CF- Prolog

Honigkuchenwolf

bekennender Lykomane
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23. Februar 2004
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So wir haben nun angefangen daheim Castle Falkenstein zu spielen, und der Gastgeber (SL) hat die Pflicht alles zu einem Roman zusammen zu fassen, hier der Prolog des Romans der in Arbeit ist...

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Er lief so schnell er konnte, nein eigentlich war es mehr ein Vorwärtsstolpern, denn alles andere. Die Bäume standen dunkel und finster um ihn herum. Ein Käuzchen schrie in der Ferne. Er rannte immer tiefer in den Wald, die Bäume und Büsche rückten näher aneinander und bildeten ein Dickicht aus Ästen und Dornen, welche versuchten nach ihm zu greifen und seine Uniform zerrissen.
Ein tiefes gutturales knurren bahnte sich seinen Weg aus der Kehle des einstiges tapferen deutschen Soldaten. Doch nun war er auf der Flucht. Auf der Flucht vor sich selbst. Warum hat er den Experimenten des Professors zugestimmt? Ja er wollte ein noch besserer Soldat werden, besser für König und Vaterland kämpfen, doch statt dessen ist er nun ein Monster. Seine Handrücken waren dicht mit kurzen struppigen Haaren bewachsen, genauso wie der restliche Teil seines Körpers. Selbst auf der Nase hatte er einen leichten Flaum. Seine Finger und Zehennägel hatten sich zu Klauen verhärtet und sein Gebiss machte mittlerweile einem Löwen echte Konkurrenz. Er hätte es besser wissen müssen, als er auf dem Etikett der Flasche Lykantonikum las. Die Flasche mit deren Flüssigkeit Professor Grauenberg die Spritze füllte die er ihm gab... Doch anstatt ein besserer Soldat für das preußische Heer zu werden, ist er nun ein Werwolf!
Er rannte weiter, plötzlich spürte er ein Kribbeln auf dem gesamten Körper, dann ein stechender Schmerz der direkt aus der Hölle kommen musste. Sein Mund war taub, ein roter Rinnsal floss ihm aus dem Mundwinkel. Seine Sinne begannen zu kreisen, er rannte nicht mehr, er stolperte nur noch, nicht mehr erkennend wo seine Füße ihn hintrugen... Er stürzte, der Fall schien Ewigkeiten zu dauern, er spürte den Aufschlag nicht mehr, schon vorher waren seine Sinne durch die Höllenpein der Schmerzen geschwunden, er spürte nicht mehr das brechen der Rippen, er hörte nicht mehr das zwitschern der Vögel die den neuen Morgen begrüßten.

Gemütlich fuhren die Automobile auf deren Türen das Wappen des Fürstenhauses von Hannover zu erkennen war die Landstraße entlang. Es war schon erstaunlich wie leise der Dampfkessel des neuen Mercedes DD war, ein wahres Wunder des Dampfzeitalters und ein Zeichen für den hohen Stand der Technik den die Menschheit errungen hatte.
Plötzlich bremste das erste der drei Automobile ab, und hielt an. Der Fahrer hatte etwas erblickt, was auf der Straße lag und den Weg versperrte. Er stieg aus, ging vor den Wagen, und erschrak als er erkannte was er dort beinahe überfahren hätte. Ein bewusstloser Mann in einer kaputten Uniform eines preußischen Offiziers.
Excuse moi... aber warum ’alten wir an?“ drang es aus der Dampfkutsche zum Fahrer hinüber, und ein schlanker Mann, in einer Französischen Kavallerieuniform entstieg dem Wagen. „Verzeihung Herr, aber hier liegt ein Mann auf der Straße“ gab der Chauffeur zurück. „Was ein Mann? Mais Pourquoi Sie sagen das nisch gleisch?“ entfuhr es dem Franzosen und ging eilendes Schrittes vor das Auto und hockte sich neben den Fahrer und musterte den Bewusstlosen. Nach kurzer Zeit sagte der Franzose: „Seine Verlätschungen sind nisch schlimm, geben Sie mir bitte eine Ärmel von ihre ’emd, damit ich kann verbinden die Schlimmsten, bis wir wieder sind im Château.“
Der Chauffeur schaute erst etwas perplex nickte dann aber eilig, zog sein Jackett aus und riss sich einen der Ärmel vom weißen Hemd. Mittlerweile waren auch einige weitere Passagiere aus Neugier ausgestiegen und schauten dem jungen französischen Militärarzt über die Schulter, während dieser den bewusstlosen Soldaten verband.
So blickte der Soldat als er durch eine leichte Ohrfeige des Doktors erwachte in die Gesichter mehrer neugieriger Personen.

Eine Viertelstunde später saß der preußische Leutnant Hermann von Wloshincky in seiner zerrissenen Uniform in einem nagelneuen Mercedes DD neben einem französischen Militärarzt der sich als Dr. Richard vorgestellt hatte, einem britischen Aristokraten namens Sir Roger of Whitestone, dem vollbärtigen Zwergen Jacob und einem bisher ruhigen schwarzgekleideten Mann mit undurchsichtiger Miene.
 
1. Kapitel

1. Kapitel

„Nun erzählen Sie bitte was geschehen ist“ bat Sir Whitestone welcher ihm gegenüber saß. Von Wloshincky schloss die Augen: „Ich war bei meiner Einheit, uns sollte am Abend einen Schützengraben inspizieren, nachdem ich dort hingeritten bin, wurden die beiden Soldaten sowie ich von einem riesigen, schwarzen Wesen angegriffen. An mehr kann ich mich nicht erinnern...“
„Eine Schützengraben? Soweit isch weiß ist das preußische ’eer gezogen weiter schon vor Zeit einiger“ gab Dr. Richard von sich. Dann fragte er nach einer kurzen Pause: „Wann war denn der Abend von dem sie erzählen?“ Der preußische Offizier neben ihm schlug die Augen wieder auf und schaute ihn verwirrt an, antwortete dann aber: „Nun es war der Abend des 03. März wieso?“ Brummelnd gab der Zwerg von sich: „Weil wir heute den 18. März haben Mister...“
Darauf hin saßen die Herren still im Wagen. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln fuhren sie den restlichen Weg zurück zum Landsitz (auf dem sie Gäste waren), jeder in seine Gedanken vertieft.

Als sie durch das schwere, eichene Portal ins Innere des Lustschlosses traten, ging Dr. Richard noch einmal auf den Preußen zu: „Ihnen sischer wird bereitstehen une Chambre. Isch möchte sie noch mal aufsuchen wenn sie wieder haben an passable Kleidung um weiter zu behandeln sie.“ Von Wloshincky nickte und wandte sich dem Diener zu, welcher dezent an der Tür stand um die Herren nicht zu stören.
„Darf ich Sie zu ihrem Zimmer geleiten Herr Leutnant?“ Fragte der Diener höflich, und setzte sich nach einem kurzen Nicken des Preußen in Bewegung. Sie verließen die Vorhalle und gingen auf eine breite Treppe zu, die mit einem kostbar aussehenden Teppich in grün und gold bedeckt war.
Die Treppe führte in den 1. Stock , von wo aus zwei Flure abgingen. Der Rechte (welcher jener war den sie betraten) war links und rechts mit den Gemälden verstorbener Hannoveraner Aristokraten behangen, so zumindest nach den Aussagen der kleinen Blechetiketten die unter den Bildern hingen. Zwischen den Bildern führten einzelne schlichte Türen zu den Zimmern, und als der Diener an der 6. Tür linker Seite stehen blieb und sie öffnete, sah von Wloshincky auf ein sauberes Bett, ein großes Fenster vor dem ein Schreibtisch stand sowie einen schweren Eichenschrank. Die Wände trugen kostbare Tapete aus golddurchwirktem Stoff und die Sonne die durch das Fenster hinein schien, lies sie ehrwürdig erstrahlen. „Ein Zimmer einem preußischen Offizier würdig...“ dachte sich von Wloshincky und schmunzelte.

Kurze Zeit Später saß von Wloshincky auf dem Bett während Dr. Richard ihm den Puls maß. „Nun isch kann keine ernsten Schäden an ihren Atemwegen feststellen.“ Gab der Franzose von sich, und betastete dann langsam seinen Brustkorb: „Einzig ihre Rippen waren vor Zeit einiger gebrochen aber ohne Stützverband gut gewachsen zusammen, so weit ich das kann ertasten.“ Er ließ dann von ihm ab, so das von Wloshincky wieder sein Hemd anziehen konnte, er trug mittlerweile einen edlen dunkelgrauen Anzug, an dem er allerdings die Manschettenknöpfe durch die seiner Uniform ersetzt hatte.
„Es ist,“ begann der Franzose, „schlicht weg unmöglich solange zu überleben ohne Bewusstsein, ohne Essen... da steckt mehr da’inter denke ich. Wahrscheinlich Sie ’aben nur verloren eine Teil von ihre Gedäschniss. Lassen Sie uns ge’en spazieren vielleicht fällt ihnen mehr ein an der frischen Luft.“
Von Wloshincky nickte nur geistig abwesend. Als er wieder fertig angezogen war, nahm er Spazierstock und Zylinder und machte gegenüber Dr. Richard eine einladende Bewegung mit ihm hinauszugehen.

„Mysteriöse Geschichte das mit diesem schwarzen Wesen...,“ murmelte Sir Roger of Whitestone vor sich hin, und ging eilenden Schrittes Richtung Bibliothek. Nachdem er sie betrat schloss er leise die Tür hinter sich und ging langsam die Reihen der Bücher entlang, den Blick auf die Bücherrücken fixiert. Nach einer Weile blieb er stehen und nahm ein in schwarzes Leder gebundenes Buch aus dem Regal, auf dem in goldenen Lettern, in verschnörkelter Schrift „Sagen und Legenden aus den deutschen Landen“ zu lesen war. Gemächlich ging er zu einem der Sessel im Raum setzt sich nieder und schlug das Buch auf.

...Fortsetzung folgt
 
Re: 1. Kapitel

Langsamen Schrittes schlenderten die beiden Offiziere durch den Garten des Anwesen. Sie schenkten dem kunstvoll mit Hecken erschaffenen Irrgarten keine Aufmerksamkeit und flanierten die Allee entlang die links und rechts mit Bäumen begrenzt war, die von den emsigen Gärtnern in Form geschnitten wurden. Sie grüßten galant die Damen die sie passierten, welche mit ihren weiten, bunten Kleidern, schönen Dekolletés und Spazierschirmen den Frühling des Jahres 1870 lobpreisten.
Sie sprachen nicht viel sondern genossen die Sonne und die leichte Frühlingsbrise.
Auch dem schweigsamen schwarzgekleideten Mann aus dem Automobil begegneten sie hier erneut, und gingen mit höflichem Gruß an ihm vorbei...
„Sein Name ist Richard Belforn...“ sagte der Doktor ruhig. „Er ist Rumäne so weit isch weiß.“

Er grüßte die beiden Offiziere höflich als er an ihnen vorbei ging. „So so ein Monster hat ihn also angegriffen,“ dachte sich Belforn, während er durch den Garten spazierte. Die Blicke der Damen und Herren folgten ihm in einer Mischung aus Skepsis und Neugier. Nun in seinem schwarzen Herren Anzug, dessen Schnitt schon seit 50 Jahren aus der Mode war, dem schwarzen gewellten Haar das er mit einer Schleife zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und dem Dreispitz auf dem Kopf, sah er eher wie „Long John Silver“ aus. Der Pirat aus dem Roman „Die Schatzinsel“ es würde nur noch das Holzbein fehlen. Er musste kurz bei dem Gedanken grinsen. Ein Holzbein am besten noch aus Esche um es den verfluchten Vampiren ins Herz zu treten. Ob der Preuße irgendwas mit Vampiren zu tun hat? Oder ähnlichen finsteren Kreaturen aus dem Volke der Feen?
Nun er wusste es nicht, doch er wusste das er von Wloshincky im Auge behalten würde. Zu seinem Schutz... und dem aller anderen.
Er schlenderte an der Außenmauer des Schlosses vorbei und sah Jacob den Zwerg an einem offenen Fenster sitzen und über irgend etwas brüten. Wahrscheinlich eine neue Erfindung nach dem was er über Jacob gehört hatte. Zwerge waren schon alleine mürrisch und kauzig, aber ein britischer Zwerg setzt dem wohl noch die Krone auf, und genauso verhielt sich Jacob bisher auch. Er hört von oben nur ein unverständliches Murmeln und entschloss sich weiter zugehen.

Es läutete zum Mittagsmahl. Es fiel mit 3 Gängen recht spärlich aus, doch wie man von Wloshincky sagte sei der Grund dafür ein Ball der heute Abend statt finden solle, und man den Herren und Damen nicht vorher zu viel auftischen wollte.
Während des Essens sprach keiner, nur von Wloshincky wurde immer wieder von Blicken gestreift, die Neugier aber auch Misstrauen in sich trugen. Erst als man zuende gespeist hatte erhob eine junge Dame mit blonden Korkenzieherlocken die Stimme und fragte den Preußen: „Währen Sie so geneigt uns zu erzählen was ihnen wiederfahren ist?“
Der junge Leutnant blickte sie an lächelte kurz „natürlich gnädiges Fräulein. Viel ist es allerdings nicht woran ich mich erinnern kann, einzig das zwei meiner Soldaten und ich von irgend einem Viech ange...“ weiterkam er nicht ein spitzer Aufschrei der blonden Schönheit unterbrach ihn und er sah nur noch wie sie in Ohnmacht fiel. „Nischt sehr taktvoll Monseigneur einer Dame gegenüber so ein niederes Wort wie „Viesch“ zu nehmen in den Mund“ tadelte ihn Dr. Richard.
Ein Diener kam sofort mit dem Riechsalz zur Hilfe, doch die Gesellschaft zerstreute sich nun recht schnell um sich auf den Ball am Abend vorzubereiten.

Fortsetzung folgt
 
Re: 1. Kapitel

Prachtvoll glänzte das Parkett des Saals im Schein des großen Kronleuchters. Die Luft war erfüllt vom Rauschen der Ballkleider und der Musik zu der ein jeder den Walzer tanzte. Schon an die zwei Stunden ging das Fest. Während Sir Whitestone und Dr. Richard sich unter die anderen Gäste mischten. Dem Champagner zusprachen und die schönsten Damen über das Tanzparkett führten, diskutierte Jacob voller Freude mit dem französischen Wirtschaftsminister Dr. Jules Verne über neue Möglichkeiten von Differenziermaschinen. Von Wloshincky und Belforn hielten sich abseits. Doch während der eine missmutig an seinem Anzug herum zupfte und sich eine ordentliche Uniform wünschte, betrachtete der andere die Gäste misstrauisch.

Welch formidable Idee dieser Ball für das Empfangen der neuen Befehle aus London dachte sich Sir Whitestone. Seinen Kontaktmann hatte er schon vor einer Weile in seiner bayrischen, blau-roten Husarenuniform ausgemacht. Nun hielt er Lady Maringale ein brünettes junges Fräulein im Arm und drehte sich mit ihr im ¾ Takt, und wartete darauf das sein Kontaktmann ihm einen gesiegelten Brief im Tanz zustecken würde.
Nun eines musste er Lady Maringale lassen, ihr Collier sah an ihrem Hals bezaubernd aus, und sie dürfte sicher nicht gerade arm an Verehrern sein, bei ihrer Schönheit (die ja vom Collier nur noch unterstrichen wurde) und dem Reichtum ihrer Eltern.
Er spürte etwas an der linken Jackentasche seines Anzugs, lies es sich aber nicht anmerken, sondern führte das Fräulein weiter über das Parkett. Die Übergabe war erfolgreich, in einer ruhigen Minute würde er den Brief öffnen und lesen welche neuen Befehle der Geheimdienst ihrer Majestät für ihn hatte... Gott schütze die Königin!

Missmutig stand von Wloshincky am Rande des Saals, so unwohl hatte er sich schon seit langem nicht mehr gefühlt. Was würde er jetzt für eine ordentliche preußische Uniform geben, das einzige was ihm geblieben sind, waren die Manschettenknöpfe die das Eiserne Kreuz trugen. Er sah wieder auf, verwundert stellte er fest das ein Bayrischer Husar in seiner blau-roten Uniform auf ihn zugeschritten kam. Von Wloshincky straffte sich unmerklich und blickte ihn erwartend an.
„Wollen Sie denn nicht tanzen Herr Leutnant?“ Sprach ihn der Bayer an. „Nun nein ich beherrsche den Walzer nicht sonderlich gut“ log von Wloshincky. „Ach hören Sie doch auf, ein jeder beherrscht den Walzer, oder sind unsere Damen etwa nicht gute genug für die preußischen Eroberer?“ fragte der Husar mit bedrohlichem Unterton. Von Wloshincky sah ihn verdutzt an: „Bitte wie meinen?“ Mit einem Funkeln in den Augen antwortete der Husar „Ja sie haben Hannover erobert, aber müssen sie das allen hier ins Gesicht schreien? Mussten Sie unbedingt die Manschettenknöpfe ihrer alten Uniform zum Anzug tragen? Müssen sie unbedingt unsere Gesellschaft meiden? Sind wir Ihnen nicht gut genug?“ Von Wloshincky lief zornesrot an: „WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN MIR SOWAS ZU UNTERSTELLEN?“ und schleuderte dem Bayern seinen Handschuh ins Gesicht. Kalt und berechnend antwortete der Herausgeforderte: „ich Wähle den Säbel als Waffe.“ Von Wloshincky nickte: „ in einer Stunde vor dem Tor!“ und ging zu Sir Whitestone. Der Britte würde sicher einen guten Sekundanten abgeben.

Fünf Personen standen eine Stunde später in der Dunkelheit vor dem Tor des Schlosses. Zwei mit Säbeln bewaffnet und einer mit einem Arztkoffer in der Hand. Die letzten beiden mussten die Sekundanten sein.
Die Waffen lagen Blank in den Händen während sich die Kombattanten in die Augen sahen. Blitzschnell sprang der Bayer vor, schneller als von Wloshincky reagieren konnte sein Säbel traf den des Gegners, doch änderte nicht viel an dessen Schlagrichtung. Er spürte einen Schmerz an der Schulter, dann verlies der Stahl aber auch schon wieder seinen Körper. Die Klinge hatte besser getroffen als er gedacht hätte.
Von Wloshincky presste eine Hand auf die Wunde, und spürte wie der warme Lebenssaft ihm über die Finger floss. Er blutete. Es roch nach waidwundem Tier, seine Geruchssinne labten sich daran, und eine erregte Vorfreude glomm in ihm auf.
Plötzlich spürte der Leutnant ein Jucken auf der Haut, und ihm wurde alles klar. Er sprang auf und rannte in den Irrgarten. Seine Wunde tat nicht mehr weh.

Dr. Richard war als Arzt für den Notfall mit zum Duell erschienen, und wie gut der Einfall war wusste er, als er sah wie von Wloshincky sich die klaffende Wunde zuhielt. Doch noch bevor er in irgend einer Weise reagieren konnte, sprang der Preuße auf und rannte wie ein Wahnsinniger in den Irrgarten, aber anstatt den Weg zu nehmen hinterlies er eine Brache in der Hecke. Dr. Richard stand da und blickte entsetzt nach, die Bresche war gut und gerne 1 Meter breit, wie konnte von Wloshincky diese dahinein reißen? Er blickte zu Sir Whitestone. Dieser nickte ihm zu, worauf beide von Wloshincky in den Irrgarten folgten.

Jacobs Miene verfinsterte sich als er durch das Fenster sah, wie der Britte und der Franzose einer großen schwarzen Kreatur in den Irrgarten folgten. Er ging eilends zur Tür, an der schon der Rumäne Belforn stand und sich seinen Mantel überwarf, anscheinend ebenfalls um hinaus zu gehen. Jacob tat es ihm gleich, und seine Miene wurde noch düsterer als die sich die Tür öffnete und der bayrische Husar neben seinem Sekundanten das Haus erneut betraten. Raschen Schrittes ging er hinaus.
Mit einem flüchtigen Blick zum Mond erkannte er wie sich eine Wolke vor diesen schob, und als er Richtung Irrgarten sah bemerkte er aufziehende Nebelschwaden. „Besser hätte es ja gar nicht kommen können“ grummelte er vor sich hin, und verschwand dicht von Belforn gefolgt im Irrgarten.


Fortsetzung folgt
 
Re: 1. Kapitel

Lauschend gingen sie zwischen den Hecken entlang. Der aufziehende Nebel versperrte ihnen die Sicht auf alles was auch nur ein paar Schritte entfernt war, einzig schemenhaft konnten Dr. Richard und Sir Whitestone das Ende des Ganges erkennen. Als sie an einer Abzweigung vorbei gingen sah Dr. Richard aus dem Augenwinkel einen Schatten im Nebel, und blieb abrupt stehen. In der Nähe knurrte etwas. Er sah zum Britten, welcher ihm nur kurz zunickte und in Deckung ging. Der junge Arzt lies seine Hand in die Tasche sinken und umgriff sein Chloroformfläschchen. Dann sah er nur kurz etwas aufblitzen und warf sich reflexartig auf den Boden.

Sie nahmen die Rechte Abzweigung. Durch den Nebel konnten sie so gut wie nichts erkennen, einzig das Ende des Ganges wo er in einen anderen mündete war in den dicken Schwaden auszumachen. Plötzlich sahen sie einen Schatten dort am Ende des Ganges. Jacob kniff die Augen zusammen und ging langsam darauf zu. Seine Hand glitt in die Manteltasche umschloss mit festem Griff den Reciprokator. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass Belforn zwei Schrotpistolen gezogen hatte und in die Richtung des Schemens hielt. Sie hörten ein Knurren. Vorsichtig rief Jacob fragend: „Sir Whitestone?“ „Mr. Jacob? Sind sie das?“ erschall es als Antwort. Jacob schmunzelte und ging eilenden Schrittes auf den Schemen zu. Sie hatten den britischen Aristokraten gefunden. Der Zwerg konnte nur hoffen das auch der Franzose dort war.

Schmunzelnd sah Sir Whitestone zu wie sich Dr. Richard wieder aufrappelte als sich der Schemen als Mr. Jacob und Mr. Belforn herausstellte. Doch was war das Knurren das sie gehört hatten? Mit einem Schlag wurde ihm alles klar. Blitzschnell warf er sich hin, und spürte nur noch wie etwas schweres über ihn hinweg sauste und auf dem Rumänen landete, er hörte das Krachen von Schüssen gefolgt von einem Aufjaulen. Er sprühte mit seinem Chloroformfläschchen, das ihm wie zufällig aus dem Ärmel fiel, in die Richtung, und lies es genauso schnell wieder in seinem Mantel verschwinden. Er hatte gut getroffen, ein über 2 Meter großes, schwarzes Wesen erschlaffte und begrub Belforn unter sich. Er sah zu den anderen beiden, die durch den Schreck noch erstarrt waren.
Dann sah er mit weiten Augen wie die Kreatur sich zu verwandeln begann. Sie wurde kleiner, das Fell ging zurück, der Kopf verformte sich zu dem eines Menschen. Vor ihnen lag nun von Wloshincky in zerrissener Abendgarderobe!
Er kniete sich neben den Preußen und zog ihn von Belforn herunter und legte ihn daneben. Dr. Richard, endlich aus seiner Lethargie erwacht, kniete sich neben den preußischen Leutnant und öffnete sein Arztköfferchen. Belforn kroch so schnell es ihm möglich war zum Ende der Hecke weg von dem Monster, sein Bein stand unnatürlich ab, und seine Schulter blutete wie ein Springbrunnen. Es sah so aus, als ob ein Teil der Schulter fehlen würde. Sir Whitestone schnappte sich Jacob und zog ihn mit sich den Rückweg einschlagend. Zum Rest rief er nur: „Wir gehen einen zweiten Arzt holen! Sonst stirbt uns Belforn noch!“ Der Rumäne selber presste mit Schmerz verzerrtem Gesicht seine Hand auf die Wunde, um die Blutung vorerst zu stoppen, mit der anderen hielt er das Chloroformfläschchen des Doktors in der Hand, wie auch immer er da heran gekommen sein mag.

Völlig außer Atem kamen sie in der Halle an und sprachen den ersten Diener an den sie fanden, er möge sofort einen Arzt konsultieren, man brauche ihn sofort. Dieser lief sofort los und kam kurz darauf mit einem älteren Herren heran, den er als Professor Grauenberg vorstellte. Der Mann dessen Haare nur noch ein weißer Haarkranz waren, trug einen Zwicker auf der Raubvogel artigen Nase und blickte sie fragend an. „Kommen sie sofort mit! Im Irrgarten liegt ein Verwundeter der ihre Hilfe benötigt!“ sprudelte es aus Jacob heraus. Der ältere Herr schaute sie etwas verwirrt an, umgriff dann aber seinen Arztkoffer fester und sprach: „Dann bringen sie mich zu ihm!“

Er erwachte. Ein Mensch befummelte seine Wunden und fügte ihm noch mehr Schmerzen zu. Wie konnte er es wagen? Er setzte sich ruckartig auf und griff blitzschnell nach der Kehle des Mannes, zog ihn an dieser in die Höhe. Das frische Menschenblut lief seinen Arm hinab und immer tiefer glitten seine Krallen in den Hals des Menschen. Plötzlich sprang ein zweiter herbei. Er erkannte ihn als den den er heute Nacht angegriffen hatte. Ein Schuss fiel und er spürte einen Schmerz zwischen den Augen. Wütend schnappte er nach dem Menschen, doch dieser sprühte etwas nach ihm. Ihm schwanden die Sinne und wieder viel er in die Bewusstlosigkeit.

Belforn erschrak als er Dr. Richard in der Höhe baumelnd sah, in den Klauen des Preußen der sich wieder verwandelt hatte. Er biss sich auf die Zähne zusammen nahm die Hand von der Wunde griff nach einer Pistole in seinem Mantel, zog sie heraus und sprang auf. Tränen schossen ihm vor Schmerzen in die Augen, als er das gebrochene Bein belastete. Seine Wunde spuckte genüsslich Blut. Belforn schoss und sprühte dem Monster eine Chloroformwolke entgegen. Dann viel der Rumäne zu Boden und ihm wurde schwarz vor Augen. Die Bewusstlosigkeit empfing ihn mit weiten Armen, auf das er den Schmerz nicht mehr spüren musste.

Sie kamen an die Stelle wo sie Dr. Richard mit seinen beiden Patienten zurück gelassen hatten. Alle drei waren ohnmächtig. Der Franzose hatte eine stark blutende Wunde am Hals, die anscheinend von den Klauen eines Tieres gerissen wurde. Von Wloshincky wiederum hatte eine frisch verheilte Wunde zwischen den Augen. Ohne zu sprechen wurden alle drei so behutsam es ging in das Haus getragen, wo sich Professor Grauenberg mit ihnen einschloss um sie zu nach Möglichkeit noch zu retten.

Fortsetzung folgt
 
Re: 1. Kapitel

Etwas kitzelte seine Nase. Er blinzelte in die Sonne hinein die durch das Fenster schien. Er lag in blütenweißem Bettzeug, Dr. Richard in einem weiteren Bett neben ihm. Es klopfte. Von Wloshincky setzte sich aufrecht hin, und antwortete kurz: „Herein!“ Es klang recht kehlig und er spürte ein raues Kratzen im Hals. Die Tür öffnete sich und ein Diener trat ein. „Sir Whitestone und Mr. Jacob möchten Sie sprechen Herr Leutnant.“ Gab der Diener von sich. Der Franzose im Bett neben ihm begann sich zu regen. Er schien wach zu sein. Von Wloshincky nickte dem Diener zu: „Lassen sie die Herren eintreten.“ Der Diener verschwand und kurz darauf kamen die beiden Britten hinein.
„Guten Morgen die Herren.“ Begann Sir Whitestone zu sprechen. „Wie geht es Ihnen? Der Professor hat gesagt Sie wären über dem Berg, einzig Mr. Belforn liegt derzeit noch unter dem Messer des Professors.“
Er wandte er sich an den Preußen: „So nun zu Ihnen, sie haben uns von diesem schwarzen Monster erzählt, das Sie einst angefallen hat. Nun letzte Nacht haben Sie sich in genau dieses Monster verwandelt. Gibt es etwas was Sie uns zu erzählen haben?“ Von Wloshincky saß stocksteif und kreidebleich in seinem Bett. „Nein das kann nicht sein. Das kann nicht sein. Ja da war gestern irgend so ein Wesen, aber das war doch nicht ich.“ Ließ er leise, mit Zweifel in der Stimme verlauten. Und noch leiser setzte er nach: „das also wollte Grauenberg.“
Jacob horchte auf: „wie war der Name den sie gerade nannten? Grauenberg?“ Der Preuße sah ihn verstört an: „Ja Grauenberg... Professor Grauenberg, warum fragen Sie?“ Jacob wurde bleich im Gesicht: „Nun weil ein gewisser Professor Grauenberg sie beide heute Nacht behandelt hat, und Mr. Belforn noch immer in diesem Augenblick behandelt“
Alle vier sahen sich an, dann sprangen die beiden Leutnants aus dem Bett und rannten zur Tür. Sir Whitestone und Jacob liefen vorne weg, und schlugen auf dem Gang die Richtung zum Zimmer des Professors ein.
Das Zimmer war abgeschlossen. Sie klopften hart gegen die Tür. Nichts rührte sich... Sie klopften erneut. Von innen erscholl ein: „Gehen Sie weg, stören Sie mich jetzt nicht! Niemand wird mich aufhalten! Mein Plan ist perfekt und die Formel für die Werwolfarmee fast fertig!“ Irres Gelächter war von innen zu vernehmen.
Von Wloshincky schrie die anderen an: „Gehen sie zur Seite!“ machte einen Satz zur gegenüberliegenden Wand und rannte auf die Tür zu, die berstend unter ihm nachgab. Er landete mit ihr auf dem Boden des Zimmers.
Die anderen Drei standen mit gezogenen Waffen im Türrahmen, konnten aber nur noch erkennen, wie der Professor aus dem Fenster sprang. Jacob rannte zum Fenster und konnte sehen wie der Professor auf einem Pferd unter wahnsinnigem Lachen in die Ferne ritt. Dr. Richard wandte sich zusammen mit Sir Whitestone dem Rumänen zu, der in dem Zimmer auf einem Tisch lag und durch mehrere Schläuche mit einem Gefäß verbunden war, in dem eine silbrige, blubbernde Flüssigkeit zu erkennen war.
Ohne zu zögern kappten sie die Schläuche.

Sir Whitestone saß mit einem Glas Brandy in der Bibliothek. Er las nicht. „Nun Von Wloshincky ist also ein Werwolf, und Professor Grauenberg dafür verantwortlich. Mr. Jacob und Dr. Richard forschen in diesem Augenblick nach einem Gegenmittel.
Belforn sollte ein weiterer Lykanthrop werden, was ich aber mit den anderen Gentlemen verhindern konnte. Dr. Richard wollte der Professor nicht verwandeln, da laut seinen Aufzeichnungen ein Werwolf, der mit französischem Akzent den Vollmond anheulen würde, nicht tragbar wäre.
Grauenberg ist auf der Flucht, und seine Experimente vorerst gescheitert. Nun diese Schlacht haben Wir also gewonnen, doch der Krieg ist wohl noch längst nicht entschieden. Man würde wachsam sein müssen.“

Ende des ersten Kapitels
 
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