Das Problem mit Meinungsäußerungen wie denen von Boyscout ist auch, das nicht zwischen den Genres unterschieden wird.
Ich kann seine Meinung absolut verstehen und tolerieren, aber er vergisst das Horrorfilm nicht gleich Horrorfilm ist.
Eigentlich muß man jeden Film für sich betrachten und das was er erreichen möchte. Das sollte bei
jedem Film so sein, aber speziell im Horrorgenre.
Oder sollte so sein. Das eben meist
nicht so kritisiert wird zeigen die Myriaden von schlechten Kritiken.
Ich kann Evil Dead eigentlich nicht mit The Ring, Blair Witch Project, Hostel oder gar A Serbian Film vergleichen. Oder mit Actionfilmen.
Ich versuche mal zu definieren was mich bei dem Film besonders anspricht, vielleicht wird's dem Nicht-Horrorfilmfan dann etwas klarer:
1. Die Optik. Ich liebe die dreckige und teilweise künstliche Optik des Films. Schmutz, wabernde Nebel, Schlamm, Blut, die Farben des Filmmaterials und natürlich die Masken. Kein CGI. Großartig. Als direkten Vergleich hatte ich kurz vorher Guillermo del Toros "Mama" angeguckt. Ein guter Film mit creepy Szenen, ganz klar, aber als die CGI-Figur dann komplett und klar aufgetaucht ist, war's mit dem Nervenkitzel dahin. Da wurde aus Horror dann Modern-Fantasy.
Das ist einfach ein Ästhetikempfinden das halt nicht jeder teilt. Genauso kann ich Schönheit in Johnny Cashs "Hurt" Video erkennen, oder Nine Inch Nails' "Perfect Drug". Oder in einigen der Videos von Marilyn Manson oder Die Antwoord. Die Filme von David Lynch und Tim Burton. Das sind alles Beispiele für Schönheit die vielleicht nicht jedermann zugänglich ist.
2. Der Wahnsinn aus der Situation heraus. Ich "geile" mich nicht an dem Leid der Protagonisten auf, ich genieße es zu sehen wenn Emotionen gut rübergebracht werden. Sei es jetzt Wahnsinn, Freude, Angst, Erleichterung, ... was auch immer. Und gerade hier schlägt der Wahnsinn allein aus der Situation her voll zu. Alleine im Wald, ohne Möglichkeit zu entkommen mit dem Dämon der auch noch die Menschen korrumpiert die einem am wichtigsten sind. Das ist die volle Breitseite. Das ist einfach stark.
3. Die Anspielungen. Der Film bietet so viele schöne Anspielungen an die alten Filme, es macht einfach Spaß zu suchen und in sich rein zu kichern wenn man wieder etwas gefunden hat. Das ist nichts anderes als bei den neuen Star Treks. Ich mag so was.
Zwar teile ich speziell bei diesem Film nicht die Meinung das sich Komik und Horror hier beißen (das war schon im Original so, das aus der Überdrehtheit Komik entstand, nicht erst bei Evil Dead II), aber im Grunde hat AG mit allem Recht.
Und nochmal zum Thema "wie man sich so eine kranke Scheiße geben kann": Boyscout, du implizierst damit das Leute wie AG und ich, die solche Filme mögen, auch irgendwie verdreht und krank sein müssen, versuchst aber nicht einmal ansatzweise zu verstehen warum wir das mögen könnten. Wenn ich mir so immer wieder mal durchlese was du gut und weniger gut findest (filme oder auch abseits davon), muß ich sagen, das wir beide so ungefähr komplett unterschiedliche Ansätze haben was Geschmack angeht.
Ich würde aber deine Präferenzen nie als krank oder Scheiße bezeichnen, nur weil du andere Ansichten hast. Nur soviel dazu.
Was gäb's noch zu sagen? Grenzen vielleicht.
Wahrscheinlich habe ich mehr Horrorfilme gesehen als jeder andere hier in diesem Forum. Nur eine Vermutung, aber ich bin mir da relativ sicher.
Aber ich habe auch meine Grenzen wo ich soweit bin und sage: Das ist für mich keine Unterhaltung mehr, hier sehe ich keinen ästhetischen Anspruch mehr, hier sehe ich keine Message mehr oder keinen Nervenkitzel. A Serbian Film ist da zum Beispiel so ein Fall. Der erste Film den ich ausgemacht habe (wohlweislich bevor eine "der Szenen" kam) weil ich für mich entschieden habe das ich so etwas nicht sehen muß. Für mich heuchelt der Film vor eine wichtige Message auf ultraharte Art und Weise rüberbringen zu wollen um den Leute wichtige Dinge einhämmern zu wollen. Für mich klar Heuchelei. Gleiches gilt für Men behind the sun z.B.
Vorgeschobene gute Absichten sind das Schlimmste in diesem Genre finde ich. Ich brauche keinen "Serbian Film" um zu wissen das der Jugoslawien Krieg und die Zeit danach eine schlimme Sache war/ist. So erreicht der Film dann am Ende doch hauptsächlich nur die die sich das ob der "krassen Szenen" wegen ansehen. Mission failed.
Also um das auf einen Nenner zu bringen:
Es läuft wie immer fast immer auf Geschmack, ästhetisches Empfinden und
Toleranz heraus. Hamma mal wieder drüber gesprochen. Bringt hier eh nix