Rezension Die Croods

Taysal

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Chris Sanders hat bereits 2011 mit dem Wikinger-Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht” gezeigt, dass er Tricktechnik zu inszenieren und mit 3D umzugehen weiß. Seit 1990 ist im er Filmgeschäft dabei (”Bernard und Bianca im Känguruhland”) und hat in unterschiedlichen Funktionen an einigen ganz großen Disney-Filmen mitgearbeitet. “Die Schöne und das Biest”, “Der König der Löwen” und “Tarzan” in den Anfängen, dann erfand Sanders sozusagen “Lilo & Stitch”, um über “Bolt – Ein Hund für alle Fälle” und dem bereits erwähnten „Drachenzähmen leicht gemacht” bei “Die Croods” anzugelangen. Und hier packt Chris Sanders alles rein, was er gelernt hat. An seiner Seite führt Kirk DeMicco Regie, der mit “Space Chimps - Affen im All” bekannt wurde. Also ein tolles Gespann, das bei dieser DreamWorks-Produktion vor den Karren gespannt wurde.

Die Geschichte ist im Grunde ziemlich einfach: Die Groods sind Höhlenmenschen und verbringen die meiste Zeit in den sicheren vier Wänden. Sie lehnen alles Neue ab, denn Veränderungen bringen den Tod. Bisher hat dieser Leitgedanke auch tatsächlich das Überleben der Familie gesichert. Vater Grug achtet penibel auf die Einhaltung dieser einfachen Regel, aber Tochter Eep liebt die Sonne, liebt es Draußen zu sein und neue Dinge zu entdecken. Und sie fragt sich, was eigentlich der Sinn des Lebens ist.

In diese Teenager-Krise hinein platzt plötzlich Guy, der einsame Steinzeitmensch, der voll neuer Ideen steckt - und zudem weiß, wie man ein Feuer entfacht. Eep ist dementsprechend sofort Feuer und Flamme für Guy, was wiederum Grug missfällt. Vor allem als Guy ankündigt, das Ende der Welt stünde bevor. Und tatsächlich, Guys Worte bewahrheiten sich und die Croods müssen losziehen, um sich zu retten und ein neues Zuhause zu finden. Was für Eep ein Abenteuer ist, stellt allerdings Grugs Welt auf den Kopf. Der erzkonservative Familienvater kann nur schwer mit der neuen Situation und dem neuen Mann in Eeps Leben umgehen …

Trotz der kindlich aufbereiteten Höhlenmensch-Thematik, beinhaltet “The Croods” typische Familienprobleme die wohl einfach zeitlos sind. Dabei erscheinen die Figuren allesamt ziemlich stereotyp. Aber seien wir ehrlich, das echte Leben besteht aus Stereotypen. Da haben wir den strengen, aber liebevollen Vater. Die pubertierende Tochter mit eigenen Ideen, die ihren ersten Freund anschleppt. Und der Neue kann es Papa einfach nicht recht machen. Das verschärft den vorhandenen Generationenkonflikt. Da haben wir auch die verständnisvolle Mutter, die zu vermitteln versucht. Und die Schwiegermutter, die nur am Schwiegersohn nörgelt. Schlussendlich bilden die jüngeren Geschwister den Abschluss: Das Baby, auf das immer geachtet werden muss und einfach nur süß ist; und der kleine, nervige, dumme Bruder, der versucht es seinem Vater gleichzumachen. Schlussendlich nochmals erwähnt, der neue Kerl im Leben der Tochter, voller Flausen im Kopf, rebellisch und scheinbar vollkommen verantwortungslos.

Aus diesen Stereotypen und den üblichen Klischees, stricken Chris Sanders und Kirk DeMicco eine wunderbar faszinierende Geschichte. Sie erzählen von großen Gefühlen, dem Mut zur Veränderung und auch darüber, sein Leben selbst bestimmen zu können und zu sollen. Dabei kommt Eep sehr emanzipiert daher, denn sie ist weder ein Modepüppchen, noch lässt sie sich etwas verbieten. Sie geht auch nicht unbedingt den radikalen Weg und mutiert zum Mann im Weib, sondern nimmt sich als Frau ernst. Da wertet sie eine Bemerkung zu ihrer muskulös propperen Figur einfach als Kompliment und ändert damit auch die Sicht der Zuschauer. Denn die erkennen schlechthin, dass Schönheit nicht nur im Auge des Betrachters, sondern auch in der Selbstbetrachtung liegt. Eine wunderbare Moral die unaufdringlich weitergegeben wird. Das ist es auch wenig störend, dass Eep beim Anblick von Schuhen in Verzückung gerät, denn Frau kann schöne Dinge mögen und gleichzeitig stark sein.

In “Die Croods” steht der Humor natürlich an erster Stelle. Es ist zwar etwas fragwürdig den kleinen Zuschauern zu vermitteln Papa Grug würde Schwiegermutter Gran gerne tot sehen, aber die Sache kommt immer mit einem Augenzwinkern daher und niemand glaubt ernsthaft, dass der Chef der Sippe es tatsächlich darauf anlegt. Nun ja, manchmal allerdings …

Die Figuren sind allesamt sehr liebevoll gestaltet und besitzen ihre eigene Persönlichkeit. Im Mittelpunkt stehen jedoch Eep und Grug, Tochter und Vater, die miteinander klarkommen müssen. In “Die Croods” prallen zwei Welten und zwei Weltanschauungen aufeinander - und diesem Konflikt kann man einfach nicht entgehen. Kirk DeMicco und Chris Sanders, die nicht nur Regie führten, sondern auch das Drehbuch schrieben, präsentieren nicht nur einfache Familienunterhaltung, sondern auch ein wenig Familientherapie. Das ist schon ziemlich heimelig, aber sehr nett und unaufdringlich inszeniert.

Ganz von der Moral abgesehen, bietet “Die Croods” natürlich auch handfeste Unterhaltung. Immerhin sind die Figuren ziemlich skurril und dreht der Film ordentlich auf. Vor allem das 3D ist hervorragend umgesetzt. “Die Croods” ist nach langer Zeit mal wieder ein Film, der diese Technik wirklich gut meistert. Aber auch in reinem 2D macht die Action auf dem Schirm großen Spaß. Alleine schon die Jagd am Anfang des Films ist wunderbar, wenn auch auf US-amerikanisches Publikum zugeschnitten. Die können mit der Football-Inszenierung einfach mehr anfangen. Trotzdem mach die Sache sehr viel Laune.

Allgemein muss man den Film mit sehr viel Humor nehmen. Er ist mehr ein Urzeit-Fantasyfilm, als alles andere. Schließlich soll er die ganze Familie unterhalten und kuschelnd vor dem Bildschirm zusammenführen. Dementsprechend liebevoll wird auch die Szenerie gestaltet und kommen auch die Urzeitmonster daher. Selbst die schrecklichsten aller Kreaturen sind einfach noch irgendwo niedlich. Aber das passt.

Die Charakterzeichnungen sind schlicht, aber gelungen. Die Animationen sind toll, die Action ist rasant und der Humor sehr trocken. Hinzu kommt noch der wunderbare Sound. Egal ob flotte Musik oder krachende Effekte, hier passt alles zusammen. Das ergibt ein kurzweiliges Gesamtpaket.

Die Synchronisation steckt da keinen Meter zurück. Egal ob die englischen oder die deutschen Stimmen, ob Nicolas Cage oder Uwe Ochsenknecht (Grug), Emma Stone oder Janin Reinhardt (Eep), die Stimmen passen und verleihen dem Charakter in jeder Sprachfassung ihren ganz eigenen Stil. Grundsätzlich ist es so, dass Stone etwas natürlicher und emotionaler als Reinhardt daherkommt, während Lindenberg passender und engagierter als Cage klingt. Hier kommt es auf den eigenen Geschmack an, was besser gefällt. Beide Sprachfassungen sind jedenfalls hörenswert.

“Die Croods” macht richtig Laune und unterhält großartig. Eine klare Empfehlung für alle, die lustige Animantionsfilme mögen - sei es nun in 2D oder 3D.

Copyright © 2013 by Günther Lietz, all rights reserveds

Die Croods

Originaltitel:The Croods

Produktionsland: Vereinigte Staaten (2013)
Erscheinungsjahr: 2013
Länge: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK 0

Regie: Kirk DeMicco, Chris Sanders
Drehbuch: Chris Sanders, Kirk DeMicco
Produktion: Kristine Belson, Jane Hartwell
Musik: Alan Silvestri
Kamera: Yong Duk Jhun
Schnitt: Eric Dapkewicz, Darren T. Holmes

Synchronsprecher (Englisch/Deutsch): Grug (Nicolas Cage/Uwe Ochsenknecht), Guy (Ryan Reynolds/Kostja Ullmann), Eep (Emma Stone/Janin Reinhardt), Ugga (Catherine Keener/Arianne Borbach), Thunk (Clark Duke/Christian Zeiger), Gran (Cloris Leachman/Luise Lunow)

http://www.diecroods.de/

 
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