AW: Erwartungen an City Sourcebook
Ich glaube, dass beinnahe weniger der Name des Autoren ein Kaufkriterium wäre (klar, AUCH, aber nicht das gewichtigste), sondern der Anteil nützlicher, nicht selber reproduzierbarer Informationen.
Wenn es lediglich um "coole Ideen" geht, dann wird vermutlich wirklich der Name des Autors relevant sein, denn in Sachen cooler Ideen fühlt sich wahrscheinlich jeder Rollenspieler selber befähigt, diese zu produzieren. Die Frage, warum er diese denn nun einkaufen solle, nochdazu von einem Autoren, den er vermutlich per se als gleichwertig oder gar schlechter als sich selbst ansieht, wird unweigerlich gestellt werden.
Ander sieht es hingegen aus, wenn so ein Werk Material enthält, dass nicht jeder selber machen kann: zum Beispiel gute, spielbereite Karten der Stadt und der Locations. Für ein Spiel wie Cyberpunk eventuell sogar bereits taktische Karten mit Hexfeldern für den Miniaturenkampf. Oder interessante Handouts sowie andere graphische Goodies, die ein künstlerisches talent besser erstellen kann, als der 08/15-Rollenspieler. Ein Beispiel hierfür könnten gut gemachte Gang-Tags, Konzernlogos oder auch Tickets für die örtliche TubeRail sein. Accessoirs eben, die ein Spiel lebendig machen, die ich selber aber nicht so gut herstellen kann.
Ein weiteres Kaufkriterium wird vermutlich die Relevanz der Stadt sein. Wie man hier ja schon scherzhaft erkennen kann, spielen z.B. lokale Vorlieben eine Rolle, aber nicht jeden betreffen sie gleich. Die Frage also, ob ein City-Sourcebook Köln oder Düsseldorf oder Rhein-Ruhr-Metroplex bei einer breiten Masse gut ankommen würde, ist die Frage. Man kann natürlich jetzt sagen, die breite Masse sei einem egal, da aber die CP2020-Spieler eh schon eine winzige Minderheit darstellen, muss man wirklich überlegen, ob es da Sinn macht, noch mehr Special Interest-Inhalt zu generieren, der diese Minigruppe auf vielleicht eine Hand voll Leute reduziert, oder ob man seine Energie nicht in ein Produkt steckt, dass vielleicht das gesamte Spiel nach vorne bringt.
Gerade diese Special Interest-Sachen tendieren auch dazu, schnell in der Versenkung zu verschwinden und das Lob der 3 Leute, die es am Ende vielleicht gelesen haben, wird bei weitem nicht ausreichen, langfristige Motivation zu gewähren.
Womit man schon beim Medium wäre: die Produktion eines Buches erfordert eine gewisse kritische Masse an abnehmern, ume s überhaupt finanzierbar zu machen. Es gibt zwar Print on Demand-Angebote wie lulu.com oder bod.de, aber auch hier ist eine Grundinvestition gefragt und die Qualitätsfrage stellt sich. Jeder kennt vermutlich die neo-Anarchist-Guides to Everything Else für Shadowrun. Als freier Text im Netz ganz nett, aber würdet ihr dafür Kohle ausgeben, um es als Buch daheim zu haben? Ich jetzt nicht unbedingt, denn bei dem Layout und Aussehen dieser Werke, reicht es allemal, das daheim mit dem Laserdrucker auszudrucken.
Ich persönlich sehe allerdings keinen breit gefächerten Bedarf für ein weiteres City-Sourcebook, da es für CP2020 mit dem Night City-Werk ja schon einen Meilenstein gibt. Auch der Rest der Welt ist eigentlich mit sehr guten Quellenbüchern abgedeckt. Also wird das Vorhaben so oder so nur im Special Interest-Bereich zu finden sein. Da fände ich ein Online-Projekt am sinnvollsten, denn die Zahl der Spieler, die das Werk wirklich am Spieltisch einsetzen werden, wird winzig klein sein. Also führt die Überlegung, dass diese Wenigen ja eigentlich lieber Papier hätten, meiner Meinung nach in die Irre. Warum für ein paar ganz wenige den Stress mit dem Druck machen, wenn man Online viele erreichen kann, die sich dann die Partikel, die sie eben mal für das Spiel brauchen, ausdrucken können. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel wäre hier zu überlegen.