Ich sehe es durchaus auch so, dass die Garou häufig mit den Geistern interagieren, auch ihren Rudeltotems oder dem Caerngeistern ihres jeweiligen Caern. Bei den Stammestotems würde ich aber rein vom Gefühl her einen Schlusstrich ziehen, weil ich denke, dass ihre Macht und Position sie zu NSCs macht, die ggf. zu den Spielern kommen, aber nicht die von den Spielercharakteren aufgesucht (oder angerufen) werden sollten.
Insgesamt wären Hierarchien in der Garou-Gesellschaft recht problematisch, wenn jeder Theurge-Cliath, der den Ritus beherrscht und sich die nötige Zeit nimmt seine Ideen und ggf. sogar Aufträge von Garou mit höherem Stand gegen eine quasi un-widerlegbare Autorität gegenprüfen lassen kann.
"Du hast einen Schulbus mit unschuldigen Schulkindern über eine Klippe fahren lassen!" - "Ja, aber ich hab vorher Fenris gefragt und er hat gesagt die Formori-Busfahrerin müsse um jeden Preis schnell vernichtet werden. Um JEDEN Preis. Also was okay".
Ich finde es völlig okay, wenn Stammestotems ihre Diener schicken, oder Visionen, Träume oder sonstwie ihren Stamm beeinflussen, weil das ihr gutes Recht ist. Aber es ist mMn der Job der Spielercharaktere und ggf. der NSCs die Wünsche der Totems ggf zu interpretieren, umzusetzen oder eben dabei zu scheitern. Das ist das Spiel an sich. "Hab ich das richtig gemacht?" zu fragen, wann immer man sich unsicher bin sehe ich da als nicht zielführend.
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Und ja, ich sehe auch keinen Sinn darin ein komplett untaugliches Stammesmitglied zu haben. Aber ich sehe eben die Verantwortung dafür bei den Garou, die einen Welpen ausbilden und die Mission für den
Rite of Passage festlegen. Da sind vor allem
Vater/Mutter des Baus, sowie die jeweiligen Mentoren usw. - je nachdem was die Charaktergeschichte oder das Setting des Septe in der man spielt halt vorgibt. Und so wie bei allen anderen Aufgaben sehe ich auch hier, dass es unangebracht ist sich durch das Stammestotem einen 'guten Job' bescheinigen zu lassen - also über das Bestehen des 1. Ritus hinaus.
Und natürlich spricht nichts dagegen, dass das Stammestotem durch seine Diener oder im Vorfeld durch 'Visionen' die Aufnahme eines Garou in den Stamm unterbindet, genauso wie es sich z.B. über den Ausschluss eines Garou aus dem Stamm hinwegsetzen könnte.
Beispiele:
- Es ist nicht klar, ob Albrechts Verbannung durch seinen (Ur-)Großvater rituell zementiert war, aber er sieht sich selbst als jemand der den Stamm entehrt hat, bis Falke ihm sagt, dass dem nicht so ist.
- WoD:Outcasts hat einige Geschichten, wie Ronin entstehen, aber es sind u.a. Garou denen das Leben in den Septen/Stämmen und nach den Gesetzen der Garou zu viel wird und die sich deswegen zurück ziehen oder die nie einen ersten Ritus begangen haben z.T. weil sie nicht wollten. Klar, es kann sein, dass das Stammestotem nicht die Zukunft sehen kann und nicht heute weiß, ob Welpe X in vier bis fünf Jahren ein Trauma erleidet oder Burn-Out bekommt. Vielleicht kann es das doch und es ist ihm egal. Wie auch immer.
- Strafriten können von einem Stamm ausschließen. Namentlich z.B. der Ritus des einsamen Wolfes, iirc. Auch hier, kann sein, dass das Stammestotem nicht im Vorfeld weiß, dass der Garou ein solch schweres Verbrechen begehen wird, dass er ausgeschlossen werden wird.
- Garou aller Stämme hatten Mitglieder, die die Spirale getanzt haben. Auch hier die Frage ob ein Stammestotem Garou die zu schwach sind, den Versuchungen zu widerstehen nicht aussortiert haben sollte.
- Das Sternenträumer TB 1st Edition beschreibt sehr deutlich, dass eine Sternenträumer-Seele in einem Nachfahren-Körper reinkarniert ist und der Garou als Nachfahre spirituell unerfüllt ist. Hätte Fenris hier nicht einschreiten sollen, oder Schimäre ?
- When will you Rage etabliert, dass mindestens eine Nachfahren-Septe systematisch vollmondgeborenen Frauen vormacht, sie seien Galliard. Auch hier die Frage, warum lässt das Stammestotem sowas zu? Dieser Punkt hat keinen direkten Bezug zur Stammeszugehörigkeit, aber wirft ebenfalls Fragen auf, wie involviert Stammestotems in die Geschicke des Stammes sich und warum es geduldet werden sollte, dass der Hälfte aller Ahrouns einer Septe vorgemacht wird, sie seien was anderes.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass Garouwelpen dem Stammestotem vor oder direkt nach dem
Rite of Passage vorgestellt werden, aber ich würde es nicht für den Regelfall halten. Ich habe auch keine Indikation gelesen, dass dem so wäre.
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Wie man vielleicht sehen kann, ist mein Bild von Werwolf auch stark geprägt von den Büchern der 1st und 2nd Edition, weniger von revised oder W20.