Evil Dead - Remake

ich muss nur unseren Kurzen irgendwie für nen abend loswerden....
dann kann da mit meiner Frau rein *freu*
ja meine Frau mag solche Filme ;)
 
Wir gehen gleich rein :)

Bin leider total erkältet, hoffe ich übersteh es irgendwie...
 
Hier gibts zum Glück auch eine Vorstellung um 17 Uhr nochwas... die ist dann doch etwas angenehmer.
Allein schon, weil einen da der öffentliche Nahverkehr noch nicht so im Stich lässt.

Edit:
So, um einen Doppelpost zu vermeiden:

Sind gerade aus dem Kino zurück, und ich muss sagen - joar, hat auf jeden Fall Spaß gemacht!
Brachial, nicht zimperlich in der Darstellung, und wirklich unterhaltsam.
Gut!
 
Ich muß gestehen das ich wirklich harte Horror/Splatterfilme nicht sehen mag. Der Trailer ist da schon mehr als ausreichend um mir klarzumachen das ich den nicht sehen will. Das ist mir einfach zu hart.

Ich amüsiere mich lieber bei nicht ganz so ernst so ernst gemeinten Filmchen (Evil Dead II und vor allem natürlich Army of Darkness). Insofern ist die Ankündigung das es vielleicht einen neuen Army of Darkness geben wird schon ziemlich cool ! (Wenn's denn stimmt).

Das heißt nicht das ich Horrorfilme grundsätzlich nicht mag, aber ich bevorzuge Filme die (vor allem in der Darstellung) weniger Heftig sind... und solche mit SF Elementen (die Alien Filme oder auch Pitch Black z.B.).
 
nix für mich, bin zu zartbesaitet dafür. Ich werde auch nie verstehen, wie man sich die kranke Scheisse geben, geschweige denn unterhalten werden kann. Dafür bin ich zu lebensbejahend :love:

Auf Amy of Darkness würde ich mich freuen, hab den als Komödie immer geschätzt.
 
Ich werde auch nie verstehen, wie man sich die kranke Scheisse geben, geschweige denn unterhalten werden kann.

Das muß halt jeder für sich entscheiden. Geschmäcker sind halt verschieden. Gibt auch Leute die mit Fantasy z.B. gar nichts anfangen können und nicht verstehen wie man sich diese "kranke, unrealistische, satanistische Realitätsflucht" geben kann, geschweige denn davon unterhalten werden kann... auch wenn die hier im A2 Forum recht selten sein dürften ;)
 
natürlich muss das jeder für sich entscheiden. d'uh. Aber ich kanns halt nicht nachvollziehen, wie man bei den Gewaltexzessen "Spass" haben kann. Ich würds halt gern verstehen. Ich kann mir das auch nicht anschauen, das ist schon etwas anderes als Geschmack, sondern elementarer.

Wenn sie die Leute moderat oder blutleer fällen, wie in jedem zweiten Actionfilm - oder den Nachrichten - machts mir nix aus.
Ich glaube bei den Schockern kommt noch dazu, das mich die dummen Aktionen der Opfer noch mehr ärgern. Und weil sie die Hilflosigkeit immer so gut rüberbringen. Geilt mich halt nicht auf, vielleicht ists doch nur Geschmack.
 
Interessant ... und ich find: Der Film war nicht hart genug ... bzw. die groteske Gewalt hatte einfach einen zu hohen Anflug von Slapstick, auch im neuen Film, der dem ganzen letztlich wieder die 10er Wertung verwehrte.
Ich persönlich steh nicht auf Tortureporns der Marke Hostel. Das sind irgendwelche Abgründe der menschlichen Gesellschaft, die rein der Gewalt wegen gezeigt werden. Geschenkt ... lockt nicht mal n müdes Lächeln von mir hervor und hat auch null Verstand. Es wirkt (also Hostel) so irreal und gleichzeitig auch noch rassistisch, weil es das Bild vom maroden Ostblock total untermauert. Blöd find ich sowas.

Auch Filme wie Saw schaue ich nicht der Gewalt wegen. Saw wäre richtig geil gewesen, über alle Teile hinweg, wenn die Blutschraube runtergefahren worden wäre und stattdessen der Fokus auf den Mastermindaspekt gelegt worden wäre. Denn all die Handlungsstränge der Filme ist durchaus intelligent konzipiert. Sieben war ein erzgeniales Machwerk, welches mit dezentem Horror und dann wieder einer dezenten Darstellung von "Mal es dir selbst aus" glänzen konnte.

Ein Film, in dem völlig malevolente, chaotische Dämonen den Weltuntergang einleiten wollen dürfen nicht zimperlich sein. Und da ist die Stärke gerade des neuen Evil Dead. Die Deadites rennen rum, sind überstark und völlig grotesk und verdreht. Gleichzeitig nicht wirklich unbesiegbar, aber total angsteinflößend. Und dann kommen so hirnige Szenen, in denen die Frau sich den Arm absäbelt (als Mensch!) oder die andere, die ihren eigenen Arm abreißt und dann munter nach Hause spaziert. Das sind jene Slapstick Einlagen, die ich meine. Da war die Gewalt derart hochgetrieben, dass es ins lustige kippte. So ein typisches Raimi Ding und vom neuen Regisseur leider übernommen.
Was ich an diesem Film so dermaßen toll finde ist eben die total chaotische Darstellung der Dämonen. Sie kommen, sie übernehmen und es gibt kein Entkommen, obwohl sie auf Grund der Angst der Protagonisten so mächtig einstecken müssen. Mich stört nicht das Happy End (sofern man davon überhaupt reden kann), mich stört, dass die Gewalt hier an einigen Spitzen als Mittel der Belustigung diente.
Stellt man "den Arm abschneiden" der menschlichen Frau demgegenüber, wie die Dämonin auf dem Klo sich das Gesicht abschneidet und der Typ sie mit dem Klodeckel einfach zusammenschlägt aus purer Todesangst könnte man meinen da wären unterschiedliche Drehbuchschreiber am Werk gewesen. Und Filme, die auf eine derartige Bedingungslosigkeit setzen sind - für meinen Geschmack - leider viel zu selten. Weg mit dem Slapstick, her mit Chaos, Anarchie und Untergang.

28 days later hat gut gezeigt, wie es laufen kann. Da gabs keine Slapstick Elemente. Und der Gewaltgrad (verglichen mit diesem Evil Dead hier) um einiges geringer - weniger blutig. Nichtsdestotrotz konnte der Film mächtig unter die Haut gehen, mit all den Tabubrüchen, die dort stattfanden. Da war der Fokus auf Emotion. Und das war es zum großen Teil eben auch im neuen Evil Dead. Ich versteh nicht, wieso das durch solche Belustigungen gekippt werden muss. Und genau das ist das Problem. Die von mir angesprochenen Szenen wirken genau so. Keiner im Kino saß da und war geschockt, weil die sich den Arm absäbelt. Das fanden einige höchstens eklig ... naja, in nem Splatterfilm jetzt nicht überraschendes. Aber im Grunde ging das Gejohle los ... und das passt einfach nicht in so ein Setting. Einem Film, in dem die erste Frau von einem Baum vergewaltigt und damit besessen wird. Stilbruch eben ...

Warum mag man sowas, vor allem wenn es um Bedingungslosigkeit geht? Keine Ahnung ehrlich gesagt. Es ist Fiktion, es geht um böswillige Dämonen, um chaotische Wesen ... die sollen sich gefälligst auch alle so verhalten.

Aber ich fand auch die Halloween Filme von Rob Zombie 1a ... sowohl in der Ästhetik, als auch der musikalischen Untermalung. Tolle Filme einfach. Keine Strahlemänner ... einfach kaputte Gestalten, gezeichnet von den Erlebnissen (gerade in Teil 2). Ich mag das behagliche Gefühl von Angst und mich dennoch in Sicherheit wiegen zu können, weil es eben Fiktion ist. Das ganze muss aber eine plausible (nicht realistische) Geschichte drumrum haben und eben nicht in eine reine, völlig bescheuerte Gewaltorgie ausarten. Es sei denn, der Film (oder das Buch oder das Spiel meinetwegen) will im Vorfeld bereits nichts anderes sein. Braindead ist ne Splatterkomödie ... der will so trashig sein, der soll so trashig sein. Aber wenns doch Filme gibt, die das Potential für Maximum Effekt haben: Wieso müssen die dann künstlich runtergeschraubt werden? Das entzieht sich mir. Wie sich zeigt, ist Evil Dead in seiner jetzigen Form bereits zuviel für Leute, die mit solchen Filmen nix anfangen können ... dann braucht man die doch gar nicht erst versuchen zu bedienen.

Nichtsdestotrotz: Evil Dead ist toll ... keine Frage :)
 
Ich möchte meinen, dass einige Menschen solche Schocker nicht anschauen, weil sie blutgeil, sondern weil sie adrenalingeil sind. Alberne oder "nur eklige" Szenen und sinnlose Blutorgien ohne wirklichen Schock bedienen letzteres nicht effizient genug und sind deswegen auch weniger interessant. (Ansonsten würde es ja auch ausreichen, sich 'ne Halloween Folge von den Simpsons anzuschauen.)
 
Ich hab bisher eigentlich auch eher immer gedacht, dass es der Geisterbahneffekt ist. Und nicht unbedingt perverse Gelüste.
 
Das Problem mit Meinungsäußerungen wie denen von Boyscout ist auch, das nicht zwischen den Genres unterschieden wird.
Ich kann seine Meinung absolut verstehen und tolerieren, aber er vergisst das Horrorfilm nicht gleich Horrorfilm ist.
Eigentlich muß man jeden Film für sich betrachten und das was er erreichen möchte. Das sollte bei jedem Film so sein, aber speziell im Horrorgenre.
Oder sollte so sein. Das eben meist nicht so kritisiert wird zeigen die Myriaden von schlechten Kritiken.
Ich kann Evil Dead eigentlich nicht mit The Ring, Blair Witch Project, Hostel oder gar A Serbian Film vergleichen. Oder mit Actionfilmen.

Ich versuche mal zu definieren was mich bei dem Film besonders anspricht, vielleicht wird's dem Nicht-Horrorfilmfan dann etwas klarer:
1. Die Optik. Ich liebe die dreckige und teilweise künstliche Optik des Films. Schmutz, wabernde Nebel, Schlamm, Blut, die Farben des Filmmaterials und natürlich die Masken. Kein CGI. Großartig. Als direkten Vergleich hatte ich kurz vorher Guillermo del Toros "Mama" angeguckt. Ein guter Film mit creepy Szenen, ganz klar, aber als die CGI-Figur dann komplett und klar aufgetaucht ist, war's mit dem Nervenkitzel dahin. Da wurde aus Horror dann Modern-Fantasy.
Das ist einfach ein Ästhetikempfinden das halt nicht jeder teilt. Genauso kann ich Schönheit in Johnny Cashs "Hurt" Video erkennen, oder Nine Inch Nails' "Perfect Drug". Oder in einigen der Videos von Marilyn Manson oder Die Antwoord. Die Filme von David Lynch und Tim Burton. Das sind alles Beispiele für Schönheit die vielleicht nicht jedermann zugänglich ist.
2. Der Wahnsinn aus der Situation heraus. Ich "geile" mich nicht an dem Leid der Protagonisten auf, ich genieße es zu sehen wenn Emotionen gut rübergebracht werden. Sei es jetzt Wahnsinn, Freude, Angst, Erleichterung, ... was auch immer. Und gerade hier schlägt der Wahnsinn allein aus der Situation her voll zu. Alleine im Wald, ohne Möglichkeit zu entkommen mit dem Dämon der auch noch die Menschen korrumpiert die einem am wichtigsten sind. Das ist die volle Breitseite. Das ist einfach stark.
3. Die Anspielungen. Der Film bietet so viele schöne Anspielungen an die alten Filme, es macht einfach Spaß zu suchen und in sich rein zu kichern wenn man wieder etwas gefunden hat. Das ist nichts anderes als bei den neuen Star Treks. Ich mag so was.

Zwar teile ich speziell bei diesem Film nicht die Meinung das sich Komik und Horror hier beißen (das war schon im Original so, das aus der Überdrehtheit Komik entstand, nicht erst bei Evil Dead II), aber im Grunde hat AG mit allem Recht.

Und nochmal zum Thema "wie man sich so eine kranke Scheiße geben kann": Boyscout, du implizierst damit das Leute wie AG und ich, die solche Filme mögen, auch irgendwie verdreht und krank sein müssen, versuchst aber nicht einmal ansatzweise zu verstehen warum wir das mögen könnten. Wenn ich mir so immer wieder mal durchlese was du gut und weniger gut findest (filme oder auch abseits davon), muß ich sagen, das wir beide so ungefähr komplett unterschiedliche Ansätze haben was Geschmack angeht.
Ich würde aber deine Präferenzen nie als krank oder Scheiße bezeichnen, nur weil du andere Ansichten hast. Nur soviel dazu.

Was gäb's noch zu sagen? Grenzen vielleicht.
Wahrscheinlich habe ich mehr Horrorfilme gesehen als jeder andere hier in diesem Forum. Nur eine Vermutung, aber ich bin mir da relativ sicher.
Aber ich habe auch meine Grenzen wo ich soweit bin und sage: Das ist für mich keine Unterhaltung mehr, hier sehe ich keinen ästhetischen Anspruch mehr, hier sehe ich keine Message mehr oder keinen Nervenkitzel. A Serbian Film ist da zum Beispiel so ein Fall. Der erste Film den ich ausgemacht habe (wohlweislich bevor eine "der Szenen" kam) weil ich für mich entschieden habe das ich so etwas nicht sehen muß. Für mich heuchelt der Film vor eine wichtige Message auf ultraharte Art und Weise rüberbringen zu wollen um den Leute wichtige Dinge einhämmern zu wollen. Für mich klar Heuchelei. Gleiches gilt für Men behind the sun z.B.
Vorgeschobene gute Absichten sind das Schlimmste in diesem Genre finde ich. Ich brauche keinen "Serbian Film" um zu wissen das der Jugoslawien Krieg und die Zeit danach eine schlimme Sache war/ist. So erreicht der Film dann am Ende doch hauptsächlich nur die die sich das ob der "krassen Szenen" wegen ansehen. Mission failed.

Also um das auf einen Nenner zu bringen:
Es läuft wie immer fast immer auf Geschmack, ästhetisches Empfinden und Toleranz heraus. Hamma mal wieder drüber gesprochen. Bringt hier eh nix ;)
 
Für Filme wie A Serbian Film, Hostel und den ganzen anderen Torture-Porn Kram habe ich persönlich auch keinerlei Verständnis. Das ist auch meiner Meinung nach meilenweit von dramaturgisch und ästhetisch soliden Horrorfilmen entfernt, selbst wenn die ein wenig Splatter haben.

Aber selbst da kenne ich eigentlich nur Menschen, die sich die ansehen, um geschockt zu werden. Zu viele Horrorfilme geguckt, sowas wie Evil Dead reicht nicht mehr. Inwiefern das "gesund" ist, kann ich nicht beurteilen. Sie schrauben halt immer weiter an ihrer Abstumpfung, vielleicht weil sie im Grunde sogar recht ängstliche Menschen sind. Das fällt für mich dann aber noch unter "Geisterbahn".

Sie setzen sich eben nicht mit ner Tube Vaseline und Taschentüchern vor solche Streifen. Dazwischen liegen immer noch Welten.
 
Ich glaube das das mit der Abstumpfung zum größten Teil nur ein Mythos ist.
Ich selber habe wirklich harte Sachen gesehen, aber ein gut gemachter Suspense Movie in dem nicht viel gezeigt wird reißt mich immer noch mit. Blair Witch Project damals z.B. hat mich im Kino fast "Poo-Kakacka in die Hosi" machen lassen, obwohl ich mit den original Exploitation Movies der 70er und 80er aufgewachsen bin.
Oder die guten J-Horror Filme verursachen in mir immer noch dieses angenehme "Geisterbahn" Feeling, obwohl ich Hostel und Saw gesehen hab (und nebenbei als schlecht empfunden habe).

Ich glaube Abstumpfung spielt hier weniger eine Rolle, mehr der grundlegende Charakter eines jeden einzelnen Menschen.
 
Na ja ich kenne schon Einige, die sogar sehr klar sagen, dass sie sowas schauen, um sich abzustumpfen. Oder weil sie der Rest nicht mehr schockt. Ist wahrscheinlich nochmal ne eigene Kategorie aus teilweise vielleicht völlig anderen Motivationen heraus, als du sie zum Beispiel anführst.

Ob die Abstumpfung letztlich stattfindet oder nicht und zu was sie führt ist sicher nicht wirklich eindeutig, kann man natürlich dahingehend auch untersuchen. Dass zumindest das Torture-Porn-Genre in starker Korrelation mit gesellschaftlichen Problemen steht, ist zumindest für mich ziemlich eindeutig.

Geisterbahnfahren hat allerdings in meinen Augen nichts mit gesellschaftlichen und psychischen Problemen zu tun. Das ist einfach der Kick, das Adrenalin und der Spaß der Entdeckung eigener Ängste, Grenzen und Emotionen. Ich reagiere auf Angst mit Aggression, hab als Kind schon in der Geisterbahn die Geister immer angebrüllt. Ich hasse Schreckmomente in Filmen. Während viele Menschen bei sowas zusammenzucken und danach anfangen zu lachen oder Faszination für die Machart empfinden, will ich meist was in den Fernseher schmeißen. Deswegen sind viele der klassischen "Schocker" nichts für mich.

Bei Foltersituatuionen ist das nochmal was ganz anderes. Meine Nerven sind "hart" genug um einen kühlen Kopf zu behalten, wenn ich mit einem Messer bedroht werde, aber nicht, um mir über Minuten hinweg anzusehen, wie Jemand gefoltert wird. Das fängt schon bei "harmlosen" Folterszenen in historischen Serien / Filmen an (Tudors) und hört bei expliziten Folterszenem+Splatter auf. Ich hasse Folter und ich halte es für eine der niederträchtigsten Dinge, die je erdacht wurden. Deswegen brauche ich es auch nicht, wenn es mir ästhetisch aufbereitet und auf einem silbernen Filmtablett serviert wird. Für mich existiert da auch eine sehr klare Trennung. Wenn die Opfer nicht nur Opfer sind, wenn sie gejagt oder in Fallen geführt werden, wenn sie weglaufen oder kämpfen hat das für mich eine völlig andere Qualität, als wenn sie an einen Stuhl gefesselt und vollends ausgeliefert sind. Mit einer Gesellschaft, die gerne Geisterbahn fährt, habe ich kein Problem. Mit einer Gesellschaft, die gerne foltert und dabei zusieht, wie gefoltert wird, schon.
 
Ich reagiere auf Angst mit Aggression, hab als Kind schon in der Geisterbahn die Geister immer angebrüllt.

Ich hab mich als Kind in der Geisterbahn immer bei meinem Vater versteckt und die ganze Fahrt über die Augen zugemacht. Trotzdem wollte ich unbedingt bei jedem Besuch auf dem Rummelplatz einmal Geisterbahn fahren. Mein Vater hat das nie kapiert, der hat immer dagegen argumentieren versucht. Der hat angenommen, es wäre Zeit- und Geldverschwendung, weil ich ja ohnehin nicht hinsehe. Aber im Grunde war es genau deswegen gruselig, weil ich nicht hingeschaut habe, und das hat mir Freude gemacht. Ab dem Augenblick, wo ich tatsächlich mit offenen Augen durch die Geisterbahn gefahren bin und die albernen Sachen gesehen habe, statt nur anhand der Geräusche und meiner eigenen Phantasie zu schaudern, hatten Geisterbahnfahrten jede Attraktivität verloren.

So ähnlich ist das mit dem Grusel in Filmen. Sobald ich das Viech sehe und weiß, warum gemordet wird, ist es banal. Richtig unheimlich ist es in den allermeisten Fällen dann, wenn meine Phantasie am Rad dreht und auch den Freiraum dafür bekommt. (Ausser bei The Grudge. Je mehr ich von Kayako sehe, um so mehr will ich auf'n Arm.) Deswegen rangiert Folterkram bei mir auch nicht all zu weit oben, das ist so explizit und baut tatsächlich auf Ekel. Und Ausweglosigkeit. Ich gehe als Spectator gerne soweit emotional mit den Protagonisten mit, bis wir an den Punkt kommen, wo's unmöglich wird, keinen Schaden zu nehmen. Ab dem Punkt wird's für mich angenehm unangenehm. Wenn dieser Punkt aber zu lange dauert - was bei Folter der Fall ist -, dann mag ich das ertragen können, habe jedoch weniger Spaß bei der Sache. (Adrenalineausschüttung ist super, aber sobald der Verstand hinterherkommt und einem klar wird, wie unnütz diese Ausschüttung gewesen ist und dass ohnehin alles vorbei ist, wird's eben...naja, Folter.)
 
Ich denke es ist sehr unterschiedlich, was sich wie auf jemanden auswirkt.

Filme mit viel Gewalt und Splatter wirken auf mich einfach anders (oft durch Überzogenheit/Trash eher komisch), als beispielsweise japanische Geistermädchen Geschichten.
Die hauen bei mir richtig rein. Spätestens durch das "Es ist ein Geist - man kann ihn nicht einfach umhauen wie einen Menschen und fertig", Spiegelschreckmomente (ich hatte als Kind wahnsinnige Angst vor Spiegeln) und andere klassische Zutaten erwischt mich das volle Kanne. Da bin ich empfindlich und kenne meine Grenzen recht gut. Abends The Grudge, und man kann mich für die nächste Zeit wirklich vergessen.
Dagegen sind solche Torture-Porn Sachen für mich einfach - ich weiß nicht. Langweilig? Das trifft es nicht wirklich. Aber ich sehe einfach absolut keinen Reiz darin. Das brauch ich nicht.
Genau wie Splatterfilme, zu deren Protagonisten ich keinerlei Bezug kriege, die einfach absolut platt und austauschbar auf mich wirken.
Mit denen kann ich auch nicht mitfiebern, und ich bin auch nicht wie ein Kumpel drauf, der dann eben den Killer anfeuert.

Ich kann mit der Thematisierung von Folter in Serien und Filmen durchaus leben.
Seien es nun die angesprochenen Historienfilme/-serien oder auch in der Gegenwart angesiedelte Streifen.
Allerdings sind das keine Szenen wo ich mit "Boah, wie geil!" hinstarre. Absolut nicht. Folter- und auch Vergewaltigungsszenen rangieren bei mir in dem Bereich, wo ich gegebenenfalls die Augen abwende, und die mir deutliches Unwohlsein bereiten. Gerade wenn dann im Nachgang noch die psychischen Folgen dessen thematisiert werden.
Das kann dramaturgisch schon sehr wirkungsvoll sein - aber eben nicht in dem Sinne, dass man gerne hinschaut. Zumindest hoffe ich, dass das bei den meisten Menschen so ist.

Edit:
Ich reagiere auf Angst mit Aggression
Das ist bei mir allerdings auch so, und auch schon immer gewesen (Genau dasselbe mit Hilflosigkeit).
Wenn ich spätabends alleine durchs Stadtgebiet an Gruppen von jungen Männern vorbeikomme bin ich dermaßen voller Adrenalin... das ist schon nicht mehr feierlich.
 
Die Thematisierung von Folter, Vergewaltigung, Grauen, Schrecken und Terror macht je nach Setting (zum Beispiel historisch) ja Sinn. Es geht bei mir um die explizite Darstellung. Und die ist immer eine Entscheidung.

Zuerst einmal ist es immer langweilig, das ist richtig, geht mir auch so. Es ist immer vorhersehbar, es passiert nicht viel Unerwartetes und baut eigentlich nur auf audiovisuellen Reizen auf (Schreie, Mimik des Gefolterten oder Folternden, Fokus auf Malträtierung des Körpers). Ich fühl mich da gleichzeitig unterfordert, weil mein Hirn nicht viel neben dem reinen Konsumieren der Szene machen muss und überfordert, weil meine Nerven auf die Kulisse wie Schreie oder Mimik reagieren. Meist ziehe ich mich dann automatisch in die Distanz des "das ist künstlich" zurück, breche mit der Immersion und dem Mitfühlen und es wird zu einem allein für die Reizrepetoren aufreibende Sache. Man könnte sich ja auch einfach fünf Minuten neben einen kreischenden Menschen setzen und schauen, wie viel Spaß man dabei empfindet.

Vor allem aber schaltet bei mir der Verstand sofort auf "okay, warum zeigst du mir das jetzt?" - eingebettet in gewöhnliche Geschichten (Tudors, Game of Thrones) wirkt es oft wie ein Mittel um die unfaire Grausamkeit der Gesellschaft oder einzelner Figuren deutlich zu machen. Dabei geht für mich allerdings beinahe immer die Subtilität verloren. Es reicht vollkommen wenn ich den Gefolterten nach der Folter sehe, oder davon höre, was ihm angetan wurde. Das reicht um zu wissen, wie die Gesellschaft aussieht oder wie grausam und abscheulich Figur XY ist. Ohne diese Subtilität scheinen viele dieser Szenen auf dem Versuch aufzubauen, genau diese Art des von euch angesprochenen Unwohlseins auszulösen. Indem ich die Kamera draufhalte, will ich den Zuschauer in die Situation ziehen. Er soll nicht nur wissen, wie grausam das alles ist, er soll es selbst auf eine Art "spüren". Er soll es sehen, er soll es hören und nicht wegsehen können. Wenn wir davon ausgehen, dass die Macher dahinter keine perversen Gelüste ihrer Zuschauer befriedigen, sondern die visuelle Darstellung nutzen um ihnen Unwohlsein zu bereiten, kann ich das zwar auf der einen Seite nachvollziehen, auf der anderen Seite jedoch selten gutheißen. Vermutlich weil bei mir bei Folterung und Vergewaltigung, ähnlcih wie bei dir, Scathach, eine Grenze erreicht ist, bei der ich nicht mehr ausschalten kann. Das hat wohl viel mit der von Halloween Jack angesprochenen Ausweglosigkeit zu tun. Viel mit der unterschiedlichen Verteilung der Macht, mit der dargestellten Hilflosigkeit.
 
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