Rezension Into the Gold [B!-Rezi]

Toa

In Dubio Pro Rex
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17. März 2005
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Into the Gold


Erdenstern


"Neues Jahr, neue Erdenstern" trifft den Veröffentlichungsrhytmus zwar nicht ganz, zeugt aber von der Produktionsfreudigkeit des Hamburger Trios. Und von der nicht enden wollenden Kreativität zeugt das vorliegende Album Into the Gold. Nach der etwas "speziellen" Into the Dark, die sich eher düsteren Themen widmete, wird es jetzt wieder abenteuerlicher. Exotische Themen sind diesmal angesagt, es geht durch Wüsten und Dschungel, auf überfüllte Bazaare und alte Ruinen. Man sollte jedoch beachten, daß sich das Album nicht auf orientalische Töne aus tausendundeiner Nacht beschränkt, sondern sie nur als Teil eines Konzepts aufgreift, das sich wie immer durch das Album zieht: die Spieler sammeln Informationen ("Bazaar", "Meeting the Merchant") bevor sie zu ihrem Abenteuer aufbrechen ("Into the Gold", "The Desert"), geraten in Gefahr ("Sandstorm", "Sons of the Desert"), finden aber neue Verbündete, die ihnen auf ihrem Weg helfen ("Make Way for the Prince!", "A Thousand Tales"), so daß sie ihr Abenteuer fortsetzen ("The Jungle", "Snakes and Spiders"), und schließlich zum furiosen Finale ("The Temple", "The Guardian") gelangen und ihren verdienten Sieg davontragen können ("The Artefact", "Carpet Flight").
Das Album hat mit 23 Tracks zwar mehr Einzelstücke als sämtliche Vorgänger, liegt aber mit einer Gesamtlaufzeit 79 Minuten und 55 Sekunden mit diesen gleichauf an der technischen Grenze einer CD.
Das gewohnt hübsch illustrierte, mehrseitige Booklet präsentiert die Songs in Kategorien sortiert ("Places", "Encounter", "Journey" und "Difference"), so daß man sich schnell eine Playlist zusammenstellen kann. Dabei helfen natürlich auch wieder die Stichworte, die bei jedem Song in der Tracklist angegeben sind. Aber das ist bei Erdenstern ja nichts Neues mehr.

Rollenspiel
Auch wenn die "tolkiensche" Fantasy wohl den Standard darstellt, sind "exotische" Abenteuer sicherlich keine Randerscheinung. So kommt Into the Gold mit seiner Aufbruchsstimmung sicherlich nicht zu kurz im Regal des abenteuerlustigen Spielleiters. Das Album deckt eine große Bandbreite an Situationen ab, jedoch liegt der Fokus klar auf Reise und Erkundung. Lediglich drei Tracks vermitteln Kampfstimmung ("Sandstorm", "Snakes and Spiders", "The Guardian"). Allen Tracks liegt eine gewisse Epik inne - man könnte damit auch hervorragend den nächsten Indiana Jones vertonen... sprich, man muß dieses Album nicht auf das Fantasy-Genre begrenzen, sondern kann sie auch problemlos für Pulp-Szenarien heranziehen.
Die Musik stammt, wie bei allen Vorgängern, zwar aus einem digitalen Orchester, ist dafür jedoch von hervorragender Qualität, so daß die synthetischen Ursprünge kaum hervorstechen. Choräle werden ausschließlich hintergründig eingesetzt und stören die Unterhaltung der Spielrunde nicht. ... Natürlich mit der Ausnahme der berühmt-berüchtigten letzten 30 Sekunden, in denen nochmal eine (englische) Gesangslinie angestimmt wird, die das Album noch einmal zusammenfassen soll.

There're treasures we seek / There's a shrine that's a spark / There a thousand tales were told / Further afar, into the gold.

Diese Schlußzeile stört mich persönlich immer wieder, hat sich aber zu einem Markenzeichen entwickelt. Wenigstens ist sie diesmal nicht ganz so daneben wie bei Into the Red.

Inspiration
Die Musik von Erdenstern eignet sich hervorragend dazu die Gedanken einfach mal wandern zu lassen. Es bilden sich wie von selbst Szenen, die man gerne in sein nächstes Abenteuer einfliessen lassen möchte. Ich hatte wieder große Lust das alte AD&D-Abenteuer "Wüste der Verdammnis" anzugehen - die Musik scheint für solche Abenteuer wie gemacht. Nein, es scheint nicht nur so, es ist sogar so! Wenn man seine Kampagne also in diese Richtung gestalten möchte ist die Into the Gold sicherlich der richtige Wegbegleiter. Durch den konzeptuellen Aufbau bekommt man auch ein Gespür dafür was vielleicht noch fehlt.

Tabletop
Selbstverständlich bietet Into the Gold nicht soviel Schlachtenmaterial wie Into the Red, jedoch paßt die etwas sanftere Musik erstaunlich gut zu einer gemütlichen Tabletop-Runde. Durch den stärkeren Abenteuer-Charakter im Vergleich zu ihrem direkten Vorgänger Into the Dark vermittelt sie eher schnelles Geschehen. Nichtsdestotrotz kommt sie in der Hinsicht natürlich nicht an die Rote heran.

Konkurrenz
Abgesehen von Erdensterns eigenen Produkten findet sich direkte Konkurrenz auf dem Gebiet der exotischen Abenteuermusik wohl nur bei Film-Soundtracks. Mit deren Produktionsbudget (echtes Orchester gefällig?) können Erdenstern zwar nicht mithalten, aber sie liefern dafür frischen, unverbrauchten Sound. Wenn der Indiana-Jones-Soundtrack bei euren Spielern also nur noch Langeweile auslöst kommt mit der Into the Gold die nötige Ablösung. Außerdem sind Erdenstern-CDs in der Regel auch günstiger als der durchschnittliche Soundtrack und zudem randvoll - Preisleistungsverhältnis 1A.

Fazit
Ich wage es mich so weit aus dem Fenster zu lehnen und zu behaupten, daß das vorliegende Album die bisher beste Erdenstern-Platte ist. Nach Into the Dark, die einen etwas eingeschränkten Verwendungsbereich bzw. gelegentliche Ausbrecher hatte, ist Into the Gold wieder Dauerschleifen-Material für den Rollenspielabend. Dem Erstlingswerk Into the Green, mit der sie inhaltlich noch am direktesten vergleichbar ist, ist sie qualitativ und dynamisch überlegen. Die Musik ist abwechslungsreich, durchgehend mitreißend und regt zu großen Abenteuern an. Volle Punktzahl!Den Artikel im Blog lesen
 
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