein, dass..."

Plötzlich unterbrachen sich die Gesprächspartner. Karlsen, der sich vorsichtig am Tisch entlang auf das Licht zu wagte und bereits in die ersten Regalreihen observieren konnte, sah sich plötzlich einem langen schlackzigen Mann entgegen, welcher einen Aktenkoffer in gemessenen Abstand zu seinen Beinen führte.
Der Schatten im weichen Schein der Schirmlampe starrte Karlsen nicht gerade einladend an. Die Brille reflektierte den Schein der Lampe.

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Die Szenerie wirkte für Karlsen bedrohlich. Er dachte in das Heim eines älteren Malkavianers zu kommen. Justify Nox wurde ja im allgemeinen als umgänglich beschrieben. Doch nun musste er sich ernsthaft fragen, ob das umgänglich auf einen Malkavianer bezogen war oder auf einen Normalo.

Es war egal, denn er stand hier in einer dunkler Bibliothek, draußen ein Sturm und hier drinnen Leute, die ihn nicht haben wollen. Er ignorierte ersteinmal die Zwei und ging weiter in die Bibliothek hinein. Wie lange hatte so eine Bibliothek offen?

Er schaute sich genauer um, irgendwo musste doch Omarion sein?

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Die Bibliothek war leer bis auf die Zwei Personen, so schien es. Auch die Gestalt setzte sich in Bewegung und kam gemessenen Schrittes auf Frederik zu. Wortlos ging sie an ihm vorbei und drückte die Brille auf seiner Höhe wieder zurück auf die Nase. Er war sehr geschäftlich gekleidet und war sicher nicht aus privaten Gründen hier.
Karlsen hörte wenig später, wie er die Türe öffnete und einen Donner des einsetzenden Regen ins Haus fallen ließ.
Dann verschwand er.

Karlsen drehte sich um und würde sich erschrecken. Es war dieser kurze Augenblick, der ausreichte das Papa Justify zu seinem Gast ungesehen aufschloss. Karlsen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gehört, dass der Primogen der Mondkinder blind sei, aber diese Augen hatten etwas mehr als befremdliches.

"Die Naturwissenschaften befinden sich oben zu Ihrer Rechten.", scherzte der Malkavianer.

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Der junge Malakvianer erschreckte sich ein wenig. Was war los? Warum reagierte er so empfindlich? Er hatte sein Zahnstocher und er musste sich vorstellen. Ob es an der langen Zeit, die Justify Nox ihn warten lassen hat oder doch nur am Wetter.

Als ihm nach den drei Sekunden der Gedanken klar wurde, dass er vor seinen Primogenen stand, verbeugte er sich tief.

"Mr. Justify Nox. Ich heiße Frederik Karlsen und möchte mich bei ihnen vorstellen."

Es blitzte!

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"Das hättet Sie ja damit getan und sie können sich noch an ihren Namen erinnern... das ist gut... gut.", wirkte der Mann eher senil als weise.

Die Reaktion war eher Primogen untypisch. Er wendete sich ab und ging langsam zu der Stelle zurück aus er so plötzlich entschienen war. Wie hatte der alte blinde Mann es nur geschafft ungesehen so plötzlich aufzutauchen.
Als sich Karlsen immernoch nicht rührte, setzte der Primogen nach. "Kommen Sie, Herr Karlsen?

Angekommen in der Sitzecke ließ sich der Primogen in einem Sessel nieder.
"Ok, was führt sie an die Finster?" er atmete schwer die restluft zum Sprechen aus, was die schwächliche Haltung des Alten unterstrich.

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Der Alte hörte ein tiefes durchatmen von dem Neonaten, eine typische menschliche Eigenschaft. Als Nox ihn dann aufforderte, hörte er Schritte und in kürzester Zeit stand er dann vor dem Ahn.

"Am Anfang wollte ich nur kurz meine Angelegenheiten regeln. Dann fiel mir auf, wie schwer es Finstertal getroffen hat. Ich bin Arzt und habe mir vorgenommen etwas hier zu helfen. Zumindestens ersteinmal da, wo man mich braucht."

Karlsen schaute nun nach draußen, der Regen war häftiger geworden, ein Unwetter zog auf, das gänzliche Gegenteil zu dieser trockenen Bibliothek. Trotzdem fröstelte es den jungen Malkavianer. Vielleicht wegen dem Alten?

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"Hmm... Ihre Ambitionen ehren Sie, doch drängt sich mir weiter die Frage auf, ob das alles ist. Denn wenn müssen sie sehr bald feststellen, dass Sie unser Leben nicht mehr retten können.", der Malkavianer wurde sarkastisch. "ihre Angelegenheiten werden also weit mehr Zeit in Anspruch nehmen, nehme ich an?..."

Papa Justify hatte zu diesem Zeitpunkt nicht vor Frederik nach seinen Angelegenheiten zu fragen. Nicht das es ihm egal war, aber Papa Justify wusste er würde es herausfinden.

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Die tiefe Verbeugung endete und Kalrsen stand nun gerade vor Papa Justify:

"Ja, ich werde länger hier bleiben, bis ich eben aufgebe aber das kann lange dauern."

Bis jetzt lief ja alles gut aber irgendwas, vielleicht sein sechster Sinn, ließ alle Alarmglocken schellen, die er hatte. Es war vielleicht auch nur die Angst vor so einem Alten und Mächtigen zu stehen wie ein Welpe vor einem Silberrücken in einem Wolfrudel. Die absolute Macht hatte er...

... Ein ungerechtes System!

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Papa Justify schmunzelte in sich hinein. Immer diese Jugend. Sie kann es nicht warten aufzustehen, als hätten könnten sie es nicht abwarten sich wieder niederzulassen. Bis zum letzten Mal.
Die Reaktion von Frederik zeigte dem alten Mann, dass seine Angelegenheiten ihn doch wesentlich deutlicher zu beschäftigen schien wie im ersten Moment angenommen. Hoffen wir, dass wir diese Kraft zu etwas nützlichen lenken können.

"Dies obliegt nicht der Entscheidung des Prinzen. Wenn ihr bereits seine Einverständnis erhalten habt, so freue ich mich ein neues Mitglied der Mondkinder in dieser Stadt begrüßen zu dürfen.
Ihr seid mit den Traditionen, den hiesigen Geflogenheiten und der nächtlichen Bevölkerung vertraut, nehme ich an?"
Papa Justify wusste, dass Teile davon nur hinreichend erfüllt zu sein schienen.

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"Nein... nicht ganz. Der Prinz war sehr in Eile und möchte, dass ihr das übernehmt."

Der Prinz hatte zwar schon ein wenig erzählt aber es noch einmal zu hören, würde bestimmt nicht schaden. Manchmal wäre es bei den vielen Regeln sowieso besser, wenn man mitschreiben könnte. So war es aber nicht, also müsste er sich alles merken müssen.

Er wartete auf Justify und einen endlosen Vortrag, der kainitschen Regeln. Leider kannte er die spezifischen nicht und so musste der Ahn wirklich alles erzählen. Wie ungerecht, es immer nur mit Jungen Kainskindern zu tun zu bekommen.