Die Regelversion dieser, mal wieder von Grund auf andersartigen, 2d20-Adaption ist gut gelungen und kam in den Dune-Runden, die ich bisher geleitet habe, sehr gut bei den Spielern an. Es ist wie Fate plus Cortex Plus Drama, nur mit d20-Würfeln eben.
Aber, das Setting an sich, das ist das Problem, finde ich.
In der Ebene des "Agent Play" kann man natürlich normal Rollenspielabenteuer spielen mit allerlei Intrigen, Heimlichtuerei, ab und an einem Messerduell oder so. Aber das ist ja nur die eine Hälfte des Spiels. Die andere ist das "Architect's Play", und da baut man sich sein eigenes Haus zusammen, agiert mehr oder weniger großpolitisch gegen andere Häuser usw.
Solche eher abstrakten Polit-Spiele kommen bei den meisten Spielern gar nicht gut an. Diese sprechen nur einen sehr kleinen Teil der potentiellen Zielgruppen an und sind auch auf Dauer eher etwas zäher und für den SL auch deutlich schwieriger zu handhaben als eine einfache Mission, auf die ein Dune-SWAT-Team geschickt wird.
Dann spielt man vor dem Hintergrund eines riesigen, ausgedehnten Sternenimperiums - wie in Traveller auch. Nur in Traveller weiß ich, was es alles so gibt bzw. ich bekomme gleich von Anfang an einen SOLIDEN Werkzeugkasten, um mir eigenen Sonnensysteme, Subsektoren, Sektoren usw. zusammenzubauen.
Bei Dune ist abseits von den in der Romanhandlung in Szene gesetzten Welten (primär natürlich Arrakis) und den noch "nebenbei" erwähnten anderen Welten nicht viel da - und das Regelwerk bietet auch nicht so richtig viel mehr, um sich dieses ach so riesige Imperium spielerisch zu erschließen.
Will man in einem abgelegenen, sehr weit von Arrakis befindlichen System die Intrigen zwischen einer Handvoll kleiner und kleinster Häuser spielen, dann braucht man dazu Dune weder von den Regeln noch vom Settinghintergrund. Da reicht Traveller oder Cepheus Engine und man hat da ALLES, was für solch ein Spiel nötig ist. - Nur, ist es dann halt immer noch eher eine zähe Politkiste, die immer noch nur sehr wenige Leute ansprechen wird.
Welche Intrigenspiele abseits der "Superhelden-mit-Fangzähnen"-Vampire-WoD-Kiste gibt es denn so, die wirklich GESPIELT werden?
Schon Game of Thrones war als Rollenspiel ZWEIMAL (in der alten D20/Tristat und der neuen Fassung) ein Rohrkrepierer.
Auch The Expanse RPG ist eher für klein-klein "Traveller Free Trader"-Kram tauglich und so gar nicht für den riesigen Polit-Konflikt, den das Setting aufzieht.
Generell ist es eh schwierig in teils mit vielen, vielen Romanen vorbelasteten, vordefinierten, ALLES an interessanter Handlung bereits ausformulierten Settings noch etwas für ein Rollenspiel herauszuholen.
Star Trek Adventures macht da als Setting eine wesentlich bessere Figur, denn da sind noch nicht alle relevanten Geschichten erzählt.
Bei Dune hingegen sind ALLE relevanten Geschichten plus noch jede Menge MÜLL (vom Sohn des Schöpfers) erzählt. Und mehr ist da nicht wirklich zu holen.
Klar, man kann immer die Hausmeister, Pisspagen, Handlanger, Red-Shirts der Großen Häuser spielen, die nie, nie, NIE irgendwas am großen Handlungsverlauf bewegen können, weil sie zu wenig Wirkmacht haben, zu unwichtig und überflüssig sind. Nur warum?
Warum spielt man im Dune-Setting Leute, die wirklich NULL Einfluß auf die vorgezeichnete Geschichte haben werden?
Es gibt ja im Modiphius-Forum und in den Dune-Discords die Diskussionen, das Spiel zu anderen Zeiten anzusetzen, während Butlers Jihad oder sonstwann. Klar, kann man machen, man ändert trotzdem nichts.
Da finde ich Fading Suns oder Baroque Space Opera als Rollenspiele in "dune-artigen" Settings deutlich besser geeignet, um als Spieler auch tatsächlich mal etwas bewegen zu können. Und selbst im Klassiker Traveller geht das - und auch noch besser als in einem durch Romangeschichten schon ausgelutschten Setting.
Generell sind Settings nach umfangreichen Romanen, die eine GROSSE, EPISCHE Geschichte, und zwar DIE EINE, DIE EINZIGE in diesem Setting schildern, für das Rollenspiel, insbesondere das Gruppenrollenspiel, einfach schlecht geeignet. Settings, die eher lokale, abgeschlossene
Geschichten oder Episoden zu bieten haben, sind für Rollenspieladaptionen deutlich geeigneter.
Aktuell ist die Begeisterung, der Enthusiasmus, die Neugier für Dune 2d20 sehr groß. Es wird fleißig gepostet, spekuliert, Charaktere gebastelt, Runden vorbereitet, usw. - nur wieviele von diesen werden nach wenigen Monaten noch laufen?
Star Trek Adventures hatte diesen Anfangsenthusiasmus auch und es sind VIELE Runden schnell und oft jämmerlich eingegangen, aber es haben sich immer noch - für mich fast schon erstaunlich viele - gehalten. Da gibt es eine sehr rege und aktive, damit ist AKTIV SPIELENDE Gemeinde an Rollenspielern von STA, die in allerlei Plattformen, auch als Actual Play Videos oder dergleichen, weiterhin STA spielt.
Ich erwarte, daß dies bei Dune anders laufen wird.
Eher so wie bei anderen "Sammelwerken", die eigentlich nur für das Regal gekauft werden.
Aber aktuell geht es ja gerade so richtig los mit der Initialbegeisterung - und wenn der Film mal erschienen ist, könnte sich noch ein wenig die bis dahin heruntergebrannte Flamme noch kurz neu entfachen lassen. Aber viel aktives Spiel wird Dune 2d20 nicht sehen.
Kommt eine asiatische Mentatin, ein dunkelhäutiger Freme und ein vollbärtiger Bene Gesserit in eine Navigatorengilde-Bar, sagt der Barkeeper ...
(Und, ja, wie im kommenden Film so wird auch im Dune 2d20 Regelwerk heftig Race-Swapping und Gender-Swapping gemacht. Weibliche Mentaten sind schon bei den Pregens drin. - Da zeigt des Kanonikers Liebe zum Setting sogleich heftige Wurmzeichen.)