[7.5.2008] wer einmal vor verschlossener Tür steht...

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... ruft beim nächsten Mal an, bevor er vorbei kommt. Genau so verhielt es sich nun auch mit Julia. In dem Büro des Durchgangsverkehrs klingelte mal wieder das Telefon. Wann wohl der Primogen sich bei ihr melden würde und was diese Nacht so mit sich brachte...
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Guten Abend. Sie sind verbunden mit der Akademie für Kunst und bildendes Handwerk in Finstertal. Laura Raabe am Apperat, was kann ich für Sie tun?"

Die Sekretärin erfüllte bereitsn in diesen beiden Sätzen alle Regeln der Etikette. Nicht nur das Sie ihren Spruch in der gehörigen Geschwindigkeit und Lautstärke aufsagte, sie unterlegte ihn auch mit einem angenehm sonoren Unterton, der dem Zuhörer das Gefühl vermittelte, tatsächlich willkommen zu sein.

Man konnte es nicht anderes sagen. Besonders wenn man Laura aus ihren ersten Nächten kannte. Die Frau lernte in fast beängstigender Geschwindigkeit dazu. Oder sie war schon immer so gut und zeigte es erst jetzt, wer wusste dies schon zu sagen? Julia sicher nicht, aber deswegen rief sie ja auch gar nicht an.
 
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"Guten Abend Frau Raabe.", meldete Julia sich freundlich. "Ich würde ihnen gerne meine Mappe vorbeibringen, wenn es gelegen kommt. Zudem wäre ich ihnen sehr verbunden, wenn sie mir die Öffnungszeiten der Akademie nennen würden, denn gestern habe ich leider vergeblich versucht sie zu erreichen."

Für Laura war es unter Umständen entspannend, das Julia sich wenigstens hier am Telefon völlig normal anhörte.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Eigentlich ist das Büro während der gesamten Abend- und Nachtzeit geöffnet. Gestern gab es einige Probleme zu bereinigen, welche auch die zeitweise Schließung des Büros zur Folge hatten. Mittlerweile hat sich aber alles wieder beruhigt und sie könnten bei mir vorbeischauen, wann immer es Ihnen beliebt. Sein Sie versichert, dass die verschlossene Tür ein absoluter Ausnahmefall war und sich kaum wiederholen dürfte. Haben Sie schon eine Vorstellung wann in etwa Sie dann hier her kommen wollen?"

Freundlich, bestimmt, sicher.
Auch Laura schien am Telefon wesentlich umgänglicher.
 
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"Das ist bedauerlich zu hören, aber ich bin erfreut, das es Ihnen gelungen ist, die Probleme zu lösen." Julia war freundlich am Telefon und sie hatte auch bei ihrem ersten Besuch nicht den Eindruck gehabt, das die Ghul unhöflich oder unfreundlich gewesen wäre. Sie war wohl etwas verpeilt gewesen, aber auch das war nichts, was Julia der anderen anlastete. Sie wusste ja selbst, wie sie war.

"Wenn es ihnen gelegen ist, komme ich sofort vorbei."
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Sehr gerne. Ich erwarte dann Ihren Besuch, auf wiederhören!"

Laura beendete das Gespräch und widmete sich wieder der Ordnung ihres Schreibtisches.
Die Papierberge hatten sich weiter gelichtet, waren aber noch weit davon entfernt gänzlich zu verschwinden.
Ein Vorteil daran ein Ablagesystem zu überarbeiten war unweigerlich, dass man sehr viel über die Stadt und seine Bewohner lernte.
Mittlerweile hatte Laura beinahe jenen Kenntnisstand erreicht, den einst Romero inne hatte. Wie gut das der penible Italiener wirklich alles niedergeschrieben hatte.
 
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Auch Julia beendete das Gespräch freundlich. Es dauerte eine kleine Weile, bis ihr Wagen dann endlich bei der Akademie vor fuhr, aber das Hotel war ja auch nicht gleich neben an. Wenn Laura auf so etwas wert legte, konnte sie durchaus abschätzen, das die Frau nicht lange nach dem Telefonat getrödelt hatte. Mit einem leichten, freundlichen Lächeln blickte sie in die Kamereas, die sich auf sie focussierten und klopfte an der Tür.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Nur wenige Sekunden, nach dem sie an die Tür geklopft hatte, wurde Julia der Zugang gewährt.
Laura saß wie gehabt geschäftig hinter ihrem Schreibtisch, wandte aber, als sie ihrem Besucher
gewahr wurde jegliche Aufmerksamkeit der jungen Dame zu.

"Erneut einen guten Abend Frau Albrecht."

Ein Lächeln folgte.
 
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Auch Julia lächelte zurück. Es war sogar herzlich. Hatte Julia etwa Sympathien für die Ghul entwickelt? "Ihnen auch, Frau Raabe, ihnen auch." Julia hob die Mappe an, die sie in ihrer rechten Hand hielt. "Wie versprochen bringe ich ihnen meine Unterlagen." Jetzt wirkte Julia so gar nicht ängstlich sondern wie einer der völlig normalen (ha ha) Kainiten, die sich hier Nacht für Nacht vor stellten, während sie der Ghul ihre Mappe hin hielt.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Laura hatte eher den Eindruck, als wäre Julia ein wenig eingeschüchtert. Sie sprach nur recht wenig und schien nicht richtig aus sich heraus zu wollen. Wie auch immer, selbst wenn die Frau ehrliche Sympathie aufbrachte, so hatte Laura doch derzeit ganz andere Sorgen. Um zehn begann die Primogensitzung und Noir war noch immer nicht im Hause. Was wenn die ersten Ahnen hier auftauchten, ohne dass die Besprechung eröffnet werden könnte?

Sie nahm die Aken entgegen.

"Vielen Dank, ich werde den Wahrheitsgehalt umgehend überprüfen und mich anschließend bei Ihnen melden. Sofern alles in Ordnung ist - und davon gehe ich aus - werde ich auch der Geißel daürber bescheid geben."
 
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Die Mappe von Julia war vollkommen in Ordnung und nichts darin war getürkt. Also machte sich Julia in dieser Hinsicht auch herzlich wenig Sorgen. Wenigstens musste sie heute nicht noch mal wieder zu der Seneschall hinein. Das war ihr eigentlich ganz recht. Ob sie die Geißel wohl noch eher kennen lernen würde, als ihr lieb war? Es würde sich zeigen. Sie hatte an diesem Abend noch einiges zu erledigen, was ihr gewisses Kopfzerbrechen bereitete. Sie hatte das dumpfe Gefühl, keinen Platz mehr für die angenehmere Variante zu haben. Aber was sollte es, sie war selbst schuld daran und würde einfach die Konsequenzen daraus tragen. So sagte sie nur:

"Aber natürlich. Das übliche Procedere. Sie wirken sehr beschäftigt, trotzdem, auch wenn es vermessen sein mag... können sie mir erzählen, was zu der gestrigen Schließung des Büros geführt hatte?"

Das 'können' ließ insbesondere von Julia verwendet natürlich einen großen Interpretationsspielraum. Es konnte so viel heissen wie 'dürfen', 'überhaupt wissen', 'wollen' oder aber auch in Anbetracht Julias möglicher Reaktion, ob es überhaupt ratsam war, oder ob man sie dann vom nächsten Baum klauben musste. was davon sich Laura aussuchte und was sie dan daraus machte, war natürlich ganz ihre Sache.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Interne Probleme! Die Auseinandersetzung mit den Garou hat gestern einen ersten Höhepunkt gefunden. Sie können sich vorstellen, dass etwas derartiges auch hier nicht ohne Folgen bleibt. Sollten Sie mehr wissen wollen, sprechen Sie doch bitte mit Ihrem Primogen über diese Sache. Dort erfahren Sie sicherlich mehr Details über diese Sache, als ich Ihnen je geben könnte."

Laura ließ einaufrichtiges Lächeln folgen, welches in ein leicht fragendes wechselte.

"Darf ich Ihnen sonst noch behiflich sein?"
 
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"Von meiner Seite aus, wäre das alles.", sagte Julia freundlich, war aber nicht unglücklich, hier fort zu können. Es gab noch viel zu tun für sie.

"Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht, Frau Raabe."
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Die wünsche ich Ihnen ebenfalls. Auf wiedersehen!"

Laura erhob sich zur Verabschiedung von ihrem Platz und blieb in dieser Positur bis ihr Gast das Büro verlassen hatte.
Dann wandte sie sich wieder den Akten zu. Es gab noch so viel zu tun, irgendwie schien der Berg an Arbeit einfach nicht weniger werden zu wollen. Was für eine Stadt, hier bot bereits ein Abend mehr an Aufregung als andere Orte in einem ganzen Jahr. Laura lächelte, wer mochte es schon langweilig? Wenn das hier so weiterging, entwickelte sie sich noch zu einer Art Gefahrenjunkie.
 
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Julia nickte Laura noch einmal freundlich zu, bevor sie nach draussen trat.

Was jetzt kam, lag wesentlich schwerer vor ihr. Sie musste nur all zu bald ihren Primogen aufsuchen. Sie ging zu ihrem Wagen und fuhr erst einmal los. Irgend wann war sie an der richtigen Stelle. Sie spürte es. Sie war in einer kleinen Seitenstraße gelandet, in der Einfamilienhäuser standen. In den meisten brannte noch Licht, aber auf der Straße selbst war es, als wären die Bordsteine hoch geklappt worden. Völlig ausgestorben. die Straßenlaternen waren von dem Wagen so weit wie möglich entfernt. Sie wechselte vom Fahrersitz auf die Rückbank. Sie ahnte, was jetzt kam. Dabei wollte sie so wenig wie möglich gesehen werden und der hintere Teil ihres Wagens war dunkel verglast. An drei kleinen Haken spannte sie quer durch das Auto hinter den Fahrersitzen ein dunkles Tuch. Sie selbst konnte durch die Scheiben noch nach aussen sehen, doch versuchte jemand hinein zu schauen, konnte er wohl höchstens mit Mühe noch einen Schemen wahr nehmen. Das Tuch selbst fiel durch die verdunkelten Scheiben nicht sonderlich auf. Der Rückraum schien sich einfach nur in der Dunkelheit zu verlieren.

Sie breitete den Inhalt ihrer Tasche neben sich aus. Sie hasste, was jetzt kommen würde. Sie wusste, sie würde danach Schmerzen leiden und sie mocht Schmerzen so überhaupt nicht. Aber wenn sie es nicht tat...

Ruckartig fasste sie sich an den Hinterkopf. Der Schmerz hatte angeklopft und fuhr fies wie eine Nadel in ihren Kopf hinein. Julia gab ein wütendes Zischen von sich. Musste es immer so sein? Ging es nicht auch einmal anders? Wenigstens einmal? Natürlich nicht.

Sie setzte sich so bequem wie möglich hin. Ihre Hände würden wandern während der Bilder. Das wusste sie schon. Aber zunächst lagen sie offen auf ihren Oberschenkeln. Die Malkavianerin saß gerade in dem Auto, ihr Rücken berührte die Lehne nicht.

Bilder stiegen vor ihrem inneren Auge empor. Sie sah die Bibliothek von Nox, den Eingang, die Bretterverschäge. Oh ja, sie sah sie. Und sie sah auch Teile des Inneren der Bibliothek, vor allem diesen einen Raum, der wieder Weite suggerieren sollte ebenso wie die Flure.. Sie versuchte, die Details in den Bildern zu erhaschen. Es könnte später helfen, je genauer sie sich erinnerte.. Langsam aber sicher sah sie auch die anderen klarer. Sie waren wie in einem Kreis um sie herum geordnet. Da war Anelotte, so, wie sie sie im Hotel gesehen hatte, und König war dort, hinter ihm verschwommen sein Ghul. König und Anelotte waren am deutlichsten, detailreich. Aber auch der Primogen war da, Ferdinand. Dann war da noch ein Schatten. Er hatte nur grob die Kontur eines Menschen, aber sie wusste wer es war. Er gehörte zu ihnen. Trapper war sein Name.

Fünzehn bis dreisig Minuten durchdrangen Julia diese Bilder und auch dieses lauernde Etwas, was bei der Bibliothek zu spüren war, hatte Einzug in die Bilder genommen als begleitendes Gefühl. Sie musste mit den anderen dort hin. Es gab keinen anderen Weg. Sie mussten es tun.

Ihre Hände hatten wie immer getan, was sie tun mussten, während die Bilder ihr Hirn fluteten. Jetzt lagen sie wieder still. Und Julia stöhnte auf, denn das erste Mal fuhr jetzt der Schmerz so richtig durch ihren Körper. Das war der Preis für die Bilder, der Preis für das Wissen. Und doch hatte sie keine Wahl gehabt. Sie wusste es.

Sie musste ihren Primogen aufsuchen. Dringend. Bevor die Schmerzen sie noch ausser gefecht setzten. Still packte sie ihre Tasche wieder zusammen, während der Schmerz vorrübergehend zu etwas dumpfen wurde. Dieses Stechen im Kopf blieb, es verschwand nicht. Aber die Wellen ließen sie jetzt in ruhe. Vorerst. Noch. Doch wie lange?

Sie fuhr jetzt direkt zum Hotel und machte sich sofort auf zu der Suite ihres Primogens. Was sollte sie ihm nur sagen, wie konnte sie ihn überzeugen?
 
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