Horror im Rollenspiel

Ace_van_Acer

Zombie Schauspieler
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Ich würde gerne mal eine meiner Theorien über Horror in den Raum werfen, vieleicht kann der ein oder andere ja mal einen Blick darauf werfen und mir meine Meinung dazu präsentieren.



Eine gewisse Stimmung oder Emotion in einer Spielrunde zu erzeugen ist sicher nicht einfach - aber möglich. Ich werde versuchen meine Sicht auf dieses Thema darzulegen, da ich selber gerne Diverse Elemente des Horros einsetze und dies gelegentlich auch mit gutem Erfolg erzielt habe.
Um diese Effekte im Rollenspiel einzusetzen, reicht es allerdings nicht ein paar Kerzen aufzustellen mit Rasselnder Stimme zu sprechen und ein wenig düstere Musik zu spielen - viel eher erreicht man die Stimmung dadurch das man versteht was eigentlich dieses "Angst, Furcht, Panik" gefühl auslöst, das dort in einem hochsteigt – Ich habe mich mal ein wenig umgehört un die Emotionstheorie gefunden, die allerdings daran krankt das man sich nicht einigen kann was eine Emotion nun eigentlich ist - Doch für die Umsetzung im Rollenspiel habe die das gröbste einmal zusammengefasst um vielleicht dem ein oder anderen helfen.

X1 Emotionen sind genetisch vererbte Zustände, ausgelöst durch bewusste und/oder unterbewusste Wahrnehmungen bestimmter Situationen, vorgesehen zur Zwischenmenschlichen Komunikation.

X2 Man kann Emotionen in Basisemotionen aufschlüsseln, dieses sind 8 an der Zahl. Es gibt die Theorie das sich alle anderen Gefühle lediglich aus diesen Zusammensetzen sowie es nur drei Grundfarben gibt aus dennen sich alle anderen zusammensetzen. Diese Gefühle sind in einem kreis angeordnet, es gibt welche die näher bei einander liegen und es gibt welche die weiter ausseinanderliegen. Dazwischen gibt es Mischungen.

X3 Man kann eine Emotion nicht sehen, sondern lediglich die Reaktion die daraus resultiert. Reaktionen können andererst Interpretiert werden. teste es mal in dem du jemand die frage stellst wie jemand aussieht der Angespannt ist - es werden mindestens zwei Völlig Unterschiedliche Aussagen dazu kommen, was bedeutet das die begriffe nicht klar sind und jeder sich etwas anderes darunter vorstellen kann.


- zu X1 Es ist möglich durch diese Form der Komunikation auf Gefühlseben sich zu verständigen und diese Emotion sogar weiterzugeben, gerade in der Tierwelt erkennt man dies am beisspiel der Angst - ein Tier der Herde erkennt eine drohende gefahr, bekommt Panik und alle anderen fliehen obwohl sie sich der Panik nicht bewusst werden.
Das bedeutet für deine Rollenspielrunde nicht mehr und nicht weniger als das du dir den "Schwächsten Spieler" herausnimmst und dein Abenteuer mehr auf ihn fokusierst, schaffst du es bei einem Angst zu verursachen, fällt es dir wesentlich leichter das Gefühl auf die anderen überspringen zu lassen.

- zu X1 u X2 Die Gestik und Mimik des Spielleiters ist besonderst wichtig wenn wir das in betracht ziehen da sich die größte Aufmerksamkeit auf ihn (in der Regel) richtet. Das bedeutet der SL muss unterbewusst Angst und Furcht ausstrahlen, oder eine Form der bedrohung durch seine Erzählweise entwickeln - Das Funktioniert nicht wenn man durch die Gegend hampelt und eine Stimme wie ein Quietscheente hat - Alternativ versucht man sich so neutral wie Möglich zu gebärden. Man kann es ergänzen durch bestimmte Körperliche Reaktionen wie das langsame umherschauen im Raum als wäre dort etwas, das fixieren der Augen von Spielern (regelrechtes anstarren) mit absenken des Kinns (Angriffsposition) sowie eine verschlossene Körperliche haltung.

- zu X3 Sätze wie "Du bemerkst das der NSC Angst hat" sind ungeeignet zum erzeugen einer Spannung, da die Spannung davon abhängt das alle das gleiche Bild von der Situation haben um unnötige fragerei zu vermeiden. Zudem ist "hat Angst" schwirig zum visualisieren. Wenn du hingegen beschreibst - Ihr seht wie der NSC sich zusammenkauert, das gesicht fest zwischen seine Oberschenkel drückt und sich so still wie möglich in eine Ecke verkriecht - dann kann sich der Spieler das Bildlich vorstellen und genau dann kommt das unter X1 beschriebene Komunikation zum tragen.

Zum Schluss - Emotionen sind stark davon abhängig wie Intensiv Spieler ihrer Umwelt wahrnehmen können und wie stark ihre Vorstellungskraft ist und die bereitwilligkeit hierfür. Die Atmosphäre wie Kerzenlicht, Dunkelheit und Uhrzeit (Aufgrund von Kulturellen Prägungen) können unter den richtigen Umständen dafür sorgen das Angst und Furcht schneller übergreifen, sind aber nicht der Indikator oder Ausschlaggebende Punkt für "Horror und Spannung" im Rollenspiel.

Mit besten grüßen,..

Ace
 
AW: Horror im Rollenspiel

Begrüße das Vorgehen und kann auch nur in allen Punkten zustimmen.
Allerdings finde ich, dass soweit alles schon bekannt war.
Wenn das alles war, ist es zwar nett das mit einer existierenden Theorie ein wenig untermauert zu haben, aber irgendwie inhaltsleer, da schon bekannt.
Trotzdem alles richtig.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Zum Schluss - Emotionen sind stark davon abhängig wie Intensiv Spieler ihrer Umwelt wahrnehmen können und wie stark ihre Vorstellungskraft ist und die bereitwilligkeit hierfür.

Soweit stimme ich den Theorien ja allesamt zu.
Was aber IMHO der wichtigste Punkt zum Horror im Rollenspiel ist, ist die Bereitwilligkeit der Spieler, sich auf den Horror einzulassen. Damit steht und fällt der Horror-Rollenspielabend.
Wenn die Spieler da nicht mitziehen wollen, dann hilft kein Kerzenlicht und keine Theorie.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Oder grundsätzlich die richtigen Spieler am Tisch zu haben.
Man kann nicht mit jedem einen erfolgreichen Horror RPG Abend haben.

Das trifft für andere Genres natürlich auch zu, aber für Horror besonders.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Das trifft für andere Genres natürlich auch zu, aber für Horror besonders.

Ich halte es für bspw. deutlich schwieriger romantische Stimmung aufkommen zu lassen in der Rollenspielrunde.
Gerade was Horror anbelangt, sind Spielarten wie "Gore" vergleichsweise einfach "stimmungsvoll" zu gestalten.

Grüße
Hasran
 
AW: Horror im Rollenspiel

Wir wäre es mit intime Emotionen sind schwer zu Erzeugen ?
- Angst, Romantik und Trauer
 
AW: Horror im Rollenspiel

Wie wäre es mit "tiefe" Emotion sind in jedem erzählendem Medium schwer zu erzeugen.
Damit wären wir dann aber bei einer Nullaussage angelangt.
Interessant wäre nun zu überlegen, ob man diese Emotionen formal mit den gleichen Mitteln erzeugen kann oder nicht.

Grüße
Hasran
 
AW: Horror im Rollenspiel

Ich halte es für bspw. deutlich schwieriger romantische Stimmung aufkommen zu lassen in der Rollenspielrunde.
Gerade was Horror anbelangt, sind Spielarten wie "Gore" vergleichsweise einfach "stimmungsvoll" zu gestalten.

Grüße
Hasran

Da gehe ich mit dir absolut Konform. Das wird auch Thema meines nächsten Artikels.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Du kannst deine Methoden um im Spiel Emotionen zu erzeugen garantiert Aufschlüsseln und zB in Handlung, Erzählton/Art der Beschreibung und Musik unterteilen.
Die variiert sollten verallgemeinert gesagt jedes Gefühl erzeugen lassen.
Beweis kann ich dir nicht liefern.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Ich denke gerade im Rollenspiel lassen sich Gefühl eben nicht 'sicher erzeugen', weil es eine Menge Raum für die Spieler gibt sich dem zu entziehen und emotionale Distanz zu gewinnen, weil die Bedrohungslage einfach zu abstrakt ist, ebenso wie Belohnungen, Liebe, etc.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Naja es gibt immer die Spieler die sich nicht hingeben wollen, aber ich denke ein allg.'s Konzept unter ideal Bedingungen wäre möglich zu erstellen.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Naja es gibt immer die Spieler die sich nicht hingeben wollen, aber ich denke ein allg.'s Konzept unter ideal Bedingungen wäre möglich zu erstellen.

Sehe ich nicht so. Nicht nur das viel meiner Emotionen an meinen Persönlichen Erfahrungsschatz gebunden sind, sondern auch meine Tages und Wochenstimmung mit hinein spielt.

Allein die Bereitwilligkeit sich einer Situation hinzugeben ist schon mal ganz fundamental verschieden. Wenn ich gerade stress mit meiner Freundin habe, oder sie vermisse weil sie wieder 2 Monate auf Geschäftsreise ist, wirst du es schwer haben gefühle wie "Liebe" oder "Romantik" bei mir zu erzeugen. Egal ob ich mich bereitwillig dem Spiel stelle und auch versuche offen zu sein.

Tatsache ist aber das meine Stimmung dem queer schießt. Ähnlich sieht es mit Angst aus. Zuhörer sich fürchten zu lassen ist voll und ganz subjektiv und wie plausibel es für den Spieler scheint sich zu fürchten.

Auch hier, als persönliches Beispiel... je nach Tagesform kann es sein das ich z.b. Horror Filme oder Spiele nicht sehen kann, weil mir der Stress den sie auslösen (wegen den Schockeffekten, der erwartungshaltung, etc) zuviel ist. Es gibt andererseits auch das Gegenteil an Tagen wo ich es mir ansehe und sage "ja und?" Sogar teilweise bei ein und dem selben Film. Dienstags konnte ich ihn nicht ansehen und Donnerstags hab ich ihn mir im Dunklen zimmer bei ner Tüte Chips angesehen. In beiden Fällen war ich bereit mich drauf einzulassen und in beiden Fällen hing es von meiner Stimmung ab.

Ähnlich sieht es am Spieltisch aus. Da hat man sagen wir mal 4 Spieler vor sich sitzen. Hält sie mit der Erzählung im Bann... und dann erreicht es bei einem Spieler den Punkt das er den "Stress" entladen muss. Und was macht der? Er erzählt ein Witz. Veralbert die Situation oder macht irgendwas anderes, womit er natürlich auch gleichzeitig die anderen 3 aus der Situation hinaus reißt und als Spielleiter steht man wieder am anfang.

Es gibt keinen Garant dafür zu sagen "wenn ich das und das sage, erzähle, beschreibe... sind sie geschockt". Selbst wenn man sich drauf einlassen will, spielt auch noch die gegenwärtige Stimmungslage mit. Auf das hat der SL kaum einen Einfluss.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Ich muss auch sagen, bis jetzt reißt mich hier noch nichts vom Hocker. Die Sache im Eingangspost find ich zu anwendungsfern. Und die Idee das 32 links 73 recht 54 links bei einer Gruppe immer zuverlässig Panik auslößt ist denke ich auch eher anzuzweifeln...

Mal ganz davon abgesehen, dass ich aus eigenem Erfahrungswert sagen kann, das ich meistens anders auf Horror reagiere als viele meine Bekannten.
Muss wohl an meiner soziopathischen Veranlangung liegen...
 
AW: Horror im Rollenspiel

Der Punkt ist auch einfach, dass Horror auch an Phobien liegt.
Und die sind eben nicht einheitlich.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Der Punkt ist auch einfach, dass Horror auch an Phobien liegt.
Und die sind eben nicht einheitlich.

? Keine Phobie meinerseits, dennoch schaffen es Schock Filme sehr oft eine passende Reaktion herbeizurufen.
- Im PC Thread war es das Spiel FEAR glaube ich, wo es ein paar Posts gab, bei denen ungerne im Dunkeln gespielt wird.
Oder Lovecraft Hörbücher haben auch immer eine gleichbleibende Wirkung.
Also ich denke auch ohne Phobien und die anderen Personen genau zu kennen, lässt sich das Gefühl von Horror auf eine Gewisse Art vermitteln.
Ich denke also schon, dass das Hauptrezept immer identisch sein könnte, Anpassung ist selbstverständlich.
 
AW: Horror im Rollenspiel

Ich kenne FEAR nicht, ich kenne nur DOOM 3, dass auch recht unangenehm im Dunkeln ist.
Aber da kommen die Effekte entweder vom Visuellen (Bewegung im Augenwinkel, Adrenalinhoch, ist da was oder ist da nichts?) und von der Ältesten Phobie: Angst vorm Dunkeln bzw. dem was sich darin verbirgt. Und diese visuellen Effekte lassen sich fürs Rollenspiel nicht kopieren.
Lovecraftbücher wären in der Tat eine interessante Quelle, leider kenn ich die nicht.
Was ich meinte war, dass du für den Horror im Rollenspiel in die Köpfe deiner Spieler musst um dort Angst zu erzeugen. Und das geht eben nur wenn du ihre psychologischen Trigger kennst. Ihre Phobien.
 
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