Rollenspieltheorie Crossgender

Weibliche NSCs? Ich versuche sie zu vermeiden. Da Frauen in Rollenspielen (zumindest in offiziellen Produkten) meist äußerst attraktiv sind, müßte ich als Spielleiter damit rechnen (und es ist oft vorgekommen) ständig angebaggert zu werden. Und da mich das extrem nervt, unterbinde (oder überspringe) ich jegliche Interaktion in die Richtung (außer es gehört zu dem Abenteuer, dann wird es schnell abgehandelt).
Das gehört mE nicht in ein Rollenspiel.
 
Was genau gehört da nicht zum Rollenspiel? Emotionen?
Ich meine, wenn man Charaktere mit allen Fascetten ausspielen will, dann wird man auf Dauer wohl kaum Emotionen und Hormone außen vor lassen können. Man kann nur hassen, wenn man lieben kann usw.
Ich stimme zu, dass es Grenzen gibt, die sollte es wohl überall geben. Also auf "Cybersex live" oder solche Späße hätte ich nun auch keinen Bock, aber darin liegt m.E. auch gar nicht der Witz der Sache.
Ein männlicher Charakter meiner Runde steht zum Beispiel total auf meinen Charakter. Das lässt er auch mit recht derben Sprüchen immer raushängen - und lernt auch einfach nicht dazu, weshalb mein Charakter ihn mit der kalten Schulter straft. Wenn da wirklich mal was "laufen" würde - wäre die halbe Motivation und das halbe Konzept des Charakters total im Eimer, das steht also gar nicht zur Diskussion. Wir lachen über den Charakter und manchmal tut er uns auch leid. Er ist aber in jedem Fall authentisch.
 
Harlekin schrieb:
Weibliche NSCs? Ich versuche sie zu vermeiden.
Interessant. Wie vermeidest Du dann einen Bruch in der Stimmigkeit? Ich meine, außer Du spielst in einem Taliban-Afghanistan-Setting, wo alle Frauen unter dicken Klamotten verhüllt vor jedem Kontakt weggesperrt werden.

Frauen stellen meist ca. 50% der NSCs der meisten Spiel-Settings. Wenn man weibliche NSCs vermeiden will, dann hat man bei der Wahl der Settings (s.o.) wenig Auswahl, oder die Settings stimmen einfach nicht mehr.

Ohne weibliche NSCs bzw. ohne männliche NSCs, denn umgekehrt geht das ja auch, beschneidet man die Glaubhaftigkeit der Darstellung der meisten Settings (wie gesagt, Ausnahmen mag es geben wie das Taliban-Rollenspiel, aber selbst in Militärrollenspielen wie Weird Wars sind weibliche NSCs als Flüchtlinge, Kommissare, Partisanen, Schmuggler, Krankenschwestern, Prostituierte, Nonnen, und alles sonstigen Zivilistenrollen nicht wegzudenken. Ich meine: wofür kämpfen die Jungs da draußen denn?).

Harlekin schrieb:
Da Frauen in Rollenspielen (zumindest in offiziellen Produkten) meist äußerst attraktiv sind,...
Das ist nicht Dein Ernst, oder. Ich behaupte ja nicht, auch nur die meisten oder die wichtigsten Rollenspiele alle zu kennen, aber die inzwischen recht umfangreiche Zahl, die seit 1979 da zusammengekommen ist, bestätigt Deine Aussage nicht.

Frauen werden nicht "in Rollenspielen" generell als äußerst attraktiv dargestellt, sondern nur in manchen, die sich an ein altersmäßig passendes Publikum zur Verkaufsförderung wenden wollen. In Rollenspielen, die ein Maß für das gute Aussehen, die Ausstrahlung etc. haben, gibt es weibliche NSCs (und SCs) die die ganze Spanne des Maßes, der Charakteristik, des Attributs nutzen. D.h. häßliche wie schöne, charismatische wie farblose. Und man sollte das Augenmerk nicht nur auf die inzwischen schon zum Archetyp mutierte "schöne und willige Schankmaid" lenken, sondern sich z.B. im Fantasy-Setting mal überlegen, wie solche Frauengestalten wie Elisabeth I. von England ein Weltreich regieren konnten ohne gleich von jedem Schwertträger mit "Verführen" angebaggert zu werden.

Harlekin schrieb:
... müßte ich als Spielleiter damit rechnen (und es ist oft vorgekommen) ständig angebaggert zu werden. Und da mich das extrem nervt, unterbinde (oder überspringe) ich jegliche Interaktion in die Richtung (außer es gehört zu dem Abenteuer, dann wird es schnell abgehandelt).
Das gehört mE nicht in ein Rollenspiel.
Was ins Rollenspiel gehört und was nicht ist immer Sache der Gruppe. Wenn Du Dich dabei unwohl fühlst, daß überhaupt ein SC mit einer oder einem NSC anbandelt, dann ist das völlig in Ordnung, wenn Du dies Deinen Spielern klarmachst und solche Ansinnen nur kurz und eventuell dann tatsächlich eher regeltechnisch abhandelst, statt sie auszuspielen.

Andererseits können so auch Beziehungen und Beziehungsgeflechte von SCs mit der Spielwelt über die NSC-Kontakte, die sie pflegen, entstehen. Das zieht die Spieler mehr in die Glaubhaftigkeit der Darstellung einer anderen Welt hinein, als wenn solche - eigentlich ja recht "normalen" Aktivitäten - gleich im Keim erstickt werden oder durch einen grob-simulatorischen Würfelwurf abgehandelt werden.
 
Da meine Spieler keinerlei Interesse an Beziehungen zu NSCs haben, gar nichts ausspielen und auch sonst kein Interesse am "eigentlichen Ausspielen" haben, sondern nur aufhorchen wenn die Worte "attraktiv" und/oder "Frau" fallen, sehe ich es nicht ein dort einen Unterschied zu machen.

Wenn ich jetzt zum Beispiel mal das alte Earthdawn-Abenteuer 'Nebeö über dem Blutwald' nehme, das wir gerade mal wieder spielen, kamen bisher drei Frauen vor (bzw. wurden extra erwähnt), eine war alt, die anderen beiden 'außergewöhnlich attraktiv'... Um nicht die Atmosphäre zu ruinieren, hätte ich vielleich die beiden Worte weglassen sollen aber so sprangen sie alle innerlich auf... Und "ich mach die klar..." ist auch nicht wirklich prickelnd...
Alles was von dem üblichen Töten und Looten abweicht, scheint meine Gruppe zu überfordern, war bisher aber bei allen meinen Gruppen so. Kann aber auch daran liegen, daß wir immer mit den dazu passenden Systemen (betreffend der offiziellen Produkte) angefangen haben (Shadowrun, Earthdawn, (A)D&D, DSA, Mechwarrior etc.).
 
Harlekin schrieb:
Da meine Spieler keinerlei Interesse an Beziehungen zu NSCs haben, gar nichts ausspielen und auch sonst kein Interesse am "eigentlichen Ausspielen" haben, ...

Alles was von dem üblichen Töten und Looten abweicht, scheint meine Gruppe zu überfordern, war bisher aber bei allen meinen Gruppen so.
Mein Beileid. Du solltest - quasi zur "Erholung" - mal auf Cons andere Spieler ausprobieren, die ein wenig Interesse an sozialem und kulturellem Spiel haben.

Wenn Du SEHR motiviert bist, dann kannst Du ja versuchen Deine jetzige Gruppe "umzuerziehen" - doch das funktioniert nicht per Holzhammermethode, sondern nur schleichend, infiltratorisch, durch positives Feedback bei sozialer und kultureller Interaktion, ohne den Spielern aber ihren Spaß an ihrer Art zu Spielen zu nehmen. Also nur als Add-On, nicht als ein "anstatt". - Doch bedenke auch das: wenn Du versucht bist, den Partner (in Spielergruppen wie in sonstigen Beziehungen) zu ändern, dann brauchst Du einen neuen Partner.
 
@Harlekin

Solange Du damit klar kommst, ist es in Ordnung. Aber für mich muß ich zugeben, wäre das nicht die Art von Rollenspiel, mit der ich klarkommen würde. Ich finde gerade die Chemie innerhalb einer Gruppe und die daraus erwachsenden sozialen Interaktionen interessant

Bb, Stayka
 
Die einzige soziale Interaktion zwischen den Spielern ist eigentlich, dass sie immer den Charakter dessen Spieler umbringen, der immer einen Elfen spielen will...

Aber ich komme damit schon klar, da ich keine wirklich Arbeit investiere (was ich aufgegeben habe als sie es immer schafften alle wichtigen Personen zu töten) und auch nichts mehr kaufe (hab ja noch genug Material), verliere ich ja eigentlich nichts. ;)
 
@Harlekin
hmmm ja, ich bin nicht das erste mal verwundert ueber den stil deiner gruppe.
aber wenn ihr damit spass habt, passts doch.

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wie man sieht "fehlt" da nicht in jeder runde was wenn soziale interaktion oder X-gender zum teil ganz bewusst, weggelassen wird.
laesst sich wiedermal sagen; es gibt kein "schlechtes" rollenspiel, nur zuweilen sehr unterschiedliche ansprueche daran.

wie das in der jeweiligen eigenen runde laeuft ist natuerlich grundverschieden, und wird mal mehr, mal weniger "intensiv" gehandhabt. grundsatzlich wuerde ich X-gender unter rollenspielgruppen als klischeebehaftet ansehen. das mag hier im forum, wo IMO einige sehr fitte leute sind, anders ausehen, aber ich denke in der breite kann man das bild von lasziven-laracroft-lesben durchaus als klischee mit bestand ansehen. jedenfalls ist das so mein bild, und ich habe ein darauf bezogenes misstrauen entwickelt bei allen RPGlern die mir was von X-gender erzaehlen - zumindest solange bis ich, durch was auch immer, vom gegenteil ueberzeugt werde, was mich dann allerdings immer sehr freut.

so ganz persoenlich lasse ich momentan die finger von weiblichen rollen. nicht weil ichs nicht spannend faende selbige zu spielen, sondern weil ich gerade etwas unzufrieden damit bin wie ich sie spiele. mein weiblichen rollen haben die "unangenehme" angewohnheit "netter" zu sein als ich es geplant hatte.
bei weiblichen NSCs habe ich dieses "problem" nicht, ausserdem habe ich immer ein kleines verhaltensprofiel fuer wirklich wichtige NPCs - da komme ich IMO ganz gut zu recht.
 
Das Problem das meine weiblichen Chars zu nett sind hatte ich irgendwie noch nie. Die sind immer so nett wie geplant. Wenn dann hab ich das Problem eher allgemein, wenn da zu viel von mir durchschimmert. Frag Stayka mal nach meiner Gloria. Die Frau lässt nen Granitfelsen wie wie n frisch aus dem Ofen gekommenes Brot wirken (sowohl von der Wärme, als auch von der Härte her *g*). Das einzige was ich clechehaft eingebaut hab und das eher als Joke ist, dass sie neben ihrem Techie-Job real ne Postbeamtin ist. ;) Ansonsten wird jeder von ihr erstmal von Formularen erschlagen.
N Beispiel für ne Satire eines Cliches wäre eher meine Travia Geweihte. Die is so zuckersüß da besteht akute Kariesgefahr, dafür aber absolut verklemmt (Traviageweihte halt) und naiv. Aber da auch ganz bewusst und übertrieben.

Das ich so "Verhaltensprobleme" für meine Chars seltener hab liegt vielleicht daran, dass ich mir halt vorher immer Gedanken zum Char mache. Also zuerst was es werden soll, dann welche Züge der Char haben soll. Das zwar auch nur immer grob, aber so ergibt sich zunächst n weiteres Verhaltensprofil, oder zumindest der Grundcharakter. Ich lege mich da vorher eh nie zu 100% fest, da sich einiges im Rollenspiel ergibt (n medicus im DSA ist bei mir mal ungeplant verklemmt und konservativ geworden, weil sich das so im Spiel ergeben hat. ^_^). Ich behandel alle meine Chars halt gleich: Wie eigenständige Persönlichkeiten. Egal ob männlich, weiblich oder Alien. ;) Ich brächte eh mehr Runden, um alles zu spielen was ich so im Kopf hab. *g*

Dark
 
@Darky
*g* Stimmt. Wobei mir auffällt, bei Gloria hat mein Voider Pete nicht einmal daran *gedacht* zu versuchen, seinen Charme einzusetzen, LOL. (Hm, ich hoffe, daß Asmo bald mal wieder Technocracy UK: Alternate Visions spielt - ich muß doch wieder unseren werten Syndicate'ler zur Weißglut treiben ^_^)

Be seeing you!
Stayka
 
clawdeen schrieb:
Ich meine, wenn man Charaktere mit allen Fascetten ausspielen will, dann wird man auf Dauer wohl kaum Emotionen und Hormone außen vor lassen können.

Ja, wenn man das will...
Vielleicht will man aber auch nur ganz gepflegt ein paar Goblins erlegen, die Henchmen von Dr. Professor verdreschen oder einen Sternenzerstörer in die Luft sprengen.

mfG
jdw
 
Ich habe kein Problem mit Crossgender, sowohl was SC als auch NSC angeht. Im Moment spiele ich sogar eine Frau. Und die NSC werden bei mir trotz allem mindestens genau so fies, wie ich es mir vorgestellt habe, egal welches Geschlecht sie haben. Und fiese Charaktere spiele ich nicht.
 
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