[8.5.2008] Kein Prophet... kein Berg

Discordia

B! scheuert
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7. Januar 2005
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Enios stand schon mindestens eine halbe Stunde vor der Villa und beobachtete das Gebäude als ob sich darin eine Horde Sabbatspione befinden würden und er der einzige in der Stadt wäre, der es erkannt hatte. Der Vergleich hatte natürlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun und noch nicht mal das Prinzip stimmte. Aber dennoch... einfach dort hin zu gehen, zu klopfen und „Cheerio“ zu sagen war auch nicht drin. Es ging dabei nicht um Diplomatie, um Etiekette oder der fehlenden Erfahrung auf dem großen Parkett. Es war vielmehr der völlig fehlende Ansatz für den Besuch bei der Ex-Toreador und die halbgaren Gründen warum Enio überhaupt hier war. Noir würde sowieso wieder alles in den falschen Hals bekommen und irgend einen Bockmist von fehlendem Vertrauen und Entäuschung quasseln und kein Wort von dem verstehen was Enio ihr zu sagen hatte. Für den Italiener war nach der letzten Primogensitzung kaum ein anderer Ablauf denkbar. Das machte es ihm auch nicht leichter, da er schon im Ansatz an ein Scheitern glaubte und nicht wirklich von seiner Mission überzeugt war.

Aber Gedanken alleine brachten niemand irgendwo hin und vor allem niemals weiter. Man mußte auch handeln. Und genau das tat Enio jetzt. Er schnippte seine Kippe mit eine sehr geübten Fingerbewegung weg, zog seinen Mantel etwas zu und trat auf die erste Stufe des Hauses. Der Kriegsherr ging zur Ex-Seneschall. Wie geplant... wie er es sich vorgenommen hatte. Ständig dabei ein bißchen auch nach Innen lauschend um ein Flüstern der Stimme wahrzunehmen, die ihm manchmal schon nützliche gewesen war. Ziemlich bedenklich oder Signor Sheriff? Auf Stimmen im Inneren zu hören und sich womöglich auch noch auf sie zu verlassen. Unglaublich!

Enios stand vor der protzigen Tür und betätigte die Glocke. Wer würde aufmachen? Diese strunzdumme Ghulchika? Oder hatte Noir auch noch anderes Personal? Naja... eigentlich war das auch scheißegal.

Out of Character
Nur falls es nicht klar geworden ist... als Ort ist natürlich die Villa gemeint
 
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Es dauerte knapp drei Minuten, dann aber öffnete sich die Eingangstür. Noir selbst stand dahinter und zeigte dem neuen Kriegsherrn ein freundliches Lächeln. Obwohl sie sich in ihrem eigenen Heim befand und darüber hinaus ja auch allen offiziellen Ämtern entsagt hatte, erschien sie in einem tadellosen Äußeren. Die Haare waren perfekt gemacht, das Gesicht dezent aber ansprechend geschminkt. Ihre Kleidung bestand aus einem maßgeschneiderten Kostüm in einem dunklen Blauton. Sie trug dazu passende, schwarze Stöckelschuhe und ein ebens dunkel gehaltenes Halstuch aus feinster Seide.

"Enio welch Freude! Kommen Sie doch bitte herein. Darf ich Ihnen etwas abnehmen?"

Zuvorkommend trat sie einen Schritt zurück um den Sheriff einzulassen. Ihre Gestik zeigte das sein Erscheinen der ehemaligen Seneshall willkommen war. Allerdings was konnte das bei einer Toreador schon heißen?

"Ich muss zugeben, dass ich Ihren Besuch erwartet habe. Bevor ich aber vorgreife, was kann ich für Sie tun?"
 
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Ja was konnte man bei einer Toreador wohl erwarten? Alles! Und daher hatte Enio das einzig vernünftige getan. Er hatte gar nichts erwartet. Demnach war der Brujah nicht überrascht als Noir Enio den perfekten Empfang bereitete. Gut gerichtert, ein freundliches Lächeln auf den Lippen und scheißhöflich. Es hätte Enio aber auch nicht gewundert, wenn Noir bei seinem Besuch die trauernde und am Boden zerstörte Witwe gespielt hätte. Aufgelöst und überdramatisch entäuscht von der Welt. Das hätte seiner Meinung nach ebenso der Fall sein können. Enio lies sich von keiner Maske aus dem Konzept bringen. So dachte er jedenfalls.

Der Kriegsherr ging an Noir vorbei und trat ein. „Guten Abend Lady Noir.“ Die Begrüßung viel verhältnismäßig warmherzig aus. Die Worte passten doch. Wie immer etwas staubig vorgetragen und fast beiläufig aber wenn man den Italiener erst mal einigermaßen gewohnt war klang das gerade beinahe freundlich und um Höflichkeit bemüht.

Enio nahm seinen Mantel langsam ab. Das Ding war etwas feucht und nicht wirklich sauber. Enio übergab es der Toreador. Na wenigstens tropfte er nicht den Boden voll. „Danke.“ Der Brujah-Ahn mußte irgendwo heimlich geübt haben. Anders konnte man sich das nicht erklären.

Nachdem Noir ihm gleich eröffnet hatte, daß sie sowieso mit Enios Besuch gerechnet hatte, wanderte eine Augenbraue ein Stückchen nach oben und Enio fragte sich ganz kurz wie sie da wohl drauf gekommen war. Aber es war schnell klar, das sein Besuch eigentlich offensichtlich war. Es war der gleiche Grund warum die Toreador mit Enio gerechnet hatte und warum dem Turiner bereits nach der gestrigen Sitzung klar war, daß er heute hier stehen würde um mit der ehemaligen Seneschall zu reden. „Das ist schön das sie mich erwartet haben. Ich bin hier um mich mit ihnen zu unterhalten, unsere weitere Zusammenarbeit zu besprechen und ihnen vielleicht ein Angebot zu machen. Wollen sie das hier auf dem Flur machen oder sollten wir uns lieber irgendwo hinsetzen.“ Das war wohl nicht als Gespräch zwischen Tür und Angel gedacht. Die Themen klangen doch zumindest schon mal interessant.
 
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Noch immer freundlich lächelnd nahm Noir den Mantel entgegen, legte ihn um einen Kleiderbügel und verstaute ihn dann in der Garderobe. Weder die Feuchtigkeit, noch der Schmutz schienen sie zu stören. Im Gegenteil! Es wirkte fast als hätte sie es von Enio nicht anders erwartet. Als sie damit fertig war, beantwortete sie seine Frage.

"Was denken Sie denn? Ich dachte daran, dass wir im Salon Platz nehmen könnten? Neben dem Kaminzimmer einer der gemütlichsten Räume des Hauses, wenn Sie wünschen kann ich Ihnen auch etwas zu trinken anbieten."

Noch immer höflich und nach wie vor sehr um Zuvorkommenheit bemüht, führte Noir den neuen Kriegsherren in den beschriebenen Raum. Dort angelangt bot sie ihm einen Sitzplatz an, wartete bis er der Aufforderung nachgekommen war und setzte sich anschließend selbst.

"Ich denke es wird das Beste sein, wenn sie sich erst einmal Luft machen und mir erzählen was sie zu sagen haben. Wir beide sind kein Freund davon lange um den heißen Brei herum zu reden und auch belangloser SmallTalk zur lockeren Einführung erscheint mir in der derzeitigen Lage eher unpassend."
 
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Enio nickte auf den Vorschlag mit dem Kaminzimmer. Er hatte zwar nicht unbedingt einen Sinn für Gemütlichkeit aber nach den Wetterschwankungen der letzten Nächte war ihm ein trockener und stiller Ort eine angenehme Abwechslung. Obwohl dieser Ort auch seine Nachteile hatte… in der Akademie fühlte er sich wesentlich wohler und diese merkwürdige Müdigkeit und Schlappheit war nicht vorhanden. Hier in der der Villa war leider wieder alles beim alten. Schon nach verlassen der Akademie setzte die Letharige wieder ein. Das war kein Zufall aber Enio war noch nicht in der Lage die Sache auf harte Fakten zu reduzieren. Es blieb subjektiv und dadurch schwer zu fassen.

„Nein danke“, war Enios Antwort auf die Frage nach etwas zu trinken. Es war reine Gewohnheit und sagte noch nicht einmal etwas über Misstrauen aus. Enio trank nie bei anderen Kainskindern. Das Cafe bietete eine einzigartige Ausnahme und selbst da hatte der Turiner ein blödes Gefühlt.

Nachdem Enio und Noir Platz genommen hatten, sprach die Toreador - oder was auch immer sie jetzt genau war – gleich Tacheles. Fast schon ungewöhnlich aber dennoch in der Situation in der sie steckten nicht unbedingt überraschend. Letztendlich war es Enio angenehm. Er stand nicht so auf Smal Talk und war sogar sehr schlecht darin. „Das sehen sie vollkommen richtig.“ Luft machen mußte sich Enio jedenfalls nicht. Zumindest mußte er das nicht machen was er unter sich Luft machen verstand aber vielleicht dachte Noir ja auch an was völlig anderes. „Ich bin hierher gekommen, weil sich ungeachtet der Beschlüsse der letzten Primogensitzung mein eigentliches Ziel überhaupt nicht geändert hat. Sollte das bei Ihnen ebenfalls der Fall sein und sie wollen immer noch alles Mögliche tun um Zacharii endgültig zu vernichten, würde es mich jedenfalls wundern, wenn sie mir oder den anderen Vampiren dieser Stadt ihre Zusammenarbeit verweigern. Zumindest bin ich von meiner Seite nie davon ausgegangen, daß sie unter Hausarest oder einem änlichen Blödsinn stehen und ihnen jegliche Aktivitäten untersagt sind.“

Enio unterbrach sich aber nur um sich selbst einen Absatz zu setzen und nicht um Noir das Wort zu übergeben. Mit einer kaum wahrnehmbaren Geste unterband er eine Erwiederung und sprach weiter. „Es geht mir gar nicht um diese ganze Vertrauensgeschichte… deswegen bin ich nicht hierher gekommen. Sie wollten Tacheles reden also sage ich ihnen ganz offen wie es ist: Ich vertaue ihnen nicht und sie vertrauen mir nicht. Etwas anderes zu behaupten wäre eine Beleidigung der Intelligenz des anderen. Aber das ist auch scheißegal… wir haben das Thema schon bis zum ermüden auf der Sitzung durchgekaut und meiner Meinung nach bringt uns das nicht weiter, wenn wir versuchen es noch weiter zu vertiefen. Aber wie ich schon sagte… deswegen bin ich nicht hier. Ich will ihre Zusammenarbeit… ich will verstehen. Ich will Sie verstehen. Was sind sie? Wie konnte jemand wie Sie entstehen. Ums kurz zu machen… wie all die Scheiße passieren konnte in der wir beide… wir alle gerade stecken. Vielleicht schaffen sie es ja doch noch ein wenig Verständnis in mir zu wecken. Ich kann ihnen nur ganz offen und ehrlich sagen, daß das bisher noch nicht der Fall war.“ Es war schwer zu erahnen warum der Kriegsherr diese Fragen gestellt hatte. War er nur hier um Noir irgendwelche Informationen zu entlocken, von denen er glaubte, daß sie sie zurückhielt? Oder war er wirklichlich daran interessiert was das Wesen Noir ausmachte und wollte sie besser verstehen? Konnte er das denn überhaupt?

Für Enio war es zumindest einmal wichtig mit der Toreador-Mischmasch-Lady unter vier Augen (oder fünf bei entsprechenden Umständen) zu reden. Fern ab von den gesellschaftlichen Normen und dem Druck, der einem manchmal durch seine Position auferlegt wird. Enio konnte aus seiner Haut… Noir auch?

Wenn du mir erzählst und sagen kannst was du bist Lady… dann werde ich dir vielleicht eines Tages erzählen was ich bin.
 
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"Natürlich stehe ich Ihnen nach wie vor hilfreich zur Seite Enio. Ihnen und der Stadt, ich bin nicht der Feind. Man hat mich abgesetzt, weil ich angeblich nicht vertrauenswürdig bin und weil man annahm meine Arbeit würde der Stadt schaden. Ich habe dies verstanden und ohne Protest den Stuhl geräumt, den Sie allerdings sofort danach -in Ihrer Nachlässigkeit- dieser Tremere überlassen haben. Offensichtlich ein schwerer Fehler, denn wie Sie sicherlich bereits erfahren haben, ist der Dachstuhl des Schlosses abgebrannt. Trotz meiner ausdrücklichen Information, das dort oben ein Körper verborgen liegt, den wir dringend benötigten um Zacharii zu erwecken. Niemand hat sich die Mühe gemacht dieses unglaublich wichtige Teil des Rituals seiner Bedeutung entsprechend zu bewachen! Im Gegenteil! Irgendwer hat sogar versucht in der vorigen Nacht dort einzubrechen und unseren größten Feind damit fast mit der Nase darauf gestoßen dass dort etwas für uns Bedeutendes verborgen liegt. Was sollte das? Wollte man den Körper stehlen? Wie dem auch sei! Direkt nach Sonneuntergang habe ich mein möglichstes getan die Katastrophe zu verhindern, aber da war es schon zu spät. Der Körper ist verbrannt und unbrauchbar. Das wirft uns um Meilen zurück!"

Noir war sichtlich erbost über diese Wendung des Schicksals.
Sicherlich auch weil sie jetzt schon wusste, das irgendwer sie selbst dafür verantwortlich machen würde.
Warum eine Schuld eingestehen, wenn man doch einen passenden Sündenbock besaß?

"Was hatte die neue Herrscherin der Stadt gedacht was passiert? Das man mich in den Schmutz wirft und ich trotz allem noch immer allein alle wichtigen Details im Auge behalte? Ich bin allein und besitze nur einen einzigen Ghul. Soll Laura in meiner Abwesenheit die ganze Stadt beschützen, damit sonst keiner die Verantwortung übernehmen muss? Vielleicht sollten Sie alle sich weniger damit beschäftigen mich zu verteufeln und sich mehr Gedanken darum machen, dass Zacharii wesentlich gerissener ist, als sie anscheinend annehmen. Ich wette, dass in diesen Minuten bereits einige Kainiten aus ihren eigenen Reihen auf die Seite Zachariis geschlagen haben und gegen uns arbeiten. Aber anstatt sich darum zu kümmern, fragen sie mich zum wiederholten Male nach meiner Natur."

Sie funkelte Enio böse an.

"Aber gut, noch mal von vorne. Ich versuche es mal bildhaft. Nehmen sie einen Teil kanadischen Whisky - anstelle der Magdalena Cruiz. Dazu etwas süßen Vermouth, anstelle der Juliana Bakova. Abschließend fügen Sie etwas Angustora hinzu. Dieser Teil entspricht der namenslosen Lasombra. Wenn Sie dies alles mischen haben sie etwas vollkommen neues! Einen Manhatten, der in seiner Gesamtheit als eigenstänstiges Getränk gesehen wird. Niemand bestellt die einzelnen Zutaten, die meisten kennen sie nicht einmal. Genauso ist es bei mir. Ich habe die Teile aller drei Frauen in mir und diese verschmolzen zu etwas gänzlich neuem. Vielleicht hätte es geholfen, wenn ich nach der Symbiose einen neuen Namen angenommen hätte? Ich weiß es nicht und ich weiß auch nicht was ich noch alles sagen muss damit man mir glaubt. Gerade von Ihnen hätte ich mehr Unterstützung erwartet. Seit Tagen ist es meine Stimme in Ihrem Kopf die Sie zum wiederholten Male vor einer Dummheit bewahrt hat. Seit einiger Zeit weiß ich, dass Sie es waren der die Überreste der Salubri diableriert hat. Dennoch habe ich Sie weder verraten, noch sie mit diesen sicherlich unangenehmen Fakten konfrontiert. Die Liste meiner Verdienste um die Stadt und um den Kampf gegen Zacharii sind länger als die der meisten anderen zusammen! Ohne mich würden Sie sich noch immer mit den Werwölfen balgen oder als Asche im Wind tanzen."

Sie lächelte gezwungen, obwohl ihr nicht danach zu Mute war.

"Ich bin ein Mischwesen und unbestritten ist ein Teil in mir unsagbar böse! Aber ich denke ich habe mehrfach bewiesen, das meine Beweggründe nichts besser und nichts schlechter sind als die der anderen Kainiten! Ich helfe gerne und überall wo ich kann! Um eines aber bitte ich Sie, Enio. Ersparen Sie mir diese ständige Leier von Vertrauen und meiner angeblichen Bosheit! Ich bin es leid. Wenn Sie nicht aus Ihrer Haut können, dann behandeln Sie mich wie ein Monster. Ist mir nur recht und allemal lieber als diese ständigen ermüdenden Frage und Antwortspielchen. Sie glauben doch eh nichts von dem was ich sage..."
 
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Enio war darauf gefasst gewesen, daß Noir jetzt zum zetern anfangen würde. Es stand lediglich zur Frage wie übel das ausfallen würde und ob überhaupt etwas brauchbares aus der Toreador herauskommen würde. Wenn man Enios Erwartunghaltung bedachte, hatte Noir gerade sogar noch einigermaßen gut abgeschnitten. Sicher... es waren ein paar falsche Dinge dabei gewesen und halbdurchdachte Vorwürfe und Schlußfolgerungen aber damit würde man wohl arbeiten müssen. Aber genau deswegen war Enio ja hergekommen.

Aber all das änderte natürlich überhaupt nichts daran, daß der Brujah seine Überraschung nicht verbergen konnte als sie seine Tat an der Salubri ihm unter die Nase rieb. Unter anderen Umständen hätte Enio vermutlich tatsächlich überlegt, die ehemalige Seneschall aus der Welt zu schaffen und tatsächlich... fast automatisch begannen Enios Sinne einmal durch seine Kleidung zu wandern um den Sitz seiner Waffen zu überprüfen. Eine alte Gewohnheit. Aber die Umstände waren nunmal so wie sie waren und das wiederum setzte andere Prioritäten. Ein gewagtes Spiel aber die Wahl war begrenzt. Jedenfalls hörte sich Enio alles an was Noir zu sagen hatte und unterbrach sie nicht ein einziges Mal. Danach folgten ein paar Sekunden des Schweigens und eine bedrückende Stille gesellte sich zu den beiden Kainskindern. Enio wußte tatsächlich zunächst gar nicht mit was er anfangen sollte. Das Gespräch hatte trotz der kurzen Dauer bisher ein paar erschreckend wichtige Dinge beinhaltet. Jedenfalls für Enio. Er konnte schlecht einschätzen in wie weit Noir überhaupt bewußt war wieviel Antworten sie ihm gerade gegeben hatte und das trotz der Informationen, die sie über ihn hatte. Selbst wenn ihr Enio das sagen würde, gab es nur wenig Chancen das sie das überhaupt verstehen konnte. Also mußte der Sheriff bestimmt noch ein paar Vorwürfe anhören und sich sagen lassen wie wenig er doch verstand. Er nahm sich vor das geduldig über sich ergehen zu lassen.

„Lassen sie mich den ersten Teil ihrer Antwort einfach mal darauf beschränken das sie mir weiterhin hilfreich zur Seite stehen werden und sie nicht der Feind sind. Bei allem anderen haben sie ja offenbar schon eine gefestigte Meinung und wissen wie es abgelaufen ist und wer was verbockt hat. Aber bitte... wir können nachher gern nochmal darauf zu sprechen kommen. Vorerst reicht mir aber ihre erste Kernaussage.“ Enio wollte nicht beleidigt wirken oder eingeschnappt. Für ihn hatte das Gespräch einen Verlauf genommen, der die Sache mit dem Dachstuhl einfach hinten an stellte. Sollten sie hier in den nächsten paar Minuten noch zu Potte kommen, wäre nachher noch genug Zeit sich über die Geschehnisse von gestern Nacht zu unterhalten. Sie mußten das sogar.

Enio beugte sich ein wenig nach vorne. Er wußte selbst nicht warum. Seine Stimme war verständlich und er mußte ganz sicher nicht näher an Noir heran um seine Worte etwas verständlicher klingen zu lassen. „Woher haben sie das nur, daß ich sie verteufeln würde? Aus welchem Teil meiner Worte haben sie herausinterpretiert, daß ich ihnen die angesprochene Bosheit angedichtet habe und sie für ein Monster halte? Sie wissen ja offenbar einiges über mich. Dinge von denen ich zugegebenerweise nicht angenommen habe, daß sie sie wissen. Ist ihnen denn schon mal in den Sinn gekommen, daß ich gerne verstehen würde was sie sind, damit ich besser verstehe was aus mir geworden ist? Von ihnen Antworten möchte, damit ich auf andere Fragen ebenfalls Antworten bekomme? Es ist ihnen warscheinlich nicht aufgefallen aber mit dem was sie gesagt haben, habe ich durchaus Neues erfahren und das obwohl sie ja offenbar schon alles Wissenwertes gesagt haben. Und es war sogar eine beruhigende Sache dabei. Es ist ganz gut, wenn man schon Stimmen im Kopf hat und dann mal erfährt wo sie herkommen. Ich hab nämlich nicht viel Übung in solchen Dingen und reagiere sehr verstört darauf. Übrigens wollte ich vorhin ihnen keine neue Leier von Vertrauen vorträllern. Ich wollte lediglich darauf hinweisen wie es ist und ehrlich gesagt... hatte ich mir eingebildet, daß das irgendetwas einfacher machen würde und den Verlauf des Gespräches erleichtern. Da hab ich mich wohl getäuscht... mein Fehler.“

War das ernst? Schon möglich... aber was konnte man darauf geben? Der Italiener war aber noch nicht fertig. „Das was ich ihnen jetzt sage ist mein voller ernst und sie können es innerhalb ihrer Möglichkeiten von mir aus überprüfen. Ich hoffe damit dieses Gespräch auf eine anderes Fundament zu bringen.“ Eine kurze Pause entstand... diesmal aber nur um dem folgenden die gebührende Unterstreichung zu gewähren.
„Ich glaube ihnen, daß sie mir hilfreich zur Seite stehen werden.
Ich halte sie nicht für den Feind.
Ich kenne ihre Verdienste um die Stadt und möchte nichts daran schmälern.
Ich halte sie nicht für ein Monster.
Und um auf das zu kommen was sie als Letztes gesagt haben... ich glaube ihnen das was sie gerade gesagt haben.“

Das war alles! Enios Worte hatte etwas entwaffnendes. Zumindest aber nahmen sie den Wind aus den Segeln des theatralischen Mir-glaub-ja-sowieso-keiner Getue. Das erstaunlichste aber daran war, daß Enio das offenbar ernst gemeint hatte. Seine Definition von jemandem etwas glauben und jemandem vetrauen war nunmal etwas, das nicht jeder gleich verstand. Verstand es denn Noir oder würde sie sich jetzt verarscht vorkommen? Enio hatte ihr jedenfalls die Chance gegeben eine gemeinsame Basis zu finden. Es lag an ihr sie zu ergreifen.
 
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"Verzeihen Sie bitte, ich weiß das alles! Möglicherweise habe ich einfach ein paar Anfeindungen zuviel über mich ergehen lassen müssen und bin aufgrund dessen etwas überempfindlich. Es ist nicht leicht sich ein Bein für die Stadt auszureißen und trotzdem weder Anerkennung, noch Unterstützung zu erfahren. Ich nahm an das Sie in die selbe Sparte schlagen, da Sie meiner anscheinend größten Widersacherin so freimütig das Zepter überreicht haben. Warum auch immer Sie das getan haben, lassen Sie mich auch hier ein Wort der Warnung an Sie richten. Diesmal Auge in Auge und nicht als Stimme in Ihrem Kopf. Frau McKinney ist ausschließlich an der Macht interessiert und in keinster Weise am Wohl der Stadt. Nehmen Sie es als eifersüchtiges Gebaren einer frisch gestürzten Regentin wenn Sie wollen, öffnen Sie diesem Gesichtspunkt gegenüber aber trotzdem die Augen! Die Katastrophe im Dachstuhl des Schloßes ist ein guter Beweis dafür. Sie hatte Mittel und Wege sich für die Stadt einzusetzen, stattdessen räkelt sie sich auf dem Thron und freut sich an der neuen Macht die sie nun Inne hat. Es sei ihr von Herzen gegönnt, leider aber ist nicht die Zeit für persönliche Eitelkeiten! Zachariis Macht wächst stündlich! Spüren Sie wie seine Magie uns die Kräfte raubt? Wie der Tod erneut von unseren Körpern Besitz ergreift? Denken Sie, das er sich damit zufrieden gibt? Zacharii spielt auf Zeit, denn er weiß das er mit jeder Minute die Vergeht seinem Sieg einen großen Schritt näher ist. Die Vernichtung des von mir vorbereiteten Körpers ist nicht das Ende unserer Bemühungen, er kann erstetzt werden. Aber dafür brauche ich Zeit! Mein Sturz vom Thron spielt ihm ebenfalls in die Hände. Ganz besonders dann, wenn ihn jemand einnimmt, der sich seiner neuen Verantwortung für unser aller Leben nicht bewusst ist!"

Noir wurde eindringlich, ja flehentlich.

"Enio! Sie müssen verstehen, dass wir fast verloren haben! Wir haben vielleicht noch dreißig, maximal aber fünfig Stunden Zeit. Danach wird Zacharii über uns herfallen wie die Pest über das vierzehnte Jahrhundert. Wir müssen das Ritual vorher zu Ende gebracht haben! Dafür brauchen wir einen Körper, einen kainitischen Körper wohlgemerkt in den sein Geist fahren kann und der ihn verletzlich macht. Wir brauchen die Asche seines echten Körpers. Und wir brauchen das Ritual. Wenn dies alles zusammengetragen wurde, werde ich es vollführen. Nur ich beherrsche die Sprache und die hierfür nötigen Bewegungenm. Wir werden Zacharii in den gepfählten Körper zwingen und ihn anschließend enthaupten. Danch sind wir ihn und seine Machenschaften endlich los! Allerdings nur, wenn wir damit fertig sind, BEVOR er von sich aus auf die Erde kommte. Ist dies der Fall, sind wir... ist die Stadt verloren! Nicht auszudenken, was dies bedeuten würde..."

Sie sah dem Brujah in die Augen.

"War das nun endlich ehrlich genug für Sie?"
 
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Enio hörte sich an was Noir zu sagen hatte. Es bleib nach wie vor abzuwägen was man für bare Münze nahm, was man als Lüge abtat und was man auf welche Weise interpretierte, aber der Italiener wollte im Moment keines der drei Alternativen in betracht ziehen. Er wollte einfach nur zuhören und die Informationen abspeichern.

Das es kurz vor 12 war, hatte Enio auch schon geblickt. Das die Uhr wie immer gegen sie lief war auch klar. Es gab jedenfalls noch eine Alternative zu dem vernichteten Körper. Das hörte sich gut an. Ein kainitischer Körper! Klar… was sonst. Galt das Lasombragefäß jetzt als kainitischer Körper oder war das nur ein Haufen wertloses Fleisch? Vielleicht wußte Noir es. Aber zuerst mußte Enio die Dinge noch auf einen kleinen Nenner bringen. Die Toreador erzählte ihm von Dingen… Intrigen, mutmaslichen Motivationen und Hintergründe, die Enio nicht beurteilen konnte. Aber das war egal… Enio wollte ganz sicher nicht eine weitere Grundsatzdiskussion mit Noir anfangen. Sie mußte nur seine Lage verstehen und vor allem, daß sie darin auch einen Platz hatte und der Turiner sie nicht abgeschrieben hatte. „Ja… ich verstehe und ich werde ihnen nicht wiedersprechen. Aus dem einen Grund weil ich nichts von dem was sie über Caitlin McKinney sagen wiederlegen kann und das Gegenteil beweisen. Genauso kann ich aber auch die Dinge, die die Regentin mir über sie sagt nicht wiederlegen oder das Gegenteil beweisen. Ich sage ihnen das nur um meine Lage zu verdeutlichen. Ich sitze zwischen den sprichwörtlichen zwei Stühlen. Ich werde mich mit ihnen unterhalten und mit ihnen zusammenarbeiten und ich werde mich mit der Tremere unterhalten und zusammenarbeiten. Letztendlich werde ich selbst entscheiden müssen mit wem ich besser zusammenarbeiten kann und wer meinen Zielen näher kommt. Aber das muß nicht weiter unser Thema sein. Ich habe verstanden auf was sie hinauswollen und ich glaube ihnen das sie ehrlich zu mir waren und das soll vorläufig reichen.“ Enio hoffte das das damit erledigt war und Noir nicht noch weiter auf dem Noir-McKinney-Pareto-Dreieck herumreiten mußte. Aber bei den dringenden Dingen, die sie zu besprechen hatten vermutete er das nicht unbedingt. Der flehende Tonfall der ehemaligen Seneschall verdeutlichte das.

„Ich spüre das auch und mit mir jeder mit dem ich mich unterhalten habe. Unsere Kraft verschwindet mit jeder Nacht. Es gibt aber eine örtliche Ausnahme. Die Akademie oder zumindest Teile davon! Ich war heute im Büro des Prinzen und in ihrem. Dort fühlt man sich gestärkt und wie es eigentlich sein sollte. Keine Müdigkeit… keine trägen Gedanken. Alles ist beim Alten. Sie können sich nicht zufällig einen Reim drauf machen warum das so sein könnte?“ Enio versuchte an dieser Stelle so neutral und neugierig wie möglich zu klingen ohne der Toreador das Gefühl zu geben, daß er ja doch wieder sie dafür verantwortlich machte oder zumindest an die Möglichkeit dachte. Aber sie hatte unheimlich schwer einzuschätzende Fähigkeiten an den Tag gelegt und wer konnte schon wissen was sie noch alles auf die Reihe bekam?

Was blieb waren die dünnen Möglichkeiten und schwindenden Alternativen. Was brauchten sie und was hatten sie? Eine einfache Soll-und-Haben Rechnung. Wie immer war mehr auf der Sollseite. „Fällt denn der Körper der Lasombra beziehungsweise deren Nachbildung ebenfalls unter die Kategorie kainitischer Körper? Wenn ja… davon haben wir ja noch einen.“ Es waren zwei aber das war unerheblich. „Wir haben die Asche… soweit sogut. Das ihm das nicht passt hat er ja schon deutlich mitgeteilt und die Angebote, die er diesbzeüglich gemacht hat könnten durchaus so verlockend gewesen sein, daß der eine oder andere angebissen hat und deswegen gegen uns arbeitet. Mit dem Ritual… tja… da muß ich leider passen. Dreck! Ich habe keine Ahnung wo das zu finden sein könnte. Ansonsten werde ich sie soweit unterstützen wie ich es kann. Bei dem Ritual oder bei sämtlichen Vorbereitungen.“ Der Kriegsherr hatte sich auf einen weiteren Paralellpfad begeben. Wie weit er ihn beschreiten würde war ungewiß und ab wann er nicht mehr zurück konnte würde wohl keiner sagen können. Wenn man nur wissen würde wie weit Noir auf ihrer Seite spielte, wie weit sie gegen Zacharii spielte und ob sie eventuell sogar ihr eigenes Spiel durchzog, das völlig unabhängig von den Kainskindern von Finstertal und dem alten Tzimiscen stattfand.

Out of Character
Ich bin davon ausgegangen, daß wir das Ritual am 7. nicht mehr finden. Wenn doch muß ich das wohl ändern.
 
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Out of Character
Enio hat das Ritual nicht bekommen können, soweit ist noch alles richtig!


"Ich will nur das Sie vorsichtig sind und sich nicht einwickeln lassen!"

Damit war das Thema für Noir tatsächlich erledigt. Sie konnte die Tremereregentin nicht ausstehen, aber es war nicht die Zeit sich in politischen Streitereien zu ergehen. Alles abseits von Zacharii würde warten müssen. Vielleicht gab es schon bald nichts mehr weswegen man sich streiten konnte. Ihre Lage war denkbar schlecht.

"Sie meinen die Körper die Zacharii für mich geschaffen hat? Die sind leider nutzlos! Es sind nur Gebilde ohne Leben und Seele. Zudem hat unser Feind selbst sie geschaffen, ich denke daher nicht das es sich bei den Körpern um ehemalige Kainiten handelt. Was wir brauchen ist ein Vampir, möglichst einen männlichen! Jemand der sich beeit erklärt sich für die größere Sache hinzugeben. Dieser Kainit muss Zachariis Asche in sich aufnehmen, dann beginnt das Ritual. Wenn alles gelingt und wir die Seele dieses Mistkerls einfangen können, muss er direkt beim Erwachen gepfählt werden. Sofort danach folgt die Enthauptung. Ich erwähnte es bereits. Warum ich es wiederhole ist leicht zu erklären. Wer immer bereit sein wird Zacharii in sich aufzunehmen, wird diesen heldenmutigen Akt nicht überleben!"

Sie seufzte.

"Sollte es niemanden geben der sich hingibt, müssen wir einen zeugen und in seine Vernichtung zwingen. Glücklicherweise sind Sie nun der Herr der Stadt und damit ist es Ihre Entscheidung!"
 
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Enio hatte bereits einen leisen Verdacht gehabt auf was die Sache hinauslaufen würde aber es ausgesprochen zu bekommen gab ein total beschissenes Gefühl in der Magengrube. Sie sollten jemanden opfern? Himmelherrgott! Genau auf das würde es hinauslaufen. Sie würden jemanden zwingen müssen. Keiner war so dämlich so einen Mist freiwillig zu machen. Wo war nur Fabian Mahler wenn man ihn mal für etwas gebrauchen konnte? Er hätte ein prima Opfer abgegeben und bei ihm hätte Enio nicht einmal den Hauch eines schlechten Gewissen. Aber wer sonst käme für so ein Suizidkommando in Frage? Dem Brujah viel niemand ein, der soviel Todessehnsucht hatte. Obwohl... jemand mit Todessehnsucht gab es schon in Finstertal. Enio schüttelte sich innerlich bei dem aufkeimenden Gedanken. Er mußte ihn schnell wieder los werden.

An dieser Stelle Kontra zu geben und den Versuch zu starten Noir davon zu überzeugen, daß es einen anderen Weg geben mußte, erschien Enio wenig erfolgsversprechend. Er hatte keine Alternative anzubieten und müßte so nur der Toreador gegenüber seine Skrupel eingestehen. Die Schwäche wollte er sich nicht leisten. Also hieß es zunächst einmal locker bleiben und mitspielen. „Das ist harter Tobak Signora. Ich glaube kaum, daß sich hierfür jemand freiwillig melden will. Ich laß mich in dieser Sache gerne positiv überraschen aber ich vermute es wird auf Plan B hinauslaufen.“ Enio behielt sich jedoch immer noch eine weitere Alternative im Kopf. Nämlich die, das Noir totalen Dünnpfiff abgelassen hatte und das Ritual totaler Schmuh war. Das Problem war nur das rechtzeitig herauszufinden. Die 50:50 Chancen häuften sich in letzter Zeit und der Turiner fand das eigentlich zum kotzen. Im Moment sah Enio aber keine naheliegendere Möglichkeit als weiterhin der ehemaligen Seneschall zu glauben und mit ihr zusammenzuarbeiten. „Aber wie sie schon sagten... ich bin nun Herr der Stadt und ich werd mich wohl drum kümmern müssen. Also... wie genau soll das dann ablaufen? Angenommen wir haben das Ritual und einen Frewiwilligen oder Unfreiwilligen. Benötigen sie Vorbereitungszeit, einen bestimmten Ort oder irgendwelche Utensilien? Oder reichen Freiwilliger, Asche und Ritual? Auserdem dachte ich immer, daß man dazu einen Salubri benötigt oder zumindest einen, der deren Fähigkeiten beherrscht. Können sie das denn?“ Eine interessante Frage... zumindest für den Sheriff.

Enio war nicht entgangen, daß Noir ihm eine Frage nicht beantwortet hatte. Sicherlich ein versehen. Er würde wohl nachher noch nachhaken müssen.
 
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"Nun gut Enio, reden wir offen!"

Noir fasste sich ins Haar und warf eine widerspenstige Locke nach hinten.

"Wie Sie wissen, habe ich mich das ein ums andere Mal in Ihrem Kopf herumgetrieben. Dies war mir nicht nur möglich, weil ich besondere Begabungen habe, sondern auch weil Sie und ich uns Teile der Seele der Bakova teilen. Im Grunde sind Sie so etwas wie die Lightversion von mir. Nur eben mit dem Unterschied, dass Sie deswegen Ihre Mitkainiten belügen. Die bessere Taktik, wie ich zugeben muss, denn was in dieser Stadt passiert, wenn man die Wahrheit sagt ist ja nun allzu deutlich geworden, nicht wahr!?"

Ein verschmitztes Lächeln folgte.

"Ich weiß also, dass Sie die nötigen Künste der Salubri beherrschen! So war es von ihr geplant! Sobald die Zeit reif war, würde sich der Zugang in den Dom hinab öffnen und sie würde jemanden finden, an den Sie ihr Wissen und ihr Können weitergeben kann. Dies waren Sie Enio! Aber zurück zu Ihrer Frage mein Freund. Wir benötigen den Körper eines männlichen Kainiten der die Asche des Zacharii zu sich genommen hat. Anschließend müssen wir den Körper so in Starre legen, dass er sich nicht erheben kann, wenn Zacharii in ihn gefahren ist. Wo wir dies machen, ist egal. Es sollte jedoch ein ruhiger und abgescheidener Ort sein. Möglichst geheim und gut zu verteidigen, denn der Koldune wird alles versuchen uns an der Ausführung des Rituals zu hindern. Ist dies alles geschehen, beginne ich die Worte zu sprechen und die Bewegungen auszuführen. Zu tanzen, wenn Sie so wollen! An einem bestimmten Punkt der Zeremonie müssen Sie dann ihre besonderen Kräfte auf den Körper des gepfählten Vampires anwenden. Ihn sozusagen für Sekunden aus dem Tod erwecken, damit Zachariis Geist nichts von unserer Falle spürt. Wenn wir bis dahin alles richtig gemacht haben fangen wir so seine Seele ein. Dies ist dann auch der Augenblick, an dem Sie sich sofort zurückziehen müssen Enio! Für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er wieder zurück in Starre fällt, hat er grenzenlose Macht in sich! Diese darf er unter keinen Umständen anwenden!!! Springen Sie also aus der Reichweite des neu beseelten Körpers während ich ihm den Kopf abschlage! Anschließend, so Kain will ist Zacharii vernichtet und wir die Sieger! Geht auch nur das geringste daran schief, war es das für uns, die Stadt und die Welt so wie wir sie kennen!"
 
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Vieles was Noir dem Brujah sagte war naheliegend und wenn man intesiv darüber gebrütet hätte, wäre man warscheinlich von selber drauf gekommen. Kainskind als Opfer… in Starre bringen oder nach Enios Vortstellungen eines nehmen, daß schon in Starre lag aber auf jeden Fall wehrlos war… Seele von Zacharii in den Körper pflanzen und Rübe ab. Verdammt klang das einfach. Es gab sogar schon einen Kandidaten für das Opfer und nein… es müßte diesesmal noch nicht einmal ein Ventrue sein. Was war nur mit den guten alten finstertaler Traditionen passiert? Konnte sich die Stadt auser der gewöhnlichen Pest und Verdammnis nicht ein einziges bißchen gesunde und brauchbare Kontiunität bewahren? Naja… unwichtig.

Viel wichtiger war aber das was Enio im Moment sehr bedrückte und ihn - während Noir vor sich hinschwallte – immer stiller und nachdenklicher werden lies. Noir wußte eindeutig zuviel über Enio Pareto. Das machte die Sache äußerst unbehaglich. Aber es schien zumindest der ehemaligen Seneschall nichts auszumachen mit ihrem Wissen über den Sheriff munter drauf los zu plaudern. Sie hatte entweder eine ungesunde Naivität an den Tag gelegt, die ihr auf Kurz oder Lang ganz sicher die sichere Vernichtung bringen würde, oder sie war sich ihrer Sache so sicher, daß sie einfach keine Angst haben mußte oder aber… sie vertraute Enio tatsächlich uns spielte mit offenen Karten. Sofern ihr das überhaupt bewußt möglich war. Einerlei! Enio war nicht hier her gekommen um weiter Katz und Maus zus spielen, daher würde er wohl weiterhin so offen wie möglich Noir gegenüber sein müssen. „Danke für ihre offenen Worte.“ Es war durchaus auch ein gutes Portion Floskel dabei aber dennoch nicht unehrlich. „Sie wissen ja anscheinend eine Menge über mich. Damit werde ich mich wohl abfinden müssen. Aber gut… ich versuche mich damit nicht zu belasten und wird mich diesbzeüglich überraschen lassen was in naher Zukunft auf mich zukommt und ob und wieviel die anderen Kainskinder dieser Stadt noch über ihren derzeitigen Kriegsherren herausfinden.“ Das sich Noir und ihr derzeitiges Schicksal oder ihr Seinzustand mit Enio verglich tat der Italiener als Witz des Abends ab aber das lag wohl an seiner ganz persönlichen selektiven Wahrnehmung und der Einschätzung, daß eine Diablerie etwas war mit dem ein jeder anderer Blutsauger umgehen konnte und einschätzbar war aber das was aus Noir geworden war und wie das zustande gekommen war immer noch wesentlich mehr Unbekannte in der Gleichung vorweisen konnte. Das machte natürlich Enios Tat in keinster Weise legitim oder erzwang Verständnis aber es machte die Person Noir auch überhaupt nicht klarer.

„Dann gilt es also weiterhin das Ritual zu finden. Einen… „Freiwilligen“, der den Körper zur Verfügung stellt hätte ich eventuell schon.“ Das Wort „Freiwilligen“ war so deutlich in Anführungszeichen gesprochen, daß es der Toreador klar sein mußte, daß diese Person noch nichts von ihrem Schicksal wußte und warscheinlich auch nicht so geplant hatte. Der Turiner tat sich scheinbar relativ leicht mit dieser Vorgehensweise. Zumindest konnte man ihm irgendwelche Gewissenbisse nicht ansehen. Aber Noir hatte ganz sicher auch keine. „Ich werde selbstverständlich meine Anstrengungen in dieser Angelegenheit fokusieren. Nachdem gestrigen Fiasko und der erneuten Demonstration von Zachariis Macht und dem Vorankommen seiner Pläne ist das leider wieder ein Stück weiter weg gerutsch. Gestern Nacht um diese Zeit hatte ich schon angenommen, das Ritual in meinen Händen zu halten. Trotz dem mehrmaligen Durchkreuzen seiner Pläne hat sich der verdammte Unhold als nervtötend hartnäckig erwiesen.“ Hatte Noir denn überhaupt schon mitbekommen was gestern alles passiert ist? Enio tat sich schwer damit abzuschätzen was Noir wußte und was nicht. Es könnte aber ein schwerer Fehler sein davon auszugehen, daß sie etwas wußte und es ihr deshalb nicht zu erzählen. Enio zumindest hatte immer noch das Gefühl als wäre das hybride Mischding vor ihm eine Schlüsselfigur. Klar… sonst wäre er ja wohl kaum heute Nacht hierher gekommen.
 
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"Das Ritual hätte dort sein müssen, ich bin ganz sicher! Zumindest bis gestern Nacht! Zacharii ist nicht dazu fähig aktiv Einfluss zu nehmen. Verstehen Sie! Ich will sagen, er kann zwar Menschen und Kainiten nach belieben beeinflussen, es ist ihm aber unmöglich selbst Hand anzulegen. Wenn das Ritual also nicht an seinem angestammten Platz lag, dann haben es entweder die Garou, Ziege oder einer ihrer Leute entfernt. Hier muss unsere oberste Priorität liegen. Wir müssen das Ritual zurück bekommen, koste es was es wolle."

Noir legte eine kurze Pause ein und beugte sich nach vorne um die Ernsthaftigkeit ihrer Worte zu unterstreichen.

"Ich weiß, dass Sie mir noch immer nicht über den Weg trauen Enio. Das verstehe ich und ich werde es dieses eine Mal sogar nutzen um Ihnen verständlich zu machen um was es hier geht. Sie wollen das ich die Böse bin, also werde ich Ihrem Wunsch nachkommen und es dazu benutzen um Ihnen Ihre Pflichten noch einmal zu verdeutlichen. Zacharii ist fast am Ziel! Wir haben keine Zeit mehr lange nach dem Ritual zu suchen. Ich schätze die verbleibende Zeit wie gesagt auf bestenfalls achtundvierzig Stunden. Sehen Sie also zu, dass wir es wieder bekommen. Tun Sie, was auch immer getan werden muss. Töten Sie, foltern Sie, brennen Sie meinetwegen die Stadt nieder..."

Sie lächelte kurz als sie sah das ihre Worte dem Brujah gegen den Strich gingen.

"Ersparen Sie mir Ihren Protest! Wenn Sie nicht schnell und entschlossen handeln, werden Tausende unter unbeschreibbaren Qualen zu Tode kommen. Sie haben gesehen wozu Zacharii in der Lage ist, sie kennen seine... Machwerke. Und das war lange bevor er sich mit den dunklen Mächten verbündet hat. Wenn Sie sich jetzt hinter Ihren Gewissensbissen verstecken, ist es zu spät für uns alle. Sie wollten die Macht, nun zeigen Sie, dass Sie auch in der Lage sind unliebsame Entscheidungen zu treffen. Zacharii wird diese Entscheidungen treffen, hat es wahrscheinlich sogar schon getan. Ich weiß nicht ob die Garou noch stärker sind als sie vorgeben. Vielleicht befindet sich auch ein Verräter in Ihren Reihen? Viele Fragen auf die wir zwingend eine Antwort brauchen! Am Besten noch heute Nacht..."

Wieder folgte ein Pause.
Die Worte danach waren versöhnlicher.

"Ich werde Ihnen beistehen und helfen so gut ich eben kann. Egal wozu Sie sich auch entscheiden!"
 
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Enio gegenüber wäre es in keinster Weise nötig gewesen auf eine offensichtliche Dringlichkeit oder Ernsthaftigkeit hinzuweisen aber das wußte Noir warscheinlich sowieso, daher legte der Kriegsherr gelassen die Wahl ihrer Worte und das Minenspiel als rethorische Winkelzüge ab. Das änderte aber nichts daran, daß Enio einen noch verdrieslicheren Gesichtsausdruck auflegte als die blöde Kuh sich einbildete ihm gegenüber aufzuzählen was seine verdammte Pflichten waren. Das wußte er und er brauchte dazu keine Patchwork-Kainitin dazu, die früher einmal sehr lange Ghul war und auf eine jämmerliche Anzahl von Tagen als Kainskind zurückblicken konnte. Enio konnte eben auch nur bedingt aus seiner Haut. Letztendlich lenkte Noir aber wieder ein und Enio machte genau das was sie im geraten hatte und ersparte sich einen Protest. Für was sollte der auch gut sein wenn nicht nur um Öl auf Noirs Redefeuer zu giesen. Nein… Enio war besser. Besser als jeder andere Penner dachte. Soviel jedenfalls zu Enios Version.

„Ich denke ich kann den Schrecken, der auf uns zukommt mitlerweile einschätzen und glauben sie mir… ich unterschätze ihn nicht und ich weiß was das für die Stadt oder sogar die ganze Welt bedeuten könnte. Daher werde ich mich auch entsprechend verhalten und mir erst später um die Moral Sorgen machen. Sie haben übrigens vollkommen recht. Es gibt ganz sicher Verräter unter uns und das eventuell mehr als einer. Genauso verlassen sich die Werwölfe auch nicht mehr aufeinander und mißtrauen sich gegenseitig… leider nicht grundlos. Wir haben zum einen mitlerweile schon einen Verdächtien ausmachen können und zum anderen haben wir seit gestern… Ziege wieder. Schätze mal nicht, daß der uns viel sagen wird und besonders hilfreich sein wird aber solange er in usnerer Gewahrsam ist spuckt er uns wenigstens nicht in die Suppe und legt uns weitere Steine in den Weg. Nach den gestrigen Ereignissen glaube ich ebenfalls, daß der Koldunen nur noch auf Zeit spielt… weil sie leider ausgezeichnet für ihn arbeitet und er unsere Handlungen nur noch geringfügig vereiteln muß und die Sache aussitzen kann. Sie sehen also hoffentlich… daß ich eingermaßen auf dem Laufenden bin und mir keine Illusionen über unsere Lage mache. Da gibt es nichts zu beschönigen und Optimismus zu predigen.“

Enio war auf einiges was Noir gesagt hatte nicht richtig eingegangen aber er hatte entschieden, wenn er auf diese ganze Scheiße von wegen Vertrauen, Mißtrauen, Gut, Böse, Schwarz und Weiß einfach nicht mehr reagierte, würde die Toreadortante irgendwann mal den Mund halten und nicht mehr immer wieder auf das gleiche Pferd steigen. Enio hatte in diesen Dingen ein sehr dickes Fell und so etwas wie Ehrenkäse kannte er überhaupt nicht.

„Gut. Ich werde ihre Unterstützung brauchen und sie gerne in Anspruch nehmen. Ich weiß nicht wie sie das angestellt haben und was dazu notwendig ist oder war aber fürs erste sind sie mir schon eine sehr große Hilfe, wenn sie es weiterhin schaffen tè Zloduch aus meinem Kopf drausen zu halten. Aber wenn ich das richtig einschätze wird auch das warscheinlich jede Nacht ein bißchen schwieriger werden.“ Er wollte Noir nicht völlig unnütz herumsitzen lassen und ihr das Gefühl geben als würde niemand auf ihre Mithilfe wert legen aber wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, dann mußte er sich eingestehen, daß er eigentlich nicht so richtig wußte was er sie tun lassen sollte… ohne ein zu großes Risko einzugehen oder auf jeden Fall das Unverständnis der anderen zu provozieren. „Ansonsten bleibt der Pan wie bereits besprochen. Ich werde mit allen Mitteln dafür sorgen, daß wir das Ritual in die Finger bekommen und danach werden wir gemeinsam den verdammten Tzimisce zur Hölle schicken.“



Irgendwann war es soweit, daß alle wichtigen Dinge gesagt wurden… oder auch verheimlicht. Keiner der beiden konnte das so genau sagen. Aber als Enio sich schon wieder in Aufbruchstuimmung sah erinnerte er sich wieder an die eine oder ander Sache, die nicht so offensichtlich zu den wichtigsten Dingen gehörten. Oder vielleicht doch? Der Kriegsherr gab sich jedenfalls größte Mühe sie ganz beiläufig anzusprechen und ihnen scheinbar keine so große Wichtigkeit beikommen zu lassen. „Ach ja… bleiben noch ein, zwei Fragen, deren Antworten mich interessieren würden. Auch wenn sie nicht so wichtig erscheinen im Angesicht unserer akuten Bedrohung. Ich habe sie vorhin bereits danach gefragt aber es ist wohl irgendwie untergegangen bei den ganzen Problemen. Haben sie irgendeine Ahnung warum die Akademie oder vielmehr ihr Büro und das des… Prinzen als einzige von den uns auferlegten Einschränkungen nicht betroffen sind. Also die Schwächung unseres Zustandes und die Beeinträchtigung des Geistes. Liegt irgendein Schutz darauf, der unser aller Worstellungsvermögen überschreitet? Auch das der Tremere-Regentin. Die kann sich jedenfalls kein Reim darauf machen und ich will sie in dem Fall einfach mal für glaubwürdig halten.“ Es sollte niemand dem Italiener unterstellen, daß er nicht die Notwendigkeit erkannte, wenn es galt die richtigen Worte zu finden um den richtigen Eindruck zu hinterlassen. Auch da wurde der Spagetti-Kriegsherr allzu oft unterschätzt.

„Das andere betrifft eine Frage zu Laura. Wurde sie denn jetzt zu einem Kainskind gemacht? Und wenn ja… aus welchem Grund? Verstehen sie das bitte nicht falsch aber mir käme eine Blutsklavin in dieser Situation viel hilfreicher vor als ein Kind um das man sich sogar noch zusätzlich kümmern muß. Daher verstehe ich den Zeitpunkt nicht.“ Es gab einen Grund warum Enio so unbedarft seine Frage gestellt hatte. Noir hatte bei seiner Ankunft immer noch Laura als ihre Ghulin bezeichnet. Dafür gab es plausible Gründe. Der eine war offensichtlich und naheliegend. Noir hatte aus reiner Gewohnheit Laura als Ghul bezeichnet. Das kam vor und wäre zu verdauen. Der andere war viel erschütternder. Es gäbe die Möglichkeit, daß Noir gar nicht bewußt war, daß Laura mitlerweile Kainskind war. Das wiederum… wäre der abolute Hammer. Enio beobachtete Noir genau bei ihrer Antwort und wollte einfach einmal annehmen, daß er dazu fähig war in einem Gesicht zu lesen, daß viel mehr gewohnt war sich zu verstellen als der Sheriff sich das überhaupt vorstellen konnte.

Out of Character
Der "..."-Absatz soll ein bißchen verdeutlichen, daß Enio das erst anspricht, wenn die anderen Dinge besprochen wurden. Ich will hier nicht den EIndruck erwecken als würde Enio so abrupt und übergangslos das Thema wechseln aber ich wollte das ganze einfach ein bißchen straffen und diesen Thrtead nicht noch mehr in die Länge ziehen
 
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"Gut! Es freut mich, dass wir uns einig sind. Verfügen Sie über mich wie immer es Ihnen beliebt, Enio. Ich werde hier sein und auf Ihre Order warten. Ach so und scheuen Sie sich bitten nicht Ziege immer mal wieder zum Teufel zu jagen! Wenn er nicht regelmäßig ermordet wird, verliert er den Respekt vor seinen Widersachern!"

Wie sich das anhörte. Noir nickte um den Worten -die widersprüchlicher gegen jede Natur ja nicht sein konnten- eine zusätzliche Bestätigung zu verleihen, dann lauschte sie den beiden anderen Fragen. Die erste war erstaunlich, der Brujah war cleverer als man ihm auf den ersten Blick zutrauen mochte, die Zweite hingegen war wieder Mal ein Ausdruck seiner Arroganz ihr gegenüber. Es schien Noir fast, als hätten weder er noch die anderen Primogene auch nur das geringste Problem damit, wie sie sie behandelten. Sie traten sie nach Herzenlust mit Füßen und schienen trotzdem überrascht das sie sich am Boden liegend vor Schmerzen zusammenrollte. Innerlich seufzte Noir. Womit hatte sie das alles nur verdient?

"Ich habe mein ...nun mittlerweile wohl eher ihr Büro mit einem Schutzzauber versehen. Ich dachte das wäre Ihnen mittlerweile klar geworden. Er ist sehr anfällig und zerbrechlich, daher bitten Sie mich nicht Ihnen zu verraten wo genau er sich befindet und wie er aussieht. Ich kann Ihren Geist zwar noch vor Zachariis Attacken schützen, aber er wird stärker und stärker und ich kann nicht versprechen das mein Können ausreicht sie ganz bis zum Schluß abzuschirmen. Wenn ich also versagen sollte, ist dieser Ort der Einzige an dem Sie geschützt sind! Es versteht sich von selbst, dass es in diesem Fall besser ist, wenn Zacharii keine Möglichkeit bekommt diese Barriere zu knacken, nicht wahr? Wenn er erst weiß was Sie wissen, wäre der ganze Plan nutzlos!"

Damit war dieser Teil für Noir erledigt, sie wandte sich dem zweiten Teil der Frage zu.

"Manchmal frage ich mich ob wir die gleichen Dinge erleben? Sie waren dabei als man mich entmachtet hat? Ich will nicht auf dem Thema herumreiten, aber es ist existenzell für die Beantwortung ihrer Frage. Ich hatte schon länger damit gerechnet, das diese geschehen würde, konnte aber nicht sagen wie weit ihre Abneigung gegen mich und meine tertiäre Existenz gehen würde. Also habe ich Laura geschaffen, um im Notfall jemanden zu haben der mir bei der Vernichtung des Koldunen zur Hand geht. Konnte ich wissen, ob mir am Ende nicht jeder den Rücken zudreht? Viel gefehlt hat dann am Ende ja auch nicht! Ich stehe sozusagen unter Hausarrest, vergessen Sie das bitte nicht! Laura ist also so etwas wie meine letzte Trumpfkarte. Als Ghul hätte sie mir da wenig genutzt, also habe ich getan was getan werden musste..."

Noir wurde zögerlicher, ihre Stimme wurde leiser.

"Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass ich auf diese Art wieder... normal werden würde. Ich hatte mir überlegt, dass die Erschaffung eines neuen Kainiten durch meine eigenes Blut dafür sorgen würde, dass eine der drei Erinnerungen meinen Körper verlässt und ich auf diese Art wieder zu der Noir werde, die vielleicht nicht von jedem anerkannt wurde, aber doch wenigstens das Vertrauen aller Kainiten besaß! Nicht das ich mein derzeitiges Dasein nich mag, ich bin mächtiger als je zuvor und weiß plötzlich so unglaublich viele Dinge. Nein, es geht um etwas anderes! Es mag für Sie wie ein Scherz oder Ausdruck von Schwäche klingen, aber auch ich bin nicht gerne allein! Das ist alles! Es ist nicht sonderlich angenehm wenn man weiß, dass niemand mehr etwas mit einem zu tun haben will...!"

Der Satz geriet ins Stocken und Noir brach ab. Sicher würde Enio nun wieder darauf hinweisen, das dies alles ja gar nicht der Wahrheit entsprach und das die Toreador sich gefälligst zusammenreißen solle. Sie hatte nur keine Lust sich still zu verhalten, nur damit die Allgemeinheit sich nicht mit ihrem schlechten Gewissen auseinander setzen musste.
 
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Enio verzog ein wenig das Gesicht auf Noir Kommentar zu Ziege. Es war wohl so etwas wie ein Lächeln. Es juckte den Brujah-Ahn tatsächlich ein wenig in den Fingern Ziege regelmäßig umzubringen. Egal was er sagen würde oder wie er sich verhalten wollte. Es wäre einfach eine Befriedigung den Wiedergänger ab und zu umzubringen und man mußte noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben, da der ja sowieso wieder kam. Man könnte ihn quasi optimal als Aggressionbewältigungsventil benutzen. Geht’s dir mal schlecht… bring einfach Ziege um und fühl dich danach wieder besser!

Hätte Enio mitbekommen, daß Noir ihn für arrogant hielt oder auch nur etwas arrogantes in seine Frage hineininterpretierte, hätte er sich warscheinlich sogar wirklich darüber empört und wäre auf ihr Niveau gefallen. Für seinen Geschmack brachte er ihr so viel Verständnis und Einfühlsamkeit entgegen wie schon lange zuvor keinen anderen mehr. Aber so waren die Ansichten nunmal verschieden und jeder lebte in seiner eigenen Welt. Gott sei dank behielt sie es aber für sich und beantwortete seine Fragen so sachlich wie nur möglich. Auf die erste Antwort hätte der Italiener vielleicht sogar noch ein paar Gegenfragen gehabt aber er konnte sich nicht vorstellen, daß sie auch nur eine davon beantwortet hätte. Daher belies er es dabei. Vielleicht hatte sie recht und es war tatsächlich besser, wenn er nicht wußte wo der Zauber seinen Ursprung hatte. Es war ein Risiko! Aber Enio mußte es wohl eingehen.

Zur anderen Sache folgte von seitens des Kriegsherren eine für ihn typische Pause. Er wählte seine Worte mit Bedacht oder er wußte eventuell nicht was er darauf erwiedern sollte und dachte über eine kluge Erwiederung nacht. Es war ein lästiges Ratespiel. Was folgte war ein kurzes aber ehrliches „Ich verstehe.“ Mit diesen beiden Worten brachte der Turiner vielleicht mehr zum Ausdruck als so manch ein rethorisch Bewanderter in Höchstform. Ja er verstand was Noir gemeint hatte aber er konnte es dennoch nicht nachvollziehen. Warum nur dachten soviele Kainskinder, daß sie sich auf irgendeine Art einen Freund oder Verbündeten schufen, wenn sie den Kuß weitergaben? Es war nicht nur bizarr und unplausibel, sondern auch eine der grüßten Lügen der Untoten. Vor allem Noir selbst mußte doch wissen wie schnell man seinen Erzeuger auch mal vernichtet hatte oder ihm zumindest nach dem Blut trachtete. Naja… sie war wohl auch einer dieser hoffnungsloser Fälle. Enio war nicht hier um als Missionar zu fungieren oder jemanden zu bekehren.

Eine weitere Frage folgte. Eine Frage über die sich Lady Noir vielleicht selbst schon Gedanken gemacht hatte. „Aber… also in Anbetracht dessen was sie sind… zumindest wie ich es jetzt verstanden habe. Also…“ Enio klang nicht nur unsicher, er war es auch. Aber es lag mehr daran wie genau man das formulieren sollte und das nicht wegen der Vermeidung von verletzten Gefühlen der Mischmasch-Toreador, sondern wegen der turbulenten Gedanken, die im Kopf der Brujah-Primogen sich gegenseitig die lange Nase zeigten. Was für Konsequenzen hatte die Zeugung von Laura? Und wußte Noir das überhaupt? Hoffentlich!

„Was genau ist Laura Raabe dann überhaupt?“ War das wieder eine schlaue Frage oder unterstrich das wieder die unterstellte Arroganz des Kriegsherren?
 
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"Eine gute Frage! Ähnlich wie bei mir, kann sie wohl nicht hundert Prozentig beantwortet werden. Ich denke, dass Laura hauptsächlich die Merkmale einer Toreador aufweist. Verständlich, wenn man bedenkt, dass dies das Blut ist, aus dem auch ich geschaffen wurde. Allerdings besitzt Laura verschiedene Fähigkeiten die über diesen Clan hinaus gehen. So beherrscht sie zum Besipsiel das Spiel der Schatten. Nicht so gut wie ich es vermag, aber doch mit recht beträchtlichen Erfolgen. Von der Salubri hat sie ihr gutes Wesen, dass ist nicht zu übersehen wenn man sie näher kennt. Ich habe in meiner langen Existenz nur wenige Menschen getroffen, die derart viel Güte und Liebe in sich tragen. Leider ist das Mädchen noch ein wenig zu unerfahren und zu unsicher um sich einer Persönlichkeit wie der Ihren entgegenzustellen. Aus irgendeinem Grund fürchtete sie Sie aus tiefstem Herzen. Sie hatten wohl einen schlechten Start? Wie dem auch sei, ich denke das vergeht mit der Zeit."

Noir entfuhr ein Lächeln das eine Menge Liebe in sich trug.

"Fange Sie jetzt bitte nicht auch noch an meine Tochter zu verteufeln! Ich denke selbst für einen Mann ihrer Tragweite, haben Sie genug Feinde am Hals. Sie müssen sich nicht auch noch künstlich welche schaffen!"
 
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Enio hörte sich in aller Ruhe an was Noir über ihr Kind zu berichten hatte. Er hatte sich so etwas Ähnliches gedacht und es gefiele ihm überhaupt nicht. Ja Enio und Laura Raabe hatten durchaus einen schlechten Start aber Enio war sicherlich nicht nachtragend und die neue Untote hatte durchaus die Chance in Enios Ansehen von der Kategorie „Weniger als eine Küchenschabe“ wieder zu „Normal“ aufzusteigen. Aber der Zustand ihrer Existenz… wenn man das mal so nennen wollte… halft da in keinster Weise. Er hatte hier schon genug Unbekannte und da mußte er vielleicht sogar ein Stück weit sich selbst mit dazu zählen… so bizarr das auch war. Aber es es brachte auch bestimmt nichts mit Noir hier und jetzte einen neuen Disput über Laura vom Zaun zu brechen. Also was tun?

Die Antwort war so einfach wie unbefriedigend. Gar nichts! Er würde bei Gelegenheit Laura etwas auf den Zahn fühlen. Das sie offenbar Angst vor ihm hatte kam ihm dabei ganz gelegen. So blieb sie vielleicht wenigstens folgsam und sparte sich ihre Impertinenz für andere auf. Das Miststück! Der Kriegsherr hob mild abwehrend eine Hand. „Nein sicherlich nicht… keine Sorge. Solange sie mir nicht auf die Nerven geht oder irgendwie in den Rücken fallen sollte, habe ich keinen Grund sie schlecht oder geringschätzig zu behandeln. Sie hat dieselben Rechte wie jedes andere Küken in dieser Stadt.“ Der Zusatz nämlich gar keine konnte sich Enio getrost sparen. Ein Küken war ein Küken… sogar wenn es von einem anderen Küken gezeugt worden war. Und ja… eigentlich war Noir das immer noch. Letztendlich mußte aber Enio einsehen, daß es mit der Toreador doch anders war als mit einem normalen Kainskind.

Themenwechsel! „Das bringt mich zu einem weiteren Thema, das ich im Prinzip bereits beim Betreten dieses Hauses angedeutet habe. Ich habe ein Angebot erwähnt. Ein Angebot, das ich ihnen machen möchte und das sie vielleicht nicht nur wundern wird, sondern sie mit Sicherheit auch gleich relativieren werden, da sie wissen wie schnell sich die Umstände ändern und Zusagen und Angebote oder Verträge für null und nichtig erklärt werden können… und das nicht unbedingt von denen, die das Ausgemachte besprochen und besiegelt haben.“ Es hörte sich vielleicht wie das berühmte Gerede um den heißen Brei an aber Noir würde wissen auf was Enio hinaus wollte und warum er das überhaupt so eingeleitet hatte. „Ich bin kein Freund von sinnlosen Vernichtungen, unnötigen Greultaten und Beseitigungen aus Prinzip aber ich weiß, daß es jede Menge Blutsauger gib, die das anderes sehen. Egal wie das hier alles ausgeht, wer nachher noch stehen wird und wer nicht und wer sich noch alles in nächster Zeit von ausen einmischen wird… solange ich hier etwas zu sagen habe werde ich ihnen sicheren Aufenthalt in Finstertal gewähren. Niemand wird sie verbannen oder ihr Schicksal auf andere… endgültigere Art besiegel. Sie sind eine Finstertalerin und ich für meinen Teil werde sie so behandeln wie eine. Unabhängig was sie sind und was sie getan haben.“ Das damit auch die Vernichtung Buchets gemeint sein könnte müßte man erahnen können.

Noch ehe Noir etwas erwiedern konnte fuhr der Italiener fort. „Ich weiß, daß das unter Umständen gönnerhaft und überheblich klingen mag aber ich versichere Ihnen, daß ich dies nicht im Sinn habe. Ganz im Gegenteil. Mir ist nur wichtig zu verdeutlichen, daß ich mit ihrer Absetzung als Seneschall nicht ihr Ende einläuten wollte und sie nur so lange hier behalte wie ich sie für wichtig oder nützlich halte. Der Gedanke ist warscheinlich naheliegend und ich bin mir noch nicht mal sicher wer von den anderen finstertaltern Vampiren diese Vorgehenweise immer noch für praktikabel oder unausweichlich hält. Ich jedenfalls nicht. Daher stehen sie auch nach Außen hin unter dem Schutz dieser Domäne und demnach unter meinem.“ Enio zuckte nach dieser tollen Rede abschließend mit den Schultern um durch den letzten Satz den Realitätsbezug ein weing zu unterstreichen. „Was das natürlich alles Wert sein wird, wenn ich morgen oder übermorgen Nacht meine Asche auf der Straße verstreue und ich vom Antlitz dieser Welt getilt wurde… können sie sich natürlich auch vorstellen.“ Das Ganze hatte natürlich auch eine weitere Nachricht zwischen den Zeilen transportiert. Vielleicht hatte Noir sie verstanden. Enio war sich auf jeden Fall bewußt, daß Noir ihn unter Umständen jetzt auslachen konnte, da sie wußte, daß er sie nicht vor allem beschützen konnte und wenn eine Horde blutrünstiger Justikare sie vernichtet haben wollte, dann würde der Brujah nur wenig daran ändern können. Aber Der Kriegsherr von Finstertal hatte eine ehrliche Absicht der ehemaligen Seneschall offenbart und die hatte immerhin eine Chance zum Überdauern zu bieten.
 
AW: [8.5.2008] Kein Prophet... kein Berg

"Vielen Dank für die netten Worte Enio, ich weiß das zu schätzen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt."

Anscheinend fiel Noir etwas ein.
Plötzlich hob sie die Augenbrauen, legte Enio die Hand auf die Schulter -ein Zeichen das er sich für einen Moment gedulden sollte- und verließ für einen Moment den Raum. Nur wenige Minuten später kam sie zurück. In ihrer Hand hielt sie einen versiegelten Brief den sie dem Brujah überreichte. Das Siegel zeigte eine kunstvoll verzierte Rose.

"Außerhalb der Stadt Finstertal werde ich noch immer als Seneshall der Stadt gesehen, fürchte ich! Anscheinend haben Sie Ihren Anspruch als Kriegsherr der Stadt noch nicht nach außen hin publik gemacht!? Das ist in Ihrem Fall verständlich birgt aber auch ein sehr großes Risiko. Dieses Schreiben erreichte mich vor etwas mehr als einer Stunde. Ich habe das Siegel noch nicht gebrochen, da ich der Meinung bin das es mir nicht mehr zusteht, aber das Wappen gehört dem obersten aller Toreador. Wenn ich mich nicht irre und ich fürchte das ist nicht der Fall, dann ist dieser Brief von Madame Guil persönlich an uns gesandt worden. Sicherlich nicht direkt durch sie verfasst, aber doch ganz offensichtlich in ihrem Namen."

Noir setzte sich wieder auf ihren Platz und verschränkte die Finger über ihrem Schoß.

"Ich fürchte wir haben keine guten Nachrichten zu erwarten."
 
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