Graue Schleier [Talaganuindale]

Freako

Der Kriegerpoet
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4. April 2004
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Freakos Lebensgeschichte
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"Ich liebe dieses Zeug!" grölte der stämmige Kerl mit dem dicken, wallenden schwarzen Haar, nachdem er den vierten Krug des dicken, schwarzen Bjölnbieres heruntergestürzt hatte. Einige der Anwesenden in der Kneipe prosteten ihm zustimmend zu und konzentrierten sich dann wieder auf ihre eigenen Gläser. Die Luft in dem kleinen, dunklen Raum war so voller Pfeifenrauch und den Ausdünstungen der schwitzenden Männer dass das Atmen regelrecht zur Qual wurde.

Gegenüber dem Schwarzhaarigen saß ein unscheinbarer Mann, gekleidet in einen schmutzig grünen Filzmantel, dessen Kapuze er über den Kopf gezogen hatte. Seine Kinn und Wangenpartie wurde von schlecht gestutzten Bartstoppeln beherrscht, doch aus dem dunklen, schmutzigen Gesicht stachen fast unheimlich hell strahlende, hellblaue Augen hervor.
Er sah sein Gegenüber ruhig an und nippte vorsichtig an seinem eigenen Bierkrug. Es war immer noch der erste, doch das schien seinen Gesprächspartner nicht zu stören.
Dann lächelte er und winkte dem Wirt zu.

"Noch einen Krug Bier für meinen Freund hier!" rief er. Etwas leiser und zum Schwarzhaarigen gewandt fuhr er fort:

"Nun erzählt mir von den Truppen in dieser Stadt. Ich habe gehört, dass eine ganze Division mächtiger Reiter hier eintreffen soll. Auf Geheiß des Fürsten."

"Eine Division?" Der Mann lachte.

"Ihr scherzt! Viertausend Krieger werden die Stadt verstärken. Das Elfenpack schleicht an unseren Grenzen herum, doch der Fürst hat ihre Pläne erkannt. Ein gerissener Bursche, das kann ich Euch sagen. Er wird sie zermalmen wie Käfer. Die Ausfalltore, die er in die Mauern einbauen lassen hat, sind von außen nicht zu erkennen. Sobald der Feind anrückt werden die Reiter ihre Schützen zerschlagen und die Angreifer von hinten aufreiben. Glaubt mir, diese Krieger sind erfahren in dieser Art der Kriegsführung."

Er lachte abermals und nahm das Bier entgegen, das der Wirt brachte, während der Mann mit den blauen Augen nur nickte und ein breites Grinsen aufsetzte.

"Ich bin gespannt auf die Gesichter der Spitzohren wenn die Reiter ihre Köpfe auf ihren Lanzen in die Stadt tragen. Nun denn, mein Freund- entschuldigt mich. Ich habe noch dringende Geschäfte zu tätigen."

Der grobschlächtige Kerl prostete ihm zu und grinste ebenfalls.

"Dann wünsche ich Euch einen geschäftigen Tag. Verirrt Euch gerne noch einmal hierher- ein spendabler Mann ist immer gern gesehen in dieser Stadt."

Der Blauäugige nickte ihm nur zum Abschied zu und verließ den Schankraum.

Draußen schlug ihm kühle, feuchte Luft entgegen, und als er unter dem Vordach hervortrat wurde er von einem eisigen Schwall schwerer Regentropfen empfangen. Der Himmel war überzogen mit einem trostlosen, verwaschenen Graumuster, und das grobe Kopfsteinpflaster in der schmalen Gasse glänzte vor Nässe.

Er atmete einmal tief ein und aus. Trotz der Kälte genoss er die frische Luft hier draußen. Er würde sich nie an Örtlichkeiten wie diese gewöhnen können, egal wie oft ihn seine Aufträge in eben diese führten.

Er sah sich kurz um, doch niemand war auf der Straße zu sehen. Seine scharfen Sinne vermochten kein verdächtiges Geräusch wahrzunehmen. Erst als er sicher war, dass ihn niemand sehen konnte, griff er an seine Kapuze und zog sie zurück. Darunter kam langes, schmutziges blondes Haar und ein Paar feiner, spitzer Ohren zum Vorschein. Erst jetzt war zu erkennen, dass der Elf tiefe Ringe unter den Augen hatte. Mit einer erschöpften Geste fuhr er sich mit der Hand durch das Gesicht und die Haare und genoss das Gefühl des kühlen Regens auf der Haut.

Thael war bereits viele Jahre in den Diensten seines Fürsten Freako Lainvendil. Als Spion, Späher und Assassine hatte er sich verdingt, doch stets waren seine Dienste höheren Zwecken dienlich gewesen. So auch diesmal.
Die Menschen dieser Stadt dienten einem grausamen Fürsten, der die Bauern der umliegenden Länder knechtete und Menschen grausam zu Tode foltern ließ um jedem Gegenwärtig zu halten, dass er die einzige Macht in diesen Reichen war. Zudem waren seine Armeen stark geworden, und nun drohte er die Ländereien Freakos mit Krieg zu überziehen. Der Edhilierfürst hatte- nicht zuletzt durch Thaels Dienste- von den Plänen Wind bekommen und war nun entschlossen den ersten Streich zu führen. In dieser Stadt würde der Hammerschlag fallen, und deswegen war Thael hier.

Die Informationen, die er in den letzten Tagen hier gesammelt hatte, waren von unschätzbarem Wert. Sie würden ausreichen um die Einnahme der Stadt sicher zu machen.

Plötzlich waren da Schritte. Sie waren noch weit entfernt, doch seine scharfen Sinne ließen ihn deutlich erkennen, dass es sich um mehrere sehr schwere Personen handeln musste, die sich im Laufschritt näherten.

Thael reagierte blitzschnell. Noch während er sich die Kapuze wieder überstreifte verbarg er sich in einer dunklen Nische an der nächsten Hauswand. Er beruhigte seinen Atem, so dass nicht einmal ein scharfer Wachhund ihn gehört hätte und legte seine Hand auf den Griff des Säbels, den er unsichtbar unter seinem Mantel versteckt trug. Dann wartete er.

Es dauerte einige Zeit, doch dann wurden die Schritte lauter und schließlich sah er sie. Es waren sechs große, kräftige Männer in polierten Rüstungen, deren Stahl jedoch unter dem grauen Himmel nur matt glänzte. Sie trugen Säbel und schwere Hellebarden und bewegten sich nur sehr schwerfällig. Die Wappen auf ihren Waffenröcken machten überdies deutlich, dass es sich bei ihnen um Stadtgardisten handelte. Als sie auf Höhe der Taverne angelangt waren blieben sie ruckartig stehen. Der erste, scheinbar der Hauptmann, zertrümmerte mit einem wuchtigen Tritt die morsche Tür und verschwand in dem schäbigen Gebäude; drei seiner Leute folgten ihm, während die beiden übrigen sich vor der Tür aufstellten.

Das war kein Zufall. Mit erschreckender Klarheit wurde Thael bewusst, dass seine Deckung aufgeflogen war. Die Männer waren wegen ihm hier, und egal was er nun tat, in dieser Stadt hatte er keine Chance mehr zu überleben. Er musste verschwinden.

Doch wenn er keinen kühlen Kopf behielt war er verloren. Er wägte seine Chancen ab ungesehen von diesem Ort zu verschwinden, doch das Ergebnis sah nicht gut aus. Auch wenn die beiden Wachen ihn noch nicht gesehen hatten würden sie ihn bemerken, sobald er seine Deckung verließ. Und er konnte sie auch nicht ausschalten- der Weg bis zu ihnen war zu weit, mindestens fünfzehn Schritte, und sie hätten noch Zeit einen Warnruf auszustoßen. So beschloss er alles auf eine Karte zu setzen und trat auf die Straße hinaus. Er wandte den Gardisten den Rücken zu und ging schnell, aber nicht hastig in die entgegengesetzte Richtung davon.

Doch das Glück war ihm nicht hold. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis eine Stimme ertönte:

"Heda! Stehengeblieben!"

Thael blieb stehen und verfluchte insgeheim diesen Tag. Seine Hand ruhte immer noch auf dem Säbel.

Hinter ihm näherten sich Schritte. Die Schritte eines einzigen Mannes. Der andere war vermutlich bei der Türe stehen geblieben und beobachtete wohl aufmerksam seinen Kameraden und den seltsamen Fremden.

Der Gardist war noch sieben Schritt entfernt. Sechs. Vier. Thael schickte ein Stoßgebet zu Cyrra- nur sie würde ihm noch helfen können.

"Na, Freundchen, dreht Euch herum. Schlechtes Wetter zum spazierengeh..."

Der Rest seiner Worte erstarb in einem ungläubigen Keuchen, das in einen langgedehnten Seufzer überging. Das letzte was der Mann sah waren die leuchtenden blauen Augen Thaels und der blanke Stahl des Säbels, der mühelos seinen Harnisch durchstoßen hatte und nun bis über die Hälfte in seiner Brust steckte.

Der andere Gardist starrte ungläubig in ihre Richtung, als sein Kamerad auf die Knie sackte, doch er kam nicht dazu einen Warnruf auszustoßen. Ein silberner Blitz zischte durch die Luft und schlug mit einem wiederwärtigen, platschenden Geräusch in seiner Kehle ein.

Thael beobachtete den sicheren Treffer seines Wurfmessers nicht sondern zog den Säbel aus dem sterbenden Wachmann und fuhr herum. Doch gerade als er losrennen wollte hörte er ein schweres polterndes Geräusch. Er blickte zurück und fluchte abermals. Der Gardist, den er mit dem Wurfdolch getötet hatte war nicht wunschgemäß lautlos zusammengesackt sondern weitergestolpert, und gerade in diesem Moment stürzte er die steile Treppe in die Schankstube hinab.

Das Poltern verstummte, und für einen Augenblick war nichts anderes zu hören als das Trommeln des Regens, der Thael höhnisch auszulachen schien.
Dann wurden wütende Stimmen und schwere Schritte laut.

Thael wartete nicht auf die anderen sondern rannte endgültig los. Die Jagd hatte begonnen.
 
Re: Graue Schleier

meinungen sind erwünscht :) die geschichte hier is nämlich brandneu und hat mal einen anderen hauptcharakter das mach ich nicht oft :D
 
Re: Graue Schleier

Ja, liest sich gut. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Heldengeschichten mag?

Jedenfalls ist der Kriegsplan jetzt wohl erst mal für beide Seiten aufgeflogen...
 
Re: Graue Schleier

nuja, wird bestimmt ne fortsetzung dazu geben sobald ich sie schreib.

hmm hatte ich erwähnt dass ich dein avatar mag? lol ^^
 
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