Ein spannendes Thema, aber überhaupt nicht leicht zu beantworten – und schon gar nicht pauschal.
Würde man einer Stunde Vergnügen einen Preis zuweisen (wie beim Kino), wären Rollenspiele viel zu billig. Dann sollten die Hersteller von einem Kaufpreis für ein Buch zu einem Modell übergeben, wo man pro Spielstunde eine Lizenzgebühr bezahlen muss. Komplett abwegig? Vielleicht für Regeln und Hintergrundbeschreibungen, aber nicht unbedingt für Abenteuer.
Tatsächlich rechne ich so. Sagen wir, es gibt eine Flatrate von 10€ pro Spielabend. Bei 4 Stunden und 5 Leuten wäre das eine Stundengebühr von gerade mal 0,5€ - da verfuttern wir mehr, denn bereits meine Pizza kostet 8€ oder so.
Nehmen wir eine Pathfinder-Abenteuerpfad als Beispiel. Ein Buch kostet 20€ (die Kampagne folglich 120€) und wir würden daran bestimmt 4-8 Abende spielen. Somit könnte das Buch problemlos 60€ kosten und wäre eigentlich immer noch ein interessanter Deal, wenn man 10€ pro Spielabend als "fair" akzeptiert. Ich würde jetzt meine Zeit als Spielleiter für die notwendige Vorbereitung noch abziehen wollen, weil ich spielfertige Abenteuer wertschätze und ein Abenteuer demzufolge weniger Wert ist, wenn ich da noch Zeit reinstecken muss. Es könnte also 40€ dabei rauskommen.
Würde ich als Spielleiter jetzt bereit sein, die Kampagne für 240€ zu kaufen? Nein, definitiv nicht, aber wenn wir zusammenlesen würden... vielleicht... und ich erwarte natürlich eine nochmalige Qualitätssteigerung, zum einen die grafische Aufmachung und zum anderen auch, dass das Ding auf Herz und Nieren spielgetestet ist und nicht einfach nur dem Kopf eines Autoren entspricht. Wie bei einem Brettspiel eben, nicht wie bei einem Roman.
Kaufe ich ein Buch allerdings als Sammler - und ich bin mir sicher, die meisten Bücher werden so gekauft - ist die Rechnung eine andere. Da muss der Preis unter einer akzeptablen Schwelle liegen, egal wie nützlich das Buch im Spiel wäre und wie viel Zeit man damit verbringen kann. Gleichzeitig würde ich hier mit den Publikationen anderer Verlage vergleichen und – ich gestehe – letztlich auch die Seiten zählen und für ein dickeres Buch mehr Geld bezahlen.
Bei Spielregeln möchte ich eigentlich gerne noch ein anderes Schema anwenden: Hier bezahle ich nicht die Seiten, die in meinem Regal stehen, sondern, die Qualität der Regeln. Ich erwarte hier (wie oben erwähnt) eine Spiele-Entwickler-Qualität, nicht eine Geschichtenerzähler-hat-sich-mal-was-ausgedacht-Qualität. Leider machen IMHO zu wenige Spieleentwickler und zu viele Geschichtenerzähler Rollenspielsysteme und außerdem gibt es dann noch die Tendenz, jede Kleinigkeit gleich als Universalsystem zu verkaufen.
Vielleicht ist die traurige Wahrheit auch, dass Regeln - ähnlich wie eine Spielekonsole oder ein Kindle - als "Enabler" unter Preis oder am besten gleich kostenfrei oder eben zum Preis der Druckkosten abgegeben werden, damit man dann mit Abenteuern und Zusatzbüchern das Geld verdienen kann. Fände ich konsequent und würde mir ein gutes Gefühl geben, wenn ich sage, dass ich für ein Regelbüchlein wie tremulus (oder Dungeonslayers oder Barbarians of Lemuria) nur 20€ bezahlen wollen würde. Natürlich sollten diese Bücher (das war ja der Aufhänger der Diskussion) eigentlich mehr Wert sein.
Aber sie sind es eigentlich nur dann, wenn man meint, mit diesem einen Buch auskommen zu wollen. Es gibt unter den Kunden ja immer noch den (IMHO irrationalen) Wunsch, das perfekte vollständige System zu kaufen und dafür wird dann gerne auch mehr bezahlt - irgendwie so bis 50€ - und ein Verlag bedient das natürlich gerne, wenn dicke Bücher bieten mehr Marge.
Dabei reicht ein Buch noch nicht einmal immer aus: D&D hat das klassische Dreigestirn (plus 4. Band für's Setting) erfunden und Pathfinder hatte dann damit geworben, dass man nur 2 Bücher bräuchte (da sie Spielleiter- und Spielerbuch zusammengelegt haben und nur noch die Monster einzeln gekauft werden muss). Meist bekommt man nur die kleineren Systeme in einem Buch, Savage Worlds etwa. Das hier die Regeln übrigens nur 10€ kosten, war genau die oben beschriebene "Enabler"-Strategie.
Zum Preisverfall (gemäß der obigen Diskussion, dass es eigentlich ein Wert pro Stunde geben müsste) tragen natürlich auch PDFs bei, die zum einem von Hinz- und Kunz produziert und auf den Markt geworfen werden können und weil sie nur mittelmäßig sind, über den Preis verkauft werden müssen. Da ist es dann schon schwer, ein PDF für viel Geld (als ich sah, was Feder- und Schwert für ein Warhammer PDF haben wollten, dachte ich auch...) zu verkaufen und je höher der Preis, desto eher treibt man die Leute dazu, sich die PDFs andersweitig zu laden. Wer will, kann sie denke ich alle bekommen. Und selbst die Strategie von WotC und GW (bzw. FFG), gar kein PDFs zu produzieren geht nicht auf - es finden sich offenbar immer Leute, die ihre Bücher scannen.
Der Herstellungspreis sollte IMHO bei einem Buch keine größere Rolle spielen, denn der eigentliche Aufwand liegt nicht im Druck, auch nicht im Layout oder der Redaktion, sondern im Erfinden und testen der Regeln, im Ausdenken der Welten und Geschichten, im Illustrieren (wenn die Grafiken nicht nur billig zusammengeklaubt werden), also im Erschaffen der Welt.
Hier denke ich, belügen sich viele Autoren eigentlich selbst, denn diese Zeit wird viel zu wenig mit meinem Wert beziffert.
Stefan