[7.5.2008]zwischendurch und zwischendrin

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Antonia holte eine Karte aus ihrer Handtasche und legte sie vor Julia auf den Tisch.

"Hier bitte schön", sagte sie. "Und was machen sie, wenn sie nicht in fremden Domänen irgendwelche Aufgaben erfüllen müssen?"

Vermutlich würde sie ihr nichts über ihren Auftrag entlocken können, aber vielleicht würde sie sonst etwas interessantes zu erzählen haben.
 
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"Danke sehr. Wie ich schon sagte bin ich im Antiquitätenhandel tätig. Ich war gerade zuvor in Posen und stand in Verhandlung wegen einer seltenen Ikone, die ich für das Museum in Frankfurt erstehen möchte. Leider konnte ich nicht einmal die die Verhandlungen ganz abschließen, aber meine Angstellten haben übernommen. es sollte eigentlich keine Probleme mehr geben." Lächelnd nahm Julia dabei die Karte auf, überflog sie kurz und steckte sie dann in ein Etui, in dem sie geschützt war.
 
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"Das hoffe ich dann in ihrem Interesse, Kunst ist kein einfaches Unterfangen", sagte Antonia. "Dabei muß man immer soviel beachten."

Etwas wehmütig dachte sie daran, was hier in der letzten Zeit alles kaputt gegangen war.

"Was das anbelangt, fällt es mir schwer, mich auf jemand anderen zu verlassen, allerdings gebe ich zu Ikonen sind nicht gerade mein Spezialgebiet, kommt vielleicht daher, dass ich aus den Niederlanden bin und der Kotholizismus in meiner Familie nicht verbreitet war. Gerade den Orthodoxen stand mein Vater ziemlich kritisch gegenüber und ich fürchte, das hat sich bei mir eingeprägt. So alt kann man glaube ich garnicht werden, dass man die Prägung der frühen Jugend überwinden kann."

Es war ein wenig Stolz in ihrer Stimme, als sie weitersprach.

"Wissen sie eigentlich, dass die hiesige Kunstakademie eine der renommiertesten in der ganzen Welt ist?"

Sie würde alles dafür tun, dass diese nicht in die Hände von irgendwelchen Banausen fiel und wenn sie dafür bis zu den höchsten Kreisen der Toreador gehen müßte.
 
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Out of Character
Da warte ich die ganze Zeit, das ich wieder dran bin und bin überfällig... Sorry!


Julia hob ihre Augenbrauen und nickte zustimmend. "Glauben sie mir, ich hätte das Geschäft auch sehr viel lieber selbst zum abschluß gebracht. So bleibt doch eine deutliche Nervosität bis alles geregelt ist.

Von der Akademie Finstertals habe ich natürlich schon gehört. Schließlich ist sie in der Kunstszene sehr bekannt. Leider bevorzugt meine Kundschaft nur ab und an auch zeitgenössische Kunst, was in manchen Fällen wirklich zu bedauern ist."
 
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Antonia lachte leise.

"Es wäre doch schlimm, wenn alle den gleichen Geschmack hätten, wäre es nicht ziemlich langweilig, wenn die Vielfalt verloren ginge?" fragte die Toreador und war froh, für ein paar Minuten diesen elenden Krieg vergessen zu können.

Sie waren in einem der Nebenräume des Cafés und von draußen war zu hören, dass dort noch mehr Leute waren, doch eigentlich hatte Antonia noch kein Bedürfnis, sich diesen auszusetzen. Ihr Gegenüber wohl auch nicht.
 
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"Wem sagen sie das?", sagte Julia schmunzelnd und stimmte leicht in Antonias Lachen ein. "Mein Beruf erfordert von mir viel Flexibilität, mal ganz abgesehen von dieser anderen Sache. Ich schätze es wirklich sehr. Wahrscheinlich gelingt es mir auch deshalb immer wieder die zum Teil extravaganten Wünsche meiner Kunden zu erfüllen. wie sie sich sicher vorstellen können, haben einige meiner Kunden sehr spezielle Vorstellungen von dem, was sie haben möchten.

Aber darf ich noch einmal auf ihre Galerie zu sprechen kommen? Welche Stilrichtungen vertreten sie denn bei den bildhauerischen Arbeiten und in welche Richtung gehen die Fresken? Insbesondere sie könnten für manchen meiner Kunden von Interesse sein, um eine Decke oder eine Wand zu gestalten.
 
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"Dadurch, dass ich auch einige Schüler habe, kann ich ein ziemlich grosses Spektrum abdecken", erklärte Antonia. "Ich selbst bevorzuge eher klassische Elemente, doch einige Expessionisten sind auch sehr interessant.

In der Regel höre ich mir die Wünsche der Kunden an und dann mache ich für jeden den entsprechenden Entwurf oder mehrere Entwürfe. Am besten kommen sie sich zuerst die Galerie anschauen, dann können sie sich besser ein Bild meiner Arbeit machen."

Es war nicht so, dass sie keine Kunden hätte, doch ein grösserer Bekanntheitsgrad war schon immer eine Bereicherung.
 
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"Die Zeit werde ich mir mit Freuden nehmen." versicherte Julia der Harpyie. Sie freute sich sogar auf diese Aussicht, denn sie mochte Kunst wirklich gern und es schadete nie Kunden noch eine weitere Möglichkeit präsentieren zu können, wenn sie passend war.

Julia wirkte indes durchaus entspannt, zu mindest so lang sie ihren Kopf halbwegs ruhig hielt. "Gibt es noch andere Orte in Finstertal, die sie mir empfehlen möchten, weil sie einen Besuch wert sind?"
 
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"Es gibt hier einige sehr schöne Museen und auch das Theater ist nicht zu verachten", sagte Antonia. "Wenn sie auf kirchliche Kunst stehen, dann kann ich auch den Dom und einige andere Kirchen empfehlen.

Wobei ich nicht weiß, ob der Dom im Moment überhaupt zugänglich ist, es soll da vor kurzem gebrannt haben."

Natürlich wußte sie, was geschehen war, aber das mußte man jemandem Neuen nicht gleich auf die Nase binden, vorallem jemandem, der nur für wenige Tage in der Stadt bleiben wollte. Außerdem war sie auch gestern nicht anwesend gewesen, also wußte sie vermutlich sowieso von nichts. Das durfte auch gerne so bleiben, wenn es nach Antonia ging.
 
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"Das hört sich sehr gut an. Ich würde mich im übrigen sehr geehrt fühlen, sollten sie sogar persönlich Zeit haben, mir ihre Galerie zu zeigen. Meines erachtens lässt sich Kunst am besten genießen, wenn man sie mit jemanden betrachtet, der sie versteht und achtet. Unter Umständen können sie mir dann auch empfehlen, welches Theaterstück besonders sehenswert ist. Mich beschleicht das Gefühl, mich in diesen Dingen auf ihr Urteil verlassen zu können."

Natürlich schmierte Julia Antonia Honig ums Maul und wenn so manch anderer Neuankömmling in der Stadt nichts anderes wollte als Informationen über das aktuelle Geschehen aus den Alteingesessenen zu pressen, so war es Julia durchaus zu frieden nicht mehr als notwendig davon zu erfahren. So etwas führte höchstens dazu eingespannt zu werden und das war nun nicht unbedingt in Julias Sinne. Genau genommen hätte sie sogar zwischenzeitlich ja wieder den Ort des Geschehens verlassen, wenn Antonias Neugier sie nicht wieder herein geführt hätte. Nun, Julia störte sich nicht daran, ihre Neugier zu befriedigen sondern empfand ihre Gesellschaft sogar im höchsten Maße angenehm und sympatisch. Auch diese Kleinigkeit bemühte sie sich kaum vor der anderen zu verstecken.
 
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"Ich kann da allerdings erst für morgen eine Zusage machen, wenn sie dann ziemlich früh in die Galerie kommen, kann ich ihnen gerne eine Führung zukommen lassen", sagte Antonia. "Was die anderen Dinge angeht, natürlich kann ich ihnen da gerne was empfehlen.
Was die Kunstwerke angeht, so ist es für mich immer interessant zu sehen, was andere daraus lesen, besonders dann, wenn es sich um Kunstwerke meiner Schüler handelt."

Es war klar, dass das meiste des Gesagten Lobhudelei war, doch das war in dem Augenblick egal, warum sollte man sich nicht über so eine Aussage freuen, im Moment gab es in dieser Stadt selten, etwas über das man sich freun könnte. Außerdem war da die Unsicherheit, wie es hinterher weitergehen würde.
 
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"So fern Herr von Rothschild nicht für die Zeit meine Dienste beansprucht, ist es mir eine Freude ihr angebot anzunehmen. Ich muss gestehen, sie haben mich neugierig auf die Werke ihrer Schüler gemacht. Wäre es ihnen recht, wenn ich sie telefonisch benachrichtige, sollte ich verhindert sein?

Ich selbst bin über das El Privelegio zu erreichen, solten sie wider erwarten verhindert sein. Die Einrichtung dieses Hotels ist ein vorzüglicher Service dieser Stadt. der lange nicht an jedem Ort zu finden ist und spricht sehr für die Gastfreundlichkeit Finstertals."

Kannte diese Frau ein anderes Finstertal als die Harpyie? Eines, wo Neuankömmlinge zur Zeit nicht als schmeißfliegen betrachtet wurden? Nun, genau genommen hatte Julia Finstertal noch nicht von dieser Seite kennen gelernt, also wie hatte sie sie wahr nehmen sollen?
 
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Nun, man ließ es die Neuankömmlinge nicht unbedingt merken, was man über sie dachte und dass man sie am liebsten sofort wieder los wäre. So war es kein Wunder, wenn Julia das nicht mitbekommen hatte. Sie wohnte auch nicht hier und hatte keine Vorstellung, wie schwierig es war, in dieser Stadt Fuß zu fassen und nicht vernichtet zu werden. Vielleicht würde sie es auch nicht mitbekommen, wenn sie nur ein paar Geschäfte tätigen wollte.

"Ja, das können sie gerne tun, sie sollten es am besten vor Mitternacht schaffen, dann ist auf jeden Fall jemand da, auch wenn es dann vielleicht nicht ich bin.

Es stimmt, das Hotel ist sehr schön und gut, ich kenne es auch nicht in der Art, das ist ziemlich einzigartig in dieser Stadt."
 
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"Wenn die Atmosphere der Stadt nicht so drückend wäre für sensible Gemüter wie mich, wäre sie wahrlich eine vortreffliche Stadt um hier zu wohnen. Ohne Frage wird die Kunst hier vortrefflich sein, wenn jemand wie sie die mit der Stadt verbundenen unannehmlichkeiten in Kauf nimmt."

Langsam drang immer mehr und mehr Stimmengewirr aus dem Hauptraum des Cafés herüber.
 
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