[Febuar07] - Wer ist Jenny Färber...

Die Stille lastete schwer auf der ehrwürdigen Finstertaler Bibliothek. Es war eine unruhige und gemeine Stille, die Sorte die einen immer wieder hochschauen ließ, nicht weil man meinte etwas gehört zu haben, sondern weil der Verstand einem sagte das man eigentlich etwas hören mußte. So still konnte es eigentlich nicht sein, irgendetwas hörte man schließlich immer. Die alten Holzregale mußten eigentlich ihre knarzende Synphonie spielen und die Klimaanlage rasselte normalerweise auch wie ein tuberkulöser, mit Flüssigkeit gefüllter Lungenflügel.
Doch in dieser Nacht blieb ein Teil der Bibliothek völlig stumm. Es war wie eine Blase aus Nichts, allerdings eine die man erst bemerkte nachdem man durch sie hindurch und schon wieder an seinem Platz hinter dem Schalter der Buchleihe verschwunden war.
Gerade sah der Angestellte wieder hoch, machte den Hals ganz lang und versuchte zu erkunden was ihn eigentlich nervös machte.

Lurker hockte vor einem der Computer Arbeitsplätze. Im Diskettenlaufwerk des Rechners war eine seltsame, klobige Apparatur eingeschoben, etwas kleiner als eine Video Kasette stand sie herraus.
Das Gerät erledigte die Verschlüsselung, zusammen mit ein paar Algorythmen die der Nosferatu eingeben hatte müssen. Ein kompliziertes Muster das sich diesesmal aus Flugnummern zusammengesetzt hatte.
Wie immer saß er merkwürdig steif und aufrecht vor dem Gerät, seine Hände völlig ruhig über der Tastatur, während seine Finger wie Spinnenbeine über die Tasten tanzten. Wenn man etwas davon verstand konnte man erkennen das er wohl einmal den Umgang mit Schreibmaschinen erlernt hatte und dieses Verfahren nun auch auf das modernere Medium übertrug. Eigentlich fehlte nur die Pause und das Geräsuch in der man die Walze wieder zurück nach links schob.
Lurker war zutiefst konzentriert und tatsächlich fuhr er mit seiner grauen Lippe immer wieder über seine spröden, rissigen Lippen, während sich seine Stirn konzentriert in Falten gezogen hatte. All das hätte ein Beobachter sehen können, wenn er denn nicht einfach an dem Nosferatu vorbeigelaufen wäre und Stein und Bein geschworen hätte das niemand hier in der Bibliothek war.

Es hatte einige Zeit gedauert, aber dann hatte sich Lurker mit den nötigen Servern verbunden und tatsächlich einen seperaten Raum geöffnet in dem er sich in Echtzeit unterhalten konnte.
Das neumodische Wort dafür lautete 'Chatten', er hatte angwidert das Gesicht verzogen als er das herrausgefunden hatte. Einerlei, er hatte eine Verbindungsanfrage gestartet für jemanden den er suchte.

Gleichzeitig war er in vielen Boards unterwegs und suchte Kontakt zu seinem Blut in Hamburg. Er hatte einige Fragen zu einer gewissen Jenny Färber. Er wußte das sie geflohen war und er mußte herrausfinden wie der Clan der Verborgenen zu ihr stand. War sie tatsächlich ein akzeptiertes Findelkind ?

Bleiche Finger hüpften von Buchstabe zu Buchstabe und sandten die Macht seines Clans hinaus in den Äther der Datenwelt über Kanäle von denen die Sterblichen nicht einmal etwas ahnten.
In Lurkers milchigen Augen spiegelte sich der kalte Glanz des Monitores wieder, während sein Blick immer wieder hinüber zu seiner Verbindungsanfrage ging.

Cockroach..bist du da draußen ?...

Wenn er sich nicht selber meldete, dann würden spätestens die Nosferatu in Hamburg etwas wissen. Wenn sich herrausstellte das Jenny Färber eine falsche Schlange war, dann würde sie immer noch perfekt in seinen Plan passen sich bei der Cammarilla zu etablieren.
Wäre das nicht wunderbar, wenn herauskäme das in der Stadt der Rosenclan Blutsauger und Hexer ausgerechnet die Nosferatu diejenigen waren die für Recht und Ordnung sorgten.
Lurker schnalzte zufrieden mit der Zunge.

Out of Character

Morticca - wenn du Lust hast kannst du Cockroach hier spielen. Außerdem gib mir bei Gelegenheit mal durch was du möchtest das bei so einer Recherche durch Lurker über Jenny herauskommt.

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Out of Character

Aber gerne! Auch wenn mir der vorletzte Satz in deinem post etwas Angst macht!

Die Fahndung nach Jennys Ziehvater gestaltete sich wesentlich schwerer als Lurker gedacht hatte.

Cockroach hatte seine Spuren selbst für einen Nosferatu außerordentlich gut verwischt und so musste er tatsächlich mit den Hamburger Nosferatu Kontakt aufnehmen, um nach anfänglichem Zögern endlich jemanden zu finden, der jemanden kannte, der ihm vielleicht einen Tipp geben konnte.
Auf genau diese Weise ging es von Hamburg nach Bremen, über Düsseldorf nach Eindhoven und schließlich zu einer Amsterdamer Addresse.

Mit einem hatte Jenny auf jeden Fall schon mal recht gehabt, die Nosfersatu der Camarilla waren nicht begeistert Fragen nach dem 'Sammler' beantworten zu müssen. Anscheinend hatte Cockroach sich mächtige Feinde unter den Ventrue Hamburgs gemacht und floh nun vor ihren Häschern von einer Stadt in die nächste.

Aber nach Stunden der Suche hatte er zumindest jemanden am anderen Ende des Chatrooms der sich Cockroach nannte und einige Details über die Caitiff zu nennen wusste.
Der Unbekannte auf der 'anderen Seite' zeigte sich außerordentlich erfreut darüber, etwas von seiner Tochter zu erfahren.
Aufgeregt erkundigte er sich mehrfach nach ihrem Befinden.

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na mal keine Sorge...Lurker ist zwar eine Mistmade, aber ich werde dich nicht ans Messer liefern wenn du das nicht willst

Er sog scharf die Luft ein. Da hatte jemand wohl in ein Wespennest gestochen. Wenn man sich schon von Cockroach so distanzierte, dann würde man wohl über die kleine Jenny auch nicht viel gutes zu berichten haben.
Dennoch, die Information das sie hier war mußte in das Netzwerk seines Clans. Aber man mußte es ja nicht direkt den Hamburgern auf die Nase binden.
Lurker war sich zwar ziemlich sicher das man in der Hansestadt einfach nur froh war das die Kleine halt weg war, aber wer wußte schon ob nicht noch irgendein mieser, bürokratischer untoter Amtsinhaber etwas persönliches gegen sie hatte ? Er beschloss also die Information das Jenny hier war zunächst nur seinem Meister zukommen zu lassen.
Mochte er entscheiden was zu tun war. Wenn wirklich ein Hamburger Ventrue Fatzke an sie heran wollte, dann würde er wohl mehr als nur einen kleinen Schuldschein an Lurkers Vater senden müssen um zu erfahren wo sie war.
So war das wenn man Geschäfte mit Rumpelstilzchen machen wollte, das kostete Königskinder und Seelen.

Ach wie gut das niemand weiß...

Dann wandte er sich seinem Kontakt zu. Da es sich um eine sichere Verbindung des Clans Netzwerkes handelte konnte er sich sicher sein, daß er anderen Ende auch wirklich den echten Cockroach hatte.
Selbst wenn es einem Häscher gelungen wäre an Nosferatu Anmelde Daten zu kommen, die Verschlüsselung änderte sich ständig. Heute mochte der Schlüssel noch 'griechische Bezeichnungen für alle möglichen Säugetiere' sein, schon morgen konnte das Muster aber plötzlich 'Namen russicher Zerstörer' lauten.

Guten Abend Cockroach, mein Name ist Lurker. Deiner Jenny geht es ganz gut, soweit ich das beurteilen kann. Sie hat gestern zu mir Kontakt aufgenommen. Ich hoffe ihr Status ist sauber ?

Es war eine Sache bei der Cammarilla unbeliebt zu sein, aber eine ganz andere wenn der Clan der Verborgenen selbst sie geächtet hatte. Offiziell würden die Nosferatu natürlich niemals einer Dissidentin Unterschlupf gewähren. Offiziell distanzierte man sich natürlich auch von Cockroach. Inoffiziell hatte er aber immer noch Zugang zum Netzwerk. Daher seine Frage ob das Findelkind vertrauenswürdig war.

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Es dauerte eine ganze Weile bis Cockroach antwortete. Anscheinend war dieser Nosferatu nicht von der schnellen Truppe, vielleicht prüfte er im Vorfeld, mit wem er es eigentlich zu tun hatte, vielleicht hatte er aber auch nur Mühe, auf einer für menschliche Finger entworfenen Tatstatur zu schreiben.
Der 'Sammler' wie er von eingen Kontakten während Lurkers Suche auch genannt wurde, wäre nicht der erste aus dem Clan der Verborgenen, der Texte nur unter großen Schwierigkeiten auf den Bildschirm brachte und sie erst wenn sie fertig und gegengelesen waren, in das eigentliche Textfeld kopierte.

Als endlich die Antwort kam, enthielt sie anstelle der erwarteten Antwort, eine Bitte.

Dobrý večer pan Lurker! Ich danke dir für diese wirklich guten Nachrichten. Bevor ich dir aber auf deine Frage antworten kann musst du mir einen kleinen Gefallen tun. Wie du sicherlich längst erfahren hast, habe ich ein paar erheiternde Probleme mit einem mächtigen Bürokraten aus Hamburg. Ich wäre dir daher sehr verbunden wenn du für mich die ein oder andere falsche Spur ins Netz stellen könntest.
Meine Jäger sind recht befähigt und erstaunlich hartnäckig, daher ist davon auszugehen, das sie über Umwege auf die von dir gelegte Spur stoßen werden.
Mir reicht deine Zusage! Děkuji!!

Erst als Lurker seine positive Abgegeben hatte, bekam er eine Antwort auf die eigentliche Frage.

Keine Sorge mein Mädchen ist sauber!
Jenny ist nur ein Kind ohne Clan. Vielleicht eine Gangrel, aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Ich hörte davon das sie vor ein paar Monaten in Hamburg etwas Ärger hatte, es scheint jedoch so als würde sie von den dortigen Behörden nicht verfolgt.
Nettes Mädchen die Süße. Leider ziemlich Jähzornig und öfter recht unbesonnen in ihrem Handeln.
Ebenso mit recht verdrehten politischen Vorstellungen, an denen ich wohl nicht ganz unschuldig bin. Sie erträgt keine Autorität und hat Mühe sich zu binden, aber sie ist eine der tolerantesten Wesen die ich je kennenlernen durfte!
Gib gut auf sie acht!

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Lurker hatte die Geduld einer fetten schwarzen Spinne in ihrem Netz. Außerdem gab es immer mehr Gerüchte und Nachrichten zu lesen und zu verarbeiten als man bewältigen konnte in diesem Daten Moloch der vernetzten Weiten.
Als dann die Antworten eintrudelten hüpfte ein verschmitztes Lächeln in seinen Mundwinkel. Tschechich, wahrscheinlich war sein Gegenüber aber nicht selber aus der Ecke. War wohl als nette Geste gemeint.
Die Angst seines Gesprächspartner vor der Entdeckung war sicher begründet, wenn sie verstandesgemäß auch ein wenig paranoid erscheinen mochte. Ihren Datenspuren sollte niemand folgen können. Trotzdem kam ihm nicht eine Sekunde die Idee das diese übertriebene Vorsicht vielleicht überflüssig sein mochte. Gemeinsames Blut, gemeinsames Mißtrauen.

Ich werde meine Suche nach dir später aussehen lassen als wäre sie dazu gedacht eventuelle Häscher in die Irre zu führen. Wenn die Spuren aussehen als wären sie zur Verwirrung gelegt wird sich niemand weiter damit beschäftigen.

Niemand würde sich die Mühe machen einer Spur zu folgen wenn er nach einigen Schritten plötzlich den Verdacht bekam das er an der Nase herumgeführt wurde. Wenn ein Jäger dachte eine Finte durchschaut zu haben, dann brach er die Jagd in der Regel ab.

Tut mir Leid das ihr Ärger hattet, ich kann es euch nachfühlen. Selbstredend werde ich gut auf sie Acht geben. Ich wünsche dir Glück und hoffe das ich sie dir eines Tages persönlich wohlbehalten zurückgeben kann.

Es gab keine wirkliche Abschiedsfloskel die befriedigend gewesen wäre. Was sollte man auch sagen ? 'Leb wohl' traf es nicht so ganz, nicht wahr ?
Der Nosferatu wartete noch ob sich die Gegenseite verabschiedete, dachte aber bei sich das Cockroach den Kontakt so kurz wie möglich halten würde. Das verminderte die Risiken.
Er wußte was er wissen wollte und biss anschließend auf seiner Lippe herum, während er darüber nachdachte welchen Weg die Straße vor ihm nun wieder gehen wollte.

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Wie erwartet bekam Lurker keine Antwort mehr, der Kontakt brach unvermittelt ab.
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Cockroach hatte gesagt was seiner Meinung nach für die kleine Hilfe mit der falschen Spur gleichwertig war und damit war das kleine, freundschaftlich Geschäft beendet.