PDF dient dazu Druckseiten zu beschreiben. Struktur und Inhalt eines Dokuments sind dabei zweitrangig. Ziel von PDF ist, eine exakte Repräsentation der Seiten zu reproduzieren.
HTML dient dazu, die Struktur eines Dokuments zu beschreiben und Dokumente miteinander zu verknüpfen. Da (in einer idealen Welt) keine Aussagen darüber getroffen werden, wie diese Struktur präsentiert wird, steht hier der Inhalt im Vordergrund. Ziel von HTML ist es, ein "Netz" verknüpfter Informationen zu weben.
Das WikiWikiWeb war Cunninghams Idee, das Weben besagter verknüpfter Informationen zu vereinfachen, indem man erstens Texte nicht in HTML formulieren musste, sondern wie man es aus Email und dem Usenet gewohnt war, und daraus einfache Auszeichnungen automatisch abgeleitet wurden, zweites Verknüpfungen automatisch durch eine Konvention geknüpft wurden und drittens, dass man keinen besonderen Texteditor und eigenen Server zum Ausliefern der Dokumente brauchte, sondern alles im Browser machen konnte.
Das als Vorrede. Begreift man ein Rollenspiel-Abenteuer als ein Netz verknüpfter Informationen, welches flexibel präsentiert werden soll, ist HTML einem PDF-Dokument überlegen und ein einfaches Wiki-Textformat wiederum HTML. Begreift man das Erstellen eines Rollenspiel-Abenteuers zusätzlich noch als eine explorative, nicht-lineare Tätigkeit, die von den Ideen vielen Autoren profitieren könnte, kann auch ein Wiki gegenüber der Idee, ein einzelner Autor benutzt eine Textverarbeitung, die dann PDF erzeugt, punkten.
Meine Präferenz, ein Abenteuer zu konsumieren (im Sinne von einfach zur Erbauung zu lesen) und zu leiten (es also während eines Rollenspiels als Nachschlagewerk zu benutzen) ist ein E-Book. Ein PDF könnte man als E-Book bezeichnen. Doch ich hätte gerne eine Präsentation, die erst von einem Anzeigeprogramm (E-Book-Reader) passend umgebrochen wird. Nur dafür möchte ich den Term E-Book benutzen.
EPUB3 scheint mir daher das beste Format zu sein. Es basiert auf HTML, beschreibt also die Struktur des Textes und überlässt es (im Normalfall) dem Anzeigeprogramm, die Darstellung zu entscheiden. Es erlaubt es einen linearen Weg durch alle Abschnitte zu definieren, sodass man es wie ein Buch lesen kann, erlaubt aber gleichzeitig beliebige Querverweise (das könnte ein modernes PDF übrigens auch) und interaktive Abschnitte, die man ein- und ausblenden kann. EPUB3 ist ein Containerformat, das quasi eine gesamte Website (also eine Sammlung beliebig vieler HTML-Dokumente und weiteren Ressourcen) offline zur Verfügung stellen kann. Schließlich ist es ein Standard (was auch PDF wäre).
Es wäre theoretisch problemlos möglich, aus einem Wiki ein EPUB abzuleiten.
Alternativ wäre es möglich, einem Wiki die Funktion zu geben, seine Seiten halbautomatisch zu linearisieren. Ich stimme durchaus Zornhau zu, dass man nicht nur in einem Netz von Einzelseiten navigieren möchte, sondern gerne auch alles einmal am Stück lesen können will.
Schließlich könnte man einem speziellen Wiki die Funktion geben, Seiten (bei anderen Ressourcen ist es aufwendiger) auch offline anzubieten und bei der nächsten Gelegenheit, wo eine Netzverbindung existiert, nachzugucken, ob es Änderungen gibt. Offline geschriebene oder geänderte Seiten auch dann wieder zurückschreiben zu wollen würde ich prinzipiell verhindern, um da nicht in eine Welt der Schmerzen (jemand Lust auf einen git-artigen 3-Wege-Merge?) zu geraten. Man landet dann vielleicht dort, wo sich Space Pirates mit seiner HTML-App bewegt.
Ich finde ein klassisches PDF jedenfalls beim Leiten ungenügend. Ich möchte nicht umständlich zwischen Abenteuer-PDF und Regel-PDF hin- und herspringen müssen (Neulich hatten wir 3 iPads und 2 Smartphones am Spieltisch, um die verschiedenen Regelstellen schnell im Zugriff zu haben), ich möchte nicht innerhalb eines Abenteuers blättern, weil die NSCs nicht im Kontext sondern im Anhang beschrieben sind und ich möchte z.B. die Möglichkeit haben, bei den NSCs direkt eine besondere Fähigkeit nachschlagen zu können oder ihre Lebenpunkte direkt abzustreichen. Schließlich möchte ich Anmerkungen und allgemeine Notizen hinzufügen können. Idealerweise ist ein Abenteuer für mehrere Spielsysteme auch so gestaltet, dass ich alle Regeln bis auf die, die mich interessieren, ausblenden kann.
All das ließe sich in Theorie in einem PDF programmieren, ist aber IMHO viel einfacher auf der Basis von HTML. Und den Aspekt, dass ich eigentlich zentral und gemeinschaftlich Abenteuer schreiben und teilen möchte, aber ich jetzt noch gar nicht angedacht, weil ich schon wieder 21 Zeilen a.k.a. Absätze geschrieben habe und es schon wieder viel zu lang geworden ist...
Stefan