Shadom schrieb:
was dieses Heroquest angeht...
was habt ihr da mit enten???
Es gibt auf der Welt Glorantha eine Religion, die einem Sturmgott, Orlanth, und dessen untergeordneten Gottheiten huldigt. Die Völker, die dieses Pantheon der Sturmgottheiten verehren, sind fast alle Menschen unterschiedlicher Stämme. Fast. Denn es gibt noch die Durulz. Diese sind durch einen Fluch vor Beginn der Zeit mit einem Körper geschlagen worden, der sie entenähnlich aussehen läßt. Anders als echte Vögel, können sie zu ihren Lebzeiten niemals fliegen. Dies ist ihnen durch den Fluch verwehrt. Sie haben Federn, einen Schnabel, aber KEINE Flügel, sondern recht normal menschlich wirkende Arme, aber dafür die typischen Entenfüße. Ihre Augen sind nicht seitlich, wie bei Enten, sondern menschenähnlich nach vorne gerichtet. Sie kleiden sich, benutzen Werkzeuge und sind auch sonst so ganz anders als z.B. die Beastmen, die alle die Naturgottheit Arachne Solara verehren. Die Durulz sind in Marschlandschaften anzutreffen. Manche Stämme der Durulz sind bekannt für ihre fanatischen Deathlords, die Runenmeister des Todesgottes Humakt, die vor allem die letzte Bastion gegen die Untoten-Horden des Nekromanten Delecti aus der Upland Marsh sind (gerade Siedlungen wie Duck Point und Quackford sind beständigen Angriffen durch die Untoten ausgesetzt.). Sie sehen zwar recht lächerlich aus (natürlich nur aus der menschlich-chauvinistischen Perspektive), doch sind sie ebenso gute (oder schlechte) Orlanthi (Anhänger des Sturmgottes Orlanth), wie ihre menschlichen Nachbarn. Ihr Aussehen sorgt nur oftmals dafür, daß sie von den Nachbarvölkern (und manchen Spielern?) nicht für voll genommen werden. Doch handelt es sich dabei um ein sträfliches Unterschätzen der Durulz.
Manche Spielrunden haben Durulz-Charaktere als "Comic Relief" eingesetzt - so ähnlich wie in dem Achtziger-Jahre Film "Howard, the Duck" - und damit die eigentliche Tragik dieses Volkes nicht geachtet und auch nicht genutzt. Diese "Enten" sind nämlich so komisch, wie Kleinwüchsige, über die man seine Witze macht, oder andere offensichtlich am Körper Behinderte oder einfach andersartige Wesen. Das Lachen bleibt einem da nämlich bald im Halse stecken. - Ja, natürlich ist für manche die Existenz solcher Wesen in einer Fantasy nicht ernst(!)zunehmen - wie für andere die Existenz von Hobbits als pseudo-viktorianisch-behäbige Wohlstands-Biederbürger auch nicht so ganz in eine Fantasywelt passen will. Da gibt es eben unterschiedliche Vorlieben.
Meine Erfahrungen mit "Enten"-Charakteren als Spielercharaktere (tragische Helden, die um jeden Krümel Anerkennung kämpfen müssen) und als Nichtspielerfiguren (ideal um zu zeigen, daß die Götter bei ihren Gläubigen nur auf den Glauben, nicht aber auf die Haar- oder hier besser Feder-Farbe achten; fast alle Fährleute auf den Creek-Stream-River sind Durulz; als wirklich harte Spezialeinheiten im Kampf gegen Untote sind Durulz-Schwertkämpfer bestens einsetzbar) sind durchweg positiv.
Glorantha hält in so manchen Landstrichen solche nur auf den ersten Blick lächerlichen Charaktere verfügbar. Z.B. die Trollkin (dt. Trollinge), welche ebenfalls durch Verfluchung der gesamten Rasse der Dark Trolls (dt. Dunkeltrolle) statt des normalen, gesunden Nachwuchses geboren werden. Sie sind so etwas wie geistig UND körperlich extrem zurückgebliebene kleinwüchsige Trolle, die von der Troll-Gesellschaft versklavt, erschlagen, geopfert oder einfach nur in Kriegszügen als "Kanonenfutter" verheizt werden. Solche Charaktere sind in jeder Beziehung sogar den "Enten" unterlegen, sind mindestens ebenso "lächerlich", und doch sind sie wirklich tragische Figuren, die - meist jedenfalls - vom Leben nichts als einen qualvollen Tod zu erwarten haben.
Ich finde, man sollte das Potential, das in Durulz und Trollkin steckt, mit Bedacht nutzen. Für einen Lacher sind sie IMMER gut. Das ist aber nur die billigste Art, mit der ein Spielleiter solche in die Welt Glorantha eingebetteten tragischen Figuren nutzen kann. Frei nach Ernalda-Anhängern: "Es gibt IMMER einen anderen Weg."