Geburt, Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit.
Das sind drei exzellente Stichworte, die in gewisser Hinsicht die Essenz von Gestation Ebb sehr gut, sehr treffend beschreiben. Ich will versuchen im folgenden auf diese drei so gut es geht einzugehen. So gut es geht ohne weiterhin bestimmte Elemente meiner eigenen Überlegungen, der "eigentlichen" Hintergründe zu beleuchten, heisst das.
Geburt.
Hauptsächlich augenfällig ist dieser Aspekt wohl nur im Namen. Gestation Ebb. Gestation, ein englischer Begriff, den man üblicherweise mit Schwangerschaft oder auch Heranwachsen übersetzt. Nichts desto trotz habe ich in voller Absicht diesen Aspekt (der Geburt, Schwangerschaft, Gestaltwerdung (...)) als mindestens ebenso wichtig bezeichnet, wie den weit offensichtlicheren der Vertrauten-Wesenheit. Mindestens ebenso wichtig, aber ich würde sogar, dieser Aspekt ist wichtiger. Der Familiar war mit ausschlaggebend für die Idee und für die spieltechnischen Effekte, in Bezug auf den Hintergrund, auf
emotionaler Ebene, ist es klar die Geburt.
Aber wie geht dieser Prozess nun vor sich? Wo verbirgt sich dieses Konzept ausser im Namen der Fähigkeit?
Wo beginnen? Die Idee durchdringt die präsentierte Kraft auf vielfache Art und Weise, auf zahlreichen Ebenen. Was ich versuchen werde, ist exemplarische einige dieser Elemente zu präsentieren, in der Hoffnung(slosigkeit?), dadurch vielleicht auch (die) andere

aufzeigen zu können.
Ein ähnlich simples Beispiel wie der Verweis auf den Namen (der zwar simpel aber (mir) auch gleichzeitig unglaublich wichtig ist - Namen sind einer der wichtigsten Bestandteile meiner WoP) ist die Tatsache, dass Gestation Ebb in die World of Progress
hineingeboren wird. Es ist keine ursprüngliche, auch keine alte Ebb-Anwendung. Die Fähigkeit selbst ist das Ergebnis einer Entwicklung - einer Schwangerschaft - die erst vor kurzem abgeschlossen wurde - mit einer Geburt. Die äussere Erscheinung der Kraft, ihrer materiellen Komponente, des Ebon Familiar, mit zunächst der Grösse eines Früh- oder Neugeborenen und der definitiv tier- oder auch menschenähnlichen Gestalt ist ebenso Ausdruck dieses Gedankens, wie die
Entwicklung, das Heranwachsen, dieser Form und damit die einzelnen Kräfte der Fähigkeit selbst. Das Äussere, die geistigen und die körperlichen Fähigkeiten des Familiars - des Kindes - entwickeln sich mit der Entwicklung der Ebb-Fähigkeit und der Investition von Flux - dem Voranschreiten von Schwangerschaft und Wachstum. Am deutlichsten ist dies an Hand der Evolution Kräfte abzulesen, die, so betrachtet, eben nicht
nur (und nicht hauptsächlich) die Kräfte eines Familiars emulieren und erweitern, sondern eben Teile des (Geburts-)Prozesses darstellen, der hinter der Fähigkeit steht.
Der Ebbuser selbst erfährt, erlebt, lebt, diesen Prozess von Beginn an und in umfassender Vollständigkeit. Kein Wunder, ist er doch zugleich der Auslöser und ein Teil des Vorgangs, von den ersten sanften Bewegungen des Ebon Familiars, getrieben nicht einmal durch die Flux Investition eines Animation I sondern durch die blosse Präsenz des Ebbusers - die Nabelschnur der Berührung - im Rahmen der Minor Animation Free Ability, über das Heranreifen der Evolution Kräfte, zum (prä-? post-?)natalen Erwachen der Frucht bei Erlangen des Verstandes. Dies alles sobald die kombinierte Zeugung und Empfängnis des Erlernens der Fähigkeit und des Erwerbs des Familiars vollzogen ist.
Gestation Ebb ist die Fähigkeit aus den unglaublichen Tiefen des Geistes des Ebbusers ein Kind zu gebären.
Hoffnungslosigkeit.
Auf den ersten Blick scheint Gestation Ebb tatsächlich kein geeigneter Träger für dieses Konzept zu sein, das ich als das vielleicht grundlegenste, elementarste der World of Progress und von SLA an sich sehe. Trotzdem sind Hoffnungslosigkeit und entäuschte Hoffnung für mich auch Aspekte dieser Ebb Fähigkeit.
Um die Hoffnungs
losigkeit zu erkennen gilt es zunächst die Hoffnungen zu verstehen, die auf so fatale Weise mit Gestation verbunden sind. Dazu mag unter anderem ein kurzer Blick, nur mehr aus dem Augenwinkel gleichsam, auf die verborgene Geschichte der Fähigkeit selber dienen. Am Ende einer Schwangerschaft steht, mit der Geburt und Abnabelung, die Entstehung eines unabhängigen Lebens. Ein Ziel dem sich die Schöpfer, oder genauer die Schöpferin, von Gestation Ebb verschrieben hatten. Eine Hoffnung, die sie hegten. Gestation Ebb ist nicht dazu fähig. Wie Karma Jahrhunderte zuvor musste auch Dark Lament feststellen, dass wahres Leben sich nicht erschaffen lässt. Diese Hoffnung - der Kindeswunsch - wurde enttäuscht. Die Hoffnungslosigkeit und die Enttäuschung der Mutter im Angesicht dieser Mischung aus Tot- und Missgeburt verbindet diese Gedanken mit der Fähigkeit. Diese Verbindung und diese Hoffnungslosigkeit spiegeln sich wieder in der Enttäuschung, die jede Ebbuserin erfahren muss, wenn auch ihre Schwangerschaft ihr natürliches Ende nicht erreichen kann, weil der Fluch, die Missbildung, der Defekt der essentiellen Unfruchtbarkeit, der Unfähigkeit tatsächlich, vollständig, zu gebären an sie gleichsam vererbt worden ist. Wo die Stammmutter vielleicht noch in Selbsttäuschung von Marktreife und Veröffentlichung - den Illusionen einer gesunden Kindheit - entkommen konnte, sind ihre Töchter dazu verdammt zu erleben wie die fleischgewordene Frucht ihres Geistes verdirbt.
Traurigkeit.
Hoffnungslosigkeit und Traurigekit liegen, wohl gerade in diesem Fall, sehr eng beieinander. Schon Hasran, der diese beiden Begriffe hier erst aufgebracht hat, hat dies in gewissem Sinne angemerkt.
Wo hört die Hoffnungslosigkeit auf und wo fängt die Traurigkeit an?
Man könnte versucht sein zu sagen, dass sich die Hoffnungslosigkeit in der Mitte der Traurigkeit befindet. So wie Hoffnungslosigkeit in Zusammenhang mit Gestation Ebb weiter oben in diesem Posting beschrieben wurde, kann Traurigkeit als vorherrschendes Konzept ihr, und ihren Manifestationen, sowohl vorrausgehen, ihre Ursache darstellen, als auch nachfolgen, ihre Auswirkung sein.
Woher kommt überhaupt dieser vielleicht beinahe schon makaber anmutende Wunsch ein Kind aus einem unförmigen Klumpen Science Friction Material machen zu wollen, dieser eigenartigen Substanz mit ihrer musculocartilagotendinösen Beschaffenheit? Ein Kind, das vielleicht nicht einmal vage, nur von der Grösse her, der Gestalt eines echten Kindes entspricht, und seine Existenz als ein totes Bündel von Sehnen, Fleisch und organischem Kristall beginnt. Beginnt diese mentale und emotionale Schwangerschaft nicht schon viel früher, vor der eigentlichen Empfängnis, dem Erlernen der Ebb Fähigkeit Gestation? Beginnt es mit dem Wunsch überhaupt ein Kind haben zu wollem? Eines das man nicht haben kann? Oder eines das man verloren hat? Wenn das so ist, dann beginnt es mit (oder in?) Traurigkeit. Dann beginnt es mit unerfüllten Wünschen und mit an kleinen Gräbern vergossenen Tränen. Und nicht anders geht es weiter. Nicht anders endet es. Die Traurigkeit (der Wahnsinn?) nicht nur etwas Totes zu einem Kind machen zu wollen, sondern dieses etwas danach zu lieben wie ein Kind, es mit Elternaugen zu beobachten, sich durch seine Anwesenheit trösten zu lassen. Die Traurigkeit, die der Realisation folgen muss, dass dieses Kind seine Eltern nicht überleben kann, dass es fehlerhaft und unfertig ist - dass eine Illusion ist
Das Bild des abgetriebenen Feten, der Fehlgeburt, des toten Neugeborenen vor den Augen, in den Händen, auf den Armen der Mutter fasst letztendlich alles zusammen. Die Geburt, die Hoffnungslosigkeit, die Traurigkeit.
Die negative Essenz von Gestation Ebb.
Hasran schrieb:
Meine bisherigen Assoziationen und Gedanken sprechen mich allerdings an.
Gerade dadurch, dass du es nicht ausformuliert hast, kommen mir verschiedene Arten des "Austragens" in den Sinn - und alle sind auf ihre Art und Weise/in ihren Konsequenzen "traurig".
Du möchtest diese "Assoziationen und Gedanken" nicht zufälligerweise ausformulieren?
Stay SLA
jdw