AW: [30.05.06] Rumlungern
Und noch jemand kommt heute nacht ins Mexican, aus den üblichen Gründen. Den für sie üblichen Gründen, also nicht Tanz, Drinks und Flirt sondern eher Tanz und Flirt mit den Drinks... oder so ähnlich. Letztlich läuft es auf Nahrungsaufnahme hinaus... nach Tanzen ist ihr heute nicht. Jetzt, wie schon im Zug, wo sie recht schweigsam gewesen ist, kommt ihr immer wieder das Gesicht dieses Mädchens in den Sinn, spielt sich immer wieder die Sequenz vor ihrem inneren Auge ab. Der eingedrückte Brustkorb, die mühsamen Atemzüge, der Blick.... hätte sie es einfach tun sollen? Ihr Blut geben und hoffen, dass es funktioniert? Einen Ghul erschaffen, einfach so? Ihr Leben vielleicht genauso nachhaltig zu zerstören wie sie es getan hat, indem sie eben nichts getan hat? Damned if you do, damned if you don't. Damned anyway.
Und das ist der Zeitpunkt wo sie, längst schon im Tanztempel angekommen, sich bewußt wird, dass sie eigentlich gar nicht mehr trinken will. Sie kann kein Blut mehr sehen. Sie hasst das Gefühl der Ekstase, wenn sie einen der Lebenden seines Lebens beraubt, und wenn es nur ein Teil ist. Heute jedenfalls... denn heute ist ihr Hunger nur sehr gering. Sie weiß selbst gut genug, dass sich das Gefühl nicht halten wird. Aber welcher Zustand ihr besser (oder: weniger) gefällt, weiß sie nicht. Damned if you do...
Nachdem sie ein wenig durch die Disco geirrt ist, setzt sie sich schließlich in irgendeine Ecke. Lauter Gesichter, an die sie sich lieber nicht erinnern würde, stürmen vor ihrem geistigen Auge vorbei. Das Mädchen... der Wachmann im Fomorer-Labor... die Frau, die nach ihrer Verwandlung ihrem Hunger zum Opfer fiel. Damned anyway.