Tarha
eiskaltes Händchen
- Registriert
- 3. März 2004
- Beiträge
- 1.809
Nacht. Kein Himmel zu sehen.
Sie vermisste die Sterne, war die Wolken leid. Wenn sie doch wieder einmal das kühle Mondlicht auf ihrer Haut fühlen könnte!
Doch das lag in der Zukunft. Erst musste sie es hinter sich bringen, wie jedes Jahr. Gefallen waren doch eine grausame Art der Bezahlung. Sobald man dachte, man hätte sein Leben in Ordnung gebracht, holten sie einen wieder ein. Immer wieder.
____
Dieser hier würde eines schnellen Todes sterben. Er würde nicht wissen, dass es mit ihm vorbei ist, würde nicht an seine Frau denken, nicht an seine Kinder. Er würde an sein Heiligtum denken, an das, wofür er lebte. Und dafür sollte er auch sterben. Für Falschheit, für Lügen. Für seine Gier sollte er bezahlen. Er war einer von denen, die es verdient hatten, zu sterben, weil niemand verdient hatte, mit ihm zu leben.
Ihre Auftraggeberin war nicht durch und durch böse. Manchmal bereitete es ihr Freude, die Gefallen zu erfüllen, die die Dunkle ihr auftrug. Die Dunkle - das war ein guter Name. Der einzige, den sie für ihre Auftraggeberin hatte.
____
So viele waren schon gestorben... Manche, ohne dass es einen Sinn hatte; die Meisten, ohne dass es sie kümmerte; nur Wenige, deren Tode ihr Tränen in die Augen trieben ob ihrer eigenen Grausamkeit.
Dieser hier... Sie konnte ihn riechen, und ihr wurde übel. Sie roch seine Verdorbenheit, sein schweres Parfum, das seinen Geruch kaum überlagerte. Kalter Zigarrenrauch in seiner Kleidung. Ekelhaft. Sie musste ihre Abscheu überwinden, um sich ihm nähern zu können.
Beinahe konnte sie seine Gedanken fühlen. Fühlen oder hören, sie fand nie die richtigen Worte dafür. Sie hatte es noch nie verstanden, warum sie ihren Opfern im Moment ihrer letzten Atemzüge so nahe war. Sie wollte es nicht verstehen, es gar nicht wissen, nur ja nicht an sich heranlassen.
____
Ratte, dachte sie. Und sie rammte ihre Hand so schnell in seinen Körper, dass das Herz in ihrer Hand noch schlug, während der Rest des Mannes noch einen Schritt machte. Einen letzten Schritt.
Dann sackte der Körper zu Boden, schien sich aufzulösen. Ein kleiner Haufen Kleidung blieb zurück, Ratten stoben davon. Eine saß auf ihrer Hand, anstatt des schlagenden Herzens. Sie kniete sich nieder, ließ die letzte Ratte laufen und stopfte das Bündel Wäsche in ihren Rucksack.
Noch war ihr Auftrag nicht zu Ende.
____
Sie sog die Luft zwischen zusammengepressten Zähnen ein, als sie die Kleidungsstücke ihre Opfer auf dem Altar verteilte. Sieben kleine Häuflein. Sie trat wenige Schritte zurück, kniete nieder, senkte den Kopf und wartete.
Während die Dunkle sprach, dachte sie an den Nachthimmel, an die Sterne. Bald würde es vorbei sein. Bald. Sie musste nur noch das hier durchstehen, den beißenden Rauch einatmen. Sie brachte ihren Verstand weg von diesem Ort, soweit sie es vermochte.
____
Dann war es vorbei. Sie war entlassen. Ihre Opfer waren vernichtet, die Beweise nicht mehr existent.
Sie atmete tief durch. Dann lief sie, so schnell sie konnte. Sie wollte diesen Ort für immer verlassen, doch sie wusste, dass es nie vorbei sein würde. Das zählte jetzt nicht, nicht in diesem Moment.
Endlich blieb sie stehen. Sie legte den Kopf in den Nacke und sah auf zu den Sternen.
Sie weinte.
_______________
by Tarha; Kritik erbeten!!
Sie vermisste die Sterne, war die Wolken leid. Wenn sie doch wieder einmal das kühle Mondlicht auf ihrer Haut fühlen könnte!
Doch das lag in der Zukunft. Erst musste sie es hinter sich bringen, wie jedes Jahr. Gefallen waren doch eine grausame Art der Bezahlung. Sobald man dachte, man hätte sein Leben in Ordnung gebracht, holten sie einen wieder ein. Immer wieder.
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Dieser hier würde eines schnellen Todes sterben. Er würde nicht wissen, dass es mit ihm vorbei ist, würde nicht an seine Frau denken, nicht an seine Kinder. Er würde an sein Heiligtum denken, an das, wofür er lebte. Und dafür sollte er auch sterben. Für Falschheit, für Lügen. Für seine Gier sollte er bezahlen. Er war einer von denen, die es verdient hatten, zu sterben, weil niemand verdient hatte, mit ihm zu leben.
Ihre Auftraggeberin war nicht durch und durch böse. Manchmal bereitete es ihr Freude, die Gefallen zu erfüllen, die die Dunkle ihr auftrug. Die Dunkle - das war ein guter Name. Der einzige, den sie für ihre Auftraggeberin hatte.
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So viele waren schon gestorben... Manche, ohne dass es einen Sinn hatte; die Meisten, ohne dass es sie kümmerte; nur Wenige, deren Tode ihr Tränen in die Augen trieben ob ihrer eigenen Grausamkeit.
Dieser hier... Sie konnte ihn riechen, und ihr wurde übel. Sie roch seine Verdorbenheit, sein schweres Parfum, das seinen Geruch kaum überlagerte. Kalter Zigarrenrauch in seiner Kleidung. Ekelhaft. Sie musste ihre Abscheu überwinden, um sich ihm nähern zu können.
Beinahe konnte sie seine Gedanken fühlen. Fühlen oder hören, sie fand nie die richtigen Worte dafür. Sie hatte es noch nie verstanden, warum sie ihren Opfern im Moment ihrer letzten Atemzüge so nahe war. Sie wollte es nicht verstehen, es gar nicht wissen, nur ja nicht an sich heranlassen.
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Ratte, dachte sie. Und sie rammte ihre Hand so schnell in seinen Körper, dass das Herz in ihrer Hand noch schlug, während der Rest des Mannes noch einen Schritt machte. Einen letzten Schritt.
Dann sackte der Körper zu Boden, schien sich aufzulösen. Ein kleiner Haufen Kleidung blieb zurück, Ratten stoben davon. Eine saß auf ihrer Hand, anstatt des schlagenden Herzens. Sie kniete sich nieder, ließ die letzte Ratte laufen und stopfte das Bündel Wäsche in ihren Rucksack.
Noch war ihr Auftrag nicht zu Ende.
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Sie sog die Luft zwischen zusammengepressten Zähnen ein, als sie die Kleidungsstücke ihre Opfer auf dem Altar verteilte. Sieben kleine Häuflein. Sie trat wenige Schritte zurück, kniete nieder, senkte den Kopf und wartete.
Während die Dunkle sprach, dachte sie an den Nachthimmel, an die Sterne. Bald würde es vorbei sein. Bald. Sie musste nur noch das hier durchstehen, den beißenden Rauch einatmen. Sie brachte ihren Verstand weg von diesem Ort, soweit sie es vermochte.
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Dann war es vorbei. Sie war entlassen. Ihre Opfer waren vernichtet, die Beweise nicht mehr existent.
Sie atmete tief durch. Dann lief sie, so schnell sie konnte. Sie wollte diesen Ort für immer verlassen, doch sie wusste, dass es nie vorbei sein würde. Das zählte jetzt nicht, nicht in diesem Moment.
Endlich blieb sie stehen. Sie legte den Kopf in den Nacke und sah auf zu den Sternen.
Sie weinte.
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by Tarha; Kritik erbeten!!