Das muss doch zu schaffen sein

Regine

Tremere
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23. Juli 2009
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Da war er nun. Lang, dick und buschig lag er vor ihr, der Schwanz des Werwolfs. Inzwischen hatte Anna sich über einige Methoden der Gerbung informiert. Was war sie froh, Max noch nichts davon erzählt zu haben. Was wäre, wenn es ihr mißlang? Das Fell konnte einfach hart und steif werden, ihr einfach schlicht mißlingen. Am spannendsten fand sie ja die Hirngerbung, aber mit ihrem langen Tagschlaf war das wohl eher nichts. also hatte sie sich für eine der klassischeren Methoden entschieden. Sie hatte Maria schon vorgewarnt, dass es in den nächsten Tagen unter Umständen in dem einen Labor... nicht so ganz lecker riechen würde, weil sie den Wolfsschwanz gerben wollte.

Mit einem Skapell schnitt sie ihn der Länge nach auf, möglichst ohne dabei das Fell selbst abzuschneiden. Sie arbeitete mit dem Strich. Vorsichtig löste sie dann mit einem Messer die Haut vom Fleisch. So ganz einfach war das nicht für sie. Einige Fleischreste blieben noch an der Haut, weil sie lieber dort noch mehr Arbeit haben wollte, als durch unvorsichtiges Arbeiten ein Loch in das Fell zu schneiden.

Im Hintergrund liefen Rezitationen von Chinesischen Gedichten über ihren Laptop. Während ihre Hände arbeiteten, durfte ihr Hirn auch gern etwas zu tun haben. Anna wollte jetzt bestimmt nicht nebenbei bewusst chinesisch lernen, aber die Rezitationen würden ihr Gefühl für die Sprachmelodie verfeinern, auch wenn sie nicht immer alles komplett mit bekam.

Irgend wann hatte sie das Fell dann endlich vom Fleisch gelöst und begann mit dem Schaben. Das Ablösen der Unterhaut mit den Fleischresten war nicht so ganz einfach. Es kostete vor allem Zeit und Geduld. Sie hatte sich dafür eine Gartenhacke und diverse Messer bereit gelegt. Sie durfte ja nur schaben und nicht schneiden. Leider hatte sie die Unterhaut nicht einfach abziehen können, wie es wohl bei Kanninchenfellen manchmal möglich war.

Sie wog das Fell ab und gab die doppelte Menge Wasser in einen Eimer hinein, in dem sie es pickeln wollte und gab 10% Salz dazu. Geduldig walkte sie das Fell fast zwei Stunden in dieser Lösung. Sie wollte es gut werden lassen und hatte keine Ahnung, wie viel dafür wirklich nötig war. Hoffentlich reichten die zwei Stunden. In der Anleitung hatte nur 'kräftig walken' gestanden. Sie drückte das Fell über dem Eimer aus ohne es zu wringen und legte es erst mal neben sich. Dann machte sie aus dem Salzwasser mit Ameisensäure eine zweiprozentige Säurelösung. Hoffentlich war das jetzt richtig. Für Kanninchenfelle waren 1,25-1,5% angebracht, für richtig dicke Felle hingegen sogar bis zu 3%. Hier konnte sie nur schätzen und raten. War es zu wenig, würde das Fell nicht richtig weich werden, war es zu viel, würde es zum Reissen neigen und war verdorben. Das Fell eines Wolfes würde wohl dicker sein als das eines Kanninchens aber vor allem am Schweif vielleicht auch etwas dünner als am Körper und sicher nicht so dick wie die Haut eines Wildschweins.

Wieder walkte sie das Fell ordentlich durch, benutzte dieses mal aber einen kräftigen, abgerundeten Holzstock, einem Baseballschläger ähnlich.

Jetzt musste sie warten. In dieser Nacht und in der nächsten ging sie immer wieder mal in das Labor und walkte das Fell durch. Sie hatte sogar Maria gebeten, wenn es ihr keine Umstände machte, vielleicht über Tag auch noch mal nach dem Fell zu sehen und es kurz zu walken. Der Rest war natürlich schon wieder blitzeblank aufgeräumt.

Nach 48 Stunden holte Anna das Fell aus dem Säurebad und spülte es gründlich mit Wasser aus. So weit sie es beurteilen konnte, war es bisher nicht schlecht. Fleischreste oder Unterhaut waren nicht mehr an dem Fell.

Wieder rührte sie ein neues Bad an, dieses mal mit 18% Kalialaun und gab das Fell hinein. Wieder konnte sie nur raten. Es war ein Mittelwert zwischen dünnen und ganz dicken Häuten. Jede Nacht wurde das Fell weiter gewalkt, immer wieder mal. Ob es am Tag auch von Maria behandelt wurde, wusste Anna nicht so genau, aber sie versuchte auf Hinweise zu achten. Jedenfalls fragte sie Maria nicht noch einmal danach.

Eine Woche blieb das Fell in der Lauge. Auch hier schätzte Anna nur wieder. Aber hier schien es ein 'zu viel' oder 'zu lange' nicht zu geben und so ging sie lieber auf Nummer sicher. Hoffentlich war es lang genug.

Dieses mal spülte sie das Fell ohne Walken aus und auch nur die obere Fellseite. An der Unterseite sollte das Salz bleiben. Sie rührte eine Art Mayonaise an aus Eidotter, Sonnenblumenöl und einem Schuß Wasser. Damit pinselte sie die Innenseite des Fells ein, damit es beim Trocknen schön geschmeidig werden konnte. Sie hing das Fell auf und war gespannt auf das Ergebnis in der zehnten Nacht. Musste sie noch einmal nachgerben? Die Lösung hatte sie noch nicht weg gekippt, um sie im Zweifelsfall noch zu haben. Würden sich Salzkristalle noch im Fell selbst bilden? Dann musste sie noch einmal spülen, aber sie glaubte, sehr sorgfältig gearbeitet zu haben.
 
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