AW: Heavy Rain - Rollenspiel? Drama Queen? 18 Stunden QTE?
Das ist der erste echte interaktive Film. Aber das trifft es irgendwie auch nicht so ganz ... Kameraführung, Dialoge, Effekte, Action - das alles bewegt sich auf Blockbusterniveau, und dennoch hat der Spieler in jeder Szene Kontrolle über den Akteur und kann die Handlung mit jeder geglückten/missglückten Aktion beeinflussen. So dass man sich beim Xten Mal durchspielen bemüht, gewisse Dialoge/Aktionen anders zu gestalten oder gewillt missglücken zu lassen.
(Vorsicht, der ein oder andere Spoiler könnte für den total uneingeweihten enthalten sein - sowohl für Fahrenheit als auch Heavy Rain)
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Fahrenheit (auch von Quantic Dreams) damals steckte einfach noch in den Kinderschuhen, hatte eine zu abgespacte Story, punktete aber mit Drama und tiefen Hauptcharakteren, deren Probleme und Persönlichkeit im Vordergrund stand und der Möglichkeit, die Story durch eigene Entscheidungen begrenzt zu beeinflussen. Jede Szene konnte durch die erfolgreichen/nicht erfolgreichen Handlungen teilweise völlig anders verlaufen und dadurch war der Wiederspielwert enorm.
Heavy Rain ist die konsequente Weiterentwicklung, mit sehr vielen Verbesserungen und Stärken, aber auch mit einigen Schwächen im Gameplay (ohne die es sicherlich zum zeitlosen Klassiker hätte werden können). MMn ist das Spiel dennoch wegweisend.
Mit dem Wort Spiel würde ich jedoch vorsichtig umgehen. In meinen Augen ist es das nämlich nicht mehr, denn was man da dann über den Bildschirm flimmern sieht, gleicht eher einem Film, auf den man durch den Controller (gehörigen) Einfluss haben kann.
Bewusst haben die Entwickler einige Passagen stressig und unübersichtlich gestaltet um beim Spieler eben jene Emotion auch hervorzurufen und in Kombination mit dem Geschehen am Bildschirm hat sich das ganze intensiviert.
Die Charaktere wirken lebensecht durch ihre Stärken und Schwächen, die deutlich hervorgehoben werden und wachsen dem Spieler ans Herz, so dass Stellen die tatsächlich gefährlich sind umso stärker wirken. Jeder der vier Hauptcharaktere kann zudem sterben, was die Story natürlich entsprechend verändert (und den Wiederspielwert zusätzlich erhöht).
Leider hält das Gameplay nicht ganz das Niveau vom Rest. Wenn mans zusammenfasst kann man sagen ist es ein großes QTE. Dazu noch relativ einfach. Aber das kann man (ich) verzeihen, da Quantic Dreams einen echten Schritt in Richtung der Entwicklung eines komplett neuen Genres gemacht hat, von dessen Sorte es in Zukunft hoffentlich noch mehr geben wird.
Die Entwickler haben es ganz gut zusammengefasst:
David Cage umreißt Heavy Rain als Film-Noir-Thriller mit Inhalten für Erwachsene, der Alltagssituationen ohne übernatürliche Elemente bietet. Der ausführende Produzent Guillaume de Fondaumière verneinte jedoch deutlich, dass es sich um eine Lebenssimulation handle. David Cage wörtlich über die Kernaussage des Spiels:
"The real message [of the game] is about how far you're willing to go to save someone you love."
(mal aus der Wikipedia zitiert)
Gruß
Barak