AW: Dreaming vs. Lost
Im Gegensatz zu Vampire gibt es bei Changeling ja auch weniger Ressentiment das durch das neue Spiel der Boden unter den Füßen weggerissen worden wäre (vgl Anlage). Das letzte 'richtige' Dreaming Buch erschien 2001 mit Kithbook Eshu und war alles andere als ein würdiger Abschluss. Dazu gab es noch ein Kapitel im Times of Judgement Buch und das schnell vergriffene Dark Ages: Fae (was in vielen Punkten CtL ähnelte). Dadurch war Changeling the Lost mehr ein Befreier als ein feindlicher Eroberer.
Desweiteren dringt Lost nicht sonderlich in die Nische von Dreaming ein. Es ist ein Spiel über Wechselbälger aber es ist kein Spiel über Wechselbälger mit dem gesetzten Ziel Changeling the Dreaming überflüssig zu machen. Während bei Requiem ausgesprochen viele Namen und Begriffe aus Maskerade übernommen wurden und auch Forsaken und Awakening vereinzelte Easter Eggs haben ist Lost unabhängig.
Um aber dennoch den Thread hier ein wenig anzuheizen will ich dennoch ein paar Wertungen abgeben:
Es kommt regelmäßig die Beschwerde Lost sei ein zu negatives Spiel während Dreaming doch so schön und farbenfroh gewesen wäre. Auch auf die Gefahr hin zu zu klingen wie Shub: Diese Leute haben Dreaming nicht begriffen. Dreaming war eines der negativsten Spiele der alten WoD, vielleicht sogar noch negativer als Wraith. Die langfristige Wahl eines Charakters lag zwischen dem Tod seiner Feenseele oder dem Wahnsinn seines sterblichen Daseins. Natürlich könnten jetzt Leute erklären, dass es doch die wunderbare Möglichkeit gab nach Arcadien zurückzukehren. Nach allem was in den Büchern über Arcadien herauskam war es kaum das Paradies das sich manche Wechselbälger vorstellten. Eher ein Reich der Alpträume. Wenn man überhaupt als verunreinigtes Wechselbalg eingelassen wurde.
Schwer zu sagen ob das nun für oder gegen Dreaming spricht, zumindest aber dürfte es gegen die weitläufige Meinung über Dreaming sprechen.
Requiemspieler kritisieren gerne den Metaplot von Maskerade. Im Vergleich zu Dreaming war der Metaplot von Maskerade ausgesprochen interessant und konsistent. Bei Dreaming purzelten fast wöchentlich neue Feenarten aus Arcadien auf die Erde. Oder ein einzelnes Kith stellte sich plötzlich als ganze Kategorie von Feen heraus.
Insgesamt konnte man aber auf eine Beachtung des Metaplots ohnehin verzichten da er in den wenigsten Fällen sonderlich fortgeführt wurde.
Angesprochen wurden ebenfalls die interessanteren Kiths. Die Kiths bei Dreaming waren eindeutig zu klischeehaft. Pookas die immer Lügen? Lüsterne Satyrn? Nörgelnde Nöcker? Mit diesen wurde dann versucht einen Großteil der irdischen Mythologie abzudecken. Allerdings waren die ägyptischen Götter nicht wirklich berüchtigt dafür zu lügen und auch in den meisten Erzählungen über Trolle spielt ihre blaue Farbe keine sonderliche Rolle. Und dann wurden in Fool's Luck auch noch Kender als offizielles Kith eingeführt.
Das Magiesystem bei Dreaming war eine ähnliche Katastrophe. Das Book of Glamour hätte zwar möglicherweise Besserung gebracht, ist allerdings nie erschienen. Man mag über den Nutzen der zusätzlichen Contracts bei Lost streiten, aber immerhin bestehen sie nicht darin eine einzelne Stufe eines anderen Contracts auf fünf Stufen auszuwälzen. Und das System mit den Catches ist deutlich interessanter als die Bunks die bei Dreaming zum Zaubern dazugehörten (und wohl einiges zum Ruf eines albernen Spiels beigetragen haben).
Dreaming war trotz allen kein schlechtes Spiel. Allerdings war es stets unausgereift, viele Dinge waren nicht erklärt und es blieb dem Erzähler überlassen zu entscheiden ob geadelte Gemeine den Vorteil eines Hauses erhalten oder wie genau Schimären mit ihrer Umgebung interagierten.
Bei Lost wurden zwar viele Dinge erst mit Rites of Spring genauer erklärt aber zum einen wurden sie erklärt und zum anderen war die Situation nie so schlimm wie bei Dreaming.
Von daher ist Changeling the Lost in meinen Augen einfach das bessere Spiel.