Salomé
stupid fucking rope
- Registriert
- 15. Juli 2003
- Beiträge
- 1.857
Es ist kalt.
Hier drinnen, wo immer es sein mag.
Ich fühlt, wie die Kälte in mich hinein kriecht, wie eine Hand, die sich nach meinem Herzen ausstreckt. Lange Krallen, aus Eis geformten Dolchen gleich, bohren sich ins Fleisch und bringen meinen Herzschlag nach und nach zum ersterben.
„Gefangen und an Einsamkeit gestorben.“ Kein Spruch, den man sich auf seinem Grabstein wünscht.
Mein Blick gilt der Dunkelheit, an die sich meine Augen auch nach so langem Aufenthalt in ihr einfach nicht gewöhnen konnen, als wäre sie ein Tuch, dass sich über den Raum gelegt hat.
Das stete Tropfen, dass ich zu Anfang noch wahrgenommen habe und welches mir schier den Verstand rauben wollte, ist inzwischen verklungen. Nein,... wenn ich genau hinhöre und mich darauf konzentriere... ist es noch da. Ich nehme es nur nicht mehr bewusst wahr.
Der erste Schritt zum Wahnsinn?
Der zweite Schritt ist zweifelsohne, dass ich jedes Zeitgefühl, jede räumliche Orientierung völlig verloren habe. Es ist als gäbe es kein heute und morgen, kein Tag und kein Nacht mehr, nicht mal mehr jetzt und später. Alles ist zu einem Klumpen zusammengeschmolzen, den ich nicht mehr zu trennen vermag.
Aber wozu auch? Was machte es noch aus, wie viel Zeit vergeht, wenn man sich ausmalen kann, dass die eigene Zeit sowieso abgelaufen ist?
Wie hatte ich mir meinen Tod so oft ausgemalt?
Einschlafen und nicht mehr aufwachen, war doch eben jene Möglichkeit, die sich die meisten Menschen wünschen. Anders bei mir. Nicht, dass ich mir nicht ebenfalls eine solche Möglichkeit für mich erhofft hätte, aber ich habe nie ernsthaft damit gerechnet. In meinem Beruf, als Vertreter des Gesetzes, kommt man oft an Grenzen, die zu übertreten einen weitaus grausameren Tod bedeuten könnten. Wenn man, wie ich, nicht nur die Gesetze der Menschen vertritt, sondern auch die Gesetze des Himmels wieder auf Erden zurückbringen will, kann man doch eigentlich sicher sein, dass die Kreaturen der Finsternis kaum tatenlos dabei zusehen würden.
Aber was sollte diese Warterei? Dieses elendige herumsitzen... warten... hoffen?
Ob sie irgendwo dort hinten sitzen und mich beobachten?
Ob sie HIER sind und jeden Moment geniessen wollen, den sie noch mit mir zum Spielen übrig haben? Denn das die Mächte der Finsternis in vielen Belangen nichts anderes als verspielte Kinder sind, haben sie mir schon oft genug bewiesen.
Still! Ich habe etwas gehört.
Vielleicht wird man paranoid in der Dunkelheit – Verrückt allemal, ich spreche schliesslich schon mit mir selber, wenn auch nur in Gedanken – aber ich weiss, dass dort etwas war. Auch wenn ich nichts sehen kann...
Es ist so furchtbar dunkel... und kalt... unmenschlich kalt...
Mit einem Mal zerreisst die Dunkelheit über mir, wie ein schwarzer Vorhang. Vielleicht ist dieser Vergleich mit einer Theaterbühne, der mir durch den Kopf jagt, gar nicht so unpassend, denn wie auf einer Bühne drapiert, sitzt sie dort, mir den Rücken zugewandt.
Man kann mir glauben, ich habe schon viele Frauen nackt gesehen, aber keine war so hübsch wie sie. Ihr Körper, der sich unter dem dünnen, weissen Seidennachthemd abmalt ist... perfekt. Und etwas in mir weiss, dass mir dieser Körper alles andere als fremd ist.
Sie dreht sich um, langsam und bedächtig, so dass es mich erneut an ein Schauspiel erinnert, was mach mir bieten will. Aber wer? Und wozu die Mühe vor meinem Ende?
Magdalena, Maggy, sieht mich mit ihren grossen, dunkelgrünen Augen an und der Blick lässt mein Herz endgültig aussetzen.
Vor mir, in der Hocke, sitz Maggy, meine Frau.
Vor gut 3 Monaten habe ich sie bei einem schrecklichen Einsatz getötet.
Die Berührung ihrer Fingerspitzen erinnert mich erneut an Eis und ist gleichzeitig so seltsam, als würden Spinnenweben meine Wange streifen.
„Du hast mich vermisst?“ Ihre Stimme ist so umschmeichelnd, dass selbst mir, einem erfahrenen Polizisten, jegliche Vorsicht abhanden kommt.
Ja, ich habe sie vermisst, auf eine unbeschreibliche, verzehrende Art und Weise, die sich mir erst jetzt in vollem Ausmass eröffnet, als meine geliebte Frau vor mir sitzt.
Schluchzend, wie ein Kind, berge ich mein Gesicht an ihrem Hals, die Arme fest um ihre Schultern geschlungen. Sie ist ein Eiszapfen, aber mein Verstand will nicht wahr haben, was mein Bauchgefühl – mein Magen zieht sich angewidert zusammen – längst verstanden hat: Das ist nicht mehr meine Maggy. Nach ihr haben sich längst die Mächte der Finsternis ausgestreckt und sie in Besitz genommen.
„Du wirst mich noch mehr vermissen, Aton.“ Was folgt, ist für mich nichts anderes mehr, als ein Déjà vu. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie ihre vollen, sinnlichen Lippen sich zu einer hässlichen Fratze verziehen, um den langen Eckzähnen Platz zu bieten. Ihre Fingernägel graben sich in meinen Nacken, den sie mit einer Hand umfasst hält, als wäre sie die Löwenmutter, die ihr Kind in ein sicheres Versteck bringen wollte. Der kurze Schmerz, als sie sich über meinen Hals beugt, lässt mich nicht einmal mehr zusammenzucken, denn das Gefühl was folgt, war zu stark, zu beschönigend, als das ich mich nicht voll und ganz darauf konzentrieren wollte...
„Verdammt, Aton. Wach AUF!“ Es ist, als würde ein Blitz in meinen Körper fahren, hoch bis in mein Gehirn und dort einen Kurzschluss verursachen. Ich zucke zusammen, als sich jener Blitz in einer hellen, farbigen Explosion niederschlägt, die meinen Sehnerv so stark reizen, dass es mich schmerzt.
Keuchend fahre ich empor und starre in das schreckensbleiche Gesicht meines Partners Kei. Ich bin in meiner Wohnung, in meinem Schlafzimmer. Ich muss eingeschlafen sein, als ich mich nach der Schicht kurz hatte ausruhen wollen. Mein Blick zur Uhr sagt mir, dass es grade erst 3 Uhr morgens ist. Zu früh also, um mich zum Dienst abholen zu wollen. Was wollte Kei dann hier?
Fragend huscht mein Blick zu ihm zurück und erst jetzt erschreckt mich seine fahle Gesichtsfarbe.
Verdammt, mein Nacken schmerzt, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt, meine Zunge ist rau und irgendwie... pelzig. Wirklich ausgeschlafen fühle ich mich nicht, als ich mich ins Badezimmer schleppe. Kei schien ja nicht wirklich zu einem Gespräch bereit zu, denn er hatte sich stillschweigend ins Wohnzimmer zurück gezogen.
Ein Blick in den Spiegel reicht, um auch mich bleich werden zu lassen.
„Du wirst mich noch mehr vermissen, Aton.“ Ihre Stimme hallt in meinem Kopf nach, während ich mir das Blut von den Lippen wische und das Ende des Handtuchs auf die beiden Bisswunden an meinem Hals presse.
Ich liebe sie, mehr denn je.
Die Kategorie müsste besser heissen: Fantasien im Fieberwahn... :]
Hier drinnen, wo immer es sein mag.
Ich fühlt, wie die Kälte in mich hinein kriecht, wie eine Hand, die sich nach meinem Herzen ausstreckt. Lange Krallen, aus Eis geformten Dolchen gleich, bohren sich ins Fleisch und bringen meinen Herzschlag nach und nach zum ersterben.
„Gefangen und an Einsamkeit gestorben.“ Kein Spruch, den man sich auf seinem Grabstein wünscht.
Mein Blick gilt der Dunkelheit, an die sich meine Augen auch nach so langem Aufenthalt in ihr einfach nicht gewöhnen konnen, als wäre sie ein Tuch, dass sich über den Raum gelegt hat.
Das stete Tropfen, dass ich zu Anfang noch wahrgenommen habe und welches mir schier den Verstand rauben wollte, ist inzwischen verklungen. Nein,... wenn ich genau hinhöre und mich darauf konzentriere... ist es noch da. Ich nehme es nur nicht mehr bewusst wahr.
Der erste Schritt zum Wahnsinn?
Der zweite Schritt ist zweifelsohne, dass ich jedes Zeitgefühl, jede räumliche Orientierung völlig verloren habe. Es ist als gäbe es kein heute und morgen, kein Tag und kein Nacht mehr, nicht mal mehr jetzt und später. Alles ist zu einem Klumpen zusammengeschmolzen, den ich nicht mehr zu trennen vermag.
Aber wozu auch? Was machte es noch aus, wie viel Zeit vergeht, wenn man sich ausmalen kann, dass die eigene Zeit sowieso abgelaufen ist?
Wie hatte ich mir meinen Tod so oft ausgemalt?
Einschlafen und nicht mehr aufwachen, war doch eben jene Möglichkeit, die sich die meisten Menschen wünschen. Anders bei mir. Nicht, dass ich mir nicht ebenfalls eine solche Möglichkeit für mich erhofft hätte, aber ich habe nie ernsthaft damit gerechnet. In meinem Beruf, als Vertreter des Gesetzes, kommt man oft an Grenzen, die zu übertreten einen weitaus grausameren Tod bedeuten könnten. Wenn man, wie ich, nicht nur die Gesetze der Menschen vertritt, sondern auch die Gesetze des Himmels wieder auf Erden zurückbringen will, kann man doch eigentlich sicher sein, dass die Kreaturen der Finsternis kaum tatenlos dabei zusehen würden.
Aber was sollte diese Warterei? Dieses elendige herumsitzen... warten... hoffen?
Ob sie irgendwo dort hinten sitzen und mich beobachten?
Ob sie HIER sind und jeden Moment geniessen wollen, den sie noch mit mir zum Spielen übrig haben? Denn das die Mächte der Finsternis in vielen Belangen nichts anderes als verspielte Kinder sind, haben sie mir schon oft genug bewiesen.
Still! Ich habe etwas gehört.
Vielleicht wird man paranoid in der Dunkelheit – Verrückt allemal, ich spreche schliesslich schon mit mir selber, wenn auch nur in Gedanken – aber ich weiss, dass dort etwas war. Auch wenn ich nichts sehen kann...
Es ist so furchtbar dunkel... und kalt... unmenschlich kalt...
Mit einem Mal zerreisst die Dunkelheit über mir, wie ein schwarzer Vorhang. Vielleicht ist dieser Vergleich mit einer Theaterbühne, der mir durch den Kopf jagt, gar nicht so unpassend, denn wie auf einer Bühne drapiert, sitzt sie dort, mir den Rücken zugewandt.
Man kann mir glauben, ich habe schon viele Frauen nackt gesehen, aber keine war so hübsch wie sie. Ihr Körper, der sich unter dem dünnen, weissen Seidennachthemd abmalt ist... perfekt. Und etwas in mir weiss, dass mir dieser Körper alles andere als fremd ist.
Sie dreht sich um, langsam und bedächtig, so dass es mich erneut an ein Schauspiel erinnert, was mach mir bieten will. Aber wer? Und wozu die Mühe vor meinem Ende?
Magdalena, Maggy, sieht mich mit ihren grossen, dunkelgrünen Augen an und der Blick lässt mein Herz endgültig aussetzen.
Vor mir, in der Hocke, sitz Maggy, meine Frau.
Vor gut 3 Monaten habe ich sie bei einem schrecklichen Einsatz getötet.
Die Berührung ihrer Fingerspitzen erinnert mich erneut an Eis und ist gleichzeitig so seltsam, als würden Spinnenweben meine Wange streifen.
„Du hast mich vermisst?“ Ihre Stimme ist so umschmeichelnd, dass selbst mir, einem erfahrenen Polizisten, jegliche Vorsicht abhanden kommt.
Ja, ich habe sie vermisst, auf eine unbeschreibliche, verzehrende Art und Weise, die sich mir erst jetzt in vollem Ausmass eröffnet, als meine geliebte Frau vor mir sitzt.
Schluchzend, wie ein Kind, berge ich mein Gesicht an ihrem Hals, die Arme fest um ihre Schultern geschlungen. Sie ist ein Eiszapfen, aber mein Verstand will nicht wahr haben, was mein Bauchgefühl – mein Magen zieht sich angewidert zusammen – längst verstanden hat: Das ist nicht mehr meine Maggy. Nach ihr haben sich längst die Mächte der Finsternis ausgestreckt und sie in Besitz genommen.
„Du wirst mich noch mehr vermissen, Aton.“ Was folgt, ist für mich nichts anderes mehr, als ein Déjà vu. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie ihre vollen, sinnlichen Lippen sich zu einer hässlichen Fratze verziehen, um den langen Eckzähnen Platz zu bieten. Ihre Fingernägel graben sich in meinen Nacken, den sie mit einer Hand umfasst hält, als wäre sie die Löwenmutter, die ihr Kind in ein sicheres Versteck bringen wollte. Der kurze Schmerz, als sie sich über meinen Hals beugt, lässt mich nicht einmal mehr zusammenzucken, denn das Gefühl was folgt, war zu stark, zu beschönigend, als das ich mich nicht voll und ganz darauf konzentrieren wollte...
„Verdammt, Aton. Wach AUF!“ Es ist, als würde ein Blitz in meinen Körper fahren, hoch bis in mein Gehirn und dort einen Kurzschluss verursachen. Ich zucke zusammen, als sich jener Blitz in einer hellen, farbigen Explosion niederschlägt, die meinen Sehnerv so stark reizen, dass es mich schmerzt.
Keuchend fahre ich empor und starre in das schreckensbleiche Gesicht meines Partners Kei. Ich bin in meiner Wohnung, in meinem Schlafzimmer. Ich muss eingeschlafen sein, als ich mich nach der Schicht kurz hatte ausruhen wollen. Mein Blick zur Uhr sagt mir, dass es grade erst 3 Uhr morgens ist. Zu früh also, um mich zum Dienst abholen zu wollen. Was wollte Kei dann hier?
Fragend huscht mein Blick zu ihm zurück und erst jetzt erschreckt mich seine fahle Gesichtsfarbe.
Verdammt, mein Nacken schmerzt, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt, meine Zunge ist rau und irgendwie... pelzig. Wirklich ausgeschlafen fühle ich mich nicht, als ich mich ins Badezimmer schleppe. Kei schien ja nicht wirklich zu einem Gespräch bereit zu, denn er hatte sich stillschweigend ins Wohnzimmer zurück gezogen.
Ein Blick in den Spiegel reicht, um auch mich bleich werden zu lassen.
„Du wirst mich noch mehr vermissen, Aton.“ Ihre Stimme hallt in meinem Kopf nach, während ich mir das Blut von den Lippen wische und das Ende des Handtuchs auf die beiden Bisswunden an meinem Hals presse.
Ich liebe sie, mehr denn je.
A.I.M. 08/10/2004
Die Kategorie müsste besser heissen: Fantasien im Fieberwahn... :]