Mir ging es wahrscheinlich wie den meisten: Ich wurde von dem Film richtig überrascht.
Da wäre zunächst einmal Keanu Reeves: Natürlich spielt er immer die gleiche Person, nur mit ein paar anderen Facetten und damit ist er wohl auch einen Tick zu weich gegenüber dem Comic-Hellblaizer, aber das was er macht, macht er solide und gut und für einen coolen Spruch ist er immer zu haben, wobei ich hier mehr den Krug in Richtung Drehbuchabteilung halten muss.
Diese hat in meinen Augen nämlich mehr Arbeit geleistet, als ich vorher angenommen habe: Anstatt das der Film ganz platt und einfach mit einer superflachen Story und den dicksten Effekten um die Ecke kommt, fängt er zunächst druckvoll an, geht dann aber ganz verhalten und verschlungen weiter, so werden erst mal viele Aspekte in Constantines Welt beleuchtet wie seine Fähigkeit zu >>Sehen<<, seine gesundheitlichen Probleme, seine Psyche und seine religiöse Krise. Kontinuierlich bricht dann mehr und mehr die Action ein, bis zum Finale im Krankenhaus, aber nie ohne den Eindruck der Film nehme sich nicht die Zeit für die Charaktere und die Geschichte sowie die Materie (Beleuchtung von religiöser Mystik). So das in den Momenten wo keine Action passierte, es eine ganze Menge zu entdecken gab, weil der Film einem immer mit dem Unbekannten und Neuem vermittelte - an diesen Punkten war er vielleicht nicht spannend aber blieb immer sehr interessant.
So waren auch die anderen Charaktere, mal abgesehen von dem weiblichen Cop, sehr bunt und fantasiereich, vom gestrengen Engel bis zum theologischen Barbesitzer war hier wirklich eine ganze Menge an ausgeflippten Charakteren geboten, den man, guter Schauspielerleistung sei dank, diese Rollen auch abkaufte.
Außerdem waren die Dialoge auf einem spielerischen coolen Level gehalten, allerdings um dann plötzlich zu ernsthafteren religiös und mystisch angehauchten Debatten zu wechseln, wobei dieser Übergang auch immer spielend geschafft wurde, ohne sich das Rückrat zu brechen bzw. ohne einen Verlust in der Glaubwürdigkeit einzubüßen - das war in meinen Augen ganz große Kunst.
Ein weiteres dickes Lob muss ich der Kamera und den Bühnenkonstrukteuren machen, die es geschafft haben das esoterische und fantastische Element glaubhaft in einer realen, düsteren und abgeklärten Welt einzubauen, es wurde einem wirklich bewusst wie nah in dem Film Hölle und Himmel wirklich sind. Des Weiteren habe ich seid The Crow nicht mehr so stimmungsvolle Bilder gesehen, was daran liegen mag, das die Kameratechnik mir nicht anmutende als sei sie auf den allerneustem Stand und superhochauflösend, sondern alles kam irgendwie ein bisschen altbacken, ein bisschen verschmiert, ein bisschen unprofessionell und damit irgendwie kultig rüber.
Wenn man mal davon absieht, dass in der ganzen Materie noch viel mehr Potenzial steckt, besonders in dem etwas flachen Constantine, dann kann man den Film nur als gut bezeichnen.
Note: 2