Inhaltlich kommt man leider sehr schnell an den Punkt wo Geschmäcker eben verschieden sind - man kanns nicht allen Recht machen. Dennoch darf doch die grundlegende Frage gestellt werden, warum so und nicht anders.
Natürlich. Nichts anderes vertete ich ja seit vier Seiten.
Ich finde nur diese Haltung, so eine an sich wertvolle Institution abschaffen zu wollen, nur weil man sie selbst nicht nutzt, so unheimlich kleingeistig. Besonders eben, da es schlicht falsch ist, dass der ÖRR seinem Bildungsauftrag nicht nachkommen würde. Für meine Begriffe ist jeder Cent, den man für Fußballlizenzen oder Jauch-Gehalt bezahlt verschwendet, aber gleichzeitig komme ich schon jetzt beim Hören der ganzen Bildungspodcasts nicht hinterher. Und wenn dann wieder WM oder EM (oder Eurovision) dran ist, dann höre ich in meiner Nachbarschaft ganz authentisch, dass der ÖRR eben doch genutzt wird und das Geld für die Lizenzen offenbar doch nicht verschwendet war. Obwohl ich persönlich davon nicht profitiere (im Gegenteil der Lärm meiner feiernden Nachbarn sogar meine Lebensqualität in diesem Moment einschränkt), und obwohl ich mir ganz sicher bin, dass meine Nachbarn wahrscheinlich schon direkt nach dem Spiel wieder anfangen, über den bösen, bösen ÖRR zu jammern, ohne die Verbindung zu dem ohne Werbeunterbrechungen und Mehrkosten eben geschauten Fußballspiel herzustellen. Klar könnten das auch Privatsender leisten, aber zu höheren Preisen oder mit mächtig Werbung während des laufenden Spiels. Und ich quersubventioniere euch euren Fußballabend doch gern, wenn ihr im Gegenzug aufhört zu jammern, dass ihr mir den "Hörsaal" auf Dradio Wissen und der Oma über mir den Mutantenstadl quersubventionieren müsst.
Ich persönlich wäre für viel mehr Bildungsprogramm. Aber das ist eben mein Partikularinteresse. Und das muss einem bei der Diskussion immer klar sein: dass man seine eigenen Vorlieben da nicht normativ setzen kann.
Aber über die Ausgestaltung diskutieren darf und soll man natürlich. Nur eben, wie immer, unter Maßgabe des
Schleiers des Nichtwissens, und ohne die Alternativen zu verklären. Die Alternative ist eben nicht Programm im selben Format für umsonst. Die Alternative ist entweder Programm im selben Format (Werbefrei und gut produziert) für sehr viel mehr Geld (Pay-TV - sieht vielleicht auf den ersten Blick ähnlich teuer aus, aber man zahlt extra für jeden Sender oder gar jedes einzelne Sportereignis; das läppert sich schnell), Programm mit guter Produktionsqualität und sehr viel Werbung (Privatfernsehen in den USA - das deutsche Privatfernsehen produziert ja nichts hochwertiges) oder Programm "umsonst" (Steuer-, d.h. Regierungsfinanziert) mit wesentlich geringerer Produktionsqualität (PBS) und/oder politischer Abhängigkeit (Russia Today).
Unser ÖRR hat eben den großen Vorteil, dass durch die solidarische Finanzierung eine Menge Geld garantiert reinkommt und er deshalb weder auf den guten Willen einzelner finanzsstarker Werbekunden, noch des Bundesfinanzministers - wie es bei einem steuerfinanzierten Modell wäre - angewiesen ist. Damit wird dann eine besondere Verantwortung gegenüber den Gebührenzahlern verbunden. Und daraus eben dann (falsch, aber nachvollziehbar) abgeleitet, dass eben doch auf die Quote geachtet wird - wenn die Leute das bezahlen müssen, dann muss auch gesendet werden, was geguckt wird, und dass die Verwaltung sich um Parteimitgliedschaften sammelt - die Parteien sind schließlich die demokratisch legitimierten Vertreter des Volkes. Und staatsrechtlich-theoretisch nicht deckungsgleich mit der Regierung. Dass aber natürlich Parteimitglieder nicht unabhängig von ihrer Parteiführung (und wenn auch nur über vorauseilenden Gehorsam im Interesse der eigenen politischen Karriere) agieren, ist auch jedem denkenden Menschen klar.
Wie gesagt: Es gibt Konstruktionsfehler und vieles ist im Detail diskutierbar.
Aber ich halte die grundsätzlichen Alternativen (Pay-Angebote, Privatrundfunk, unterfinanzierter staatlicher Rundfunk marke PBS, gutfinanzierter staatlicher Rundfunk Marke Russia Today) nicht klaren Verstandes für ernsthaft vorziehbar.
Und ich bin auch der erste, der sich für eine emanzipierte Zuschauerschaft ausspricht, die sich nicht jeden Unsinn gefallen lässt. Gerade hier im Board habe ich ja genau deshalb den Ruf des ewigen Nörglers, der nicht den hunderttausendsten Animationsfilm haben möchte, der genau so ist wie alle davor. Aber das ist eine Sache, die nichts damit zu tun hat, wie die Medien finanziert werden, sondern damit, was man sich anzugucken bereit ist und was nicht. Und wie kritisch man mit welchen Formaten und Inhalten umgeht. Die Sender, weder privat, noch ÖRR, werden ganz bestimmt nicht von sich aus aufhören das zu senden, von dem sie glauben, dass es gut ankommt.