AW: Dungeons: Ökologisch oder surreal?
Natürlich ist ein Dungeon selbstzweckhaft.
Die Spieler(Charaktere) sollen ihn erkunden, erforschen und fürchten können.
Eigentlich, also GANZ EIGENTLICH ist ein Dungeon zum PENETRIEREN da.
Ich entsinne mich noch gut an ein Gespräch mit unserem damaligen AD&D-Spielleiter, in welchem wir über Bücher und Filme gesprochen hatten, und wo er erwähnte, daß das Buch, welches er gerade las, hochinteressant sei, aktuell seien die Helden darin gerade dabei in den Dungeon einzudringen.
Welches Buch das genau war, kann ich aus Altersgründen wirklich nicht mehr sagen, jedoch weiß ich noch genau, daß ich das Buch schon kannte und mir beim besten Willen KEIN DUNGEON in diesem Buch aufgefallen ist!
Aber die Helden waren dabei in den dortigen Dungeon einzudringen.
Wir waren damals 15 oder so.
Da wünscht man sich ein Eindringen in beliebigem Kontext. Das Erkunden von bislang Unbekanntem hat eine sinnliche, ja eine sexuelle Note. Man geht mit einem gespannten Gefühl um die nächste Ecke, nie wissend, was einen dort erwarten mag.
Jeder Dungeon ist eine Entjungferung für Spieler und Setting.
Ein Dungeon ist zum EINDRINGEN da. Man wandert nicht durch ihn. Man besucht ihn nicht. Man fühlt sich darin nicht zuhause. Man schlafft darin nicht ab (Mangelndes Stehvermögen ist in Dungeons TÖDLICH!). - Man geht in diesen dunkelen, geheimnisvollen Bereich, der einem als 15-Jähriger Schüler bislang verwehrt und überhaupt nicht vertraut ist.
Ein Dungeon, der nichts Sexuelles hat, ist LANGWEILIG.
In einen Dungeon,der es einem auch noch nach Jahren so richtig - und immer wieder neu befriedigend - besorgt, kann man sich verlieben. - Warum gibt es wohl so viele "Tomb of Horrors"-Fans? Oder wieso sind die "Caves of Chaos" und deren Nachbarschaft noch immer eine Reise in die Vergangenheit wert?
Die Dungeons, die ich mit jungen, mit jüngsten Jahren erkundete, die hatten eine Spannung, die über das "Verstehen" der Zusammenhänge und das Entdecken der inneren Logik eines "ökologischen" Dungeons hinausgingen.
Ein ökologischer Dungeon ist so sexy wie eine Ausgabe der Gynäkologischen Ärztezeitschrift. - Ein GEILER Dungeon ist scharf wie die Hölle, macht, daß einem das Schwert im Gehänge spannt, ist wie Premium Pornography Illustrated. - Ökologische Dungeons versprechen soviel Spaß und Spannung wie die Feinripp-Unterhose und der selbstgestrickte Pullover. GEILE Dungeons halten voll drauf auf alles, was anmacht. Und das ist interessant verpackt, macht beim Auspacken (Entschärfen, Töten, Entzaubern) schon Spaß und heiß auf mehr.
Ein GEILER Dungeon braucht auch einen HÖHEPUNKT (mindestens einen!). - Niemand will ein rein intellektuelles Vergnügen bei der Auflösung des tollen architektonischen Rätselspiels, das der ökologische Dungeon einem bereitet hat. Das ist zum Abschnarchen. Dafür braucht es KEINEN Dungeon. Merkel auf einem Centerfold wird noch lange nicht interessanter, nur weil sie auf einem Centerfold abgebildet ist. - Ein Dungeon ohne Sex-Appeal ist langweiliges Gänge-Durchschlurfen.
In einen geheimnisvollen, GEILEN Dungeon schlurft man nicht mit seinen Fernsehpantoffeln rein, sondern man macht sich schick, hängt sich seine besten magischen Waffen um, nimmt alle Accessoirs der "Öffnung" des Dungeons wie Spikes, 10-Fuß-Stangen, etc. mit, man schläft sich aus, memoriert die coolsten Sprüche, sorgt dafür, daß man in vollster Fitness die Anstrengungen, die der Dungeon bis zum Höhepunkt von einem abfordern wird, auch erbringen kann, und dann ist es soweit: Man dringt in den Dungeon ein.
Als ich mich an meine ersten Dungeon-Erfahrungen erinnerte, da wurde mir wirklich klar, warum moderne Dungeons so oft so langweilig sind: Sie sind nicht sexy genug.
Ökologisch oder Surreal? - Wen schert's?
GEIL muß er sein!
Daher:
Für mehr sinnliche, mehr sexy Dungeons!