[31.04.04] Eine Frage des Blutes (2 Versuch)

Bei den alten Griechen hieß es, das Ambosia der Labsal der Götter war.

Sie lagen falsch!

Das Ganze hatte etwas von einem lang andauernden Orgasmus, der aus dem Genuss eines Lieblingsgetränks hervorging.
Nur das Ganze mal Tausend potenziert!
Trotzdem gab er sich Mühe, vorsichtig zu sein, aber es lief doch ein wenig heftiger als gedacht.
Er wollte an Junkies denken, die sich ihren Stoff in die Venen jagten, doch immer wieder kam eine kleine, rote Woge Glück.

Er konnte Dinge sehen, Bilder aus der Vergangenheit. Glückliche Erinnerungen!

Da riss er sich los!
Er verweilte ein paar Sekunden in einigen Zentimetern Abstand, dann fuhr er vorsichtig mit der Zunge über die Bisswunde.
Er blickte kurz zu Meyye, und richtete sich dann auf.

"Puh, das hatte ich seit meinem Kuss nicht mehr....Echt harte Nummer!"

Er wirkte leicht verunsichert.
Hatte sich seine Sicht auf die Gangrel verändert?
Wirkte sie jetzt großartiger für ihn.
Er wusste es nicht.
 
Womöglich spürt er sogar, wie sie die Hände zu Fäusten ballt, Ausdruck ihres inneren Kampfes, sich nicht davonschwemmen zu lassen und den Halt zu verlieren. So sehr sie ihm auch vertraut, das hätte sie schon gerne unter Kontrolle, sonst könnte sie sich gar nicht mehr im Spiegel ansehen. Hat er nicht schon genug? Müßte er nicht jetzt aufhören? Oder soll sie ihm noch ein klein wenig lassen? Ein klein wenig nur...

Es bleibt ungewiß ob sie sich hätte losreißen können, denn er tut es zuerst. Hör nicht auf! schreit das Tier und rasselt an den Ketten, genauso verwirrt durch diese unnatürliche Gabe wie Meyye selbst. Denn letztlich, wenn er nicht aufhören würde, wäre es ihr und ihres Tieres Tod, den es sonst so vehement zu verhindern sucht. Sie sieht ihn an und läßt schließlich den Arm sinken, als auch die Bißwunde verschwunden ist. "Ja, kannste laut sagen." stimmt sie ihm aus der Erfahrung von vor ein paar Minuten heraus zu.

Auch sie beäugt ihn mit eigentümlicher Neugier, fragt sich ob sich schon etwas verändert hat und ob sie das überhaupt bemerken würde... lauscht in sich, vergleicht den Viktor von jetzt mit dem Viktor von bevor dem 'Drink', und kann eigentlich keine großen Unterschiede feststellen. Sie zuckt die Schultern. "Naja, ist nur der erste Schritt... gemocht hab ich dich schon vorher, das geht vielleicht unter. Würd sagen, morgen sehen wir weiter." Beim zweiten Schritt.
 
"Hm, geht mir genau so!
Im Augenblick bemerke ich auch nichts, was anders wäre!
Also, wir sehen uns dann morgen Nacht wieder hier!"

Er trat auf sie zu und reichte ihr die Hand.
Wie für ein Versprechen!
Wie für einen Pakt!
 
Es ist auch ein Pakt. Einer den sie schon länger haben, weil er sich irgendwie so entwickelt hat, und dem sie nur zusätzliche Festigkeit geben wollen. Sie nimmt seine Hand und drückt sie, nickt dabei. "Bis morgen." sagt sie nur (aber es genügt). Dann läßt sie los, geht zwei Schritte rückwärts, dreht sich um und geht wieder in den Wald hinein... bald nur nicht einmal mehr eine erkennbare Silhouette, gänzlich mit der Nacht verschmolzen.
 
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