AW: Faustkampf-Romantik
Ja und mit Schilden und Rüstungen und das wo man die einfachen Soldaten vorschickt, richtig?
Werter Herr, Sie sind über die kulturellen Gegebenheiten in Neuropa erstaunlich uninformiert. Schilde und Rüstungen können Sie in den einschlägigen Sammlungen der besten Familien betrachten oder in den öffentlichen Schauen für das gemeine Volk. - Aber ein Herr aus gutem Hause schlägt sich doch nicht mit solch kulturell rückständigem Gerät.
Hier kann ein Mann zeigen, was er kann.
Eben. - Womit könnte die Blüte der Manneskraft Neuropas besser den Mut, besser die Fertigkeit, besser die Entschlossenheit, besser den überlegenen Intellekt beweisen, als mit nichts als dem geraden, scharfen Stahl zwischen sich und dem sicheren Tod?
Nur mit der scharfen Klinge kann ehrenhaft und wahrhaft männlich gestritten werden. Alles andere ist schmutziges Ringen im Dreck wie sich paarende Würmer. - Einfach unterhalb all dessen, was den Stolz ein echter Mann zu sein ausmacht.
Ich habe mir berichten lassen, daß sich in den bedauernswert heruntergekommenen Industriesümpfen Preußens die geschundenen, kränklichen Arbeiter mangels Bildung, Kultur und Lebensart dazu begeben, sich gegenseitig die Gesichter mit bloßen Fäusten dergestalt zu ramponieren, daß die Preußische Obrigkeit dazu überging, statt Bilder für die stets mitzuführenden Ausweise nunmehr per Druckerschwärze auf Papier gebrachte Abdrücke der Fingerkuppen als eindeutiges Kennzeichen zu verwenden. Diese sind in der geballten Faust vor Schaden geschützt, während die in der Anlage menschlichen Gesichter durch die ständigen, unsauberern, unfairen und somit UNMÄNNLICHEN Drecksuhlereien und das jegliche Finesse entbehrende Faustgeprügel dergestalt entstellt werden, daß selbst die eigenen Mütter ihre blöde geschlagenen Söhne nicht mehr erkennen können (auch die Eltern sind über die Fingerkuppen-Abdruck-Ausweise inzwischen sehr dankbar, wie man hört).
Nein, das Schlagen mit der bloßen Hand, die der Liebkosung eines atemberaubenden Weibes dienen soll, ist sogar unter dem ohnehin schon beklagenswert niedrigen Kulturniveau der Wilden in den unerkundeten Kontinenten. Sogar Negerstämme fechten ihre Kämpfe mit den besten Waffen und den feinsten Männern, die sie kundig zu führen wissen, aus. Sogar die opiumbenebelten kranken Männer Asiens haben in Auseinandersetzungen ihre feinsten Schwerter, geführt von ihren mutigsten Männern (und Frauen, wie man hört) aufzubieten.
Und da soll man sich als zivilisierter, rechter Mann von Mut, Tapferkeit, Entschlossenheit, Härte, Unnachgiebigkeit und kultureller Überlegenheit in eine - wie es ein gelehrter guter Freund zu nennen pflegt - "vortechnologische", eben geradezu rückschrittliche und jeglicher Manneskraft entbehrende dumpfe, blöde, geradezu von schwachem Sinne geprägte Auseinandersetzung hineinziehen lassen?
Ich sage: NEIN.
Einer, der so wenig Mut hat, der solch ein Feigling, - JA! Feigling! - ist, daß er sich nicht traut mit ein paar Fuß bestem Stahl seine Ehre WIE EIN RICHTIGER MANN zu verteidigen, der HAT ÜBERHAUPT KEINE EHRE im Leib!
Das ist ein Raufbold, der von seinem Lehrer mehr Schläge mit der Rute oder dem Ochsenziemer braucht um ein klein wenig Verstand zu bekommen, aber doch KEIN MANN!
Der soll nur schnell wieder beschämt zu den Rockschößen von Mutter und Großmutter rennen, während sich RICHTIGE MÄNNER in RICHTIGEM KAMPFE mit RICHTIGEN WAFFEN miteinander messen.
Der "gemeine Faustprügler" hat weder Mut, noch Entschlossenheit, noch Kampfgeist, noch kämpferische Finesse zu bieten. - Das ist nur eine ausgesprochen unappetitliche Variante des "Hahnenkampfes" - und selbst beim Hahnenkampf verwenden die echten Kampfhähne angeschnallte Klingen! Somit bringt ein "Faustschläger" nicht einmal soviel Mut auf, wie ein gackerndes Hühnchen!
Werter Herr, ich bin reichlichst unbeeindruckt von dieser angeblich "romantischen" Rangelei unkultivierter Feiglinge.
Nicht, was seine Waffe kann.
Genau. Einem echten, harten Mann ist ALLES eine Waffe. Nur seine bloßen Hände wird er nicht besudeln wollen, denn womit soll er denn die atemberaubend schönen Damen aus ihrer Ohnmacht ob der zügellosen Gewalttätigkeit eines Degenduells wieder zu Atem bringen? - Er wird doch nicht wie ein kulturloses Tier verschwitzt, blutig und - Gott bewahre! - mit entstelltem Gesicht das zarte Geschlecht gleich wieder in Ohnmacht verschrecken wollen!
Hier zählt der echte Hammer und nicht das effektive töten.
So ist es. Ein wahrer Edelmann gewinnt überlegen durch seine kämpferische Brillianz, zeigt aber dem Verlierer gegenüber Respekt und guten Sportsgeist, denn nur der Sieg zählt - und nicht das Töten. Töten können sich die kulturlosen Bastarde in Preußen, denn Tod ist ein Minister aus Bismarcks Kabinett.
Das würde nachts und von hinten eh am besten gehen.
Ihr seid nicht zufällig in Preußen ansässig? - Auf solche GEDANKEN allein schon käme ein bayerischer Offizier und Edelmann nicht einmal. Wo soll da denn die Ehre sein? - Der Feind wird, mag er auch noch so unwürdig sein, von vorne, bewaffnet und mit Vorwarnung geschlagen. Tritt dabei sein Tod ein, so deshalb, weil das Böse niemals siegen wird gegenüber einem moralisch und kulturell überlegenen Fechter.
Nachdem nun, für einen intelligenten Menschen klar ersichtlich und bar jeden Zweifels, erwiesen ist, daß das "Schlägern" mit den bloßen Fäusten eine Kampfesweise für Feiglinge, Franzosen und Kinder in der Gosse ist, lasse ich Sie nun mit der Bitte um sorgfältiges Studium der obigen Darlegungen zurück.
Sollten Sie irgendwelche Punkte darin zu beanstanden haben, so wird sich, denke ich, ein zufriedenstellend ruhiges Fleckchen in der hiesigen Friedrichs-Au finden lassen, wo ich bereit bin Ihren Gegenargumenten Gehör zu schenken - natürlich mit STAHL!