Beyond the Wall: Interview mit Daniel Beathalter, Autor von „Von den Goblins, die König sein wollten“

Aus dem 2017/2018 veranstalteten Goblinabenteuerwettbewerb gingen vier neue Szenarien und ein neuer Schauplatz für den neuen Erweiterungsband Im Reich der Goblins für Beyond the Wall hervor. Wir haben den Gewinner:innen des Goblinabenteuerwettbewerbes ein paar Fragen zu ihren Abenteuern und der Arbeit daran gestellt.

Heute sprechen wir mit Daniel Beathalter:

Welches Abenteuer hast du geschrieben und wovon handelt es?


Daniel: Von mir stammt der Schauplatz „Von den Goblins, die König sein wollten“.

Eine Horde Goblins ist der Herrschaft des Feenfürsten entkommen und versucht nun, ein eigenes Königreich in der Nähe des Dorfes zu errichten. Doch wissen sie nicht, wie man regiert. Der Feenfürst hat ihnen immer gesagt, wie sie die Stühle an den Gelagetafeln platzieren sollten, welche Ohrringe die Gäste zu tragen hatten und welche Witze Schnavian machen durfte. In der neugewonnenen Freiheit versuchen die Goblins nun, selbst Ordnung zu schaffen. Sie wollen das Reich des Feenfürsten nachbauen, verstehen aber nicht den Sinn der einzelnen Puzzleteile, die sie mühsam zusammensetzen. Die Goblins schaffen eine neue Welt aus Tobsucht, Poesie und schäbigen Schärpen. Revolutionen kommen im Stundentakt, denn klar – alle wollen König werden. Und im Nacken sitzt ihnen die ständige Angst, der Feenfürst könnte sie doch noch zurückholen.

So eine Nachbarschaft ist eine tickende Zeitbombe.

Was macht dein Abenteuer zu etwas Besonderem?


Daniel: Die Goblins haben keine Chance – aber die nutzen sie! Sie ringen darum, Ordnung ins Chaos zu bringen und scheitern dabei immer wieder. Sie schaffen dabei neue Zustände und das bedeutet: Der Schauplatz verändert sich im Laufe der Zeit. Diese chaotische Gesellschaft ist ein empfindliches Gebilde, das die SpielerInnen beeinflussen können, wenn sie geschickt die richtigen Rädchen in Gang setzen.

Die Goblins in meinem Schauplatz tun schreckliche Dinge. Sie aus dem Wald zu vertreiben oder wieder in die Fänge des Feenfürsten zu treiben, wäre nur gerecht. Gut möglich, dass eine Situation entsteht, in der die SpielerInnen genau das tun müssen, um Schlimmeres zu verhindern.

Aber wenn sie genau hinsehen, dann werden sie bemerken, dass diese Goblins gerne mehr wären als ein Haufen Messerstecher und Tagediebe. Wer weiß, vielleicht schaffen sie es irgendwann aus eigener Kraft, zu etwas Besserem zu werden. Noch schöner fände ich den Gedanken, sie würden eines Tages auf großherzige SC treffen, die ihnen mit einem leichten Schubs in die richtige Richtung die Chance geben, die ihnen der Feenfürst nie gegeben hat.

Wie kam dir die Idee dazu?


Daniel: Was machen Chaoten ohne Anführer? Goblins haben in der klassischen Fantasy die Tendenz, von einem „stärkeren Willen“ beherrscht zu werden, wie Tolkien das vielleicht ausdrücken würde. Egal ob Orks, Hobgoblins, Nekromanten oder dunkle Fürsten – irgendwer scheint immer über den Goblins zu stehen, um sie entweder als billige Schläger einzusetzen oder als Kanonenfutter zu verheizen. Da habe ich mich gefragt, was wohl geschehen würde, wenn sie sich aus dem Bann ihres Herrschers befreien könnten.

Bei der Ausgestaltung des Goblinreiches in meinem Schauplatz hatte ich als Bild die Affen in Rudyard Kiplings Dschungelbuch vor Augen. Sie bewohnen eine verlassene Tempelstadt der Menschen, können aber das Menschsein niemals erreichen, sie können die Menschen nur imitieren. Eine Sehnsucht, die im Dschungelbuch nie gestillt werden kann, sie müssen Tiere bleiben. Ich fand diesen Gedanken traurig – den Goblins in meinem Schauplatz wollte ich daher einen kleinen Funken Hoffnung geben, dass sie es gegen alle Wahrscheinlichkeit doch schaffen könnten.

Und wie ich schon mal bei Kipling war, bin ich bei The Man who would be King gelandet: Eine Geschichte über zwei Gauner mit grenzenlosen Ambitionen, die sich im Hindukusch ein Königreich erschwindeln wollen.

Zum Wettbewerb damals musstet ihr nur ein kurzes Exposé einreichen. Inwiefern hat sich das fertige Abenteuer im Vergleich zum ursprünglich geplanten Text verändert?


Daniel: In meinem Exposé waren schon viele grundlegende Konzepte des Schauplatzes eingearbeitet – nur war er zunächst als Abenteuer geplant. Meine Ideen haben dann wild vor sich hin gewuchert, weshalb das Abenteuer immer größer und größer wurde, bis schließlich die Grenzen eines spielbaren Beyond-the-Wall-Abenteuers deutlich gesprengt wurden. Sehr geholfen hat die Idee der Redaktion, aus meinem Abenteuer stattdessen einen Schauplatz zu machen und auch das Lektorat hat wirklich gute Arbeit geleistet. Ich bin nun sehr zufrieden damit, in welcher Form mein Text veröffentlicht werden wird.

Was war die größte Herausforderung beim Schreiben?


Daniel: Die Tabellen, wie könnte es auch anders sein. Wer in einem Beyond-the-Wall-Abenteuer blättert, dem fällt auf, wie reduziert sich diese Texte präsentieren. Das sieht einfach aus. Ein paar kurze Texte, ein paar Tabellen, fertig. Wenn man sich aber selber daran macht, ein BtW-Abenteuer zu schreiben, merkt man, dass das Zusammenspiel zwischen den Tabellen eine ziemliche Herausforderung ist.

Welchen Tipp für die Begegnung mit deinen Goblins möchtest du den Spielenden zum Abschluss mit auf den Weg geben?


Daniel: Achtet auf das Gesetz!


Ihr könnt Beyond the Wall – Im Reich der Goblins noch bis einschließlich 16. März vorbestellen.​



Illustration: Rossy Does Drawings

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