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Out of CharacterNachspiel zu den Ratcon-Abenteuern.
"Nein."
"Doch!"
"Nein."
"Doch!"
"Nein."
Alfa war irgendwie irritiert. Sie hatte schon auf dem Landefeld nicht verstanden wie ihre Schwester für Byron hatte kämpfen können, und auch jetzt verstand sie nicht, dass Lia es nicht verstand. Natürlich wusste sie, dass kaum eine von den anderen sich so fühlte wie sie wenn sie eine Spritzennadel auf sich zukommen sahen, aber das? Mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu schrecken weil ein Fremder ihr sowas hineinrammt und gefesselt in einem Flugzeug wieder zu erwachen... hielt sie das etwa für normal? Sie musste es ihr erklären.
"D--" Weiter kommt sie diesmal nicht, weil sie geschubst wird.
"Ne-ein." Lia war immer noch recht ausdruckslos, sogar für die Begriffe der Children of Mu. Aber irgendwas in ihren Augen war unverkennbar - für die Children of Mu. Soetwas wie eine Einladung. Sie wollte spielen.
Alfa ließ sich nicht lange bitten. Für einen Menschen hätte es ausgesehen wie ein Reflex, als sie ihre jüngere Schwester ansprang, in Wirklichkeit hatte sie kurz innegehalten und sich gefreut. Schwestern bleiben Schwestern.
"Prakljat'je! Kann man euch denn nicht eine Minute aus den Augen lassen? Was glaubt ihr, was ihr da macht?" erklang eine Stimme nachdem sie einige Zeit über den Boden gerollt waren und versucht hatten, sich gegenseitig in den Schwitzkasten zu nehmen oder sonstwie bewegungsunfähig zu machen. Sie hielten inne und zwei gelbe Augenpaare sahen auf. Red Raven stand gleich vor ihnen, die Arme in die Hüften gestemmt und mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Alfas Blinzeln ließ sie beinahe unschuldig aussehen. "Diplomatie?" Irgendwo im Hintergrund hörte sie Ki seufzen.
Kaum zu glauben, dass das erst gestern war. Jetzt ist Lia wieder weg, mit dem verhassten Byron und dem Knirps Rocket zurückgeflogen.. und Ki ist auch nicht mehr da. Sie muss hierbleiben, anscheinend für länger. Noch nie war Alfa lange von ihren Schwestern getrennt und jetzt muss sie sich fragen, wann sie sie überhaupt mal wiedersieht. Ein unangenehmes, nagendes Gefühl von Leere ist in ihr entstanden, und sie versteht dieses Wort endlich: Einsamkeit. Sie hätte darauf verzichten können.
Da helfen die vielen Menschen auf dem Stützpunkt wenig, eher im Gegenteil. Im Quartierraum hat sie es nicht mehr ausgehalten und streifte durch die unterirdischen Gänge, hier und da beäugt von den Menschen, deren Weg sie kreuzte, bis sie die Bibliothek fand. Bücher sind ein gutes Mittel, um sie abzulenken (immerhin hat sie Raven ja versprochen, keinen Ausbruchsversuch zu unternehmen, also fällt das aus; sie muss noch ihren Angriff auf Byron wieder gut machen). Schon in der anderen Basis, wo die Children of Mu untergebracht worden waren, hatte sie zusammen mit der englischen Sprache die Bücher entdeckt und sich als sehr wißbegierig erwiesen. Die Lehrerin sagte immer, sie würde alles aufsaugen wie ein Schwamm das Wasser.
Und so sitzt sie in einer Ecke des Raumes mit Büchern und vielen Terminals auf dem Boden und blättert in einem Lexikon. Ein Buch mit Erklärungen zu all diesen Wörtern, die ihr oft ein Rätsel sind... was hätte sie sich besseres wünschen können? Gerade hat sie wieder etwas gefunden. "Streik..." murmelt sie das Wort vor sich hin, während sie liest worum es dabei geht. Das ist wirklich interessant...