AW: Beschreibungen von Rollenspielwelten
Setting, deren gesamter Metaplot bereits feststeht (wie etwa bei Glorantha - dort weiß man schon alle Ereignisse vom Anfang bis zum Ende des Zeitalters, in dem die SCs handeln).
Das ist so daneben, daß ich mich wundern muß. Gerade Glorantha ist ja aufgrund ALLER Beschreibungen aus Sichtweisen, die IN-GAME-Sichten darstellen, alles andere als ein Beispiel für einen feststehenden Metaplot. Sogar ganz im Gegenteil.
"Deadlands: The Weird West" hatte einen Metaplot, bei dem - wie so üblich bei Geschichten, die mir der Hersteller erzählt - bestimmte Dinge einfach zu festen Zeiten mit festem Ausgang passieren werden, passieren MÜSSEN.
Nun ist - die alte Metaplot-Krake erhebt schon mal einen Tentakel - hier die Frage, ob eine Vorgeschichte, eine Hintergrundgeschichte, die bis genau zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in der Spielwelt reicht, und NICHT DARÜBER HINAUS, überhaupt als Metaplot bezeichnet werden kann, wenn die Zeit, in welcher in der Spielwelt gespielt werden sollte sich eben NICHT durch die einzelnen Publikationen fortschreibt.
Glorantha hat eine zeitliche Grenze, die von Publikationen nicht tangiert und - vor allem - nicht fortgeschrieben wird. (Ausnahme: King of Dragon Pass, welcher Jahrhunderte in der Zukunft Gloranthas angesiedelt ist, und die zukünftige In-Game-Kultursicht von Historikern auf manche, einander massiv widersprechende Ereignisschilderungen darstellt).
Die einzelnen Kulturen der Welt Glorantha sehen aus ihrem Blickwinkel die Welt als Ganzes jeweils anders, jeweils unterschiedlich, jeweils so widersprüchlich, daß selbst manche hartgesottenen Glorantha-Fans manchmal wünschen, daß es doch EINE DEFINITIVE Geschichte Gloranthas gäbe.
Aber die gibt es NICHT.
Es gibt aber jede Menge GeschichtEN! Und selbst innerhalb eines Volkes, innerhalb eines Kultes gibt es - je nach Initiationsgrad - andere Geschichten, andere "Wahrheiten", die einem Bewohner Gloranthas enthüllt werden.
Glorantha - dort weiß man schon alle Ereignisse vom Anfang bis zum Ende des Zeitalters, in dem die SCs handeln
Das ist so daneben, daß ich nur vor den Kopf schütteln kann.
Gerade Glorantha hat eines nicht: eine FINALE Beschreibung wie es ist, wie es war, wie es zu sein hat.
Glorantha hat nicht nur keine statische, finale Beschreibung, sondern auch KEINEN Metaplot, da nicht die Geschichte der Welt und was alles zu passieren hat festgeschrieben sind. Selbst in der noch immer unvollendeten Szenarien-Serie zum "Sturm über Sartar" ist - obschon wie in einem Abenteuer üblich Sachen passieren - kein festes Fortschreiben der Spielwelt-Historie vorgesehen. (Anders als z.B. bei der ähnlich "wertigen" Dead Presidents Trilogie in Deadlands, wo sich nach dem letzten Szenario im Wesentlichen das GESAMTE Machtgefüge in CSA und USA ändert, und auch ändern MUSS.)
Gerade die "metaplotfreie Zone" Glorantha als Beispiel für Metaplot heranzunehmen halte ich für ziemlich daneben.
Deadlands hingegen paßt da bestens: Ende 1876 MUSS es in der City of Lost Angels den "Bloody Sunday" geben, nach welchem bestimmte Dinge in der Spielwelt deutlich anders sind als vorher. Und vor allem: alle späteren Publikationen zu Deadlands bauen auf den Ereignissen des "Bloody Sunday" auf, beziehen sich auf diese Ereignisse, verwenden die Folgen direkt in Szenarien, usw. - DAS ist Metaplot.