GEZ und kein Ausweg?

Die Dokus sind die besten auf der Welt. In einer Spitzenposition muß man innovativ sein und darf nicht den Fehler machen, anderen wie BBC oder National Geographic hinterher zu laufen - auch wenn die ganz tolle Bilder und dramatische Geschichten aus allem machen, ist das nicht unbedingt ein Qualitätskriterium für eine wissenschaftliche Sendung.
Mir haben die Dokus früher besser gefallen. Heute wird ja ganz viel mit Schauspielern nachgestellt (fiktive Szenen zur Veranschaulichung oder nachempfundene Ereignisse) und damit eine Authentizität suggeriert, die nicht gegenben ist. Vor kurzen habe ich da auch so ein Form mat tlw. gesehen, in dem das geschriebene von historischen Zeugen von deutschen Schauspielern nachgestellt wurde und dabei wurden die Namen der damaligen eingebelndet als ob das die Personen wären. Ob dabei kritisch mit den Quellen umgegangen wurde, ist so eine weitere Frage. Furchtbar - das ist ein so ein fiktiver Film und keine Doku! Mir persönlich ist auch der Informationfluss pro Zeiteinheit zu gering - das ging früher wirklich besser!
 
@Skyrock

Es geht doch aber gar nicht um Notstand und mangelnden Strom im Kriegsfall oder sowas - zumal der Anteil der Bevölkerung, der im Katastrophenfall wüsste, wie man ein Radio ohne Strom betreibt schwindend gering sein dürfte.

Obsolet heißt in diesem Zusammenhang: Für die Befriedigung des eigentlichen Auftrags auf dem Stand von anno dazumal.

@Rocky

Aber genau bei dem was du beschreibst befinden wir uns doch an dem Punkt zu schauen: Was ist der Auftrag und was muss ÖRR leisten?
Da die Gelder bereits da sind, kann es nicht um Einschaltquoten gehen. Die könnten auch den ganzen Tag n graues Bild laufen lassen - das wäre sowas von Hupe, sofern das graue Bild den Auftrag erfüllen würde. Was aber ist dieser Auftrag? Grundversorgung und Unabhängigkeit von politischen oder wirtschaftlichen Interessen. Was bedeutet Grundversorgung? Ist das irgendwo festgehalten? Und erfüllt es diesen Auftrag? Kann man von wirtschaftlicher Unabhängigkeit sprechen, wenn trotzdem Werbung ausgestrahlt wird (wenn auch vergleichsweise wenig im TV - Radio ist ja ne ganz andere Nummer)?

Mein Sarkasmus erwächst wenn überhaupt aus dem Zwiespalt, dass es einerseits gut sein soll, wenn es soetwas gibt wie ÖRR, dieser dann aber inhaltlich versucht die Privaten zu kopieren, von unser aller Geld, mit Gehältern, Konzepten und Sendungen, die dem Zahn der Zeit hinterherhinken oder aber Kopien der Privaten darstellen. Wie kommt das, dass ich mit meinem Autoradio zig Sender empfange, die mich immer mit demselben Müll zukleistern. Schlechte Satire einerseits ("Diiiiieeee VON DER LEYEEEEENS") und immer dieselbe Musik andererseits.

Nope, entschuldige, ich verstehe das Konzept nicht und warum ich DAFÜR zahlen soll. Es geht rein ums DAFÜR. Um nix anderes. Ich hab letztens nen Wochenend TV Kurs mitgemacht, getragen von den Landesmedienanstalten und bezahlt durch die Rundfunkgebühr. Das ergab tatsächlich Sinn, allerdings ist das nichts, was der breiten Masse bekannt wäre, dass das auch geht.

Inhaltlich kommt man leider sehr schnell an den Punkt wo Geschmäcker eben verschieden sind - man kanns nicht allen Recht machen. Dennoch darf doch die grundlegende Frage gestellt werden, warum so und nicht anders. Dass das ganze auf juristischer Ebene so unangreifbar scheint, ist schlimm. Wo ist die politische Unabhängigkeit, wenn die Sache als solche zum Politikum wird?
 
@Skyrock

Es geht doch aber gar nicht um Notstand und mangelnden Strom im Kriegsfall oder sowas - zumal der Anteil der Bevölkerung, der im Katastrophenfall wüsste, wie man ein Radio ohne Strom betreibt schwindend gering sein dürfte.

Obsolet heißt in diesem Zusammenhang: Für die Befriedigung des eigentlichen Auftrags auf dem Stand von anno dazumal.
Man braucht gar keinen Krieg, um ein Notfallprogramm bei Ausfall von Infrastruktur notwendig zu machen. Ich verweise nur mal auf das Oder-Hochwasser 2013, Münsterländer Schneechaos 2005 (mit flächendeckendem Stromausfall) und das Oder-Hochwasser 1997 - und das sind nur die dramatischeren tatsächlich eingetretenen Fälle in unseren Breiten in den letzten Jahren, ohne Berücksichtigung von Katastrophen die nur darauf warten einzutreten (wie das grenznahe französische AKW Fessenheim mit seinen dramatischen Mängeln) und ohne Katastrophen anderswo die auch bei uns eintreten könnten (wie großflächigen Stromausfällen, zuletzt im März diesen Jahres in der Türkei).

Wie man ein Radio ohne Stromnetz betreibt, weiß jeder Autofahrer mit seinem Autoradio ohne weitere Notfallvorsorge, was schon einen riesigen Teil der Bevölkerung betrifft.
 
Gut gut, an die hatte ich jetzt nicht gedacht. :-D nicht, dass ich nicht selbst einer wäre. Aber: Wie gesagt, das hat ja auch mit dem Thema nur am Rande zu tun.
 
Es ist (zum Glück) nicht oft notwendig, aber wenn es notwendig ist, dann ist es sehr gut dass wir einen bestehenden öffentlichen Rundfunk mit flächendeckender Abdeckung und regionalen Redaktionen haben, die auf kurzem Weg zielgerichtet das Programm ändern können. - Besser auf jeden Fall, als die Infrastruktur von privaten Stationen beschlagnahmen zu müssen (was nach dem Grundrecht auf Eigentum die öffentliche Hand zu Erstattung des Verdienstausfalls verpflichtet - weißt du was so eine Sendeminute im Privatradio und -fernsehen kostet, und wie sich das bei einer längeren Katastrophenlage läppert?), die möglicherweise gar nicht (mehr) existiert weil sich ein kommerzielles Programm in der Region nicht lohnt und der letzte private Betreiber schon das Licht ausgemacht hat. (*hust* Dunkeldeutschland *hust* Oder *hust* Hochwasser *hust*)
 
Inhaltlich kommt man leider sehr schnell an den Punkt wo Geschmäcker eben verschieden sind - man kanns nicht allen Recht machen. Dennoch darf doch die grundlegende Frage gestellt werden, warum so und nicht anders.
Natürlich. Nichts anderes vertete ich ja seit vier Seiten.

Ich finde nur diese Haltung, so eine an sich wertvolle Institution abschaffen zu wollen, nur weil man sie selbst nicht nutzt, so unheimlich kleingeistig. Besonders eben, da es schlicht falsch ist, dass der ÖRR seinem Bildungsauftrag nicht nachkommen würde. Für meine Begriffe ist jeder Cent, den man für Fußballlizenzen oder Jauch-Gehalt bezahlt verschwendet, aber gleichzeitig komme ich schon jetzt beim Hören der ganzen Bildungspodcasts nicht hinterher. Und wenn dann wieder WM oder EM (oder Eurovision) dran ist, dann höre ich in meiner Nachbarschaft ganz authentisch, dass der ÖRR eben doch genutzt wird und das Geld für die Lizenzen offenbar doch nicht verschwendet war. Obwohl ich persönlich davon nicht profitiere (im Gegenteil der Lärm meiner feiernden Nachbarn sogar meine Lebensqualität in diesem Moment einschränkt), und obwohl ich mir ganz sicher bin, dass meine Nachbarn wahrscheinlich schon direkt nach dem Spiel wieder anfangen, über den bösen, bösen ÖRR zu jammern, ohne die Verbindung zu dem ohne Werbeunterbrechungen und Mehrkosten eben geschauten Fußballspiel herzustellen. Klar könnten das auch Privatsender leisten, aber zu höheren Preisen oder mit mächtig Werbung während des laufenden Spiels. Und ich quersubventioniere euch euren Fußballabend doch gern, wenn ihr im Gegenzug aufhört zu jammern, dass ihr mir den "Hörsaal" auf Dradio Wissen und der Oma über mir den Mutantenstadl quersubventionieren müsst.
Ich persönlich wäre für viel mehr Bildungsprogramm. Aber das ist eben mein Partikularinteresse. Und das muss einem bei der Diskussion immer klar sein: dass man seine eigenen Vorlieben da nicht normativ setzen kann.
Aber über die Ausgestaltung diskutieren darf und soll man natürlich. Nur eben, wie immer, unter Maßgabe des Schleiers des Nichtwissens, und ohne die Alternativen zu verklären. Die Alternative ist eben nicht Programm im selben Format für umsonst. Die Alternative ist entweder Programm im selben Format (Werbefrei und gut produziert) für sehr viel mehr Geld (Pay-TV - sieht vielleicht auf den ersten Blick ähnlich teuer aus, aber man zahlt extra für jeden Sender oder gar jedes einzelne Sportereignis; das läppert sich schnell), Programm mit guter Produktionsqualität und sehr viel Werbung (Privatfernsehen in den USA - das deutsche Privatfernsehen produziert ja nichts hochwertiges) oder Programm "umsonst" (Steuer-, d.h. Regierungsfinanziert) mit wesentlich geringerer Produktionsqualität (PBS) und/oder politischer Abhängigkeit (Russia Today).
Unser ÖRR hat eben den großen Vorteil, dass durch die solidarische Finanzierung eine Menge Geld garantiert reinkommt und er deshalb weder auf den guten Willen einzelner finanzsstarker Werbekunden, noch des Bundesfinanzministers - wie es bei einem steuerfinanzierten Modell wäre - angewiesen ist. Damit wird dann eine besondere Verantwortung gegenüber den Gebührenzahlern verbunden. Und daraus eben dann (falsch, aber nachvollziehbar) abgeleitet, dass eben doch auf die Quote geachtet wird - wenn die Leute das bezahlen müssen, dann muss auch gesendet werden, was geguckt wird, und dass die Verwaltung sich um Parteimitgliedschaften sammelt - die Parteien sind schließlich die demokratisch legitimierten Vertreter des Volkes. Und staatsrechtlich-theoretisch nicht deckungsgleich mit der Regierung. Dass aber natürlich Parteimitglieder nicht unabhängig von ihrer Parteiführung (und wenn auch nur über vorauseilenden Gehorsam im Interesse der eigenen politischen Karriere) agieren, ist auch jedem denkenden Menschen klar.

Wie gesagt: Es gibt Konstruktionsfehler und vieles ist im Detail diskutierbar.
Aber ich halte die grundsätzlichen Alternativen (Pay-Angebote, Privatrundfunk, unterfinanzierter staatlicher Rundfunk marke PBS, gutfinanzierter staatlicher Rundfunk Marke Russia Today) nicht klaren Verstandes für ernsthaft vorziehbar.

Und ich bin auch der erste, der sich für eine emanzipierte Zuschauerschaft ausspricht, die sich nicht jeden Unsinn gefallen lässt. Gerade hier im Board habe ich ja genau deshalb den Ruf des ewigen Nörglers, der nicht den hunderttausendsten Animationsfilm haben möchte, der genau so ist wie alle davor. Aber das ist eine Sache, die nichts damit zu tun hat, wie die Medien finanziert werden, sondern damit, was man sich anzugucken bereit ist und was nicht. Und wie kritisch man mit welchen Formaten und Inhalten umgeht. Die Sender, weder privat, noch ÖRR, werden ganz bestimmt nicht von sich aus aufhören das zu senden, von dem sie glauben, dass es gut ankommt.
 
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Da die Gelder bereits da sind, kann es nicht um Einschaltquoten gehen. Die könnten auch den ganzen Tag n graues Bild laufen lassen - das wäre sowas von Hupe, sofern das graue Bild den Auftrag erfüllen würde.
Tut mir leid, aber das ist falsch. Die Einschaltquoten bilden einen großen Teil der Daseinsberechtigung der öffentlich-rechtlichen. Wäre die Quote nicht noch so relativ gut, wäre das Gegnerargument, die sieht eh keiner, also brauchen wir sie nicht.
 
@Wulf

Quoten sind aber ne ziemlich fiktive Angelegenheit. Oder gibts mittlerweile andere Methoden zur Messung, als diese Quotenboxen, für die man sich bereit stellen kann?
 
Aber ich halte die grundsätzlichen Alternativen (Pay-Angebote [...]) nicht klaren Verstandes für ernsthaft vorziehbar.

Ich bezahl 6-12 Euro / Dollar im Monat und bekomme unbegrenztes hochqualitatives Serien- und Filmangebot on Demand vs. Ich bezahl fix 17,50 Euro im Monat für eine Handvoll Sender, auf deren Programm ich keinen Einfluss habe und deren Vorstellung von Qualität und Innovation die nächste Iteration des Tatorts ist.

Ich halte deine Aussage für problematisch, vorsichtig ausgedrückt. Bei aller Liebe zur Kritik an der Kapitalisierung des Marktes: für den Verbraucher ist die bessere Alternative meiner Meinung nach relativ eindeutig, allein schon aufgrund der "Mitsprache" in Form von freier Auswahl was Zeit und Angebot angeht. Darüber hinaus vielleicht sogar noch direkte Interaktivität durch Voting nach Vorgabe von Amazon (und Steam, wenn man sich mal die Zukunft anschaut, greenlighting und der ganze Kram).

Die "alten Rundfunkanstalten" interessieren sich nicht großartig für junge Talente oder neue Konzepte. Da sitzen immer noch alte Medienfutzis, die in ihre Kristallkugeln gucken um zu sehen, was bei "der Jugend" oder "Zielgruppe XY" gut ankommt und die sich bestätigt fühlen, wenn ihre Propaganda der Alternativlosigkeit bezüglich ihrer Steckenpferde funktioniert. Lieber noch ein paar Millionen für die Werbung des neuen Tatorts rauswerfen - damit den auch ja alle gucken - als ein paar junge Talente engagieren, die was Neues machen. Oder das "Neue" auf Neo abschieben, bis es sich tot läuft.

Als Netflix sich auf dem "deutschen Markt" umgesehen hat, war die Antwort: wir finden keine innovativen Ideen und keine talentierten Drehbuchautoren. Keinen guten Content. Das lag nicht daran, dass hier keine klugen Köpfe rumlaufen, sondern an den hemmungslos altbackenen und rückwärtsgerichteten Altherrenvereinen, die in unseren Medienanstalten sitzen. Scheiß doch auf "Bildungsauftrag", in unserer Zeit muss sich Niemand mehr durch den Fernseher bilden lassen. Macht auch kaum noch Jemand. Und das hat nichts mit persönlicher Präferenz zu tun oder das ich will, dass man Sachen absetzt die mir "persönlich nicht gefallen". Es ist offensichtlich, wie viel Potential verschwendet wird, wenn man nur lange genug die Nase in diese Wirtschaft steckt. Und wenn man das alles nicht glaubt, bleibt immer noch der nüchterne Vergleich wie viel Geld zur Verfügung steht und was letztlich dabei raus kommt - vor allem wenn man den Vergleich auf andere media outlets ausweitet.
 
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